Kaffee soll gut schmecken, keine Schadstoffe enthalten und kein Produkt von Ausbeutung sein. Die Stiftung Warentest hat Filterkaffee auf diese Punkte getestet – in zwei separaten Tests. Auch Öko-Test hat Kaffees schon genau untersucht. Die Testergebnisse im Überblick.
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Die Stiftung Warentest hat in der Novemberausgabe 2024 15 gemahlene Filterkaffees untersucht – und zwar gleich zweimal. Im ersten Test ging es um Aroma und Schadstoffe im Kaffee, im zweiten darum, ob die Marken ihrer Verantwortung gerecht werden und Arbeitsbedingungen sowie Umweltschutz im Kaffeeanbau kontrollieren. Die Ergebnisse fielen von Test zu Test sehr unterschiedlich aus.
Geschmack und Schadstoffe: Marken-Kaffees überzeugen bei Stiftung Warentest
Zunächst prüfte Stiftung Warentest Sensorik, Schadstoffe, die Nutzerfreundlichkeit der Kaffeeverpackung und ihre Deklaration. Hierbei schnitten acht Filterkaffees „gut“ und sieben „befriedigend“ ab. Die beste Note im Kaffee-Test erhielt der „Eduscho Filterkaffee Nr. 1 klassisch“ von Tchibo (14 Euro pro Kilo). Auch andere Marken-Kaffees wie „Auslese klassisch“ von Melitta (12 Euro je Kilo), und „Jacobs Krönung Volles Aroma“ von Jacobs Douwe Egberts (15 Euro je Kilo) zählten zu den Siegern.
Doch auch diese Bio-Kaffees konnten hier punkten:
- „dmBio Kaffee Klassik gemahlen“, erhältlich bei Dm (9,90 Euro je Kilo)
- „Kaffee Gourmet Klassisch gemahlen“ von Lebensbaum, erhältlich bei Bioaufvorrat, Frogcoffee oder Amazon (18 Euro je Kilo)
Der Rest konnte geschmacklich weniger überzeugen. Das Schlusslicht des Sensorik-Tests ist der Filterkaffee „Ja! Röstkaffee kräftig“ von Rewe (8,60 Euro je Kilo), der auch wegen eines hohen Aluminiumgehalts in zubereitetem Kaffee auffiel. Aluminium kann über die Kaffeemaschine oder über Böden beim Kaffeeanbau in das Getränk gelangen. Insgesamt stellte Stiftung Warentest keine hohe Schadstoffbelastung in Filterkaffee fest – auch Werte für Furan und Acrylamid bewerten die Tester:innen als „unkritisch“.
Wie fair ist Filterkaffee? Zweiter Test zeigt große Probleme auf
Ein zweiter Test untersuchte dieselben Filterkaffees nach einem ganz anderen Gesichtspunkt. Die Stiftung Warentest legte den Fokus darauf, wie sehr Marken sich für Corporate Social Responsibility (CSR) engagieren – also ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen, nachhaltig zu wirtschaften.
Dafür sendeten die Tester:innen den Unternehmen Fragebögen zu und baten unter anderem, die Lieferkette der Filterkaffees beispielhaft bis zum Erzeuger offenzulegen, anhand entsprechender Belege. Außerdem fragte die Stiftung Warentest nach Strategien für einen nachhaltigen Kaffeeanbau und Maßnahmen für Arbeitsbedingungen und Umweltschutz.
Die großen Marken, die beim ersten Kaffee-Test überzeugten, enttäuschten hier durch Intransparenz: Die Warentester:innen verteilten sechsmal „ausreichend“ für Dallmayr, J. J. Darboven, JDE, Melitta und den Tchibo-Konzern, der mit zwei Filterkaffees im Test vertreten war. Einige Marken legten die Lieferkette zum Beispiel nicht bis zum Erzeuger offen, teils fehlten Belege. Auch Fragen zur jeweiligen Plantage oder Kooperative wurden teils nicht beantwortet. Die Unternehmen ermittelten aber Risiken für die Lieferketten in unterschiedlichen Herkunftsländer und legten beispielhaft Gegenmaßnahmen vor.
