Nach den Rückschlägen vom letzten Jahr meldet sich The Ocean Cleanup zurück: Die 2. Version des gigantischen Meeresstaubsaugers soll noch im Juni in See stechen, um den Müll aus den Meeren zu sammeln. Die Probleme der ersten Kampagne sollen gelöst sein.
„The Ocean Cleanup“ ist das bekannteste Meeressäuberungsprojekt: Mit der schwimmenden Konstruktion soll Müll aus den Meeren gesammelt werden, der an der Wasseroberfläche treibt. Im vergangenen Jahr operierte das Pilotprojekt zum ersten Mal im Pazifik. Nach nur zweieinhalb Monaten musste der Meeresstaubsauger Ende Dezember aber wieder zurück ans Land gebracht werden. Grund war eine Panne.
Damals hatte sich ein 18 Meter langes Endstück des Geräts vom Rest des Systems abgetrennt. Außerdem gab es ein weiteres Problem: Immer wieder ging eingesammelter Plastikmüll aus den Fangarmen verloren und trieb zurück ins offene Meer. Jetzt meldet sich CEO Boyan Slat in einem Video zurück und erklärt, wie The Ocean Cleanup die Probleme aus der ersten Kampagne lösen will. Noch in diesem Monat soll die zweite Version aufs Meer gebracht werden.
The Ocean Cleanup: Die 2. Version soll stabiler sein
Das Problem am Zwischenfall im Dezember: Zwar ging das abgetrennte Stück nicht verloren, da es noch an den Stabilisatoren fixiert war. An ihm waren aber die Sensoren angebracht, die für die Kommunikation mit den Sensoren und Satelliten zuständig waren. Daher holte das Team den Meeresstaubsager zurück.
Als Ursache für diesen Fehler hat The Ocean Cleanup die Verbindung zwischen Fangschirm und den schwimmenden Armen des Systems ausgemacht, wie sie auf ihrer Website bekannt geben. Die Anschlussschiene war in vielen Segmenten zu je 1 Meter Länge geschweißt. Zwischen zwei Segmenten war das System gebrochen – das Stück trennte sich vom Rest des Systems.
Damit das in der 2. Version des Meeresstaubsaugers nicht wieder passiert, hat The Ocean Cleanup das System 001/B in zwei Aspekten angepasst:
- Neues Schirm-System: Anstelle einer Anschlussschiene mit geschweißten Verbindungen soll der Schirm nun mit Schlaufen an den Trägerarmen befestigt werden.
- Keine Stabilisierungsrahmen: Um die Last auf den Armen zu verringern, wird auf die Stabilisierungsrahmen verzichtet. Da das System insgesamt leichtgewichtiger und mit weniger Elektronik auskommen soll, seien diese nicht mehr notwendig.
Das Problem mit dem eingesammelten Müll
Darüber hinaus hatte The Ocean Cleanup in der ersten Kampagne aber noch ein weiteres Problem: Immer wieder ging bereits eingesammelter Plastikmüll wieder verloren und trieb zurück aufs offene Meer. Die Ursache für dieses Problem: Das System war mitunter langsamer als der Müll auf der Wasseroberfläche. So konnte dieser den U-förmigen Armen wieder entkommen.
Wie CEO Boyan Slat im neuen YouTube-Video erklärt, müsse die Plattform nicht unbedingt schneller sein als der Plastikmüll: Sie könnte auch langsamer sein und den schwimmenden Müll durch die Strömung buchstäblich in ihre Arme treiben lassen. Wichtig sei aber Beständigkeit: Entweder müsse der Meeresstaubsauger konsistent schneller oder langsamer sein – aber nicht wechselhaft.
Um das umzusetzen, hat The Ocean Cleanup zwei Design-Varianten in petto, die sie mit dem kommenden Relaunch ausprobieren möchten:
- Aufblasbare Bojen: Mit gigantischen aufblasbaren Bojen soll die Plattform beschleunigt werden (s. Bild). Diese sollen vom Wind angetrieben das befestigte System hinter sich herziehen.
- Fallschirm-Anker: Falls sich die Bojen als erfolglos herausstellen, will es The Ocean Cleanup mit einem 20-Meter großen Fallschirm versuchen, der im Wasser schwimmt und entgegen der Windrichtung an das System angebracht wird. So sollen die U-förmigen Fangarme umgedreht werden und abgebremst werden, sodass der schwimmende Plastikmüll mit der Strömung in das System getrieben würde.
The Ocean Cleanup soll künftig schneller lernen
„Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass diese Optionen die Probleme der Vergangenheit beheben werden. Tatsächlich könnte es weitere, bisher unbekannte geben – so wie es nun einmal ist, wenn man etwas tut, was vorher noch nie gemacht wurde. Wir wissen allerdings, dass mit jedem Tag, an dem das System noch nicht funktioniert, das Plastikmüll-Problem nicht besser wird.“, heißt es auf der Website von The Ocean Cleanup.
Um das System künftig schneller entwickeln und möglichst zeitnah neue Lösungsansätze ausprobieren zu können, verfolgt das Team nun einen etwas anderen Ansatz als zuvor:
- Kleineres System-Design: Das gesamte System soll um den Faktor Drei verkleinert werden. Dadurch will das das Team Änderungen schneller umsetzen können – und mit der neuen Version „001/B“ noch im Juni aufs offene Meer gehen.
- Modulare Bauweise: Die neuen System-Designs sollen deutlich modularer gestaltet werden. So können Änderungen auch direkt auf dem Wasser umgesetzt werden, ohne erst das gesamte System zurück an Land zu bringen. Das spart viel Zeit in der Entwicklung und den Tests.
Das ganze Video von The Ocean Cleanup kannst du hier (in Englisch) sehen:
Deshalb ist The Ocean Cleanup so wichtig
Die Weltmeere von Plastikmüll zu befreien – damit hat sich The Ocean Cleanup ein Ziel gesetzt, das ebenso groß wie wichtig ist: Plastikmüll ist ein Problem, dem wir überall auf der Welt begegnen. In den Meeren befinden sich unvorstellbare Mengen Plastikmüll. Von winzigen, mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren Mikroteilchen bis hin zu ganzen Gewächshäusern und Fischernetzen treibt in den Meeren und Ozeanen so ziemlich alles, was die Menschheit an Plastikprodukten hervorgebracht hat.
Dass das eine enorme Bedrohung für die Natur, die in ihr lebenden Tiere und letztlich auch für uns ist, ist längst nicht mehr von der Hand zu weisen: Während Tiere die Plastikteile fressen und daran sterben, wird Plastik inzwischen schon in der Antarktis gefunden – und das Mikroplastik mittlerweile auch schon im menschlichen Stuhl nachgewiesen.
Es ist allerhöchste Zeit zu handeln. Das sieht auch Boyan Slat so: Der junge Unternehmer gründete mit 18 Jahren The Ocean Cleanup mit der Vision, die Meere von Plastikmüll zu befreien. Nun ist er 24 und hat ein großes Team hinter sich versammelt. Der Ansatz klingt vielversprechend – auch wenn das System noch immer nicht voll funktionsfähig ist. Zunächst soll der Meeresstaubsauger sich auf den gigantischen Müllstrudel im Pazifik konzentrieren, der fast fünfmal so groß ist wie Deutschland. Danach sollen bis zu 60 weitere System weltweit folgen.
Unterstützen kannst du das Projekt mit einer einmaligen oder monatlichen Spende über die TOC-Website. Ebenso wichtig ist es, keinen weiteren Plastikmüll zu erzeugen.
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