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Neggst: Was du über das erste vegane Ei mit Schale wissen musst

Neggst: Gründerin Verónica García-Arteaga präsentiert ihr veganes Ei mit Schale
Fotos: © Fraunhofer IVV, Neggst

Das Sortiment an veganen Eiern hat Zuwachs bekommen: Neggst ist ein pflanzliches Ei – aber mit einer Besonderheit. Es hat eine Schale wie ein Hühnerei und du kannst es als Spiegelei zubereiten. Wir haben uns das Neggst-Ei genau angesehen und eine kleine Kostprobe gemacht.

Veganes Rührei aus der Tube? Kennen wir schon. Eier beim Backen ersetzen? Easy, wenn man reife Bananen, Apfelmus oder Kichererbsenwasser zur Hand hat. Aber ein veganes Spiegelei? Das musste erst noch erfunden werden.

Neggst – ein veganes Ei samt Eierschale

Ein Berliner Start-up hat deshalb Neggst entwickelt – ein veganes Ei, das dem Hühnerprodukt zum Verwechseln ähnlich sieht. Wir haben uns das Ei aus dem Labor genau angesehen und in der Redaktion verkostet.

Aus was besteht das pflanzliche Ei aus dem Labor?

Während es andere vegane Ei-Alternativen nach unseren Informationen bislang nur in flüssiger Form oder als Pulver (zum Beispiel das vegane Eipulver von Greenforce) zu kaufen gibt, sieht das Neggst-Ei mit seiner weißen Schale aus wie ein echtes Hühnerei.

Lies auch: Erstes veganes hartgekochtes Ei: So schmeckt es den Konsument:innen

Die biologisch abbaubare Eierschale besteht aus einem Biokunststoff, der mit Calciumcarbonat vermischt wurde. Dadurch kann man die Ei-Alternative wie ein herkömmliches Ei aufschlagen. Das vegane Ei selbst ist laut Hersteller:innen aus den Hülsenfrüchten Ackerbohnen, Süßkartoffeln und Erbsenprotein sowie aus pflanzlichem Öl hergestellt. Die Süßkartoffel sorgt für die gelbe Farbe. Außerdem reicherten die Entwickler:innen das Ei mit Vitamin B12, Vitamin D sowie Karottenkonzentrat und zwei Ballaststoffträgern an.

Die Zusammensetzung bringt den Vorteil mit sich, dass das Neggst-Ei anders als Hühnereier kein Cholesterin enthält. Außerdem ist es glutenfrei und enthält weniger Kalorien. Da keine tierischen Inhaltsstoffe im Ei stecken, sind auch Massentierhaltung und deren Probleme wie Tierleid, immenser Flächenverbrauch und Antibiotikarückstände ausgeschlossen.

Wir wollten es noch genauer wissen und haben uns von Neggst bestätigen lassen, dass die verwendeten Hülsenfrüchte in Deutschland und Europa angebaut werden. Auch das Öl und die übrigen Zutaten für das Ei kommen aus Europa. Ein Bio-Siegel hat das neue vegane Ei nicht, die Hersteller:innen konzentrieren sich nach eigener Aussage derzeit „auf Geschmack, Textur und Preis“. Schon jetzt verzichten sie aber auf künstliche Aromen, Farbstoffe, Konservierungsstoffe und Allergene.

Wie schmeckt das vegane Spiegelei?

Wir haben sowohl den flüssigen Ei-Ersatz verkostet und daraus Rührei zubereitet, als auch eine Probe veganes Spiegelei gebraten. Leider konnten wir letzteres noch nicht in der Schale begutachten, sondern nur abgefüllt in einem Gläschen (dazu unten mehr).

Das Fazit unserer zwei Tester:innen: Roh ist das „Ei“ ziemlich dickflüssig und erinnert ein wenig an Eierlikör. Die Masse lässt sich aber einfach anbraten – man braucht kein oder nur sehr wenig Öl. Das vegane Rührei lässt sich in der Pfanne wunderbar zerteilen und ähnelt dabei in Farbe und Konsistenz stark dem Original, nur der Geruch ist ein bisschen anders.

