Dreckiges Geschirr, nicht eingehaltener Putzplan und eine unzufriedene Familie? Zeit, dein Zuhause nachhaltiger zu organisieren. So hältst du nicht nur Ordnung, sondern kannst dich auch aufs Wesentliche konzentrieren.
Nach Feierabend und dem Studiums- oder Arbeitsalltag kommt meist die „Alltagsarbeit“: Zuhause müssen Rechnungen bezahlt, gekocht, aufgeräumt oder auch die Kinder ins Bett gebracht werden. Die Fenster müssten mal wieder geputzt werden, der Müll wartet seit Tagen auf seine Entsorgung und wo ist jetzt schon wieder die Fernbedienung? Am Ende bist du genervt, gestresst und unzufrieden.
Wir geben dir ein paar Tipps, mit denen du den Haushalt langfristig besser organisieren kannst.
Den Haushalt organisieren: Vom Frust in den Flow
In einigen Branchen der Arbeitswelt hat sich eine Management-Methode durchgesetzt, die als „lean“ (=schlank) bezeichnet wird. Sie hat ihren Ursprung in Japan und fußt auf sieben Grundannahmen:
- Qualität in der Wertschöpfungskette kreieren (Jidoka)
- Stetig verbessern (Kaizen)
- Regelmäßig reflektieren (Hansei)
- Fortschritt sichtbar machen (Kanban)
- Überbelastung vermeiden (Muri)
- Weniger verschwenden (Muda)
- Ordnung und Sortiertheit einhalten (Seiri)
Im Unterschied zur Wirtschaft geht es in der Haushaltsorganisation in Bezug auf die Gewinnmaximierung nicht um Geld. Die Währung, in der sich ein funktionierender Haushalt für dich und deine Familie auszahlt, lautet: Geborgenheit, Selbstverwirklichung, Ruhe, Zeit oder Gemeinschaft.
Genau hier setzt die schwedische Journalistin Eva Jarlsdotter an, indem sie die sieben Prinzipien auf ihren Alltag und Haushalt übertrug. Wir haben ihr Buch „From frustration to flow with lean@home“ gelesen und die besten Tipps zusammengestellt, mit deren Hilfe du deinen Haushalt leichter organisieren kannst.
Ordnung halten: Was läuft gut im Alltag, was weniger?
Während in der Wirtschaft finanzielle Strukturen den Rahmen vorgeben, musst du innerhalb der Familie selbst entscheiden, was wertvoll für dich und das Zusammenleben ist. Genauso wichtig ist es, jene Bereiche zu identifizieren, in denen besonders viel der „Wertschöpfung“ im Haushalt verloren geht (Jidoka).
Schritt 1: Halte für dich fest, welche Aufgaben in deinem Haushalt gut laufen und wo routinierte Ordnung herrscht. Was kannst du daraus lernen und wie kannst du diese Erfolge auf andere Bereiche übertragen?
Schritt 2: Wähle den wichtigsten Bereich in deiner Haushaltsorganisation aus, der Veränderung braucht. Mit ihm beginnst du. Wenn du unschlüssig bist, kannst du die sogenannte „Bedarfsdeckungseffizienz“ bestimmen:
- Wie viel Zeit vergeht, ehe eine dreckige Bluse gewaschen, getrocknet und gebügelt in deinem Kleiderschrank hängt? Sagen wir 14 Tage (336 Stunden). Das ist die Durchlaufzeit.
- Wie viel Zeit davon wird tatsächlich gearbeitet, also Wäsche gewaschen, getrocknet oder gebügelt? Sagen wir vier Stunden. Das ist die Produktivzeit.
- Dann ist deine Effizienz im Bereich „Wäsche“ ein Prozent (Produktivzeit geteilt durch Durchlaufzeit, 4/336 = 0,01).
Schritt 3: Analysiere genau und ehrlich, warum dein gewählter Bereich so unproduktiv ist, indem du fünfmal „Warum?“ (sogenanntes Hadome der japanischen Methode) fragst, beispielsweise:
- Warum entsorgst du so viele Lebensmittel? – Weil die Kinder nicht aufessen.
- Warum essen die Kinder nicht auf? – Weil wir zu spät zum Abendbrot kommen und sie deshalb vorher naschen.
- Warum wird es zu spät mit dem Abendbrot? – Weil wir vorher schnell einkaufen, da keine Lebensmittel im Haus sind.
- Warum entstehen so viele Spontaneinkäufe? – Weil wir Großeinkäufe am Samstag nicht mögen.
- Warum …?
