Herkömmlicher Tee hat einen bitteren Beigeschmack: Pestizidbelastung und Ausbeutung auf den Plantagen. Wer verantwortungsvoll einkauft, kann dagegen etwas tun. Allerdings gibt es nicht die eine, rundum gute Alternative – dafür viele verschiedene Initiativen.
Wer Tee (Schwarztee, Grünen Tee, Weißen Tee, Oolong) nicht nur trinken, sondern mit ruhigem Gewissen genießen will, sollte zwei Ratschläge befolgen: Kaufe Bio-Tee, denn dort ist die Pestizidbelastung deutlich geringer. Achte außerdem darauf, wirklich nur fair gehandelten Tee zu kaufen, denn so kann man auch den problematischen Arbeitsbedingungen entgegenwirken.
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Das Problem: Für „fair gehandelten“ Tee eine klare Empfehlung auszusprechen ist gar nicht so einfach. Neben dem bekannten und weit verbreiteten Fairtrade-Siegel gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt an Initiativen. Wir stellen eine kleine Auswahl vor.
Fairtrade: höhere Löhne, fairere Bedingungen
Das Fairtrade-Siegel steht für bessere Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Ein wichtiges Instrument ist die Fairtrade-Prämie: Sie wird an die Arbeiter:innenkooperative oder Arbeiter:innenvertretung vor Ort ausgezahlt und für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. Fairtrade verbietet Diskriminierung, Zwangs- und Kinderarbeit und schreibt Arbeitsschutzmaßnahmen und formelle Arbeitsverhältnisse vor. Gentechnik ist ausgeschlossen, der Pestizideinsatz stark eingeschränkt. Für ökologischen Anbau gibt es eine Extra-Prämie.
Der Preis, den diem Produzenten für ihren Tee erhalten, ist abhängig von der Qualität, der Herkunft und den Verarbeitungsmethoden. Durch den enthaltenen Fairtrade-Aufschlag ist er aber grundsätzlich etwas höher als ohne Zertifizierung.
Laut Fairtrade müssen die Lähne der Arbeiter:innen mindestens so hoch sein wie branchenübliche Tariflöhne oder gesetzliche Mindestlöhne, je nachdem, welche höher liegen. Wenn diese unterhalb existenzsichernder Löhne, muss es kontinuierliche Lohnerhöhungen geben. Was als „existenzsichernd“ (Living Wage) gilt, ist allerdings bis heute nicht klar definiert. „Ein einheitliches Living-Wage-Berechnungssystem gibt es derzeit noch nicht, wird aber angestrebt“, sagt Verena Albert von der Grundsatzabteilung des fairen Handels-Unternehmens GEPA (s.u.).
Fairtrade garantiert für Tee keine physische Rückverfolgbarkeit. Das bedeutet: Wenn du 100 Gramm Tee mit Fairtrade-Siegel kaufst, muss die Packung nicht unbedingt 100 Gramm Fairtrade-Tee enthalten, es kann auch herkömmlicher Tee enthalten sein. Sicher ist nur, dass der Tee-Hersteller 100 Gramm Fairtrade-Tee gekauft hat – das garantiert die Dachorganisation FLO (Fair Labour Oranisation).
Kaufen: Fairtrade-Produkte gibt es fast überall: in Supermärkten, Discountern, Bioläden und -supermärkten, Reformhäusern, Weltläden, Drogeriemärkten und in vielen Onlineshops.
GEPA: strengere Regeln, bessere Rückverfolgbarkeit
Bei der GEPA gehen die Standards über die von Fairtrade hinaus. Das Unternehmen betreibt zudem Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für den fairen Handel und ist Mitglied in der FLO und der WFTO (World Fair Trade Organisation).
Ein langfristiger Handelspartner der GEPA ist der indische Teeproduzent TPI. Das Unternehmen bezahlt seine Angestellten über den Mindestlohn hinaus für jedes Kilo gepflückten Tees und investiert außerdem für sie in einen Rentenfonds. Im Gegensatz zu vielen anderen Plantagenbetrieben beschäftigt TPI die Arbeiter:innen das ganze Jahr über und bietet ihnen Bildung, gesundheitliche Versorgung und Elektrizität.
