Rotschlamm ist ein giftiges Abfallproblem der Aluminiumindustrie. Wo die Schwierigkeiten liegen und warum sie so schwer zu lösen sind, liest du hier.
Bei der Aluminiumherstellung bleibt Rotschlamm übrig. Der rote Schlamm ist hochgiftig und sollte nicht mit seiner Umwelt in Berührung kommen. Daher lagert er mitunter jahrzehntelang in offenen Deponiebecken. Eine andere und vor allem saubere Lösung für dieses Umweltproblem ist noch nicht in Sicht.
Rotschlamm und Aluminium – Die Zusammenhänge
Der Rotschlamm fällt bei der Herstellung von Aluminiumoxid an. Das ist eine Vorstufe zum reinen Aluminium. Das Metall Aluminium kommt auf der Erde zwar massenhaft vor, es ist allerdings ausschließlich an andere Elemente gebunden. Laut dem Gesamtverband der Aluminiumindustrie (GDA) ist es sogar das häufigste Metall auf unserem Planeten.
Aluminiumhaltiges Bauxitgestein lässt sich im Tagebau fördern. Erst durch die Bearbeitung mit aufwändigen und energieintensiven Verfahren lässt sich das Metall aus dem aluminiumhaltigen Gestein trennen. Dabei kommt stark ätzende Natronlauge zum Einsatz. Im Rotschlamm sammeln sich dann die Bauxitreste sowie die Natronlauge.
Die Hans-Böckler-Stiftung erläutert, dass der Schlamm eine hochtoxische Mischung bildet. Die Natronlauge alleine kann schon zu Verätzungen der Haut und Schleimhäute führen. Im Bauxitgestein sind meist auch Schwermetalle gebunden. Darunter finden sich giftige Stoffe, wie Arsen, Quecksilber, Cadmium oder radioaktives Uran und Thorium. Durch die Behandlung mit der Natronlauge sind diese Schwermetalle hochgradig flüchtig und stellen ein noch größeres Gesundheitsrisiko als ohnehin schon dar. Die giftigen Schwermetalle können sich leichter verbreiten und gefährden Menschen und Tiere in der Umgebung.
Die charakteristische rote Farbe kommt übrigens durch das Eisenoxid im Bauxit.
Rotschlamm: Für Deutschland ein fernes Umweltproblem
In der globalisierten Welt ist es meist einfacher, das Aluminium in unmittelbarer Nähe der Erzvorkommen, dem Bauxit herzustellen. Die Hans-Böckler-Stiftung weist auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge von Bauxitvorkommen, Aluminiumherstellung und billigen Energiequellen hin. Laut deutscher Rohstoffagentur liegen große Vorkommen beispielsweise in Südamerika, Westafrika, Südostasien mit Australien und China sowie in Südeuropa bis Russland.
Damit stellt sich heutzutage das Problem mit dem giftigen Rotschlamm vornehmlich in diesen Ländern. Für die aluminiumverarbeitende Industrie, wie zum Beispiel die deutsche Automobilbranche ist damit der umweltgefährdende Rotschlamm ein entferntes Problem der Zulieferbetriebe. Der WWF beschreibt weitergreifende Probleme in seinem Bericht „Deutschlands ökologischer Fußabdruck durch Stahl und Aluminium“.
Die Hans-Böckler-Stiftung berichtet, dass auch in Deutschland noch immer Rotschlamm lagert. Teilweise handelt es sich dabei um Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg. Das letzte hier noch aktive Werk für Aluminiumoxid steht bei Stade, in Niedersachsen. Wie die Deutsche Welle berichtet, lagern in der Deponie bei Stade seit gut 45 Jahren Rotschlamm. Die Dämme um die Deponie haben nun eine Höhe von fünfzehn Metern erreicht – genehmigt ist ein Ausbau noch bis zu 21 Metern.
Rotschlamm und seine Auswirkungen
Mit der wachsenden Nachfrage nach dem leichten Metall nimmt auch die Menge an giftigem Rotschlamm zu. Der GDA verzeichnet in einer Statistik für die Jahre 2014 bis 2018 steigende Produktionsmengen des Metalls. Damit lag die weltweite Produktion an Hüttenaluminium, also ohne Recyclingaluminium bei 62,6 Millionen Tonnen.
