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Kaktusleder: Tierfrei, robust, nachhaltig?

kaktusleder
Foto: CC0 / Unsplash / Iswanto Arif

Kaktusleder ist eines der veganen Materialien, die Tierleder überflüssig machen können. Wir erklären die Vor- und Nachteile – auch aus dem ökologischen Blickwinkel.

Warum sollte man Tierleder überhaupt ersetzen? Schließlich nutzen Menschen es seit Jahrtausenden, es ist robust und langlebig. Und ist die Tierhaut nicht sowieso ein Abfallprodukt der Fleischindustrie, das man so noch verwerten kann?

Die heutige Tierlederproduktion geht leider mit einer ganzen Reihe von ökologischen und ethischen Problemen einher. Tiere werden oft unter schlechten Bedingungen gehalten und getötet, um Leder für Kleidung und Accessoires zu gewinnen. Diese Praktiken belasten nicht nur das Tierwohl, sondern auch die Umwelt – durch hohen Wasserverbrauch, die Landnutzung und die Freisetzung schädlicher Chemikalien bei der Lederherstellung. Dass Leder ein Beiprodukt von Fleisch ist und sowieso anfällt, stimmt so übrigens nicht. Lerne hier mehr dazu: 4 Mythen über Leder auf dem Prüfstand.

Stattdessen gehen Lederalternativen wie zum Beispiel Kaktusleder mit einem weitaus geringeren CO2-Fußabdruck und ohne Tierleid einher.

Wie entsteht Kaktusleder?

Kaktusleder entsteht aus den Blättern der NopalKakteen beziehungsweise Feigenkakteen (Opuntia ficus-indica), die in trockenen Regionen gedeihen. Diese Pflanzen sind an extrem harsche Umweltbedingungen angepasst und benötigen nur minimale Mengen Wasser, um zu überleben.

Erfunden haben zwei Mexikaner namens Adrián López Velarde und Marte Cázarez das Kaktusleder. 2019 gründeten sie ein Startup namens Desserto und erfanden folgendes Verfahren:

  1. Sie ernten reife Kaktusblätter ab. Dem Kaktus schadet das nicht und er kann weiterwachsen.
  2. Dann zerkleinern sie diese und lassen sie in der Sonne trocknen.
  3. Sie vermischen sie mit Polyurethan (PU) und tragen die Masse auf einen Trägerstoff auf, beispielsweise Baumwolle. So entsteht ein lederartiger Stoff aus dem Kaktus.

Inzwischen zählt Kaktusleder zu den meistgenutzten Lederimitaten der Modebranche. Das Material ist beispielsweise bei veganen Handtaschen beliebt:

    Die Vorteile von Kaktusleder: Ökologisch und praktisch

    Kaktusleder entsteht aus dem Feigenkaktus.
    Kaktusleder entsteht aus dem Feigenkaktus.
    (Foto: CC0 / Pixabay / MonikaP)

    Kaktusleder ist nicht nur tierfreundlich, sondern auch praktisch. Zu den Vorteilen zählen:

    • Nachhaltiger: Die Produktion von Kaktusleder erfordert im Vergleich zu Tierleder deutlich weniger Wasser und Land. Da Kakteen in trockenen Regionen wachsen, werden ökologisch wertvolle Ressourcen geschont.
    • Tierfreundlich: Anders als bei der Tierlederproduktion müssen keine Tiere leiden oder sterben, um Kaktusleder herzustellen.
    • Haltbar: Das Lederimitat ist laut Herstellerangaben sehr strapazierfähig, was eine lange Lebensdauer der Produkte gewährleisten soll.
    • Ungiftig: Um Tierleder haltbar zu machen, kommen Schwermetalle wie Chrom zum Einsatz. Bei Kaktusleder ist das nicht der Fall.

    Der Nachteil von Kaktusleder: Der Plastikanteil

    Die Blätter des Nopal-Kaktus liefern einen der Bestandteile des Kaktusleders.
    Die Blätter des Nopal-Kaktus liefern einen der Bestandteile des Kaktusleders.
    (Foto: CC0 / Unsplash / Daniel Lloyd Blunk-Fernández)

    Der größte Nachteil von Kaktusleder ist, dass es nicht ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen besteht. Laut der Materialiendatenbank von der Future Fabrics Virtual Expo besteht der Lederersatz sogar nur zu 30 Prozent aus Kaktusmasse und sogar zu 65 Prozent aus Kunststoff. Das berichtet das Circular Laboratory.

    Desserto selbst machen auf ihrer Website keine genauen Angaben dazu, woraus das Material besteht. Sie betonen jedoch, dass sie das Label „biobasiertes Produkt“ des US-Landwirtschaftsministeriums tragen. Diesem Label zufolge ist ihr Kaktusleder zu mindestens 65 Prozent biobasiert. Zu welchem Teil der verwendete Kunststoff auf Erdöl basiert, gibt die Marke nicht an.

    Diese Mischung von Plastik und Naturmaterial führt auch dazu, dass das angebliche Pflanzenleder nur zum Teil biologisch abbaubar ist. Ohne aber die abbaubaren und nicht abbaubaren Teile trennen zu können, ist das ganze Produkt nicht biologisch abbaubar. Auch recycelt kann es nicht werden, weil dafür momentan noch die technischen Möglichkeiten fehlen. Materialien, die nicht sicher recycelt werden können, solltest du nicht ins Recycling geben – sei das die gelbe Tonne, die Wertstofftonne oder der Recyclinghof. Bei letzterem kannst du natürlich nachfragen. Denn sind diese Materialien einmal im Recyclingkreislauf gelandet, können sie dort den Prozess beeinträchtigen, indem sie ihn mit nicht-recycelbaren Stoffen verschmutzen.

    Sofern der Hersteller nicht selbst eine individuelle Lösung findet, um das Material zu recyceln oder effizienter zu entsorgen, kannst du Kaktusleder am Ende nur im Restmüll entsorgen, woraufhin es verbrannt wird.

    Welche anderen veganen Lederarten gibt es?

    Auch aus dem vielseitigen und umweltfreundlichen Material Kork lässt sich Pflanzenleder herstellen.
    Auch aus dem vielseitigen und umweltfreundlichen Material Kork lässt sich Pflanzenleder herstellen.
    (Foto: CC0 / Unsplash / Jude Infantini)

    An pflanzlichen Alternativen zu Tierleder mangelt es nicht. Bisher hast du zum Beispiel folgende Optionen:

    Mehr Infos zu den jeweiligen Materialien und wo du sie kaufen kannst, erfährst du in diesem Artikel: Die 10 besten Materialien für veganes Leder.

    Möchtest du auf keinen Fall auf Lederprodukte verzichten, lohnt sich ein Blick in diesen Artikel: Echtes Leder, pflanzlich gegerbtes Leder, Bio-Leder – das steckt dahinter. Hierin erfährst du, wie du nachhaltigeres Leder erkennen und kaufen kannst. Am nachhaltigsten ist es allerdings, wenn du Lederprodukte gebraucht erwirbst.

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