Schritt für Schritt den Haushalt besser organisieren
Überlege auch, wo genau in deiner „Haushaltskette“ Engpässe, Hindernisse und Wartezeiten sind. Denn meistens sind es diese, die unproduktiv machen und innere Schweinehunde schaffen. Organisiere den Haushalt gemäß den individuellen Bedürfnissen:
- Fehlt dir ein Akku-Bohrer oder ein Schraubenzieher, um endlich das Gewürzregal anbringen zu können? Dann ist das der blockierende Engpass, den du beheben kannst.
- Bist du die einzige Person in deinem Haushalt, die Fahrradschläuche flicken kann? Dann bring es deinen Familienmitgliedern bei, damit sie nicht mehr auf dich warten müssen.
- Was hindert dich daran, den Müll zu entsorgen? Wenn du es morgens immer vergisst, schreib dir einen Erinnerungszettel und hefte ihn an die Haustür.
Skizziere ein Zielbild. Wie sauber soll es in deinem Wohnzimmer sein? Willst du metaphorisch gesehen vom Fußboden essen können oder bist du zufrieden, wenn der Sofatisch aufgeräumt ist? Daran anschließend: Was brauchst du konkret, um dieses Ziel zu erreichen?
Taste dich allmählich vor, denn niemand muss perfekt sein. Es geht darum, Maßnahmen auszuprobieren, zu lernen und weiterzuprobieren. Wenn du beispielsweise Kalk am Wasserhahn mit Essig entfernst, versuche zunächst die herkömmliche Dosis im Putzwasser (lies dazu auch: Wasserhahn und Perlator: Entkalken und reinigen mit Hausmitteln). Reicht das nicht aus, reibst du die verkalkten Stellen direkt mit Essigessenz ein. Hilft auch das nicht, lässt du die Essenz über Nacht einwirken.
Schaffe die richtigen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für deine Maßnahmen. Wenn du dich für bessere Mülltrennung und Recycling entschieden hast, besorge dir die entsprechenden Behältnisse. Wenn du zuhause Yoga üben möchtest, hol die Yogamatte aus der Abstellkammer. Wenn du deine Blumenkästen bepflanzt, nimm dein Smartphone nicht mit, damit du nicht unterbrochen werden kannst.
To-Dos, Termine und Fortschritte sichtbar machen
Probleme und Fehler sind keine Hindernisse – sie sind die Voraussetzung dafür, dass etwas besser werden kann. Dazu solltest du regelmäßig zurückschauen und reflektieren. Dies gelingt mithilfe von Kaizen (stetiger Verbesserung) und Hansei (regelmäßigem Reflektieren).
- Nachdem du die „Baustellen“ identifiziert hast, solltest du in der nächsten Woche die ersten Lösungen finden, damit der Stein ins Rollen kommt. Das kann zum Beispiel damit beginnen, dass du dir einen zweiten Wäschekorb besorgst, um die Wäsche besser sortieren zu können.
- Du kannst die Ist-Situation dokumentieren. Mach Fotos von deinen Wäschehaufen. Denn allzu schnell vergisst man Erfolge.
- Schreibe dir weitere Verbesserungsvorschläge für später auf und ordne sie der Wichtigkeit nach.
- Es ist wichtig, dass du festlegst, wann du eine Maßnahme startest und wann sie abgeschlossen ist. Fang in dieser Zeit nichts anderes an und fokussiere dich auf die beschlossenen Aufgaben. Denn unfertige Maßnahmen kosten viel Kraft, während abgeschlossene Aufgaben motivieren.
- Bleib dran und hab Geduld, sodass du routinierter wirst und die Veränderungen nachhaltig werden.
- Feiere deine Erfolge. Sei im Hier und Jetzt und gönn dir etwas, auch Ruhe und Erholung. Vermeide ständig daran zu denken, was du noch alles erledigen musst.
Sehr wichtig ist außerdem, dass die anfallenden Aufgaben, aber auch die Fortschritte und Erfolge sichtbar werden – auch um darüber zu sprechen. Dabei hilft dir das sogenannte „Kanban-Board„:
- Mach deine Termine und die deiner Familienmitglieder sichtbar: Viel besser als ein Kalender eignen sich dafür eine Tafel oder eine freie Wand. Schreib alle „To-Dos“ auf Karteikarten oder Zettel und befestige sie daran.
- Es ist wichtig, dass die ganze Familie sieht, wer wann wo sein will. Beschließt danach gemeinsam, welche Termine wie wichtig sind und was sich kombinieren lässt. Auch deine Kinder solltest du mit einbeziehen.
- Nun werden Freiräume und Engpässe sichtbar – und du kannst damit arbeiten: Strukturiere den Alltag, bring Routine rein und gib dir Zeit für Erholung.
