Hummelnest im Garten: Warum du es nicht einfach entfernen darfst Von Annika Reketat Kategorien: Umweltschutz Stand: 27. Mai 2024, 09:35 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / cocoparisienne Ein Hummelnest im Garten darf nicht einfach so entfernt werden – denn Hummeln stehen unter Naturschutz. Wir erklären dir, was du tun kannst, wenn sich ein Hummelvolk bei dir eingenistet hat. Ab März machen sie mit einem tiefen Brummen auf sich aufmerksam: Hummelköniginnen, die behäbig in Bodennähe durch die Luft schwirren. Sie sind aus ihrem Winterschlaf erwacht, haben die ersten Frühblüher besucht, sich mit Nektar gestärkt und suchen nun nach einem Nistplatz für ihren Hummelstaat. Je nach Gattung bevorzugen Hummelköniginnen dafür einen geschützten Platz, ober- oder unterirdisch: Nistkästen, Höhlen, Erdlöcher oder Steinhaufen suchen sie sich gerne als neues Zuhause aus. Im Sommer ist es am wahrscheinlichsten, ein Hummelnest zu entdecken. Denn dann hat das Nest seine volle Größe erreicht, weshalb besonders viele Hummeln ein- und ausfliegen. Hummelnest im Garten entdeckt? Das solltest du (nicht) tun In Erdlöchern, Höhlen oder Steinhaufen finden sich häufig Hummelnester. (Foto: CC0 / Pixabay / Rollstein) Tummeln sich in deinem Garten viele Hummeln vor einem Erdloch oder einem Vogelhaus, befindet sich dort sehr wahrscheinlich ein Hummelnest. Wenn du ein Nest entdeckt hast, solltest du Folgendes tun: Ruhe bewahren: Panik angesichts eines Hummelnests ist absolut unbegründet, denn Hummeln sind nicht sehr angriffslustig und benutzen ihren Stachel nur in äußersten Notfällen. Ein Hummelstich ist also sehr unwahrscheinlich. Die Hummeln nicht verärgern: Du solltest die Hummeln nicht anpusten, nicht einfangen oder mit der Hand verscheuchen und nicht mit einem Stock in ihrem Nest bohren. Dadurch würden sie sich und ihre Brut in Gefahr sehen und womöglich angreifen, um sich zu verteidigen. Das Hummelnest auf keinen Fall entfernen: Hummeln stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten und sind durch das Bundesartenschutzgesetz geschützt. Somit dürfen auch ihre Nester nicht entfernt werden. Wer bei dem Versuch erwischt wird, ihre Nester auszuräuchern oder mit Gift zu behandeln, muss mit hohen Geldstrafen rechnen, wie der Bußgeldkatalog zeigt. Nur in sehr seltenen Ausnahmen dürfen Expert:innen das Hummelnest entfernen. Mehr dazu weiter unten. Hummeln und Menschen zusammen im Garten – so klappt's Von Hummeln geht keine Gefahr aus, wenn man sie nicht verärgert. (Foto: CC0 / Pixabay / Pexels) Hummeln und Menschen kommen in den allermeisten Fällen problemlos und friedlich im Garten miteinander aus. Es gibt einige Dinge, die du dazu beitragen kannst: Informiere dich: Hummeln sind interessante, schlaue und nützliche Insekten. Wenn du dich ein wenig mit ihnen beschäftigst, wirst du ein Hummelnest bald als Bereicherung für deinen Garten wertschätzen. Denn wo Hummeln sind, gedeiht ein Garten aufgrund der Bestäubung sehr gut. Es lohnt sich, herauszufinden, welche Hummelart sich in deinem Garten niedergelassen hat. Kläre Kinder über Hummeln auf: Besonders Familien mit Kindern machen sich Sorgen, wenn es ein Hummelnest im Garten gibt. Aus Neugier könnten Kinder den Hummeln zu aufdringlich werden, woraufhin diese vielleicht angreifen. Kindern solltest du deshalb erklären, wie sie sich in der Nähe von Hummeln richtig verhalten. Beispielsweise sollten sie wissen, dass sie nicht mit Stöcken in das Erdloch bohren, mit Bällen auf das Nest schießen, drumherum graben oder die Insekten fangen sollten. Natur erleben: Die Neugier von Kindern auf Tiere und Natur ist etwas Tolles und sollte gefördert werden. Ein Hummelnest im Garten ist eine gute