Utopia Image

Naturwein: Das macht den Wein ohne Zusätze so besonders

Naturwein
Foto: CC0 / Pixabay / JillWellington

Naturwein spaltet die Gemüter: Für die einen ist er der einzig wahre Wein, für die anderen ist er ungenießbar und überteuert. Wir erklären dir, was den Wein ohne Zusatzstoffe ausmacht.

Vor ein paar Jahren war er in Deutschland noch ziemlich unbekannt – inzwischen gibt es fast schon einen Hype um ihn: Naturwein. Konventionell hergestellte Weine dürfen diverse Zusätze wie beispielsweise Sulfite enthalten. Zudem dürfen Winzer bei der Produktion zahlreiche Hilfsstoffe verwenden, unter anderem Gelatine zum Klären des Weins. Das regelt eine EU-Verordnung.

Naturwein dagegen entsteht komplett ohne Zusatz- und Hilfsstoffe. Das Ideal ist, Wein so zu produzieren, wie er bereits vor Tausenden von Jahren hergestellt wurde. Allerdings ist „Naturwein“ kein geschützter Begriff. Folglich gibt es keine verbindlichen Kriterien, denen der Naturwein genügen muss. 

Ebenso wirst du wohl keinen Naturwein im Supermarkt finden: Laut einem Artikel im Magazin der Süddeutschen Zeitung (SZ-Magazin) darf der Name nicht auf den Etiketten stehen. Stattdessen bekommst du den besonderen Wein in Fachgeschäften, Weinbars und direkt bei Winzern ab etwa zwölf Euro pro Flasche. Auch gehobene Restaurants finden zunehmend Gefallen an dem besonderen Wein. Schätzungen im SZ-Magazin zufolge gibt es in Deutschland ungefähr ein Dutzend Winzer, die Naturwein herstellen – neben ein paar konventionellen Winzern, die ein, zwei Naturweine anbieten.

Übrigens: Naturwein ist nicht das gleiche wie Bio-Wein oder biodynamischer Wein, auch wenn die Kriterien für Anbau und Herstellung zum Teil gleich sind. Mehr über Bio-Weine erfährst du in diesem Artikel: Biowein und Bio-Wein-Siegel: Darauf kannst du achten. Naturwein findest manchmal auch unter dem Namen „Naked Wine“ oder „Raw Wine“. 

Eine Besonderheit von Naturwein: Die Hefe

Auf der Schale von Weintrauben leben natürliche Hefen.
Auf der Schale von Weintrauben leben natürliche Hefen.
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

Eine Zutat unterscheidet Naturwein besonders von anderen Weinen: Die Hefe. Winzer arbeiten üblicherweise mit speziellen Reinzuchthefen. Diese wandeln den Zucker aus den Weintrauben in Alkohol um. Für Naturwein verwenden Winzer dagegen Naturhefe, die sich aus ganz unterschiedlichen Hefestämmen zusammensetzen kann. Tatsächlich befinden sich auf der Schale der Trauben von Natur aus Hefen. Dem SZ-Magazin zufolge nutzen Naturwein-Winzer diese Hefen, um die Gärung in Gang zu bringen.

So schmeckt Naturwein

In einem konventionellen Wein bestimmt die speziell gezüchtete Hefe einen großen Teil des Geschmacks, so das SZ-Magazin. Das ist ein Grund, weshalb Naturwein ganz anders schmeckt als konventioneller Wein. Da Naturwein-Winzer auch sonst keine Hilfs- oder Zusatzstoffe verwenden, um den Geschmack zu kontrollieren, ist die geschmackliche Bandbreite von Naturwein extrem groß. Manche unterscheiden sich kaum von gewöhnlichen Weinen, andere schmecken stark nach Hefe, Essig oder fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut. Wenn du „normalen“ Wein gewohnt bist, ist Naturwein für dich womöglich erstmal gewöhnungsbedürftig. Das kann auch mit daran liegen, dass viele Naturweine nicht gefiltert und deshalb sehr trübe sind.

Der Geschmack von Naturwein kann sich bei der Lagerung noch sehr stark verändern. Dies liegt dem SZ-Magazin zufolge daran, dass der fertige Naturwein noch aktive Mikroorganismen enthält.

Ist Naturwein der bessere Wein?

Naturwein-Winzer tragen zum Erhalt der lokalen Artenvielfalt bei.
Naturwein-Winzer tragen zum Erhalt der lokalen Artenvielfalt bei.
(Foto: CC0 / Pixabay / makamuki0)

Naturwein enthält keine Zusatzstoffe und wird mit traditionellen Mitteln hergestellt. Macht ihn das zu einem besseren Wein?

Es gibt keine Belege dafür, dass Naturwein gesünder ist als anderer Wein. Auf der einen Seite enthält er keine Zusatzstoffe, auf der anderen Seite können sich bei der Gärung schädliche Stoffe bilden. Deshalb kommt es bei Naturwein ganz besonders auf eine saubere Verarbeitung und eine gute Kontrolle an. Schlussendlich ist auch Naturwein ein alkoholisches Getränk – du solltest ihn deshalb nur in Maßen genießen.

Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt bei Naturwein eine größere Rolle. Naturwein-Winzer verzichten nicht nur auf Zusatz- und Hilfsstoffe, sondern sie verwenden auch wesentlich weniger Dünger als konventionelle Winzer. Der SZ zufolge bewirten viele Naturwein-Winzer ihre Rebstöcke biodynamisch, also nach Demeter-Kriterien. Eine besondere Rolle spielt bei ihnen eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt: Wie das SZ-Magazin berichtet, sorgt eine große Artenvielfalt für besonders viele verschiedene Hefestämme auf den Trauben. So können Naturwein-Winzer das umliegende Ökosystem unterstützen.

Ein Punkt wird im SZ-Magazin aber auch kritisiert: Ein Großteil des deutschen Naturweins geht in den Export an Liebhaber in aller Welt. So hilft der Naturwein zwar den lokalen Ökosystemen, verursacht beim Transport aber viele CO2-Emissionen.

Weiterlesen auf utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: