Pizza geht eigentlich immer. Vieles von uns essen sie liebend gern – wenn auch mit schlechtem Gewissen. Denn die Pizza aus der Tiefkühltruhe hat keinen guten Ruf: Sie ist ungesund, ihre Zutaten sind alles andere als regional, und vermeintlich schlecht fürs Klima ist die Tiefkühlpizza auch. Wir sind der Frage nachgegangen, ob es auch „bessere“ Pizzen gibt.
Tiefkühlpizzen sind der Renner. Jede*r Deutsche verzehrt durchschnittlich 13 Tiefkühlpizzen im Jahr, Tendenz steigend. Die Lieblingssorte der Deutschen: Salami.
Dennoch fragen sich immer mehr Menschen beim Pizzakauf: Ist Fertigpizza aus der Tiefkühltruhe überhaupt okay? Der Verdacht: Sie hat viele Kalorien, eine schlechte Umweltbilanz, weitgereiste Zutaten. Wir sind der Frage nachgegangen, ob Tiefkühlpizza wirklich so schlecht ist wie ihr Ruf.
Gibt es die „bessere Pizza“ überhaupt?
Unsere Recherche zeigt: Das Angebot in den Gefriertruhen der Supermärkte und Discounter ist zwar groß, aber wer nachhaltige TK-Pizzen jenseits des Salami- und Margarita-Mainstreams sucht, hat es schwer. Nichtsdestotrotz: Es gibt inzwischen eine kleine und feine Auswahl an Bio-Pizzen, veganen TK-Pizzen und sogar klimaneutralen Pizzen.
Wir haben dazu übrigens auch einen Podcast aufgenommen: Du findest ihn auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und anderen Podcast-Apps:
Wie ungesund ist Pizza wirklich?
Egal ob bio oder klimaneutral – so richtig gesund ist Pizza nicht, zumindest nicht in der Tiefkühlvariante. Bedingt durch das meist weiße Mehl enthält sie viele Kohlenhydrate, aber kaum Ballaststoffe und wenig Vitalstoffe.
Konventionelle Pizza enthält viele Zusatzstoffe
In den Zutatenlisten von 0815-Tiefkühlpizzen finden sich Zusatzstoffe wie Antioxidationsmittel, Stabilisatoren, Säuerungsmittel, Emulgatoren und andere verarbeitete Zutaten wie Extrakte, modifizierte Stärke oder auch bis zu sechs verschiedene Zuckerarten, kritisiert die Verbraucherzentrale.
Pro Pizza sind bis zu 14 Gramm Zucker enthalten. Gesund ist anders.
Pizza = Kalorienbombe
Pizzen aus der Tiefkühltruhe sind wahre Kalorienbomben – eine Pizza enthält häufig mehr als 800 Kalorien. Da der Mensch dazu neigt, aufzuessen, was auf dem Teller liegt, ist Maßhalten hier schwierig. Wer auf seine Gesundheit und seine Figur achten will, sollte besser nur eine halbe oder zwei Drittel der Pizza essen und den Rest für den nächsten oder übernächsten Tag aufheben. Familien können sich unproblematisch Pizzen teilen und damit Kalorien sparen.
Wenn du Pizza selber machst, kannst du mit Hilfe von Vollkornmehl, frischer Tomatensauce, Gemüse, wenig Käse und frischen Kräutern eine gesunde Pizza backen.
Pizza mit Nutriscore
Wagner ist der erste Pizzahersteller, der bei einigen seiner Pizzen den Nutri-Score auf den Karton druckt:
Die Nährwertkennzeichnung Nutriscore soll auf einen Blick zeigen, wie gesund ein Fertiggericht ist. Sie enthält Angaben zum Energiegehalt sowie zu Nährwerten wie Fett, Zucker, Salz und Co. Die Nährwertampel sagt allerdings nichts über Qualität und Herkunft der Zutaten aus.
Tiefkühlpizza: weitgereiste Zutaten
Die Zutaten einer tiefgekühlten Pizza haben oft eine Weltreise hinter sich, der globale Handel macht’s möglich. Der österreichische Journalist Paul Trummer erklärt in seinem Buch „Pizza Globale: Ein Lieblingsessen erklärt die Weltwirtschaft“ den Entstehungsprozess einer Salami-Tiefkühlpizza.
Ganz schön multikulti: Weizen wird weltweit angebaut, Oregano kommt aus Mexico, Knoblauch aus China. Käse und Fleisch stammen meist aus Deutschland oder den europäischen Nachbarländern. Die Zutaten mit immerhin einem kleinen Hauch von „bella Italia“ sind Tomaten und Oliven – die kommen tatsächlich meist aus dem Heimatland der Pizza.
Dass uns die Pizza im Supermarkt nur wenig kostet, hat versteckte Gründe: Die Bäuer*innen erhalten für ihre Produkte oft nur Cent-Beträge, Saisonarbeiter*innen schuften häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Plantagen, und die Tiere, aus denen Schinken wird, leben meist in Massentierhaltung.
Das Problem für Pizza-Liebhaber*innen: Auch bei einem gründlichen Blick auf die Packung ist meist nicht ersichtlich und nachvollziehbar, welche Zutat woher kommt. Ein Problem, das uns nicht nur bei der Tiefkühlpizza begegnet. Immerhin: Dr. Oetker arbeitet hier inzwischen transparenter als andere Hersteller. Auf der Webseite kannst du nachlesen, aus welchem Herkunftsland die Pizzazutaten stammen.
