Externe Effekte umschreiben Kosten, die Unternehmen verursachen, aber nicht bezahlen müssen. Dazu zählt auch die Belastung der Umwelt. Ökonomen kennen den Effekt schon lange – und es gibt Lösungen.
Durch externe Effekte entsteht eine Situation in der Volkswirtschaft, bei der Staaten regulierend in Unternehmensabläufe eingreifen. Das passiert in Bereichen der Wirtschaft, in denen Unternehmen nicht für alle Kosten aufkommen, die sie selbst verursacht haben. Die natürliche Regulierung für den Marktpreis funktioniert nicht, deswegen müssen Staaten eingreifen. Ein Beispiel:
- Eine Fabrik leitet Schadstoffe in einen Fluss. Die Kosten für die Wasserreinigung entstehen in der Kläranlage der Gemeinde.
- Damit sind es für die externe Kosten, die sie zunächst einmal nicht selbst zahlt.
- Die Gemeinde betriebt die Kläranlage mit Steuereinnahmen, dadurch tragen alle Bewohner der Gemeinde diese externen Kosten, obwohl sie nichts mit der Wasserverschmutzung aus der Fabrik zu tun haben.
- Erst wenn die Gemeinde dem Fabrikbesitzer die Kosten für die Kläranlage in Rechnung stellt, zahlt er für die entstandenen Kosten. Aus den externen Kosten sind dann interne Kosten der Fabrik geworden.
Solche Situationen beobachtete der Ökonom Arthur Cecil Pigou vor rund 100 Jahren zur Zeit der industriellen Revolution.
- Er formulierte in seiner These, dass externe Effekte zu Lasten von „unbeteiligten Dritten“ gehen, meistens den Steuerzahlern. Das Beispiel der Wasserverschmutzung beschreibt einen negativen externen Effekt.
- Er erkannte aber auch positive externe Effekte oder Vorteile: Hierzu zählt beispielsweise die Grundlagenforschung von Firmen. Ihre Forschungsergebnisse können der Allgemeinheit zugute kommen. Weitere Beispiele sind Gemeindegärten oder Spielplätze.
Sowohl für positive als auch negative Effekte übernimmt zunächst einmal der Staat die anfallenden Kosten, die er in der Regel über Steuereinnahmen finanziert. Positive externe Effekte dienen dem Wohlstand und der Lebensqualität der Bevölkerung, dagegen sind die externe Kosten eine Belastung.
Externe Effekte – so teuer ist die Umweltzerstörung tatsächlich
Für Deutschland beziffert das Umweltbundesamt die Umweltkosten, die 2016 durch Treibhausgase entstanden sind, auf 164 Milliarden Euro – das entspricht etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3.134 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu nennt das Umweltbundesamt den sogenannten „Stern Report“ von 2006, nach dem sich die weltweiten Kosten des Klimawandels schon auf 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung (BIP) beliefen.
- Die externen Kosten ermittelte das Umweltbundesamt mithilfe von Kostensätzen. Die Fachleute bewerteten verschiedene Ereignisse, die der Klimawandel verursacht hat. So errechneten sie den Wert der Ernteausfälle sowie von Schäden an Gebäuden, Eigentum oder Ökosystemen.
- Eine Tonne CO2-Emission verursacht demnach Umweltschäden im Wert von 180 Euro. Multipliziert man die CO2-Emissionen von 909 Millionen Tonnen mit dem Kostensatz, ergeben sich die genannten Umweltkosten.
Anhand der Umwelt-Kostensätze für Strom und Heizungen kannst du deine echten Energiekosten errechnen. Der Kostenaufschlag macht dadurch Strompreise aus fossilen Quellen mit erneuerbaren Energien vergleichbar.
- Braunkohle ist die teuerste Energiequelle mit 0,21 Euro pro Kilowattstunde Strom, Erdöl mit 0,20 Euro, Steinkohle mit 0,19 Euro und Erdgas mit 0,09 Euro. Wind- oder Solarenergie erhalten geringe Aufschläge, hauptsächlich durch Herstellung und Transport.
