Third Wave Coffee meint die dritte und aktuelle „Welle“ des Kaffees – nach der Etablierung von Kaffee als Massenprodukt und dem Boom der Coffee-to-go-Kultur. Die Qualität und die direkte Beziehung zwischen Rösterei und Kaffeebauer stehen hier im Mittelpunkt. Utopia zeigt, was genau es mit Third Wave Coffee auf sich hat, wie fair er gehandelt wird und wie du mit dem Kauf die Kaffee-Anbauländer unterstützt.
Die dritte Kaffee-Welle oder „Third Wave Coffee“ betrachtet Kaffee nicht mehr ausschließlich als Rohstoff oder Verbrauchsgut, sondern als handwerkliches Lebensmittel. Im weitesten Sinne gehört Third Wave Coffee damit zur Specialty-Coffee-Bewegung.
Der Trend des Third Wave Coffee widmet sich der Verbesserung des gesamten Prozesses entlang der Kaffeeproduktionskette: vom Anbau der Kaffeepflanze bis zum fachmännischen Brühen des Endprodukts. Dabei stehen die Qualität der Kaffeebohne und ihre Aromenvielfalt im Mittelpunkt – aber auch die Beziehung der Röstereien zu den Menschen in den Anbaugebieten.
Kaffee: Die erste Welle
Der Begriff „First Wave Coffee“ wurde in den Vereinigten Staaten geprägt. Bereits im 19. Jahrhundert begann die „erste Welle“ der Kaffeekultur mit Kaffee von Marken wie Folgers und Maxwell House. Sie versprachen Kaffeegenuss, der nicht nur erschwinglich war, sondern auch im Handumdrehen zubereitet.
Zur ersten Welle gehört auch die Erfindung der Vakuumverpackung und des Instantkaffees. Kaffee wurde so zum Massenprodukt und schaffte es von den kleinen Röstereien in die Supermarktregale und damit in Millionen Haushalte.
Kaffee: Die zweite Welle
Der Name Starbucks ist eng verbunden mit der zweiten Kaffee-Welle: Hier wurde Kaffee als Erlebnis vermarktet. Der amerikanische Coffeeshop hat es dabei wie kein anderer geschafft, die Massen an seine Kaffeekultur heranzuführen. Viele Coffeeshops folgten diesem Modell, es wurde zum Big Business.
In Deutschland führte ab 1998 Vanessa Kullmann, Gründerin von Balzac Coffee, die Massen an den „To go“-Trend heran. Aus dieser Zeit stammen übrigens auch die Vanilla- und Caramel-Lattes, wie wir sie heute kennen.
Kaffee: Die dritte Welle
Erstmals Verwendung fand der Begriff „Third Wave Coffee“ 2002. Im Unterschied zu den ersten beiden großen Kaffeetrends spielen Produktion und Verkauf des Kaffees eine eher untergeordnete Rolle – das Produkt selbst und seine Qualität stehen hier im Mittelpunkt.
Um die gewünschte Qualität zu erreichen, geht es nun darum, alle Verarbeitungsschritte des Guts „Kaffee“ entlang der Produktionskette zu verbessern. Dieser Fokus auf die Qualität birgt das Potenzial, die Transparenz innerhalb der Kaffee-Industrie zu verbessern: Das Mehr an Transparenz ermöglicht es dem Kaffeeliebhaber, Einblick in die Herkunft und den Anbau der Kaffeebohne zu erhalten, aber auch in die Verarbeitung, das Rösten und Brühen der Bohnen.
Warum ist Third Wave Coffee nachhaltig?
Third Wave Coffee und Specialty Coffee werden in den meisten Fällen mittels Direct Trade (=direkter Handel) gehandelt und importiert – also ohne zwischengeschaltete Akteure. Dadurch haben auch kleine Anbauregionen und ihre Kaffee-Bauern eine Chance, auf dem Weltmarkt mit ihren Kaffees Geld zu verdienen.