Der Preis, den die GEPA den Produzenten zahlt, orientiert sich an deren Kalkulationen; sie erhalten pro Kilo einen fairen Handels-Aufschlag. Immerhin rund 80 Prozent der gesamten Ware stammt bei GEPA aus Bio-Anbau. Viele der Tees tragen das Siegel des Anbauverbands Naturland.
GEPA garantiert, dass beim Tee kein Mengenausgleich stattfindet. Für Verbrauche:innen bedeutet das, dass sich in GEPA-Teepackungen tatsächlich 100 Prozent Tee von zertifizierten Teegärten befindet. „Die physische Rückverfolgbarkeit ist uns sehr wichtig. Sie trägt dazu bei, dass nicht nur der faire Handel in den Köpfen der Menschen hier, sondern vor allem auch die Produzenten vor Ort gefördert werden“, sagt Verena Albert von der GEPA.
Kaufen: GEPA-Produkte gibt es in vielen Supermärkten in einem speziellen GEPA-Regal. Auch in Bioläden, Reformhäusern und Weltläden gibt es GEPA-Tees, außerdem hat GEPA einen eigenen Onlineshop**. Es gibt faire GEPA-Tees aber auch bei Memolife** und auf Amazon**.
El Puente: besondere Unterstützung benachteiligter Gruppen
Das Non-Profit-Unternehmen El Puente konzentriert sich auf den Handel mit selbstverwalteten Kleinbäuer:innenkooperativen und Familienbetrieben. Anders als Fairtrade International und GEPA leistet El Puente an die Produzenten bis zu 100 Prozent zinsfreie Vorfinanzierung der Produktion.
Das Unternehmen arbeitet nach den Standards der WFTO: Sie macht die besondere Unterstützung benachteiligter Gruppen in den Erzeugerländern zu einem zentralen Kriterium. Die Löhne müssen den jeweiligen gesetzlichen Mindestlöhnen oder aber den branchenüblichen Löhnen entsprechen, je nachdem, welche höher sind. Existenzsichernde Löhne werden auch hier „angestrebt“.
Nach eigenen Angaben sind etwa 80 Prozent des Lebensmittelsortiments Bio-zertifiziert. Seinen Tee bezieht El Puente von Kooperativen in Indien, Sri Lanka, Nepal und Ruanda.
Kaufen: Die Produkte sind bisher nur in Weltläden oder online zu finden.
Direkter Handel
Initiativen wie die Teealternative und die Teekampagne kaufen Bio-zertifizierten Tee direkt von Plantagen in Indien, verschiffen ihn nach Deutschland und verkaufen ihn in Großpackungen direkt an Verbraucher:innen. Die Teealternative hat nur eine Teesorte im Angebot (Assam), die Teekampagne zwei (Darjeeling und Assam); beide unterstützen die jeweilige Region in besonderem Maße. Ihre Produkte können sie durch die Umgehung von Zwischenhändlern, Zertifizierern und komplizierten Vermarktungsstrukturen relativ kostengünstig anbieten.
Die Plantagen, von denen die beiden Direkthändler ihren Tee beziehen, sind größtenteils FLO-zertifiziert. Bei Besuchen in Indien überzeugen sich die Unternehmen regelmäßig selbst davon, dass die Arbeiter:innen fair behandelt werden. „Der Vorteil ist, dass ich ganz genau weiß, woher der Tee stammt und wer davon profitiert“, so Thomas Zimmermann von der Teealternative. „Wenn ich dort bin, schaue ich praktisch hinter jede Maschine.“ Beide Initiativen unterstützen mit einem Teil ihres Erlöses gemeinnützige Projekte in Indien.
Kaufen: teealternative.de, teekampagne.de
Fazit: Fairen Tee genießen ist möglich
Wir glauben: Jeder Schritt zählt. Und darum ist das Wichtigste, dass du überhaupt etwas tust, um Ausbeutung und Umweltzerstörung auf den Teeplantagen entgegenzuwirken. Die vorgestellten Alternativen sind vielleicht nicht perfekt, aber für jeden Tee-Fan relativ leicht in die Tat umzusetzen und ebenso sinnvoll wie unterstützenswert.
Einige empfehlenswerte Produkte findest du in unserer Bestenliste:
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