Viele Urlaubsziele in Deutschland lohnen sich gleich doppelt: Denn die Anreise ist mit nur wenigen CO2-Emissionen verbunden und einige Orte und Regionen gelten als besonders nachhaltig. Wir stellen dir drei tolle Reiseziele vor.
Wo der Mensch hinkommt, zerstört er oft jede Natur – auch im Urlaub. Das prominenteste Beispiel sind die Skipisten in den Alpen: Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt, zeigt sich darunter oft eine verwüstete Landschaft. Doch es geht auch anders: Mache dieses Jahr Urlaub im Einklang mit der Natur – an Orten, wo Menschen Flora und Fauna noch zu schätzen wissen. Ganz im Sinne des sanften Tourismus handelt es sich um nahe Reiseziele (in Deutschland), die gut mit der Bahn, zum Beispiel mit dem 9-Euro-Ticket, erreichbar sind.
Nachhaltiger Urlaub am deutschen Wattenmeer
Das Wattenmeer an Deutschlands Nordseeküste ist UNESCO-Weltnaturerbe. Die drei Länder an der Küste, Deutschland, Niederlande und Dänemark, haben eine gemeinsame Strategie für nachhaltigen Tourismus entwickelt.
Umweltschutz und Tourismus schließen sich hier nicht aus: Urlauber werden von den Naturschützern für die Natur sensibilisiert und lernen, wie sie zum Erhalt des Wattenmeers beitragen können. Beispielsweise klärt der Naturschutzverein „Schutzstation Wattenmeer“ darüber in zahlreichen Urlaubsorten an der Nordseeküste auf.
Warum lohnt sich das?
Unberührte Natur gibt es noch, direkt vor unserer Haustür an der Nordseeküste. Kilometerlange Strände, viele Tiere und keine großen Städte – das zeichnet weite Teile der Küstenregionen aus. Kleine und mittlere Unternehmen dominieren hier noch, große Investoren sind selten. Regionale Küche mit Erzeugnissen vom eigenen Hof/Dorf ist vor allem in kleineren Landgasthöfen Standard. Sie lassen sich oft am besten mit dem Fahrrad erreichen und liegen etwas außerhalb der touristischen Zentren. Zum Beispiel die Kirchspielskrüge Welt und Westerhever (nahe St. Peter-Ording). In vielen Orten gibt es eine Kurabgabe („Gästekarte“), mit der die Gemeinden unter anderem den Umweltschutz unterstützen, so der WWF.
Reiseziel Wattenmeer: Welche Orte und Regionen sind empfehlenswert?
- Ostfriesland (Niedersachsen): Norden-Norddeich ist ideal für Strand-Fans und für den Familienurlaub. Hier gibt es einige Hotels, die Nationalpark-Partner sind (zur Karte). Außerdem kannst du den Urlauberbus statt einen Mietwagen nehmen, lobt der WWF. Alternativ gibt es im Nachbarort Dornum ein E-Auto, welches du bei der Touristenformationen mieten kannst: den „Nordsee-Flitzer„.
- Nordfriesland (Schleswig-Holstein): In St. Peter-Ording und Büsum kannst du mit der Gästekarte den öffentlichen Bus kostenlos nutzen. Bei der Touristenformationen in Büsum kannst du auch E-Auto und E-Bike kostenlos aufladen. Nachhaltige Unterkünfte gibt es einige, etwa Kubatzki und Kiebitzhof in St. Peter-Ording und, für Liebhaber:innen vom Bauernhof-Urlaub, den Ferienhof Ewers in Büsum sowie das Bio-Hotel Miramar etwa auf halber Strecke zwischen beiden Orten in Tönning.
- Inseln: Sylt ist vielen zu überlaufen und dort gibt es auch kaum Nationalpark-Partner. Wer die Insel trotzdem besuchen will, sollte Hotels buchen, die mit dem Siegel „Gesicherte Nachhaltigkeit“ zertifiziert sind. Besser für Insel-Fans ist aber das autofreie Juist. Die Insel will bis 2030 CO2-neutral sein, jeden Donnerstag gibt es einen Veggie-Day der Restaurants. Von Juni bis September werden Kids bei der Kinderuni für das Ökosystem Wattenmeer sensibilisiert.
Deutschland-Reise ins Grüne: UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau
Im Bliesgau findest du die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Orchideenarten, seltene Steinkauze und Biber in freier Wildbahn. Bliesgau ist UNESCO-Biosphärenreservat und liegt im Saarland, nur eine halbe Stunde mit der Bahn von Saarbrücken entfernt. Die meisten Hotels und Pensionen geben ihren Gästen die Saarland-Card, mit der du kostenlos Bus und Bahn fahren kannst. Die Region Bliesgau war 2018 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.
Warum lohnt sich das?
Das Biosphärenreservat hat sich das Ziel gesetzt, die traditionelle Kulturlandschaft und Artenvielfalt zu erhalten. Viele Bürger vor Ort beteiligen sich daran – ihre nachhaltigen Pensionen und Restaurants sind Partner des Biosphärenreservats. In vielen Geschäften gibt es das „Bliesgau-Regal“ mit Produkten in Bio-Qualität aus der Region. Vor allem für naturverbundene Wanderer eignet sich die Region: So gibt es beispielsweise Wandertouren von über 30 Kilometern Länge.
Welche Orte sind empfehlenswert?
- Blieskastel ist einer der bekanntesten Orte im Bliesgau und deutlich kleiner als die Kreisstadt Homburg.
- Wer es noch ruhiger mag, sollte sich Kirkel sowie die Ortsteile ansehen. Nachhaltige Unterkünfte findest du über die Grüne Karte.
Tipps:
- Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet viele geführte Radtouren an.
- Jeden Sommer gibt es ein Biosphärenfest, bei dem regionale Produkte und natürlich die Biosphäre Bliesgau selbst im Mittelpunkt stehen.
- Schlittschuhfahren das ganze Jahr über: Das geht auf einer Synthetik-Fläche ohne energieintensive Kühlung.
- Workshops (z.B. Nisthilfe oder Insektenhotel bauen, Heilkräuter kennenlernen), vegane Biosphärenkochkurse, Kräuterspaziergänge, Achtsamkeitstage und vieles mehr (zum Veranstaltungskalender).
Endlose Natur: Reiseziel Schwarzwald
Der Schwarzwald ist mit seinen weitläufigen Naturschutzgebieten und einem Biosphärenreservat im Süden eine beliebte Ferienregion. Trotzdem lebt sie Nachhaltigkeit und Naturschutz aktiv. Es gibt zwei Naturparks, die völlig unterschiedliche Lebensräume beheimaten – von Moor bis hin zu eiszeitlichen Seen und jahrhundertealten Wäldern. Viele Unterkünfte geben ihren Gästen die KONUS-Gästekarte, mit der du kostenlos den Nahverkehr im Schwarzwald nutzen kannst. Auch E-Bikes kannst du (teilweise kostenlos) für einen deinen nachhaltigen Deutschland-Urlaub ausleihen.
Welche Orte sind empfehlenswert?
- Rund um Freiburg: Wandern auf dem Schauinsland und Kaiserstuhl, am Murmelsee in Seebach.
- Schönau: Eine Bürgerinitiative hat das Stromnetz gekauft und seitdem gibt es hier das erste bürgereigene Energieversorgungsunternehmen Deutschlands. Der Strom stammt aus 100% erneuerbaren Energien. Die Stadt vermietet ein E-Auto an Gäste, das Tanken an der Ladesäule ist gratis (auch für Dritte). Es gibt sogar Unterkünfte, die als „klimaneutral“ zertifiziert sind.
- Bad Wildbad: Camping-Freunde dürfen den Campingplatz Kleinenzhof nicht verpassen. Er ist mit dem Siegel „Ecocamping Umweltmanagement“ ausgezeichnet worden. Unter anderem richten sich Solarpanele nach der Sonne aus und das Restaurant bietet regionale Speisen an.
Nachhaltige Reise in den Schwarzwald
Die Regionen Hochschwarzwald, Nördlicher Schwarzwald und Baiersbronn sind als „nachhaltiges Reiseziel“ zertifiziert worden. Ob Schluchsee oder Titisee – hier betreiben die Gemeinden ein E-Carsharing-Angebot, stellen Ladeplätze für E-Autos und E-Bikes zu Verfügung und es gibt viele nachhaltige Partner-Unterkünfte und -Restaurants. Bei „Naturparkwirten“ stehen Gerichte aus regionalen Produkten auf der Karte.
Tipps:
- Im Hochschwarzwald gibt es einige Bioenergie-Dörfer, die ihren Strom oder die Wärme selbst erzeugen, zum Beispiel St. Peter und Breitnau, aber auch Freiamt, Nordrach, Stühlingen-Lausheim und Steinen-Hägelberg. Bei der Tourist-Information vor Ort kann man sich oft für Besichtigungen anmelden.
- Im Hochschwarzwald gibt es Ferienwohnungen, die aus ausschließlich regionalen Naturmaterialien bestehen.
- Einmal im Jahr gibt es eine Junior-Ranger-Ausbildung, bei der Kinder für die Natur sensibilisiert werden.
- Im Schwarzwald gibt es viele Öko-Winzer, die Bio-Wein in höchster Qualität herstellen.
- Die Käse-Route mit 20 kleinen Hofkäsereien im Südschwarzwald gilt als Geheimtipp. Unter ihnen befinden sich viele Bio-Käsereien.
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