Scharfes Essen wird regelmäßig für seine positiven Wirkungen gepriesen. Feurige Chilis sollen den Kreislauf ankurbeln und Glückshormone ausschütten. Demgegenüber stehen Kritiker, die vor zu viel Schärfe warnen. Was stimmt nun?
Schärfeempfinden: Wie wirkt scharfes Essen?
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Wenn wir eine Speise als scharf wahrnehmen, hat das nichts mit Geschmack zu tun. Das Gefühl ist eine Reaktion unserer Wärme- und Schmerzrezeptoren im Mund. Verantwortlich dafür sind unterschiedliche Stoffe: Chilis sind durch Capsaicin scharf, bei Pfeffer wirkt Piperin als Scharfmacher und bei Ingwer heißt der Wirkstoff Gingerol.
Der Schärfegrad von Chilis und Chiliprodukten kann gemessen werden und trägt die Einheit Scoville (SHU). Anhand des Capsaicingehalts wird der Schärfegrad gemessen: 1 Milligramm Capsaicin pro Kilogramm entspricht beispielsweise 16,1 SHU.
Damit du dir unter der Scoville-Skala etwas vorstellen kannst, findest du hier einige Beispiele:
- Peperoni: 100 – 500 SHU
- Tabasco: 2.500 – 8.500 SHU
- Habaneros: 100.000 – 250.000 SHU
- Reines Capsaicin: 16.000.000 SHU
Scharfes Essen ist gesund: Die positive Wirkung von Capsaicin
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Es ist erwiesen, dass Capsaicin als Scharfmacher in Chilis einige gesundheitsfördernde Eigenschaften mit sich bringt. Das MLR (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg) geht von folgenden positiven Wirkungen aus:
- Capsaicin wirkt antibakteriell: Das hat mehrere Vorteile: Lebensmittel werden durch Zugabe von scharfen Gewürzen und Chilis länger haltbar. Außerdem wirkt der Stoff auch entzündungshemmend, denn er schwächt die Bildung von Mikroorganismen ab.
- Regt Verdauung an: Scharfes Essen regt die Magensaftproduktion an und ist förderlich für die Verdauung. Besonders fetthaltige Speisen kann dein Körper in Kombination mit z.B. scharfen Saucen leichter verdauen.
- Endorphine werden ausgeschüttet: Durch die Schmerzreaktion, die durch Schärfe verursacht wird, werden im Gehirn zur Beruhigung Glückshormone ausgeschüttet. Wenn du dich also beim Verzehr von sehr scharfen Speisen glücklich fühlst, ist das eine ganz normale Reaktion deines Körpers.
- Wirkt gefäßerweiternd: Capsaicin sorgt generell für eine bessere Durchblutung und bringt den Kreislauf in Schwung. Indem es auch die Schleimhäute im Mund besser durchblutet, werden die Geschmacksrezeptoren sensibilisiert. Schärfe wirkt also als Geschmacksverstärker.
- Sorgt für Schweißausbrüche und Hitzeempfinden: Dieser Effekt von scharfem Essen ist insbesondere in heißen Ländern von Vorteil. Indem er schwitzt, kann der Körper die Temperatur etwas senken.
- Kann bei Erkältungen helfen: Schärfe kann dafür sorgen, dass sich Schleim in den Bronchien besser löst. Sie fördert die Bildung von Nasensekret, was bei Erkältungen von Vorteil ist, so der UGB (Verband für unabhängige Gesundheitsberatung).
Insgesamt gibt es also zahlreiche gute Gründe, warum du scharf essen solltest. In Bezug auf die Lebenserwartung, gibt es zwar Studien, die Hinweise liefern, dass scharfes Essen das Sterberisiko senkt (zum Beispiel führten M. Chopan und B. Littenberg 2017 die Studie „The Association of Hot Red Chili Pepper Consumption and Mortality“ durch) – eindeutige wissenschaftliche Belege konnten die Studien jedoch nicht liefern.
In welchen Fällen Schärfe gesundheitsschädlich wirken kann, erfährst du im folgenden Absatz.
Zu viel scharfes Essen: Wann wird es gefährlich?
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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertet scharfes bis sehr scharfes Essen, wie es zum Beispiel im asiatischen Raum zubereitet wird, als nicht akut gesundheitsschädlich. Das BfR orientiert sich dabei an einer Obergrenze von 5 Milligramm Capsaicin pro kg Körpergewicht, die in einer Speise noch unproblematisch sind. Bei einem Erwachsenen mit 70 Kilo Körpergewicht entspräche dies 350 Milligramm Capsaicin.
Ab einer gewissen Konzentration an Capsaicin sieht das BfR scharfes Essen jedoch kritisch. Wenn man es isst, kann dies unter Umständen negative Auswirkungen haben. So sollten Personen mit empfindlichem Magen besser auf Schärfe im Essen verzichten, da diese Magen- und Darmschleimhäute reizt. Auch wer unter Sodbrennen leidet, sollte beim Würzen mit Chilis vorsichtig sein.
Zudem warnt das MLR, dass regelmäßiges sehr scharfes Essen im Verdacht steht, Speiseröhrenkrebs zu verursachen. Wissenschaftliche Studien, die dies eindeutig belegen, gibt es allerdings nicht.
Wer scharfes Essen nicht gewohnt ist, kann schnell an gesundheitlichen Beschwerden leiden, wie zum Beispiel:
- Übelkeit und Erbrechen
- Schleimhautreizung
- Bluthochdruck
Ab welcher Dosis diese Beschwerden auftreten können, unterscheidet sich individuell.
Besondere Vorsicht ist bei Kindern geboten. Kleine Kinder reagieren sehr viel sensibler auf Schärfe. Chilisaucen solltest du deshalb immer entsprechend sicher aufbewahren. International sind einige ernsthafte Vergiftungsfälle bei Kindern durch Chilierzeugnisse bekannt. Das BfR berichtet beispielsweise von einem Fall, in dem ein 10 Monate alter Junge das Bewusstsein verlor und an Atembeschwerden litt, nachdem er unbeabsichtigt Chilisauce zu sich genommen hatte. Menge und Dosierung der Chilisauce sind nicht bekannt. Das BfR bezieht sich dabei auf eine Meldung in einer britischen Zeitung.
Scharf essen: Tipps zum richtigen Umgang mit Schärfe
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Wer scharfes Essen in Maßen genießt, hat generell nichts zu befürchten und kann von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren. Trotzdem kann Schärfe unangenehme – aber nicht lebensbedrohliche – Folgen haben. Um diese zu vermeiden, solltest du folgende Tipps beachten:
- Trage am besten Handschuhe, wenn du Chilis schneidest oder anders verarbeitest. Falls du keine zur Hand hast, solltest du deine Hände danach gründlich waschen – denn auch in den Augen ist die Schärfe zu spüren!
- Taste dich langsam an scharfes Essen heran und würze nur so viel, dass es für dich noch angenehm ist.
- Capsaicin ist fettlöslich. Wenn du einmal zu scharf gegessen hast, kannst du das Brennen durch Milchprodukte oder stärkehaltige Lebensmittel lindern. Iss zum Beispiel ein Brot mit etwas Butter (oder einem anderen Fett).
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English version available: Is Spicy Food Good For You? Health Benefits and the Right Amount
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