Gelée Royal, der besondere Futtersaft der Bienenkönigin, verspricht auch Hilfe für das Immunsystem und einen Anti-Aging-Effekt. Wirkung und Herstellung der Substanz sind jedoch umstritten.
Bei Gelée Royal handelt es sich um einen speziellen Futtersaft, mit dem Bienenvölker ihre Bienenkönigin versorgen. Auch für Menschen soll er ein ganz besonderes Nahrungsmittel sein: Die Werbung argumentiert, was einer Bienenkönigin ein langes Leben verleihe, könne auch für uns nicht ganz wirkungslos sein. Nur gibt es zu wenige fachliche Studien, um solche Aussagen zu belegen.
Sehr wohl medizinisch belegt ist dagegen, dass von Gelée Royal ein großes Allergierisiko ausgeht. Außerdem kommt oftmals verunreinigtes Gelée Royal in den Handel. Die Verbraucherzentrale warnt vor Chemikalien und gesundheitsgefährdende Pflanzenstoffe in Produkten, die Gelée Royal enthalten.
Gelée Royal – das besondere Futter der Bienenkönigin
(Foto: CC0/pixabay/abidbh6)
Gelée Royal ist das Futter, mit dem Honigbienen ihre Königin füttern. Es wird von Ammenbienen hergestellt, die Honig und Blütenpollen mit bestimmten Enzymen aus ihren Drüsen versetzen. Erst dieser spezielle Futtersaft macht den Unterschied in der Entwicklung der Larven aus: Die Larve, die ihn zu sich nimmt, entwickelt sich zu einer neuen Bienenkönigin. Eine Bienenkönigin ist nicht nur größer als die anderen Bienen, sie lebt auch länger und kann als einzige Eier legen. So sorgt die Bienenkönigin für den Fortbestand des Bienenvolkes.
Im Gegensatz zu Honig ist Gelée Royal nicht goldgelb, sondern eher weißlich. Das „Bienen-Superfood“ setzt sich aus einer Vielzahl organischer Verbindungen zusammen. Laut der Verbraucherzentrale sind das hauptsächlich diese Nährstoffe:
- Eiweiße und Aminosäuren
- Kohlenhydrate, hauptsächlich aus der Fructose der Blütenpollen
- Fette und die für Gelée Royal typische Fettsäure 10-Hydroxy-2-decensäure
- Vitamine aus der Vitamin-B-Gruppe
Das Medizinportal DocCheck erklärt, dass B-Vitamine an den unterschiedlichsten Funktionen des Körpers beteiligt sind. Sie spielen unter anderem bei vielen Stoffwechselprozessen eine Rolle oder unterstützen als Antioxidantien den Körper. Außerdem sorgen sie dafür, dass sich die Zellen nach Schäden wieder regenerieren können. Solche Schäden entstehen unter anderem durch Sauerstoffverbindungen, die sogenannten freien Radikalen.
Wie wertvoll ist Gelée Royal für den Menschen?
Honig ist ein beliebtes Hausmittel bei Erkältungen und anderen Beschwerden. Auch dem Gelée Royal werden Heilwirkungen nachgesagt, von denen Menschen profitieren können. Ob das Futter der Bienenkönigin tatsächlich diese Wirkungen hat, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet entsprechend vage, dass Gelée Royal entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen zugeschrieben werden. Darüber hinaus soll es die Wundheilung fördern.
Die Anwendung von Gelée Royal könnte sich demnach positiv auf den Organismus auswirken, indem es
- das Immunsystem stärkt und
- die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
Die wenigen Untersuchungen beziehen sich oftmals auf Laboranalysen und Tests an Tieren. Nur wenige Wissenschaftler:innen haben erforscht, wie eine Behandlung mit Gelée Royal in der Praxis wirkt:
- Eine japanische Studie untersuchte die Wirkung auf Menschen über sechs Monate hinweg: Sie stellten eine positive gesundheitliche Entwicklung fest. Die Testpersonen konnten Glukose besser verdauen, waren geistig fitter und hatten eine gute Durchblutung.
- Die naturkundliche Beratungsstelle am Tumorzentrum München berichtet davon, dass Gelée Royal Begleiterscheinungen bei Patienten während oder nach einer Chemotherapie lindern konnte – etwa bei entzündeter Mundschleimhaut oder geschädigten Nieren.