Laut der Umweltorganisation Rettet den Regenwald e.V. fallen bei einer Tonne Aluminium rund vier Tonnen Rotschlamm an. Diese Mengen an giftigem Rotschlamm bringen etliche Probleme mit sich:
- Sickerwasser durch Lecks – Wie Rettet den Regenwald berichtet, sind Lecks in den Deponiebecken keine Seltenheit. Der Schlamm sickert ins Erdreich oder vergiftet Flüsse. Die Menschen in der Umgebung der Werke leiden häufiger unter Hautkrankheiten. Das Trinkwasser in Brunnen ist mit Schwermetallen vergiftet oder die Fische in den angrenzenden Flüssen sterben durch das giftige Sickerwasser.
- Dammbruch – Katastrophale Folgen hat ein Dammbruch, wie beispielsweise 2010 in Ungarn. Greenpeace berichtet, wie eine Lawine aus Rotschlamm zwei Ortschaften verwüstete und rund 2.000 Hektar Land unter sich begrub. Die Hans-Böckler-Stiftung weist auf ähnliche Fällen im brasilianischen Regenwald hin. Dort stieg während der Regenzeit der Pegel im Deponiebecken. Das brachte den giftigen Schlamm zum Überlaufen. Dieser ergoss sich dann in umliegende Flüsse, wobei solche Vorkommnisse meist vertuscht würden. Laut einer Fallstudie im Auftrag des Umweltbundesamts könnte austretender Rotschlamm im westafrikanischen Guinea sogar die Wasserversorgung des Landes und der Nachbarstaaten gefährden.
- Gefährdung von Ökosystemen – Die Rotschlammdeponien liegen größtenteils in den Bauxitabbaugebieten. In Brasilien oder Guinea befinden sich die Bauxitvorkommen in äußerst sensiblen Ökosystemen, wie beispielsweise dem Regenwald. Der WWF weist darauf hin, dass unsichere Dämme und Rückhaltebecken den Urwald sowie den Artenreichtum gefährden.
Gibt es Alternativen zu Deponien?
In den meisten Fällen bleibt der Rotschlamm hinter den Dämmen verwahrt, jedoch nicht entgiftet. Die Hans-Böckler-Stiftung weist in der oben genannten Quelle darauf hin, dass die Probleme mit dem toxischen Rotschlamm weitestgehend ungelöst sind. Bleiben die Deponien bestehen, vererbt sich das Problem an die nächsten Generationen.
Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, den Schlamm zu entgiften. Laut der Hans-Böckler-Stiftung hilft es bereits, dem Schlamm die Natronlauge wieder zu entziehen. Zurück bleiben Gesteinsschlamm und Schwermetalle – jedoch ohne die beschriebene fatale Wirkung durch die Lauge.
Der GDA berichtet zudem, dass Forschergruppen an Möglichkeiten arbeiten, den so gereinigten Rotschlamm weiterzuverwenden.
Rotschlamm verhindern – Aluminium vermeiden
Die Probleme mit Rotschlamm hängen direkt mit dem Bedarf für Aluminium zusammen. Umweltorganisationen, wie beispielsweise Rettet den Regenwald e.V. oder WWF rufen dazu auf, nach Möglichkeit auf Aluminium im Haushalt zu verzichten. Hier geben wir dir einige Tipps, wie du Aluminium ersetzten kannst:
- Aluminium vermeiden: 13 Tipps für den Alltag
- Selbstgemachte Wachstücher halten die Lebensmittel frisch. Die kannst du auch unterwegs nutzen, oder du wickelst zum Beispiel das Pausenbrot in Butterbrotpapier anstatt Alufolie oder Plastik-Frischhaltefolie.
- Wenn du Filterkaffee selbst aufbrühst, benötigst du keine Alu-Kapseln in der Kaffeemaschine.
- Kein Aluminium auf der Haut: Deo selber machen – So einfach geht’s
- Grillen ohne Alufolie: so gelingen auch Feta, Fisch und frisches Gemüse
- Kaufe Getränke in Mehrweg-Pfandflaschen anstatt in Aluminiumdosen.
Nicht immer kannst du dem Aluminium aus dem Weg gehen. Aluminiumabfälle, wie zum Beispiel Jogurtdeckel gehören in die Gelbe Tonne beziehungsweise in den gelben Sack und lassen sich so recyclen.
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