Sozialkaufhaus: Das ist die Idee dahinter Von Martina Naumann Kategorien: Konsum Stand: 30. Januar 2021, 19:51 Uhr Foto: CC0/pixabay/pixelclan Ein Sozialkaufhaus unterstützt soziale Projekte und sorgt gleichzeitig dafür, dass gebrauchte Gegenstände nicht auf dem Müll landen. Hier liest du, wie das Konzept funktioniert und wie du selbst mit Spenden helfen kannst. Bei einem Sozialkaufhaus macht das Konzept den Unterschied Im Sozialkaufhaus gibt es vieles, was auch reguläre Kaufhäuser im Sortiment haben, zum Beispiel Kleidung und Möbel. Der Unterschied ist, dass hier Menschen mit kleinem Geldbeutel zu niedrigen Preisen Gebrauchtes einkaufen können. Hauptsächlich geht es den sozialen Kaufhäusern um die Menschen – Geld verdienen ist dabei eher Nebensache. Das Konzept dieser Kaufhäuser ist rundum sozial: Die Waren sind gebraucht und kosten oft nur wenige Euro oder auch mal gar nichts. Sie sind speziell für Menschen mit geringem Einkommen gedacht. Sozialkaufhäuser beschäftigen oftmals Menschen, die in der freien Wirtschaft keine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Das Angebot kann in den einzelnen Kaufhäusern unterschiedlich sein. Einige sind spezialisiert auf Kleidung, andere eher auf Möbel und Einrichtungsgegenstände oder auf Elektrogeräte. Die Arbeiterwohlfahrt gibt einen Überblick über Waren, die typischerweise in einem Sozialkaufhaus in der Auslage stehen können: Kleidung für alle Altersgruppen, vom Baby bis zu Erwachsenen Möbel und Einrichtungsgegenstände Haushaltswaren und Küchengeräte Elektrogeräte Computer, auch Laptops oder Tablets Spielzeug Fahrräder Bücher Teileweise finden in den Räumen der sozialen Kaufhäuser auch Veranstaltungen statt. Das Stadtportal von Hamburg berichtet zum Beispiel, dass sich einige Sozialkaufhäuser zu Nachbarschaftstreffs entwickelt haben. Es gibt dort Kaffee und Kuchen und auch einen Schreibservice, der beispielsweise bei Briefen an Behörden unterstützt. Oft Einkommensnachweis bei Sozialkaufhaus nötig In Sozialkaufhäusern stehen gespendete Möbel. (Foto: CC0/pixabay/Alexas_Fotos) Sozialkaufhäuser sind für Menschen da, deren Einkommen gering ist und die sich neue Ware zum Normalpreis deshalb oft nicht leisten können. Zu ihnen zählen beispielsweise: Empfänger:innen von Sozialleistungen wie Hartz IV Rentner:innen Student:innen Arbeitnehmer:innen mit Niedriglohn: Das Statistische Bundesamt gibt an, dass die Grenze dafür bei einem Stundenlohn von 11,05 Euro liegt (Stand 2018). In manchen Sozialkaufhäusern benötigst du für die Einkäufe eine entsprechende Bescheinigung, wie zum Beispiel einen Sozialhilfe-, BAföG-, oder Arbeitslosengeld II-Bescheid. Das ist auch eine Bedingung, die Sozialkaufhäuser erfüllen müssen, um bestimmte gesetzliche Maßgaben für mildtätige Zwecke zu erfüllen. Gesetzlich regelt das die Abgabenordnung unter Paragraph 53. Von Armut betroffen oder gefährdet ist in Deutschland ein zunehmender Anteil der Bevölkerung. Aus der Zeitreihe des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales geht hervor, dass im Jahr 2019 der Anteil bei etwa 15,9 Prozent der Bevölkerung lag. Im Vergleich dazu waren es vor zehn Jahren 14,6 Prozent. Die Statistiken berechnen dies mithilfe der sogenannten Armutsgefährdungsgrenze oder Schwelle. Das Statistische Bundesamt setzt fest, bis zu welchen Einkommen offiziell von einer Armutsgefährdung auszugehen ist. Die Werte beziehen sich auf das gemeinsame monatliche Nettoeinkommen aller Personen, die zu einem Haushalt gehören. Für jedes Bundesland gibt es zudem noch eigene Werte. Bei Einzelpersonen liegt die Grenze im Schnitt beispielsweise bei 1.074 Euro im Monat. Bei einer Familie mit zwei Kindern unter vierzehn Jahren dagegen sind es