Möglichkeit, Natur hautnah zu erleben. Es macht Groß und Klein Freude, Tiere und Insekten zu beobachten und mehr über sie zu lernen. Die flauschige Hummel mit ihren gelben Streifen ist ein besonderer Hingucker und Kinder werden staunen, wenn sich die Blumenstängel unter dem Hummelgewicht biegen. Ihr könnt hilfreiche Apps nutzen, um die Insekten zu bestimmen. Insektenschutz: Nachdem du mehr über deine Gartenmitbewohner gelernt hast und dich für sie begeistern konntest, bist du vielleicht sogar motiviert, dich aktiv für den Hummel- und Insektenschutz einzusetzen. Damit trägst du entscheidend zur heimischen Artenvielfalt bei. Zum Ende des Sommers stirbt das Hummelvolk (manche Arten bereits ab Juni). Lediglich die Jungköniginnen überleben und suchen sich ein Winterquartier woanders. Das Hummelnest in deinem Garten ist somit nur für ein paar Monate bewohnt und verfällt danach rückstandslos. Warum Hummeln schützenswert sind Hummeln müssen geschützt werden. (Foto: CC0 / Pixabay / Erik_Karits) Hummeln stehen nicht umsonst unter Naturschutz. Sie gehören zu den wichtigsten Bestäuberinsekten und sind äußerst fleißig. Im Gegensatz zu Bienen gehen sie auch bei schlechtem Wetter auf Nahrungssuche und können am Tag bis zu 1.000 Blüten anfliegen. Darunter gibt es Blüten, die nur von bestimmten Hummelsorten bestäubt werden können. Auch bei der Bestäubung von Gewächshauspflanzen sind Hummeln unverzichtbar. Umso besorgniserregender ist das Ausmaß des Hummelsterbens in Deutschland. Von den hier beheimateten 41 Hummelarten sind über die Hälfte vom Aussterben bedroht. Grund dafür ist vor allem, dass den Hummeln ihre Nahrungsgrundlage durch die Intensivlandwirtschaft genommen wird: Für mehr Ackerfläche werden Wiesen und Felder mit Pflanzenarten gerodet, die Hummeln gern anfliegen. Auch der Einsatz von Insektenschutzmitteln trägt zum Hummelsterben bei. Deswegen stehen Hummeln (wie auch Bienen aufgrund des Bienensterbens) unter besonderem Schutz. Anstatt die Nester zu entfernen, lohnt es sich also vielmehr, einen insektenfreundlichen Garten mit nektarreichen Pflanzen anzulegen und so einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz zu leisten. Tipps dazu kannst du in unseren Ratgebern finden: Blumengarten anlegen: So gestaltest du ihn insektenfreundlich Empfehlenswert: 11 bienenfreundliche Pflanzen für Garten und Balkon Bunten Ziergarten anlegen – mit insektenfreundlichen Pflanzen Hummelnest entfernen? Nur im Notfall! Hummelnester dürfen nicht einfach so entfernt werden. Nur in seltenen Ausnahmefällen ist es erlaubt – zum Beispiel, wenn sich das Nest in einem Haus befindet, in dem Personen leben, die nachweislich allergisch auf Hummelstiche reagieren und auch trotz veränderten Verhaltens (Nistplatz im Haus meiden, keine leuchtenden Farben oder starkes Parfüm tragen) ein Risiko haben, tatsächlich gestochen zu werden. Wenn dies der Fall ist, ist das weitere Vorgehen wie folgt: Du musst zunächst das Umweltamt der Stadt informieren. Dort erhältst du Informationen über zuständige Expert:innen. Ein Experte oder eine Expertin kommt dann, untersucht den Nistplatz und entscheidet über Maßnahmen. Wenn sich der Nistplatz tatsächlich an einem ungeeigneten Ort befindet, erfolgt die Umsiedlung des Nests mitsamt den Hummeln – meist gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Weiterlesen bei Utopia.de: 5 Tipps, was du gegen das Insektensterben tun kannst Insekten vertreiben: Mittel gegen Mücken, Wespen und Co. Die schlimmsten Öko-Sünden im Garten ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 108 5 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Bienen Garten Gewusst wie Insekten HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: