Das sogenannte Ölziehen soll den Körper entgiften und sich positiv auf Mundhygiene und Zähne auswirken. Wir verraten, was du über Ölkuren wissen musst.
Das Prinzip des Ölziehens ist schnell erklärt: Du nimmst etwas Öl in den Mund, bewegst es im Mund hin und her und spuckst es anschließend wieder aus. Die Prozedur soll Bakterien binden, so den Mundraum gesund halten und auch gegen Krankheiten wirken. Die Kur hat ihren Ursprung in der ayurvedischen Lehre und wird schon seit Jahrtausenden praktiziert.
Angebliche Wirkungsweise von Ölziehen
Beim Ölziehen produzierst du durch das Hin- und Herbewegen des Öls Speichel. Der vermehrte Speichelfluss soll Bakterien und Toxine von Zahnfleisch und Zunge aufnehmen und sie binden. Spuckst du das Öl aus, scheidest du sie damit auch aus. Außerdem sollen Zähne und Zahnfleisch durch das Ölziehen von Belag befreit werden.
Und nicht nur bei der Mundhygiene soll Ölziehen helfen: Die Ölkur kann angeblich sogar Krankheiten vorbeugen. Denn die Kau- und Saugbewegungen soll die Lymphe in Schwung bringen, wodurch das Immunsystem angeregt wird. Krankheitserreger haben es so schwerer, über die Schleimhäute in den Körper einzudringen.
Gegen diese Beschwerden soll laut der ayurvedischen Lehre Ölziehen helfen:
- Zahnfleischbluten
- Karies
- Mundgeruch
- Arthritis
- Asthma
- Rheuma
- Migräne
- Herzbeschwerden
- Bronchitis
- Erkältungen
Ölziehen: Das sagt die Forschung
Allerdings ist die Forschungslage, was Ölziehen angeht, sehr dünn. Ein Review aus Indien untersuchte 2021 Forschungsergebnisse, die es zum Thema Ölziehen gibt. Die Mediziner:innen kamen zu dem Ergebnis, dass Ölziehen nicht als Ergänzung zu konventionellen Mundhygienemethoden geeignet ist – allerdings nur, weil es nicht ausreichend Studien dazu gibt. Zugleich merken sie an, dass sich zusätzliches Ölziehen als vorbeugende Maßnahme eignen kann, um Zahnprobleme zu verhindern. Die Mediziner:innen verweisen darauf, dass für genauere Ergebnisse eine länger laufende klinische Studie nötig wäre.
Auch andere wissenschaftliche Belege für eine entgiftende Wirkung auf den Rest des Körpers fehlen bisher. Laut der österreichischen Seite Medizin transparent widerspricht die entgiftende Wirkung des Ölziehens bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Laut einem wissenschaftlichen Bericht von 2015 kann Ölziehen mit Sesamöl die seltene Lungenkrankheit Lipidpneumonie auslösen. Dazu sind allerdings noch weitere Forschungen nötig.
Anleitung: So funktioniert Ölziehen
Wenn du Ölziehen ausprobieren möchtest, solltest du die Ölkur gleich morgens nach dem Aufstehen durchführen, noch bevor du etwas gegessen oder getrunken hast. Du brauchst dafür kein teures Spezialöl, sondern kannst verschiedene Speiseölsorten verwenden. Dazu im letzten Absatz mehr.
- Gib einen Esslöffel Speiseöl in deinen Mund. Falls du dich für Kokosöl entschieden hast, dauert es einen kurzen Moment, bis es sich verflüssigt hat.
- Bewege das Öl im Mund hin und her. Du kannst es kauen, durch die Zähne ziehen oder von einer Backenseite zur anderen saugen – Hauptsache, es bleibt ständig in Bewegung.
- Der ganze Vorgang sollte entspannt ablaufen und circa 15 bis 20 Minuten dauern. Hältst du das Ölziehen nicht so lange durch, kann die Kur nicht ihre volle Wirkung entfalten. Du kannst es am Anfang aber auch nur für wenige Minuten versuchen und dich dann steigern.
- Spucke das Öl aus. Da du mit dem Ölziehen Schadstoffe bindest, solltest du es nicht herunterschlucken oder damit gurgeln.
- Spucke das Öl nicht direkt in den Ausguss – entsorge es zum Beispiel über ein Taschentuch. Kleine Mengen Öl kannst du über den Restmüll loswerden. Lies auch: Speiseöl entsorgen: Wohin mit dem abgelaufenen Öl?
- Spüle abschließend den Mund gründlich mit Wasser und spucke es wieder aus.
- Danach kannst du dir die Zähne putzen.
- Eine Ölkur solltest du mindestens vier Wochen lang täglich durchführen.
Die besten Öle zum Ölziehen
Egal für welches Speiseöl du dich entscheidest: Achte darauf, dass es qualitativ hochwertig ist und Bio-Qualität hat. Nachhaltiger sind möglichst regionale Produkte.
Mit diesen Ölen gelingt das Ölziehen:
- Sonnenblumenöl kannst du aus Deutschland beziehen. Es ist zudem mild im Geschmack. Damit eignet es sich besonders gut zum Ölziehen.
- Auch Leinöl gilt als besonders heilsam im Mund- und Rachenbereich. Da es einen recht herben Geschmack hat, kannst du es im Verhältnis 1:1 mit Sonnenblumenöl mischen.
- Kokosöl schmeckt nicht nur angenehm, sondern hat auch noch eine antibakterielle Wirkung. Besonders unsere Mundflora profitiert von dieser Ölsorte. Ein Nachteil ist seine schlechte Klimabilanz aufgrund der weiten Transportwege.
- Auch Olivenöl kannst du zum Ölziehen verwenden – allerdings ausschließlich in kaltgepresster, nativer Form.
Utopia meint: Die Wirksamkeit von Ölziehen ist nicht wissenschaftlich gesichert – schaden kann es aber vermutlich nicht. Nebenwirkungen traten bisher nur äußerst selten auf. Wer sich selbst ein Bild von der ayurvedischen Praxis machen möchte, kann es einfach mal ausprobieren.
Überarbeitet von Philipp Multhaupt
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