Die übrigens Filterkaffees schnitten positiver ab. Stiftung Warentest vergab einmal „befriedigend“ und viermal „gut“ – unter anderem für den Rewe-Kaffee, der im Geschmackstest versagt hatte. Folgende vier Kaffees schnitten in Sachen CSR „sehr gut“ ab:
- „Kaffee kräftig gemahlen“ von Alnatura (Bio-Siegel, 12 Euro je Kilo), erhältlich bei Bioaufvorrat
- „Café Aha gemahlen“ von Gepa („Gepa Fair+“-Siegel, 18 Euro je Kilo), erhältlich bei Gepa, Frogcoffee oder Amazon
- „Kaffee Gourmet Klassisch gemahlen“ von Lebensbaum (Bio-Siegel, „We Care“-Siegel, 18 Euro je Kilo), erhältlich bei Bioaufvorrat, Frogcoffee oder Amazon
- „Heldenkaffee Kolumbien gemahlen“ von Rapunzel (Bio-Siegel, „Hand in Hand“-Siegel, 32 Euro je Kilo), erhältlich bei Bioaufvorrat, Frogcoffee oder Amazon
Die Stiftung Warentest lobte die Testsieger für hohe Anforderungen an Lieferanten, den Verzicht auf Pestizideinsatz, langjährige Partnerschaften mit Erzeugern und Prüfberichte, die belegen, dass Vorgaben zu Arbeitsbedingungen und Umweltschutz in den Hauptanbauländern des Kaffees mindestens gut umgesetzt werden.
20 Kaffees im Öko-Test – Achtung vor krebserregenden Stoffen
Schon 2021 hatte Öko-Test gemahlene Kaffees untersuchen lassen. Die Tester:innen untersuchten ebenfalls Geschmack, Schadstoffe und Fairness, fassten die Ergebnisse aber in einem Urteil zusammen.
Mehr als die Hälfte der Bohnengetränke schmeckte den Expert:innen, doch Schadstoffe verbittern das Ergebnis: Die Tester:innen fanden in den 20 Kaffees unter anderem den Schadstoff Acrylamid und die bedenkliche Flüssigkeit (Methyl-)Furan. Letztere wurde vom Labor in allen Produkten in Dosen festgestellt, die Öko-Test als „erhöht“ einstuft.
Acrylamid bildet sich, wenn Kaffeebohnen geröstet werden und erhöht laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) das potenzielle Krebsrisiko. (Methyl-)Furane wiederum könnten laut Efsa langfristig die Leber schädigen. In Tierversuchen erzeugten hohe Furan-Dosen sogar Krebs.
Öko-Test: Kaffee-Kleinbauern werden schlecht bezahlt
Auch die Arbeitsbedingungen im Kaffeeanbau und dessen Umweltfolgen hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Dazu hatte Öko-Test ebenso wie aktuell Stiftung Warentest Fragebögen an die Hersteller verschickt.
„Nach wie vor beziehen die Kaffee-Kleinbauern und -Plantagenarbeiter keine existenzsichernden Einkommen“, so eines der ernüchternden Ergebnisse; sowie: „Kein Anbieter vermag bisher die Entwaldung sicher auszuschließen.“
Die Ergebnisse im Überblick:
- 1x „gut“ für „Gepa Faires Pfund Bio Kaffee aus Fairem Handel, gemahlen“, erhältlich bei Gepa, Bioaufvorrat oder Amazon
- 5x „befriedigend“, unter anderem für „Denree kräftig-aromatischer Kaffee filterfein gemahlen“ von Denree
- 5x „ausreichend“, darunter „Melitta Auslese Klassisch, Röstkaffee gemahlen“ von Melitta
- 8x „mangelhaft“, darunter „Dallmayr Classic, Kaffee gemahlen“ von Dallmayr und „Tchibo Der Herzhafte, Röstkaffee gemahlen“ von Tchibo
- 1x „ungenügend“ für „Eilles Kaffee Gourmet, gemahlen“ von Darboven
Test-Fazit: Besseren Kaffee kaufen
Bei Öko-Test bestanden die sechs Bio-Kaffees den Kaffee-Test im Schnitt etwas besser als ihre herkömmlichen Kollegen. Und auch die Stiftung Warentest empfiehlt: „Beim Kaffeekauf können das EU-Bio- und Nachhaltigkeitssiegel wie Fairtrade oder Rainforest Alliance eine Orientierung bieten.“ Utopia empfiehlt deshalb, beim Einkauf auf Bio- und Fair-Trade-Siegel zu achten.
Allerdings sind auch Siegel nicht fehlerfrei. Eine Rechtsanwältin der Menschenrechtsorganisation Conectas lobt Zertifizierungen gegenüber der Stiftung Warentest als Schritt in die richtige Richtung. Doch sie kritisiert auch, dass Audits der Zertifizierer oft angemeldet oder zu selten stattfinden und Verstöße nicht streng genug geahndet würden. Deshalb lohnt sich zusätzlich ein Blick in genauere Testberichte wie die von Öko-Test und Stiftung Warentest.
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