Utopia Image

Ethoxyquin: So kommt das Pestizid in Fische

Ethoxyquin
Foto: CC0/pixabay/Shutterbug75

Ethoxyquin ist eine Chemikalie, mit der Lebensmittel eigentlich nicht behandelt werden dürfen. Hier liest du, warum sie bei gerade im Bezug auf Fisch noch immer ein Thema ist.

Ethoxyquin ist ein künstlich hergestelltes Antioxidans. Es verhindert beispielsweise, dass Fette durch den Sauerstoff in der Luft schnell verderben.

In Tierfutter wie Fischmehl ist Ethoxyquin noch ein gebräuchlicher Zusatz (E324). 

  • Greenpeaceerklärt, dass der Zusatzstoff die Fettsäuren und fettlöslichen Vitamine im Futter stabilisiert. Das Fischmehl übersteht so problemlos lange Transporte und Lagerzeiten.
  • Fischmehl hat zudem die Eigenschaft, sich leicht selbst zu entzünden – auch davor schützt Ethoxyquin.

Die kommerzielle Fischzucht setzt in ihren Aquakulturen häufig Futter auf der Grundlage von Fischmehl ein. Der WWF berichtet, dass etwa 90 Prozent des Lachses in unseren Supermärkten aus solchen Anlagen stammen.

Der Zusatz von Ethoxyquin im Fischfutter ist umstritten. Das Antioxidans und seine Abbauprodukte können sich im Fleisch der Speisefische anlagern. Somit gelangt die Chemikalie in die Nahrung. Forschungen geben Hinweise darauf, dass Ethoxyquin Krebs verursachen und die Leber schädigen kann.

So bedenklich ist Ethoxyquin für die Gesundheit

Ethoxyquin ist häufig in Fischfutter enthalten.
Ethoxyquin ist häufig in Fischfutter enthalten.
(Foto: CC0/pixabay/jonesthejones)

Einige Forscher*innen gehen davon aus, dass durch Ethoxyquin im Tierfutter ein Risiko für die Gesundheit besteht. Das genaue Ausmaß ist jedoch noch nicht abschließend erforscht.

  • Krebs und Leberschäden: Greenpeace zufolge deuten Studienergebnisse darauf hin, dass Ethoxyquin den Leberstoffwechsel beeinflussen oder Krebs verursachen kann.
  • Schäden an Niere und Schilddrüse: Laut Greenpeace lassen Tierversuche den Schluss zu, dass Ethoxyquin auch die Funktionen von Niere und Schilddrüse beeinträchtigen könnte.
  • Wie Ethoxyquin das Erbgut von Menschen oder Tieren verändert, ist noch umstritten. 

Der Stoffwechsel der Tiere verdaut das Ethoxyquin zwar teilweise, es bleiben aber verschiedene Abbauprodukte zurück. Diese Stoffe sowie Ethoxyquin selbst lassen sich im Fleisch der Tiere nachweisen. Nimmt ein Mensch diese Tiere als Nahrung zu sich, nimmt er also auch diese Stoffe auf. 

Forscher*innen untersuchen, ob nur einzelne Abbauprodukte gesundheitsschädlich sind oder die ganze Gruppe, also Ethoxyquin mitsamt seinen Abbauprodukten.

  • Eine wissenschaftliche Expertise im Auftrag von Greenpeace kommt zu der Einschätzung, dass eine langfristige Belastung durch hohe Konzentrationen von Ethoxyquin in Lebensmitteln auch zu einer Gesundheitsgefährdung des Menschen führen kann. Auch eine krebserzeugende Wirkung könne man nicht ausschließen. 
  • Die Untersuchungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weisen nur darauf hin, dass das Abbauprodukt Ethoxyquin-Chinonimin schädlich ist. Für die Risiken durch Ethoxyquin selbst konnte die Studie keinen Nachweis erbringen.

    Ethoxyquin und die Aquakultur

    Untersuchungen weisen in Speisefischen eine oftmals bedenklich hohe Belastung mit Ethoxyquin nach. Dabei verwenden die Studien den Grenzwert für Ethoxyquin bei Fleisch. Ob dieser auch für Fisch sinnvoll ist, ist nicht geklärt. Kritisch bewerten Studien außerdem die Abbauprodukte von Ethoxyquin, die sich im Muskelfleisch der Fische ablagern können. Greenpeace mahnt an, dass auch für die Abbauprodukte Richtwerte notwendig seien.

    Greenpeace warnte schon 2016 vor Ethoxyquin in Lachs aus Aquakultur. Fische, die aus konventioneller Aquakultur stammen, waren besonders oft belastet – wahrscheinlich weil sie mit Fischmehl gefüttert wurden.

    • 32 von 38 Fischproben aus konventioneller Aquakultur lagen deutlich über dem zulässigen EU-Grenzwert für Fleisch. Eine Lachs-Probe überschritt ihn um mehr als 17-fache.
    • Bis auf eine Ausnahme lagen alle Bio-Produkte unter dem Grenzwert.

    Ethoxyquin im Fischfutter – eine Gesetzeslücke

    Frei lebende Fische sind kaum mit Ethoxyquin belastet.
    Frei lebende Fische sind kaum mit Ethoxyquin belastet.
    (Foto: CC0/pixabay/SteenJepsen)

    Ethoxyquin gilt seit längerem als bedenklich für die Gesundheit. Für Lebensmittel gilt ein Verbot des Antioxidationsmittels. Das bedeutet, dass Ethoxyquin nicht in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommen darf. Auf dem indirektem Weg – über Tierfutter – können aber trotzdem mit Ethoxyquin belastete Lebensmittel auf den Tisch gelangen. Die Verordnungen für Tierfutter sind in dieser Hinsicht nicht eindeutig.

    • 2012 – Die EU stufte Ethoxyquin als gefährliche Chemikalie ein und verbietet den Einsatz als Pestizid.
    • 2014 – Die EU gab für eine Reihe von Nahrungsmitteln einen Ethoxyquin-Richtwert vor. Dieser Rückstandhöchstwert von 50 Mikrogramm pro Kilogramm gibt die Konzentration von Ethoxyquin je Kilogramm Fleisch an. Bis zu diesem Wert gilt die Menge für Menschen als unbedenklich. Allerdings fehlt Fisch auf dieser Liste und damit besteht kein verbindlicher Richtwert für Speisefisch.
    • 2015 – Die europäische Gesundheitsorganisation EFSA untersuchte die gesundheitlichen Risiken, die von Ethoxyquin im Tierfutter ausgehen können. Die vorhandenen Daten reichten jedoch nicht aus, um eine abschließende Einschätzung zu erstellen. 
    • 2017 – Die EU setzte die bestehende Zulassung für Ethoxyquin in Tierfutter vorsorglich aus. Bis März 2020 galt allerdings eine Übergangsfrist, das heißt: Bis dahin konnte Tierfutter mit dem Stoff noch verkauft werden. 
    • 2020 – Eigentlich sollte das Verbot 2020 in Kraft treten. Doch laut dem EU-Abgeordneten Klaus Bucher wird es nochmal überprüft, wegen einer von der Nahrungsmittelindustrie angefertigten Studie.

    Wie du Ethoxyquin aus dem Weg gehst

    Fisch gilt zwar als gesünder als Fleisch, jedoch solltest du auch hier nicht zu oft zugreifen. Greenpeace sieht kein wesentliches Gesundheitsrisiko, wenn du ein- bis zweimal in der Woche Fisch isst. Mit wild gefangenen Fischen wie Wildlachs oder Fischen aus der Biozucht verringerst du das Risiko weiter. Mit Rücksicht auf die Fischbestände sollten wildlebende Fische wie Wildlachs nicht jede Woche auf deinem Speiseplan stehen.

    Die Verbraucherzentrale empfiehlt Fisch mit einem Biosiegel, etwa dem EU-Biosiegel oder denen von Naturland und Bioland. Naturland beispielsweise begrenzt die Menge an Fischmehl in der Bio-Aquakultur. Nur für Lachs oder Forelle, die weniger gut mit pflanzlichen Alternativen auskommen, sind insgesamt bis zu 30 Prozent Fischmehl und Fischöl im Futter erlaubt.

    Greenpeace gibt dir mit seinem Fischratgeber Tipps für den nachhaltigen Fischkauf. Die Ampelfarben signalisieren, ob ein Fisch generell empfehlenswert ist. Zusätzlich erhältst du Informationen über die Herkunftsländer und Fangmethoden. 

    Die möglichen gesundheitlichen Risiken durch Ethoxyquin sind nur ein zusätzlicher Grund, warum du Fisch aus konventionellen Aquakulturen möglichst selten kaufen solltest. Andere Gründe sind ebenfalls wichtig:

    • Der WWF berichtet, dass der Platzmangel in den Käfigen die Fische stresst. Sie sind anfällig für Krankheiten oder Parasiten. Deswegen ist das Futter mit Chemikalien und Antibiotika versetzt.
    • Greenpeace ergänzt, dass die Futterreste oder die Ausscheidungen der Fische durch die Käfignetze auf den Meeresboden sinken. Damit können die Stoffe in die Meere und die Umwelt gelangen.

    In der Expertise weist Greenpeace darauf hin, dass Fischmahlzeiten nicht die einzige Quelle für Ethoxyquin sein können. Andere tierische Produkte wie Fischöl oder tierische Fette könnten unter Umständen Rückstände von Ethoxyquin enthalten. Ebenfalls besteht in der EU eine Ausnahmeregelung für Paprika- und Chilipulver. Die Gewürze können mit dem Antioxidans behandelt sein. Das gilt auch für Äpfel und Birnen. Ethoxyquin ist erlaubt, um die Schalen vor Fäulnisbakterien zu schützen. Jede für sich mag unbedenkliche Mengen enthalten. Isst du jedoch solche Lebensmittel häufig, können sich die Mengen addieren.

    Weiterlesen auf Utopia.de:

    ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

    Gefällt dir dieser Beitrag?

    Vielen Dank für deine Stimme!

    Verwandte Themen: