Fahrradurlaub in Deutschland ist eine besonders nachhaltige Form von sanftem Tourismus. Dazu kommt: Wer radelt, hält sich fit, ist in der Natur und lernt bei niedrigem Reisetempo die Urlaubsregion besonders intensiv kennen.
Was für Fahrradfans nach „einfach aufsatteln“ klingt, ist für Einsteiger:innen nicht ganz so einfach. Worauf kommt es beim Fahrradurlaub in Deutschland oder im Ausland an? Hier erfährst du, welches Rad geeignet ist, wie du das Gepäck transportierst, wo du übernachtest und welche Routen sich für Anfänger:innen eignen.
Fahrradurlaub: nicht immer nachhaltig
Wer radelt, der schont die Umwelt, oder? Wenn die Radreise direkt vor der Haustür startet, dann ist das sicherlich so. Meist findet der Fahrradurlaub jedoch nicht gerade dort statt, wo wir schon tagtäglich radeln und so muss das Fahrrad zum Reiseziel transportiert werden. Nicht selten geschieht dies mit dem Flugzeug. Eine Radreise durch ferne Länder ist sicher etwas ganz Besonderes, hat jedoch mit nachhaltigem und ökologischem Urlaub aufgrund der Anreise mit dem Flugzeug gar nichts zu tun.
Wer den Fahrradurlaub in Deutschland vor der Haustür beginnt, hat sich dagegen für eine der nachhaltigsten und ökologischsten Urlaubsvarianten entschieden, denn geringer kann der CO2 Fußabdruck eines Urlaubs kaum sein. Wer ökologisch korrekt mit der Bahn anreist, sollte gut planen, denn nicht in allen Zügen ist möglich, das Fahrrad mitzunehmen. Auch viele Fernbusse sind mit Fahrradträgern ausgestattet, sodass diese eine oft preiswertere Alternative zur Bahn darstellen.
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Bieten weder Bahn noch Bus die Möglichkeit der Fahrradmitnahme, so kannst du dein Fahrrad auch alleine auf die Reise schicken. Versandhändler wie Iloxx holen das Fahrrad an der Haustür ab und liefern es an die Urlaubsadresse.
Je nach Anbieter ist die Verpackung dabei inklusive oder muss gesondert bezahlt werden. Der reine „door to door“-Transport kostet dabei kein Vermögen.
Fahrradurlaub während Corona
Wer in Deutschland Fahrradurlaub macht, muss auch 2021 verschiedene Regelungen beachten. Es gelten Kontaktbeschränkungen und je nach Bundesland zusätzliche Maßnahmen. Wann Sehenswürdigkeiten, Hotels und Campingplätze eröffnen, unterscheidet sich ebenfalls von Bundesland zu Bundesland. Eventuell sind also zwischenzeitlich nicht alle der im Artikel vorgestellten Routen befahrbar. Urlaub in bestimmten Ländern ist eventuell nicht, oder nur unter bestimmten Bedingungen, möglich. Bitte informiere dich entsprechend, bevor du deinen Fahrradurlaub antrittst.
Welches Fahrrad ist geeignet?
Grundsätzlich kann mit jedem Rad losgeradelt werden, jedoch ist nicht mit jedem Modell alles möglich im Fahrradurlaub. Wer bisher nur seine Handtasche mit dem Cityrad ins Büro transportiert hat, wird unter Umständen einen stabileren Gepäckträger für sein Fahrrad brauchen. Und wer mit 3-Gangschaltung im Flachland gut zurecht kommt, wird damit bei größeren, längeren Steigungen und Gepäck sicher nicht ganz glücklich im Fahrradurlaub.
Es kommt also ganz darauf an, welche Tour du mit dem Fahrrad fahren möchtest, wie viel Gepäck du transportieren wirst und wie gut du selbst damit klar kommst. Das beste Fahrrad für deinen Fahrradurlaub nützt nichts, wenn du damit nicht komfortabel und sicher lange Strecken fahren kannst. Probiere daher ein neues Fahrrad ausgiebig aus – und das schon vor dem Fahrradurlaub.
Wenn du mit einem Veranstalter für Radreisen unterwegs bist oder ein Rad vom Fahrradverleih nutzt, kannst du keine ausgiebige Probefahrt machen. Jedoch kann es schon viel helfen, den eigenen Sattel mitzubringen oder einen Sattelüberzug mit Polsterungen auf den Sattel des Leihrades zu ziehen.
Wie transportiere ich das Gepäck?
Das Gepäck im Fahrradurlaub sollte nach Möglichkeit am Hinterrad befestigt werden, damit du die Gepäcklast nicht mitlenken musst. Je tiefer der Schwerpunkt des Gepäcks, desto angenehmer fährt es sich. Ein hoher „Gepäckturm zu Babel“ sieht auf dem Gepäckträger zwar wild und abenteuerlich aus, fährt sich aber auch so.
Weil du jedes Teil mit deiner Muskelkraft bewegen musst, solltest du dein Gepäck so klein und leicht wie möglich halten. Oft ist dies eine Frage des verwendeten Materials: Ein Schlafsack aus Bio-Seide wiegt bei gleicher Größe wesentlich weniger als einer aus Baumwolle. Und Freizeitschuhe aus Stoff fallen weniger ins Gewicht als solche aus Leder.
Hinzu kommen die unterschiedlichen Materialeigenschaften: Sportkleidung aus Merinowolle müffelt nicht so schnell wie Baumwolle. (Bitte aber nur Marken kaufen, die mulesingfreie Wolle verwenden.) Ein Seidenshirt trocknet fast in Sekunden, während ein Baumwollshirt auch nach einer Nacht noch zu nass sein kann, um eingepackt werden zu können.
Wer bereits im Alltag minimalistisch lebt, wird sich auch im Fahrradurlaub auf das Wesentliche beschränken können. Alle anderen tun dies spätestens, nachdem die ersten Schweißtropfen wegen Übergepäck geflossen sind. Wer nur Tagesgepäck transportieren möchte, wird bei Radreiseanbietern fündig, die für den Gepäcktransport während der Fahrradreise sorgen.
Fahrradurlaub: Wo übernachte ich?
Minimalisten schwören im Fahrradurlaub auf das Biwakieren; im Freien ohne Zelt oder sonstige temporäre Behausung zu nächtigen, ist jedoch zumindest in Deutschland nicht wirklich erlaubt. Auch wildes Campen ist beim Fahrradurlaub in Deutschland keine Option. Wenn du im Zelt schlafen möchtest, kannst du aber Campingplätze nutzen.
Das ökologisch korrektere Zelt ist aus Baumwolle. Jedoch wiegen solche Zelte selten unter 15 Kilogramm, weswegen sie für einen Fahrradurlaub ungeeignet sind. Der Schweizer Anbieter Spatz bietet konkurrenzlos leichte Baumwollzelte an, die mit Trekkingzelten aus synthetischen Materialien konkurrieren können. Ein modernes Baumwollzelt wiegt nur 3,5 Kilogramm.
Besonders komfortabel im Fahrradurlaub sind Gasthöfe und Hotels, nicht nur in Hinblick auf das stets trockene und meist bequeme Bett, sondern auch wegen des Reisegepäcks: Wer in festen Unterkünften schläft, spart sich Zelt, Isomatte und Schlafsack sowie die Campingküche.
Je nach Ausstattung und Preis von Campingplätzen können günstige Fremdenzimmer eine gute Alternative sein – insbesondere wenn man zu zweit in den Fahrradurlaub startet. Auch eine Möglichkeit: Minimalistischer Fahrradurlaub im Fahrrad-Wohnwagen.
Welche Routen eignen sich für Einsteiger?