Die Kosmetik setzt dagegen auf den Anti-Aging-Effekt des Bienenprodukts: In Pflegeprodukten soll Gelée Royal auf natürliche Weise die Haut straffen und somit für ein jüngeres Aussehen sorgen – so lautet zumindest das Werbeversprechen. Es gibt auch einige Hersteller für Naturkosmetik, die den Stoff verwenden.
Doch der Effekt ist nicht nachgewiesen. Hinzu kommt, dass Inhaltsstoffe in Cremes oder Lotionen meist nicht tiefer als bis in die obersten Hautschichten vordringen können und somit allenfalls oberflächlich wirken. Stiftung Warentest stellte allgemein bei Anti-Falten-Cremes wenig Wirkung fest.
Risiken von Gelée Royal
Aus Sicht des BfR ist die Heilwirkung von Gelée Royal noch nicht ausreichend belegt. Daher dürfen Marken von Nahrungsmitteln mit Gelée Royal nicht mit den angeblichen Wirkungen auf ihren Produkten werben. Dagegen gibt es durchaus belegte gesundheitliche Risiken.
- Allergien – Gelée Royal kann bei empfindlichen Personen starke allergische Reaktionen auslösen. Medikamente, die das Bienenprodukt enthalten, müssen daher einen Warnhinweis tragen. Bei Nahrungsmitteln wie zum Beispiel Gelée-Royal-Trinkampullen ist diese Warnung dagegen keine Pflicht. Achtung: Wenn du auf Insektenstiche allergisch reagierst oder an Asthma leidest, solltest du besonders vorsichtig mit Gelée Royal sein. Es könnte einen akuten Allergieschub verursachen.
- Pyrrolizidinalkaloide – Die Verbraucherzentrale weist zudem darauf hin, dass Proben von Gelée Royal mehrfach positiv auf Pyrrolizidinalkaloide getestet wurden. Pflanzen bilden diese Stoffe als Abwehr vor Fressfeinden – beim Menschen können sie hingegen das Erbgut schädigen und krebserregend wirken. Auf der Verpackung ist nicht immer ersichtlich, ob ein Produkt auf diese Pflanzengifte getestet wurde. Erkundige dich im Zweifel lieber bei dem herstellenden Unternehmen oder dort, wo du das betreffede Produkt erwirbst. Das BfR informiert, dass seit Juli 2022 Höchstwerte für Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmittel gelten, die innerhalb der EU in die Läden kommen.
- Pestizide und andere Verunreinigungen – Die Verbraucherzentrale sieht es kritisch, dass die Herstellung von Gelée Royal zu 90 Prozent in osteuropäischen und asiatischen Ländern erfolgt. Sie warnt, dass Umweltgifte aus der Landwirtschaft im Gelée Royal zurückbleiben können. In diesen Regionen gelten weniger strenge Grenzwerte für Pestizide als in Deutschland. Außerdem könnten sich Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen im Gelée Royal befinden, ohne dass Hersteller das kennzeichnen müssen.
Gelée Royal: Herstellung auf Kosten der Bienen
(Foto: CC0/pixabay/maria-anne)
Nicht zuletzt ist auch die Herstellung von Gelée Royal selbst umstritten. Ein Bienenvolk füttert nur wenige Larven mit dem Futtersaft – und auch nur dann, wenn neue Königinnen ausschwärmen sollen. Die Bienen stellen in dieser Zeit wenige Gramm täglich her. So können Bienenzüchter:innen auf natürliche Weise nur sehr geringe Mengen entnehmen. Das macht Gelée Royal umso wertvoller und begehrter.
In China oder Osteuropa haben sich viele Imker:innen auf die Produktion von Gelée Royal spezialisiert. Dabei setzen sie auf Methoden, die nicht im Einklang mit artgerechter Bienenzucht sind. Beispielsweise entfernen die Imker:innen immer wieder die Larve, die Bienenkönigin werden soll. Nur so erreichen sie, dass die Bienen das ganze Jahr über Gelée Royal produzieren. Für die Bienen bedeutet das enormen Stress – das Volk ist dauerhaft im Ausnahmezustand.
Die Tierschutzorganisation PETA empfiehlt daher, Pflegeprodukte mit Gelée Royal zu meiden. Stattdessen rät sie zu Aloe Vera-Gel oder Beinwell als pflanzliche Alternative.
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