- Konflikte werden so ebenfalls deutlich: Du findest keine Zeit, die Kinder zum Schwimmen zu fahren? Wenn ihr es in der Familie gemeinsam feststellt und im Voraus besprecht, findet ihr bestimmt eine Lösung.
- Außerdem solltet ihr sichtbar machen, wer im Haushalt was macht. Macht einer zu viel oder immer dasselbe? Redet darüber und ändert es bei Bedarf.
Auf diese Art und Weise erreichst du Kontinuität und vermeidest Überbelastung. Denn du siehst, wenn etwas zu viel wird. Somit erfüllst du Muri, du vermeidest also Überbelastung.
Verschwendung vermeiden, um den Haushalt zu organisieren
Verschwendungen sind Gift für einen schlank organisierten Haushalt. Mit Muda machst du sie dir bewusst, um sie anschließend zu vermeiden. Es gibt acht Verschwendungsarten:
- Überproduktion, zum Beispiel weil du zu viel zum Mittagessen gekocht hast.
- Ungenutzte Teilhabe und Kreativität, zum Beispiel weil du ohne die Kinder gekocht hast. (Lies dazu zum Beispiel: Kochen mit Kindern: Tipps und Inspirationen)
- Lagerung unnötiger Sachen: Wie viel Platz und damit Miete kostet unnötiger Besitz?
- Wartezeiten: Mahnungen, weil Rechnungen warten mussten.
- Mehrarbeit: Wie anstrengend ist zum Beispiel Rasen mähen, wenn du es nicht regelmäßig machst?
- Korrekturen und Berichtigungen: Zum Beispiel ist der Knopf, den du vergangene Woche auf die Schnelle angenäht hast, wieder abgefallen. (So geht’s besser: Knopf annähen)
- Transport: Zum Beispiel wenn du Gegenstände nicht da aufbewahrst, wo du sie nutzt.
- Unnötige Bewegungen: Zum Beispiel wenn du etwas suchst, weil es nicht dort ist, wo es sein sollte.
Dagegen kannst du Folgendes unternehmen:
- Geh alle Bereiche in deinem Haushalt durch und frage dich, was du verschwendest: Ressourcen, Zeit, Geld, Gelegenheiten, Wohnraum, Vertrauen? Rechne beispielsweise deinen ökologischen Fußabdruck mit einem CO2-Rechner aus.
- Wende wieder Hadome (fünfmal Warum) an und gehe der Verschwendung auf den Grund.
- Erstelle eine Schlussliste: Hör mit allen Tätigkeiten auf, die keine konkreten Bedürfnisse erfüllen und trenne dich von allen Gegenständen, die du nicht brauchst und die nur verstauben. Dieses Decluttering spart zum Beispiel Staubwischen.
- Führe ein Haushaltsbuch, um zu sehen, wofür du wie viel ausgibst und wo du sparen kannst.
Damit es mit dem Putzplan klappt
Nachdem du dich von den überflüssigen Gegenständen in deinen vier Wänden befreit hast, kannst du die „wertvollen“ Dinge ordnen und sortieren (Seiri).
- Strukturiere die Dinge, die du behältst. Alles hat seinen Platz. Wenn du schnell vergisst, wo du Batterien aufbewahrst, schreib es dir auf.
- Wenn du Ordnung geschafft hast, ist Putzen um einiges leichter. Wenn dir Aufräumen oder Abwaschen schwerfällt, mach es dir so angenehm wie möglich mit guter Musik oder einem Hörbuch. Wenn dir alle Fenster zum Frühjahrsputz zu viel sind, putze ein Fenster pro Woche.
- Schaffe dir Standards: Woran erkennst du einen dreckigen Boden? Wie sieht ein gemachtes Bett aus? So vermeidest du Streit mit deinen Familienmitgliedern darüber, wie zum Beispiel die Spülmaschine eingeräumt werden muss.
Egal, ob du mit Familie, in einer WG oder alleine wohnst: Bestimme einen festen Zeitpunkt pro Woche, an dem in jedem Zimmer etwas geputzt wird. Beschränke dich dabei auf eine feste Zeitspanne von zum Beispiel 30 Minuten. Nach getaner Arbeit solltest du dich dafür belohnen. Zum einen, weil es jetzt sauber ist – zum anderen, weil du dir deine konstruktive Routine geschaffen hast.
Mit diesen Grundsätzen kannst du deinen Haushalt „lean“ organisieren, Stress abbauen oder gar vermeiden und harmonischer leben. Das hat positive Auswirkungen auf die Umwelt und deine persönliche Entwicklung.
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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