Die Bauern haben oft nur ihren Kaffee, um sich und ihre Familien zu ernähren. Aufgrund der Fokussierung auf Qualitäts-Standards für Third Wave Coffee, haben sie die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Kaffees anzubauen und zu vertreiben. Das schafft ihnen im besten Fall eine Basis für nachhaltiges Wirtschaften – sowohl was Umweltstandards als auch was soziale Standards angeht.
Internationale Initiativen der Third Wave Coffee Bewegung
Weltweit gibt es verschiedene Initiativen für Third Wave Coffee. Sie unterstützen die Anbauregionen, aber auch die dort lebenden, sozial benachteiligten Menschen, und setzen sich beispielsweise für Frauen oder Menschen mit Behinderung ein. Zum Beispiel:
The Lucy Foundation
Das Kaffee-Projekt der Initiative The Lucy Foundation kommt aus Neuseeland. Es widmet sich der mexikanischen Kaffeeproduktion und den in die Kaffeeernte involvierten Arbeitern, vor allem Menschen mit Behinderung und ihren Familien. Das Ziel des Projekts ist eine Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Eingliederung von Behinderten – mittels Specialty Coffee.
Zudem hilft es der Region selbst, in diesem Fall der Region Pluma Hidalgo. Diese bringt als einzige den „Pluma Kaffee“ hervor, eine mexikanische Rarität. Das Projekt der Lucy Foundation fördert den Anbau dieses Kaffees und bringt so neben dem sozialen auch wirtschaftlichen Nutzen für die Region.
Die Tatsache, dass hinter dem Anbau der Kaffee-Rarität ein soziales Projekt steht, hilft auch dem Verkauf der gerösteten Bohnen: Es können höhere Preise erzielt werden – ein Mehrwert, der sich wiederum in das Projekt reinvestierten lässt.
The International Women’s Coffee Alliance
In den ländlichen Regionen der Kaffeeanbauländer sind Frauen meist die Hauptarbeitskräfte beim Kaffeeanbau. Trotzdem besitzen sie weder das Land noch den Kaffee. The International Women’s Coffee Alliance (IWCA) hat sich in Zusammenarbeit mit der UN und dem International Trade Centre (ITC) deshalb zum Ziel gesetzt, die Position der Frauen in der Kaffeeanbaukette zu stärken.
Die International Women’s Coffee Alliance unterstützt Frauen in den Kaffeeanbauregionen in Ostafrika. Dort sieht man sich verschiedensten Herausforderungen gegenüber, etwa dem Mangel an Bildung, Grundbesitz und finanziellen Ressourcen. Weil sich einige internationale Käufer zusammengeschlossen haben, können die Frauen nun ihren eigenen Kaffee auf dem internationalen Markt vermarkten und verkaufen. Neben diesen Anstrengungen ist das oberste Ziel, die Qualität des Kaffees zu verbessern, um sich auf dem Markt für Third Wave Coffee behaupten zu können.
Woran du Third Wave Coffee erkennst
Für Third Wave Coffee gibt es kein Siegel und keine Zertifizierung – derzeit handelt es sich vor allem um einen Kaffeetrend und es existieren (noch) keine Richtlinien für die Kaffees. Nur auf Nachfrage kannst du herausfinden, ob es sich um Kaffee handelt, der von besonderer Qualität ist und der via Direct Trade gehandelt wurde.
Doch meist ist Nachfragen gar nicht nötig: Viele kleine und unabhängige Spezialitäten-Kaffee-Röstereien zeigen ihren Kunden von selbst und ausführlich, woher sie ihre Kaffeebohnen beziehen. Sie können dir genau sagen, aus welcher Region und oft auch von welcher Farm der Kaffee stammt. Einige kennen die Kaffeebauern sogar persönlich, von denen sie ihre Kaffeebohnen beziehen.
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