Externe Kosten entstehen nicht nur durch Treibhausgase, sondern zum Beispiel auch durch Atomkraftwerke:
- Greenpeace errechnet in einer Studie von 2010, dass Strom aus Atomkraftwerken bis zu 2,70 Euro pro Kilowattstunde teurer wäre und damit nicht wettbewerbsfähig, wenn die Unternehmen keine Unterstützung vom Staat erhalten würden.
- Zusätzlich zu den staatlichen Subventionen, die sich auf 0,4 Euro pro Kilowattstunde belaufen, rechnet Greenpeace hier weitere externe Kosten hinzu. Beispielsweise muss der Staat einen großen Teil der Kosten für die Atommüll-Lager tragen.
Externe Effekte – das Verursacherprinzip stellt es wieder richtig
Externe Kosten oder auch gesellschaftliche Kosten sind naturgemäß kein wünschenswerter Zustand für die Mehrheit. Sie führen zu einem ungleichen Wettbewerb im Markt. Unternehmen, die externe Kosten verursachen, haben einen Kostenvorteil, vor allem, wenn ihre Mitbewerber ihre verursachten Kosten vollständig selbst decken müssen. Weitere Nachteile:
- Unternehmen haben keine Motivation, die Umweltbelastung, die sie verursachen, zu senken.
- Die Preise der Produkte sind zu niedrig und geben den Kunden einen falschen Anreiz, sie zu kaufen.
- Der Wettbewerb ist verzerrt. Innovative Produkte, die besser für die Umwelt sind, können nicht konkurrieren, weil sie mit Produkten in Wettbewerb stehen, deren Preis zu niedrig ist.
- Du als Konsument hast nicht alle notwendigen Informationen, um dich für das richtige Produkt entscheiden zu können.
Die Lösung: Die Unternehmen mit den Kosten belasten, die sie verursacht haben.
- Ein Unternehmen, das die Kosten seiner Schäden bezahlen muss, schlägt sie als zusätzliche Belastung auf den Verkaufspreis auf.
- Die Kosten für Umweltschäden wären dann Teil des Kaufpreises.
- Du als Verbraucher kannst dadurch objektiv im Preisvergleich erkennen, welches Produkt günstiger für die Umwelt ist.
Sind die Kosten der Umweltschäden, zum Beispiel in den Preisen von Strom, Fahrzeugen, Treibstoff oder Transport einkalkuliert, haben nachhaltige Produkte einen natürlichen Vorteil. Dann ist Strom aus erneuerbaren Energien oder Ökostrom wirklich günstiger als Strom aus fossilen Energieträgern. Die vermeintlich günstige Flugreise ist nun teurer als der Urlaub in Deutschland.
Externe Effekte – Steuern können es regeln, aber nicht immer
In den meisten Fällen verrechnen Staaten externe Kosten durch Steuern und Abgaben an die Unternehmen. Diese Steuern sind als „Pigou-Steuern“ bekannt. Unternehmen zahlen zum Beispiel Umwelt-Abgaben, wenn sie Wasser verschmutzen oder über Schornsteine Schadstoffe an die Luft abgeben.
Staaten haben nur die Steuerhoheit in ihrem eigenen Land. Herstellende Unternehmen, die einen Sitz im Ausland haben, zahlen diese Umweltsteuern also häufig nicht. Die Steuer kommt als Aufschlag auf den Endkundenpreis dazu. Jeder, der die Ware im Inland kauft, entrichtet somit die Steuer.
- Energie- und Stromsteuer
- Steuer auf Benzin und Dieselkraftstoff
- Tabaksteuer
Am Beispiel der Steuerbegünstigung für Diesel wird deutlich, dass Staaten durch Subventionen in falsche Richtungen steuern können:
- Das Umweltbundesministerium rechnet in seiner Aufstellung der umweltschädlichen Subventionen vor, dass im Jahr 2012 die Steuervergünstigung für Diesel 7,4 Millionen Euro an Steuereinnahmen gekostet hat.
- Diese Summe fehlt an anderer Stelle, etwa für Maßnahmen, um die Klimaschutzziele voranzutreiben.
- Den Verbrauchern suggerieren die zu niedrigen Kraftstoffpreise, dass ein Auto mit Dieselantrieb im Unterhalt günstig sei.
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