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Die 15-Minuten-Stadt: Das steckt hinter der Idee

15 minuten stadt
Foto: CC0 / Pixabay / Skitterphoto

In einer 15-Minuten-Stadt sind Autos nicht mehr notwendig: Dort lässt sich alles, was du brauchst, innerhalb einer Viertelstunde erreichen. Wie dieses Konzept die Lebensqualität und das Klima verbessern kann, erfährst du hier.

Stell dir vor, du trittst aus deiner Haustür hinaus auf die Straße und alles was du brauchst, kannst du in gerade einmal 15 Minuten per Fuß, Fahrrad oder den Öffis erreichen. Egal ob Kindergarten oder Büro, Bio-Supermarkt oder Apotheke, Sportplatz oder Café – alle Dinge des täglichen Bedarfs sind nur eine Viertelstunde von dir entfernt.

Das würde nicht nur eine Menge Zeit sparen, die ansonsten für lange Anfahrtswege draufginge, sondern auch einen Großteil des motorisierten Verkehrs überflüssig machen, was der Umwelt, dem Klima und der Lebensqualität zugute käme. In so einer sogenannten „15-Minuten-Stadt“ ließe es sich also sehr gut leben.

Die 15-Minuten-Stadt ist ein Konzept in der Stadtplanung, das gerade Fahrt aufnimmt. Im Kern beinhaltet es Überlegungen, Strategien und Maßnahmen, Städte durch die Dezentralisierung von Dienstleistungen wieder lokaler zu machen. Das heißt: Eine gute Infrastruktur mit einer Fülle an verschiedenen Angeboten soll nicht allein den Innenstädten vorbehalten, sondern auch in jedem einzelnen Stadtviertel vorhanden sein.

Woher kommt die Idee der 15-Minuten-Stadt?

Paris ist auf dem Weg, eine 15-Minuten-Stadt zu werden.
Paris ist auf dem Weg, eine 15-Minuten-Stadt zu werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / Paul_Henri)

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt formulierte Carlos Moreno von der Pariser Sorbonne-Universität erstmals 2016. Sein Ziel damit war es, die Stadt an die Bedürfnisse ihrer Bewohner:innen anzupassen und so die Lebensqualität von Menschen auch in dicht besiedelten Ballungsräumen zu verbessern. Das 15-Minuten-Stadtmodell soll genau das erreichen können, indem es Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheits-, Bildungs- und Kultureinrichtungen schnell und ohne Auto erreichbar macht. 

Ähnliche Ansätze gab es übrigens schon vor 2016:

Im Kontext der Corona-Pandemie zeigte sich, wie bedeutsam eine lebendige Gestaltung von Nachbarschaften und eine gute Infrastruktur innerhalb dieser ist: Lockdowns und Ausgangssperren haben viele Menschen dazu veranlasst, weniger zu reisen und mehr Zeit in ihrer unmittelbaren Umgebung zu verbringen. Vielerorts kam dadurch zum Vorschein, dass es Nachbarschaften sowohl an vielen Dienstleistungsangeboten als auch an öffentlichem Raum mangelt, in dem sich Menschen in ihrer Freizeit gern aufhalten. 

Infolgedessen griffen viele Städte und Kommunen das Konzept der 15-Minuten-Stadt auf. Besonders prominent tat dies 2020 Anne Hidalgo im Rahmen ihrer Kampagne zur Wiederwahl als Bürgermeisterin von Paris. Die Politikerin möchte in jedem Arrondissement der französischen Hauptstadt autarke Gemeinden fördern, in denen Lebensmittelgeschäfte, Parks, Cafés, Sportanlagen, Gesundheitszentren, Schulen und sogar Arbeitsplätze nur einen Spaziergang oder eine Fahrradtour entfernt sind. 

Warum ist eine 15-Minuten-Stadt notwendig?

Autos verstopfen die Städte und wirken sich negativ auf Gesundheit und Klima aus.
Autos verstopfen die Städte und wirken sich negativ auf Gesundheit und Klima aus.
(Foto: CC0 / Pixabay / 652234)

In einem Beitrag stellen Carlos Moreno und weitere Forschende das Konzept der 15-Minuten-Stadt vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen von Städten vor.

Den Wissenschaftler:innen zufolge gehen viele dieser Herausforderungen auf den massenhaften Einzug von Autos in die Städte zurück: Diese hätten zu anhaltenden negativen Auswirkungen sowohl auf die biologische Vielfalt als auch auf die Lebensqualität geführt.

  • So sei beispielsweise mit Verkehrsstaus nicht nur Stress, sondern auch eine Luftverschmutzung verbunden.
  • Zudem hat das Auto zu einer Zersiedelung von Städten geführt: Sie weiten sich immer weiter aus und verdrängen dabei Grünflächen, Wälder und Ackerland.
  • Die Pandemie habe außerdem zutage gefördert, dass Städte in ihrer jetzigen Form nicht in der Lage seien, ihren Bewohner:innen auch in Krisenzeiten den Zugang zu allen notwendigen Ressourcen zu ermöglichen.

