Fernwärme erfreut sich großer Beliebtheit. Ob zu Recht, wie nachhaltig sie ist und welche Vor- und Nachteile Fernwärme hat, erfährst du in diesem Artikel.
Heizen kostet unglaublich viel Energie. Nach Gas und Öl ist Fernwärme in Deutschland derzeit die drittbedeutendste Art zu heizen. Es gibt bundesweit rund 3.800 Fernwärmenetze und etwa 14 Prozent der deutschen Haushalte werden mittels Fernwärme versorgt. Aber was ist Fernwärme überhaupt?
Was ist Fernwärme?
Von Fernwärme spricht man, wenn Gebäude von einem Kraft– oder Heizwerk mit Wärme beliefert werden – also, wenn thermische Energie über ein Leitungsnetz von einer zentralen Energieversorgungseinheit zu den einzelnen Haushalten transportiert wird.
Die Energie in den Kraftwerken entsteht meist als Nebenprodukt der Stromerzeugung, es geht dort also nicht in erster Linie um Wärmeherstellung. Sie entsteht bei der Verbrennung von beispielsweise Erdöl, Kohle, Müll, Erdgas oder Biomasse.
Die dabei erzeugte Wärme erreicht durch Rohrsysteme die unterschiedlichen Haushalte. Wichtig sind hierbei KWK–Anlagen, die sogenannten Kraft–Wärme–Kopplung-Anlagen. Sie leiten die Wärme in Fernwärmenetze ein. Danach transportieren Verbundrohre die Wärme zu den Häusern. Sie sind sowohl für den ober– als auch unterirdischen Einsatz geeignet. Bei den Häusern angekommen, gelangt die Wärme über Wärmetauscher oder Übergabestationen in die Zentralheizung.
Dadurch benötigen die Haushalte keine eigenen Heizanlagen mehr. Der Schritt fällt weg, da ja direkt Wärme in den Häusern ankommt und beispielsweise nicht erst noch Öl zur Gewinnung von Wärme im eigenen Haushalt verbrannt werden muss.
Vorteile von Fernwärme
Fernwärme hat den Ruf, preisgünstig, umweltfreundlich und effizient zu sein. Hier siehst du die vielen Vorteile von Fernwärme im Überblick:
- Du benötigst keinen Heizkessel mehr. Auch Platz für die Lagerung von anderen Brennstoffen entfällt, da die Wärme bereits einsatzfähig ankommt. Der Raum, den die Übergabestation benötigt, ist sehr gering.
- Im Zusammenhang damit entfallen Kosten für Wartungsarbeiten und die Anschaffung eines Heizungskessels an sich.
- Umwandlungsverluste geschehen, bevor die Wärme bei dir ankommt, sie sind also im Preis schon enthalten. Das bedeutet, dass Wärme als Endprodukt zu dir kommt, während bei einer Gas- oder Ölheizung erst vor Ort im Heizungskessel Verluste entstehen. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass du mehr Gas oder Öl für die gleiche Menge Wärme benötigst.
- Fernwärme kann klimafreundlicher sein. Durch KWK–Anlagen hat man eine hohe Energieausbeute und Strom und Wärme werden in einem produziert. Ob Fernwärme nun aber klimafreundlich ist, hängt damit zusammen, welche Energieträger bei der Erzeugung der Wärme eingesetzt werden.
- Des Weiteren ist zu beachten, welche CO₂ -Emissionen dabei anfallen. Dienen erneuerbare Energien der Stromerzeugung, bei der dann die Wärme abfällt, ist das gut fürs Klima. Informationen darüber sind leider oft schwer zugänglich für Fernwärmekund:innen.
Fernwärmekosten können je nach Anbieter und Standort stark variieren. Grundsätzlich setzen sich Fernwärmepreise aus einem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde und einem Grundpreis pro Kilowatt angeschlossene Leistung zusammen. Der durchschnittliche Preis für Fernwärme liegt bei knapp zwölf Cent pro Kilowattstunde.
Man kann Fernwärme also als einigermaßen günstige Art zum Heizen bezeichnen, denn bei Öl- und Gasheizungen liegen die Preise inklusive der Anschaffungskosten vergleichsweise bei 13 bis 16 Cent je Kilowattstunde. Zusätzlich fördern einige Stadtwerke und Kommunen den Anschluss an das Fernwärmenetz. Eine Energieberatung bei der Verbraucherzentrale könnte dir hier weiterhelfen.
Nachteile von Fernwärme
Fernwärme hat jedoch nicht nur Vorteile. Folgendes solltest du bei einer Entscheidung auch bedenken:
- Auf den meist langen Transportwegen geht einiges an Wärme verloren.