Die Wahl der Urlaubsregion für den Fahrradurlaub bestimmt meist auch schon den Charakter der Reise. In den Alpen wird es kaum geeignete Strecken für „Genussradler mit Citybike“ geben und Mountainbiker fühlen sich an der Küste doch eher unterfordert. Wir stellen einige Routen für Einsteiger und Familien vor:
Fahrradurlaub: Radrouten entlang von Flüssen
Wer von der Quelle zur Mündung eines Flusses radelt, hat in der Regel wenige Steigungen zu bezwingen. Radwege entlang des Ufers sind meist komfortabel zu befahren, was Routen entlang von Flüssen ideal macht für Einsteiger:innen, Gelegenheitsradler:innen und Familien mit Kindern.
Unter fluss-radwege.de findest du eine große Auswahl an möglichen Strecken. Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele weitere Radwege entlang von Flüssen. Einige Beispiele:
Tagestour (ein bis zwei Tage): Der Nahe-Radweg ist zwar nur 128 Kilometer lang, bietet allerdings auf den ersten 50 Kilometern einige Steigungen. Wer es flach mag, steigt erst in Idar-Oberstein ein und folgt der Nahe bis zu ihrer Mündung in den Rhein. Tipp: in Bad Sobernheim befindet sich Deutschlands erster Barfußpfad entlang der Nahe. Er liegt direkt am Radweg und sorgt für außergewöhnliche Abwechslung im Fahrradurlaub.
Wochenendtour: Wer auf dem 410 Kilometer langen Neckartal-Radweg unterwegs ist, folgt dem Neckar von Villigen-Schwenningen aus bis nach Mannheim. Wie beim Nahe-Radweg gibt es im Oberlauf des Flusses bis Heilbronn noch einige Steigungen im Fahrradurlaub zu bezwingen.
Radfernweg: Die NiederRheinRoute bietet einen besonderen Superlativ: Mit rund 2000 Kilometern ist es Deutschlands größtes Radwandernetz, auf dem es sich in beliebigen Etappenlängen ganz ohne Steigungen einen ganzen Sommerurlaub lang austoben lässt.
Fahrradurlaub: Radrouten für Kinder
Wer mit Kindern in den Fahrradurlaub startet, sollte darauf achten, dass die Route zum Großteil auf vom Verkehr räumlich getrennten Radwegen verläuft. Ist dann auch noch das Rahmenprogramm abseits vom Fahrradsattel spannend, macht der Fahrradurlaub auch dem Nachwuchs mehr Freude.
Tagestour (ein bis zwei Tage): So macht Fahrradurlaub in Deutschland auch Kindern Spaß: Der Museumsradweg von Weil der Stadt nach Nürtingen beweist auf 52 Kilometern, dass Museen nicht langweilig sein müssen. Einige Beispiele hierfür sind das Puppenmuseum in Weil der Stadt, das Schulmuseum in Grötzingen, der römische Gutshof Villa Rustica in Nürtingen oder die Schlösser von Dätzingen, Mauren und Waldenbuch.
Wochenendtour: Wer an einem See entlang radelt, dem eröffnen sich regelmäßig Möglichkeiten, die heiß geradelten Füße im See abzukühlen oder an einer Badestelle für Erfrischung zu sorgen. Ein Beispiel dafür ist der etwa 50 Kilometer lange Radweg um den Starnberger See. Wer nur die Hälfte der Strecke von und nach Starnberg schafft, schippert gemütlich ab Seeshaupt mit dem Schiff zurück.
Radfernweg: Der Ostseeküsten-Radweg führt in 7980 Kilometern tatsächlich einmal rund um die Ostsee. Der Abschnitt in Deutschland beginnt oder endet an der Dänischen beziehungsweise Polnischen Grenze und lässt auf 1104 Kilometern genug Spielraum für individuelle Gestaltung. Den Nachwuchs wird sicherlich die Kombination von Strandurlaub und Radreise locken und auch Eltern baden schließlich gerne zur Erfrischung im Meer.
Viele weitere Ideen, Tipps und viele Radrouten für deinen Fahrradurlaub durch Deutschland stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) auf seiner neuen Webseite auch für Nicht-Mitglieder zusammen.
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