Daher sei ein radikales Umdenken in der Gestaltung des städtischen Raums notwendig. Die Forschenden schlagen dazu das Modell der 15-Minuten-Stadt vor: einer Stadt, in der sich alle notwendigen Dienstleistungen auf kurzen Wegen erreichen lassen.

Wie sieht eine 15-Minuten-Stadt aus?

In 15-Minuten-Städten gibt es mehr Platz für Parks.
In 15-Minuten-Städten gibt es mehr Platz für Parks.
(Foto: CC0 / Pixabay / 27707)

Wie lässt sich eine solche 15-Minuten-Stadt schaffen? Einige Maßnahmen, die einzelne Städte bereits umsetzen und die weiter ausgebaut werden sollten, sind:

  • Verbesserung und Ausbau der Wegenetze für den Rad- und öffentlichen Nahverkehr: Zur Eindämmung der Pandemie haben viele Städte die Fahrradnutzung gefördert, indem sie temporäre oder langfristige Fahrradstraßen eingerichtet haben. Das hat positive Auswirkungen sowohl auf die Gesundheit als auch auf das Klima. Zudem ist man mit dem Fahrrad auf kurzen Strecken schneller unterwegs als mit dem Auto. Auch ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs kann dazu führen, dass weniger Autos notwendig wären – und es damit zu weniger Luft- und Lärmverschmutzung käme. 
  • Umverteilung des Raums: Wenn es weniger Bedarf für Autos gibt, steht mehr Nutzfläche für andere Dinge zur Verfügung. Während der Pandemie wichen bereits in einigen Städten Parkplätze temporär den Schanigärten. Doch auch langfristig ist es sinnvoll, in Nachbarschaften mehr Platz für Freizeitangebote und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs als für parkende Autos bereitzustellen. So steigt die Lebensqualität in den Vierteln, wodurch ihre Bewohner:innen weniger Anlass sehen, (mit dem Auto) anderswohin zu fahren. Eine Option, um den Parkraum zu verringern, sind beispielsweise Quartiersgaragen. Ein Berliner Kiez ging sogar noch weiter und strich im Rahmen eines Modellprojekts 400 private Parkplätze. Auch weitere Städte wie Barcelona und Ljubljana machen vor, wie eine autofreie Innenstadt aussehen kann. 
  • Durchmischung des Raums: Damit kurze Wege überhaupt möglich sind, ist eine nutzungsdurchmischte, kompakte Stadtstruktur wichtig. Das heißt, dass Wohnen, Arbeiten und Freizeit enger miteinander verknüpfbar werden. Das Weiterbestehen von Homeoffice-Optionen spielt dafür eine Rolle. Auch könnten Arbeitgeber:innen dezentralisierte Satellitenbüros einrichten, damit die Mitarbeitenden nicht so lange pendeln müssen. Wenn zukünftig Neubauten entstehen, müssten diese ebenfalls verschiedene Nutzungsarten möglich machen: In ihnen wären dann nicht nur Büros untergebracht, sondern auch Wohnungen und sogar Kindergärten. Einige solcher Bauten sind bereits durch Baugruppen entstanden. 

Fazit: Auf dem Weg zu 15-Minuten-Stadt

In einer 15-Minuten-Stadt könnte dein Morgen entspannter aussehen: Du musst nicht so früh aus dem Haus, denn dein Büro befindet sich neuerdings direkt um die Ecke. Einen Weg sparst du dir ganz, denn in dem multifunktionalem Gebäude ist nicht nur dein Arbeitsplatz untergebracht, sondern auch ein Kindergarten. 

Während der Mittagspause zieht es dich nach draußen in den Park, wo es ausreichend Sitzgelegenheiten gibt. Nach der Arbeit musst du noch einige Dinge besorgen, doch auch dafür sind keine weiten Strecken notwendig: Bäckerei und Apotheke liegen direkt nebeneinander. Deine Freizeit verbringst du gerne im Nachbarschaftscafé, wo morgens Kaffee und Kuchen und nachmittags Sprach- oder Töpferkurse angeboten werden. Abends findest du besser in den Schlaf, denn Verkehrslärm zieht kaum mehr von der Straße zu deinem Fenster hoch. 

Das alles klingt zu schön, um wahr zu sein? Tatsächlich kann die Umwandlung einer Großstadt in eine 15-Minuten-Stadt nicht von heute auf morgen geschehen. Doch die Ansätze sind da und befinden sich bereits in der Umsetzung. Wie weit deine eigene Stadt schon auf dem Weg zu einer 15-Minuten-Stadt vorangekommen ist, kannst du mit dem 15-Minuten-Stadt-Tool herausfinden. 

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: The 15-Minute-City: How Real Can It Be?

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