Und wie schmeckts? Ziemlich gut. Wir haben das Neggst-Rührei mit Salz und Pfeffer gewürzt und fühlten uns sehr an „echtes“ Rührei erinnert. Ohne Gewürze hat das Rührei keinen allzu starken Eigengeschmack – das fällt uns aber positiv auf. Andere vegane Rühreier schmeckten uns in der Vergangenheit zu stark nach künstlichen Aromen.

Aus dem veganen Ei von Neggst haben wir wie im Bild rechts Rührei zubereitet.
Aus dem veganen Ei von Neggst haben wir wie im Bild rechts Rührei zubereitet. (Fotos: © Neggst)

Das vegane Spiegelei ist in der Zubereitung etwas schwieriger – auch das Aussehen im Glas ist zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Im Test braucht es länger als ein tierisches Spiegelei. Das Eiweiß ist etwas gräulich, der Eidotter sieht dagegen erstaunlich „echt“ aus. Und viel wichtiger: Es schmeckt und kommt dem Hühnerei recht nah. Leider haben wir es in unserem Versuch nicht ganz knusprig hinbekommen, es hatte beim Essen immer noch eine leicht glibbrige Konsistenz. Das kann aber auch mit Hühnereiern passieren.

Wann und wo gibt es das Neggst-Ei zu kaufen?

Neggst gibt es seit 2022 als flüssige Vollei-Variante (d.h. Eigelb und Eiklar sind bereits miteinander vermischt) im 150-Milliliter-Glas. In der Gastronomie arbeiten bereits einzelne Restaurants mit dem Produkt, so etwa das vegetarische Sternerestaurant Cookies Cream in Berlin.

Für das vegane Spiegelei muss man sich noch etwas gedulden, das vegane Ei in der Schale soll erst im Laufe dieses Jahres in die Supermärkte kommen. Neggst verriet uns 2022, dass sie noch eine Maschine entwickeln, die hunderte Eigelb am Tag formen kann.

Wer steckt hinter Neggst?

Lebensmitteltechnologin Verónica García Arteaga gründete das Unternehmen gemeinsam mit Betriebswirt Dr. Patrick Deufel 2021. Die Technologie für das vegane Ei wurde am Fraunhofer Institut entwickelt. Inzwischen sind mehrere Investoren in das Berliner Start-up eingestiegen: das Fraunhofer Institut, der Green Generation Fund sowie die beiden Unternehmen Zentis und Ehrmann.

Fazit: Vegane Eier haben Potenzial

Eine pflanzliche Alternative für Spiegeleier haben einige Veganer:innen bislang vermisst. Wir freuen uns, dass das vegane Eierregal bald einen solchen Neuzugang bekommt. Denn eine pflanzenbasierte Ernährung schont das Klima. Dabei ist es jedoch wichtig, auch bei veganen Alternativen auf regionale Zutaten in Bio-Qualität zu achten.

Das Neggst-Ei hat zwar kein Bio-Siegel, die Zutaten kommen aber aus Europa und künstliche Zusätze oder Aromen stecken nicht im Produkt. Für uns ist es deshalb ein veganes Ei mit Zukunftspotenzial, auch wenn wir die Ladenpreise bislang noch nicht kennen.

Schade ist, dass zumindest bei der Vollei-Variante Verpackungsmüll entsteht. Umso besser, dass die Schale um das Zwei-Komponenten-Ei biologisch abbaubar ist. Gleichzeitig ist Bioplastik nicht unproblematisch und wir wissen noch nicht, in welcher Umverpackung die Eier in den Regalen stehen werden. Mehrwegverpackungen wären uns hier am liebsten.

Wenn dich pflanzliche Eier noch nicht überzeugt haben und du weiterhin die Hühnervariante essen willst, achte auf jeden Fall darauf, welche Eier du kaufst. Und denk daran: Bei tierischen Produkten ist weniger immer besser.

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