- Viele Fernwärmekraftwerke nutzen fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl zur Energiegewinnung. Fernwärme aus erneuerbaren Energien hat eine deutliche bessere CO₂-Bilanz.
- Für Kund:innen ergeben sich einige Nachteile. Der Erste ist der, dass die Fernwärmenetze so gut wie immer ein lokales Monopol sind. Das bedeutet, dass Wettbewerb fehlt und der Wärmelieferant nicht gewechselt werden kann.
- Damit im Zusammenhang steht, dass der Preis für Fernwärme womöglich überdurchschnittlich teuer sein kann, wenn der Wärmelieferant sein Monopol ausnutzt. Als Monopol bestimmt der Lieferant allein die Preise. Diesbezüglich wurden allerdings bereits Reformen vom Verbraucherzentrale-Bundesverband gefordert, damit das in Zukunft nicht passiert.
- Außerdem ist der Entschluss zu Fernwärme beinahe endgültig. Man geht eine langfristige vertragliche Bindung mit dem Lieferanten ein.
- In dicht besiedelten Neubaugebieten ist ein Anschluss an ein Fernwärmenetz sehr sinnvoll. In Altbaugebieten ist es aber erst schwierig, da die alte Heizung ausgetauscht werden muss und das teuer ist.
- Schließlich ist Fernwärme hauptsächlich in Ballungsräumen rentabel und überhaupt erst verfügbar. Das rührt daher, dass viele Verbraucher:innen über kurze Strecken an das Fernwärmenetz angeschlossen sein sollen.
Anbieter für Fernwärme
Aktuell befinden sich die meisten Haushalte, die mit Fernwärme heizen, in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-Württemberg und Bayern. Geschätzt wird die Zahl der Anbieter in Deutschland auf 100, wobei die meisten Stadtwerke sind. Das bietet sich an, denn diese betreiben gleichzeitig die Kraftwerke und die Wärmenetze und liefern die Energie. Das erklärt auch, weshalb Fernwärmeanbieter meistens ein lokales Monopol haben – in Berlin zum Beispiel über Stadtwärme Berlin Vattenfall oder in München über die Stadtwerke München.
Wie passen aber die mehreren tausend Fernwärmenetze zu den 100 Anbietern? Das lässt sich so erklären: Manche Anbieter betreiben mehrere Netze, teils auch unterschiedlicher Größe – ein Netz wird aufgrund stärkerer Dichte in einem Teil des Ballungsraums als zweites Netz gezählt.
Aufgrund der lokalen Monopolstellungen kannst du dir als Kund:in den Wärmelieferanten leider nicht aussuchen. Ideal wäre es hier, diejenigen Anbieter zu unterstützen, die auf erneuerbare Energien setzen und nicht auf fossile Brennstoffe wie beispielsweise Gas.
Was ist ein kaltes Wärmenetz?
Neben Fernwärmenetzen existieren außerdem kalte Wärmenetze, auch kalte Nahwärme genannt. Sie kommen häufig in dicht bebauten Siedlungen vor.
Das Prinzip bei kalter Nahwärme ist ähnlich wie bei der Fernwärme: Abwärme aus der Industrie oder aus erneuerbaren Energien wie Geothermie wird an die Haushalte weitergeleitet.
Im Gegensatz zu Fernwärmenetzen kommen sie jedoch mit niedrigeren Temperaturen zwischen acht und 30 Grad Celsius aus. Fernwärmenetze bewegen sich bei der Vorlauftemperatur hingegen eher zwischen 70 und 110 Grad. Das bietet ein paar Vorteile:
- Aufgrund der niedrigen Temperaturen, die nur eine kleine Differenz zur Umgebungstemperatur aufweisen, fallen aufwendige Wärmedämmungen weg.
- Es geht weniger Wärme auf dem Weg verloren als bei Fernwärme.
- Teils kann sogar Wärme aus dem Boden aufgenommen werden.
- Für die Wärme in den Häusern sorgen dann dezentrale Wärmepumpen. Sie sind notwendig, um die entsprechende Temperatur für Warmwasser und die Heizung zur Verfügung zu stellen.
Ein kaltes Wärmenetz ist genau wie Fernwärme eine gute Option, wenn man nachhaltiger und klimaschonender heizen möchte. Beide Varianten lassen sich mit erneuerbaren Energien und so CO₂–frei betreiben. Das macht die zwei Arten von Heizsystemen also sehr relevant mit Blick auf die Wärmewende hin zu CO₂–freien Heizsystemen. Die Investitionskosten, die beim Anschluss an das Fern– und Nahwärmenetz anfallen, sowie für die Übergabestation und die Wärmepumpe, fallen außerdem ähnlich hoch aus.
Auch insgesamt unterscheiden sich die beiden Varianten als Heizsystem finanziell nicht stark.
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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