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Regnose: Wie uns das Prinzip in der Klimakrise helfen könnte

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Foto: CC0 / Pixabay / analogicus

Das Prinzip der Regnose lässt uns Chancen sehen, wo sich bislang nur Probleme türmten. Wie es mit diesem besonderen Blickwinkel gelingen könnte, die Herausforderungen des Klimawandels anzupacken, liest du hier.

Regnose ist der Blick aus der Zukunft zurück in die Gegenwart. Diese Form der Zukunftsperspektive dreht also die gewöhnliche Blickrichtung um, die normalerweise vom gegenwärtigen Standpunkt ausgehend eine mutmaßliche Zukunft prognostiziert. Durch diesen geistigen Trick ergeben sich ganz neue Sichtweisen, die uns helfen können, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Die Regnose ist eine Technik, die im Zusammenhang mit der Zukunftsforschung steht. Forscher:innen nutzen das Gedankenexperiment, um neue Lösungswege für aktuelle Problemstellungen zu entwickeln. 2020 machte der Zukunftsforscher Matthias Horx das Regnoseprinzip populär. Mitten in der herausfordernden Situation der Corona-Pandemie nutzte er die zukunftsgerichtete Perspektive, um ein positives Bild für die Zeit danach zu entwerfen.

Die Technik der Regnose kann auch helfen, den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen. Um dessen Auswirkungen abzumildern, ist eine klimaneutrale oder „Net Zero„-Gesellschaft bis 2050 notwendig. Dies ist das erklärte Ziel der Staatengemeinschaft, um den Anstieg der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu senken.

Zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels sind weltweit grundlegende Veränderungen erforderlich. Es geht dabei unter anderem um:

  • die Umstellung der Energieversorgung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien
  • weitreichende Änderungen im globalen Transportwesen
  • klimaschonende Stadtplanung (zum Beispiel unter Berücksichtigung des speziellen Stadtklimas)
  • einen sorgsameren Umgang mit Ressourcen wie Wasser, Ackerboden oder Rohstoffen

Regnose versus Prognose

Positives Denken macht den Kern der Regnose aus. Der Prozess der Regnose soll laut dem Zukunftsinstitut verdeutlichen, wie wir unsere Zukunft aktiv gestalten können. Die Zukunft ist demnach nicht etwas, das einfach passiert, sondern wir können sie selbst beeinflussen. Die positive Grundeinstellung unterscheidet die Regnose auch vom herkömmlichen Prinzip der Prognose:  

  • Prognose: Vielleicht ist es dir ja selbst schon einmal so gegangen: Du standest vor einer neuen Herausforderung und die Probleme stapelten sich vor deinem geistigen Auge. Wenn du die Aufgabe dann bewältigt hast, dachtest du rückblickend aber vielleicht: „So schlimm war es doch gar nicht.“ In der Regel neigen Menschen dazu, eher die Probleme als die Möglichkeiten zu sehen. Die Angst vor dem Unbekannten übernimmt bei der Prognose daher oft eine führende Rolle.
  • Regnose: Bei dieser Methode dagegen versetzt du dich gedanklich in eine Position in der Zukunft, in der schon alles geschafft ist. Das erzeugt ein positiveres Denken und ermöglicht dir, die Zukunft ohne Schwarzmalerei zu sehen. Du siehst so vor allem die Möglichkeiten und nicht nur die Probleme. Die Regnose ist demnach eine lösungsorientierte Form der Zukunftsbetrachtung.

Die Regnose zeigt Lösungen auf

Die Regnose weist auf Lösungen hin, die teilweise heute schon existieren.
Die Regnose weist auf Lösungen hin, die teilweise heute schon existieren.
(Foto: CC0 / Pixabay / VacacionesPagodasBlog)

Die Regnose ermöglicht es, sich leichter von eingefahrenen Verhaltensmustern zu lösen.

  • Chancen erkennen – In der Regnose treten die Chancen, die zum Beispiel erneuerbare Energien oder Wasserstoff-Technologien bringen können, deutlicher hervor.
  • Bestehende Probleme identifizieren – Das Regnose-Prinzip lässt uns aber auch erkennen, dass die Probleme des Klimawandels zu einem Großteil durch den gegenwärtigen Lebensstil der westlichen Welt entstehen. In der EU-Statistik der größten CO2-Verursacher weltweit stand Deutschland 2022 an siebter Stelle. Die Mitgliedstaaten der EU rangierten insgesamt an dritter Stelle hinter China und den USA.

Mit der Regnose gegen den Klimawandel

Mit der Regnose stellst du dir eine CO2-neutrale Welt vor.
Mit der Regnose stellst du dir eine CO2-neutrale Welt vor.
(Foto: CC0 / Pixabay / stux)

Die Erderwärmung und der damit verbundene Klimawandel stehen für viele Menschen als ernste Bedrohung im Raum. Der Weltklimarat (IPCC) bestätigt in seinem Bericht von 2018, dass der Mensch durch zusätzliche CO2-Emissionen die Erderwärmung beschleunigt.

Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht sich daher auch gegen die Verwendung des Wortes „Klimakatastrophe“ aus. Seiner Meinung nach erzeugen solche Begriffe Ängste, die sich lähmend auf Menschen auswirken. Sie könnten so der jetzt notwendigen Umstellung der Gesellschaft auf eine klimaneutrale Lebensweise im Wege stehen. 

Laut Matthias Horx lässt sich mit nur fünf gedanklichen Schritten eine positivere Einstellung zur angestrebten klimaneutralen Zukunft schaffen:

  1. Die eigene Angst erkennen und sich bewusst machen, dass es sich dabei um Gedanken handelt. Die Situationen, vor denen wir Angst haben, können möglicherweise eintreten, müssen es aber nicht. In der langen Geschichte der Zivilisation haben die Menschen schon mehrfach radikale Änderungen bewerkstelligt. In ihren Anfängen: der Schritt vom umherziehenden Jäger und Sammler hin zum sesshaften Ackerbauern. Vor erst rund 250 Jahren bewirkte die industrielle Revolution, dass viele Menschen in Fabriken arbeiten, anstatt in der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Veränderung hatte dann auch Folgen für die Umwelt. Die intensive Nutzung von Kohle sowie später von Erdöl und Erdgas führte zu der rasant steigenden Erderwärmung, gemessen an den Werten vor dem industriellen Zeitalter. Durch eine erneute Veränderung hin zu einem klimaneutralen Lebensstil ließen sich einige der Auswirkungen des Klimawandels noch korrigieren.
  2. Sich eine CO2-neutrale Welt vorstellen. Gedanklich bist du bei diesem Perspektivwechsel schon im Jahr 2050 und lebst in einer klimaneutralen Gesellschaft. Es gibt keine Verbrennungsmotoren mehr, keine Kohlekraftwerke oder zubetonierte Natur. Das wirtschaftliche Leben funktioniert auch ohne zwanghaftes Wachstum und Konsumrausch.
  3. Wahrnehmen, was sich schon verändert hat. Unter anderem fahren heute schon mehr Elektroautos auf den Straßen als noch vor wenigen Jahren. Beispielsweise hat in Norwegen jedes fünfte Auto einen Elektroantrieb. Die erneuerbaren Energien haben in Deutschland einen immer größeren Anteil an der Stromversorgung. Laut Umweltbundesamt lag im ersten Halbjahr 2023 der Anteil der erneuerbaren Energien am verbrauchten Strom bei 52 Prozent. 
  4. Die eigene Wirkmacht erkennen. Vielleicht hast du ja schon eine Solaranlage am Balkon oder auf dem Dach, beziehst Ökostrom oder verwendest Produkte aus Recycling-Material. Dies sind vielleicht nur kleine Schritte, aber sie können, wenn viele sie mitgehen, eine Veränderung anstoßen.
  5. Von der Lösung her denken. Aus der Regnose-Perspektive hast du gegenwärtige Herausforderungen ja schon überwunden. Daher stellt sich bei dieser Betrachtungsweise nicht die Frage: „Warum kann es nicht gelingen?“, sondern: „Wie ist es zu schaffen?“ So entsteht ein positiver Effekt, der dich motiviert, Chancen zu ergreifen. Du kannst somit alte Gewohnheiten, die in eine Sackgasse führen, loslassen.

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