durchschnittlich 2.256 Euro im Monat. Hinweis: Nicht alle Sozialkaufhäuser verlangen einen Nachweis für geringes Einkommen. Dort kommen auch Schnäppchenjäger und Personen, die Ressourcen schonen wollen, auf ihre Kosten. Sozialkaufhaus: Hier läuft es anders ab als gewöhnlich Die Sozialkaufhäuser verkaufen auch gebrauchte Kleidung. (Foto: CC0/pixabay/LindaLioe) In der Organisation unterscheiden sich Sozialkaufhäuser ebenfalls von anderen Kaufhäusern. In der Regel betreiben gemeinnützige Organisationen die Sozialkaufhäuser. Es sind beispielsweise Wohlfahrtsverbände wie die Arbeiterwohlfahrt oder Caritas, kommunale Einrichtungen oder gemeinnützige Genossenschaften. Die Mitarbeiter:innen für das Sozialkaufhaus schickt meist das lokale Jobcenter. Es sind Arbeitssuchende, Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben oder vielfach Langzeitarbeitslose. Zusätzlich arbeiten auch ehrenamtliche Helfer:innen mit im Sozialkaufhaus. Bei den Waren handelt es sich größtenteils um Spenden. Mitunter führen einige Organisationen auch Haushaltsauflösungen durch. Das Team der Sozialkaufhäuser sichtet, repariert und reinigt die Neuzugänge. Dann stehen die Stücke zum Verkauf und warten auf ihre Weiterverwertung. Die Sozialkaufhäuser sind nachhaltig, weil sie auf diese Weise Müll vermeiden. Viele der Stücke im Sortiment wären sonst vielleicht auf dem Sperrmüll gelandet. Für das Sozialkaufhaus spenden Sozialkaufhäuser müssen auf die Qualität der Spenden achten. (Foto: CC0/pixabay/hapis) Sozialkaufhäuser und die gemeinnützigen Organisationen dahinter freuen sich immer über Spenden. Du hast Sachen übrig, die funktionstüchtig und noch gut weiterzuverwenden sind? Dann kannst du sie einem Sozialkaufhaus in deiner Nähe spenden. Möbel oder sperrige Gegenstände holen die Organisationen meist kostenlos ab. Erkundige dich vorher bei dem Sozialkaufhaus, wie dort die Sachspenden geregelt werden. Die Arbeiterwohlfahrt gibt zu bedenken, dass die gespendeten Waren zu den Bedürfnissen ihrer Kundschaft passen sollten: Die wenigsten Kund:innen können sich geräumige Wohnungen leisten. Eine große Schrankwand zum Beispiel ist deshalb wahrscheinlich wohl eher nicht gefragt. Bei einem schmalen Budget ist die Qualität entscheidend. Die gespendeten Gegenstände sollten in gutem Zustand sein und noch möglichst lange Zeit halten. Gebrauchte Waren kaufen – auch ohne Sozialkaufhaus Nicht immer gibt es in der unmittelbaren Umgebung ein Sozialkaufhaus. Du bist auf der Suche nach gebrauchten Gegenständen wie Kleidung, Möbeln, Büchern oder Handys? Hier sind einige Tipps für weitere Anlaufstellen. Eine Bescheinigung benötigst du hier nicht. Viele gemeinnützige Organisationen betreiben auch Second-Hand-Läden, die für alle Einwohner:innen geöffnet sind. Hier kannst du zum Beispiel Kleidung oder Möbel gebraucht einkaufen und damit zugleich den guten Zweck der Organisation unterstützen. Verschiedene Tauschbörsen für Kinderkleidung stellen wir dir in unserem Überblick vor. Einrichtungsgegenstände findest du zum Beispiel auf diesen drei Webseiten für Second-Hand-Möbel. An gebrauchte Fahrräder kannst du auf verschiedene Weise kommen. Auf speziellen Internetportalen kannst du gebrauchte Handys verkaufen und kaufen. Auf anderen Portalen findest du eine große Auswahl an gebrauchten Büchern. Weiterlesen auf Utopia.de: Alte Möbel restaurieren: Grundlagen und Tipps Achtsamkeit bis Zero Waste: 20 Podcasts zu Nachhaltigkeit und grünem Leben 7 einfache und effektive Zero-Waste-Ideen ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 19 0 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Gewusst wie Nachhaltige Kleidung Secondhand HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: