Ein Schottergarten sieht auf den ersten Blick pflegeleicht und minimalistisch aus – wenn man genauer hinsieht, bergen diese „Gärten des Grauens“ aber große Nachteile für Artenvielfalt und Klima.
Schottergärten werden zunehmend zum Trend auf deutschen Grundstücken. Verwechsle Schottergärten dabei nicht mit Steingärten: Im Steingarten lassen sich Pflanzen kultivieren, die nährstoffarme Böden bevorzugen. Schottergärten hingegen bestehen (fast) ausschließlich aus Kies und Steinen. Der Biologe Ulf Soltau hat mit seinem Buch **“Gärten des Grauens“ und seinen Social Media-Aktivitäten ein großes Bewusstsein für die Problematik von Schottergärten geschaffen.
Angelegt werden solche Gärten, indem der Mutterboden entfernt wird. Dann wird eine Plane aus Vlies ausgebreitet, auf welche die Steine gekippt werden. Das Vlies verhindert, dass wild wachsende Pflanzen durch den Schotter hindurchwachsen.
Im Folgenden zeigen wir dir drei Gründe, weshalb du lieber auf einen Schottergarten verzichten solltest und verraten dir, welche Alternativen sich besser eignen, wenn du einen pflegeleichten Garten haben möchtest.
1. Schottergärten bieten keinen ökologischen Mehrwert
Gärten mit verschiedenen Blumen, Ostbäumen und -sträuchern und Gemüsebeeten sind wichtig, denn sie erhalten die Artenvielfalt. In Schottergärten gibt es jedoch keinerlei Pflanzen – dementsprechend finden Tiere hier weder Unterschlupf noch Nahrung wie Blütenpollen und Nektar. Mit einem solchen Garten hilfst du also weder heimischen Vögeln, Eidechsen und kleinen Nagetieren noch Bienen, Hummeln oder Schmetterlingen.
2. Schottergärten sind schlecht für das Klima
In normalen, begrünten Gärten findet sich eine große Vielfalt an Pflanzen. Diese wirken sich positiv auf das dort vorherrschende Mikroklima aus. Unter Mikroklima versteht man die klimatischen Bedingungen im „Raum der Luft in Bodennähe“. Pflanzen binden zum Beispiel Staub und Schadstoffe und senken die Umgebungstemperatur.
Schottergärten hingegen heizen sich besonders im Sommer tagsüber stark auf. Die Hitze geben die Kieselsteine in der Nacht dann an die Umgebung ab. Sollte sich doch einmal eine Pflanze auf die steinige Fläche verirrt haben, vertrocknet diese recht schnell. Aufgrund der fehlenden Pflanzen werden Staubpartikel aus der Luft nicht gebunden, sondern reichern sich noch weiter an.
3. Schottergärten sind teuer und pflegeintensiv
Wer denkt, ein Schottergarten sei billiger als die Anschaffung einiger Pflanzen, irrt sich. Je nachdem, wie groß die Fläche ist, kann allein für den Kies schon eine ordentliche Summe zusammenkommen.
Wem außerdem die Pflege von Pflanzen zu aufwändig erscheint, der trifft mit einem Schottergarten nicht zwangsläufig eine bessere Wahl: Die Kieselsteine werden irgendwann von Moos oder Algen bewachsen und wirken nach kurzer Zeit schmutzig. Nach spätestens zehn Jahren sollte der Kies außerdem gänzlich entfernt und gereinigt werden. Dabei muss auch die Vliesplane erneuert werden.
Insgesamt birgt ein Schottergarten also nicht nur eine Menge Pflegeaufwand, sondern geht auch mit einem großen Energieverbrauch einher. Hochdruckreiniger, ein hoher Wasserverbrauch und Lärm bei der Reinigung schaden der Umwelt und Kleinstlebewesen.
Wo Schottergärten verboten sind
Ob ein Schottergarten angelegt werden darf, regelt meist die jeweilige Landesbauordnung. In Bayern liegt es bei den Städten und Gemeinden, ob sie Schottergärten verbieten oder nicht. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird in der Landesbauordnung geregelt, dass Flächen bepflanzt oder begrünt werden müssen – was einem Verbot von Schottergärten gleich kommt. Manchmal handelt sich jedoch nur um Empfehlungen und Verweise.
Baden-Württemberg, Hamburg und Schleswig-Holstein haben Schottergärten verboten. Seit März 2021 hat sich dem auch Sachsen-Anhalt angeschlossen. Wer sich dort dennoch einen neuen Schottergarten anlegt, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Alternativen zu Schottergärten
Auch, wenn dein Daumen nicht der grünste ist, gibt es pflegeleichte Alternativen zum Schottergarten – Alternativen, mit denen du vor allem Tieren und Insekten etwas Gutes tust:
- Eine gute Mischung aus Steinen und Pflanzen ist zum Beispiel ein Steingarten. Dort fühlen sich vor allem alpine Pflanzen wohl, die häufig anspruchslos sind und dir wenig Pflege abverlangen.
- Wenn du große Flächen begrünen möchtest, ohne allzu viel Aufwand zu betreiben, kannst du Bodendecker pflanzen. Diese breiten sich häufig stark aus und unterdrücken Unkraut effektiv. Am besten entscheidest du dich für immergrüne Bodendecker – dann hast du das ganze Jahr über etwas von ihnen.
- Entscheide dich für deine Lieblingspflanzen. Wenn du nur einige ausgewählte Sorten im Garten pflanzt, fällt dir die Pflege später leichter.
- Du musst keinesfalls deinen gesamten Garten bepflanzen. Gib der Natur Raum und lasse zum Beispiel ein Stück Wiese stehen und wild wachsen. So brauchst du nur ein paar Mal im Jahr den Rasen zu mähen.
- Pflanze mehrjährige winterharte Stauden, dann musst du nicht jedes Jahr das Beet neu bepflanzen.
- Biete Bienen und anderen Tierchen ein Insektenhotel als Unterschlupf an.
Übrigens: Wie du einen Schottergarten wieder zur blühenden Oase umwandeln kannst, zeigt SWR in diesem Beitrag:
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