Ist Tiefkühlpizza schlecht fürs Klima?
Tiefkühlpizzen sind aber mehr als die Lebensmittel, aus denen sie zusammengesetzt sind. Für Herstellung und Transport wird Energie benötigt, die Kühlung im Supermarkt und daheim verbraucht Strom. Bei nicht veganen Sorten wird unter Umständen zudem Regenwald für den Anbau von Tierfutter abgeholzt, die Kühe, von denen Käse und Fleisch stammen, pusten zudem jede Menge Methan in die Luft.
TK-Pizza: Klimafreundlicher als ihr Ruf
Tiefkühlkost hatte lange den Ruf, äußerst klimaschädlich zu sein. Schließlich verbraucht die Lagerung im Supermarkt und daheim viel Energie. Das Freiburger Öko-Institut hat sich 2012 in einer Studie den Produktionszyklus verschiedener Tiefkühlprodukte (darunter auch der Pizza) und die Emission von Treibhausgasen angeschaut – von der Ernte, Verarbeitung, Lagerung bis zu Transport und Zubereitung im heimischen Backofen. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler*innen dann mit denen anderer Alternativen verglichen.
Das Ergebnis zeigt: Tiefkühlkost ist weniger schädlich fürs Klima als gedacht. Transport und Lagerung fallen bei der CO2-Bilanz von Tiefkühlprodukten nur unerheblich ins Gewicht: Bei TK-Pizzen machen die Faktoren Transport und Lagerung gerade mal sechs Prozent der gesamten verursachten CO2-Menge aus. „100 Gramm Tiefkühl‐Pizza verursachen insgesamt 556 bis 610 Gramm CO2‐e. Bei der gleichen Menge gekühlter Pizza entstehen 554 bis 590 Gramm CO2‐e, bei selbstzubereiteter Pizza sind es 569 bis 580 Gramm CO2‐e“, stellten die Wissenschaftler*innen fest. Mit anderen Worten: Für das Klima macht es wenig Unterschied, ob man seine Pizza gefroren oder gekühlt kauft oder selber macht.
Ein Großteil der Treibhausgase entsteht erst nach dem Kauf: Wer mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt, Lebensmittel möglichst kurz lagert und dann effizient zubereitet, spart viel Energie. Und darf mit einigermaßen gutem Gewissen Pizza essen. Zumindest die nachhaltigen Sorten.
Umweltsünde Pizzakarton?
Fertigpizza kommt grundsätzlich in Plastikfolie eingeschweißt daher – zudem allermeist in einen Karton verpackt. Dafür gibt es ganz einfache Gründe: Sowohl die gängigen Hygienevorschriften als auch die erforderlichen Transportschutz-Maßnahmen machen die Plastikverpackung erforderlich. Bei der Veganz-Pizza beispielsweise ist die Folie ist aus Polyethylen, sogenanntem LDPE und damit vollständig recycelbar.
Für die Papp-Schachteln wird in der Regel Altpapier verwendet, sie sind damit fast vollständig aus Recycling-Material. „Nicht wiederverwertet werden können die Druckfarbe und der Klebstoff, der die Verpackung verschließt – daraus ergibt sich ein Prozent nicht recyclingfähigen Materials“, erklärt Pizza-Hersteller Wagner.
Die bessere Pizza: Bio und vegan
Bio-Pizzen kommen ohne künstliche Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker und Farbstoffe aus, alle Zutaten stammen aus ökologischer Landwirtschaft. In den Gefrierfächern der Bioläden gibt es eine große Auswahl an Bio-TK-Pizzen. Wer im herkömmlichen Supermarkt nach Bio-Pizzen sucht, hat oft schlechte Karten, so das Ergebnis unserer Recherche. Weder von Wagner noch von Dr. Oetker gibt es derzeit eine Bio-Variante, Rewe Beste Wahl plant, im Lauf des Jahres eine Bio-Spinat-Pizza in die Kühltheken zu bringen.
Vegane Pizzen enthalten keinen Käse – und sind damit automatisch klimafreundlicher. Traurige Realität: Vegane Pizzen findest du eigentlich nur im Bioladen. Der große Pizza-Player Dr. Oetker hat derzeit keine vegane Pizza im Sortiment. Von Wagner gibt es eine vegane Pizza: Die „Garden Gourmet Veggie Lovers“.
TK-Pizza meets Tierwohl: eine traurige Begegnung
Herkömmliche Pizzen mit Schinken, Fleisch oder Lachs geben keine Hinweise, wie die Tiere gelebt haben – man muss leider von Tierleid und Ausbeutung ausgehen. Anders sieht es inzwischen bei Thunfisch-Pizzen aus: Auch bei den konventionellen Pizzamarken trägt Thunfisch-Pizza inzwischen häufig das MSC-Siegel oder den Hinweis „delfinfreundlich gefangen„:
- Rewe Beste Wahl: Zertifikat delfinfreundlich gefangen
- ja! Steinofen Pizza Thunfisch: MSC-Siegel
- followfood Tonno: MSC-Siegel / Bio-Thunfisch
- Wagner Big City Pizza Tokyo Thunfisch: MSC-Siegel
- Dr. Oetker Intermezzo Thunfisch mit Zwiebeln: MSC-Siegel
- Dr. Oetker La Mia Grande Tonne e Cipolle: MSC-Siegel
- Dr. Oetker Tradizinale Tonno e Cipolla: MSC-Siegel
Gustavo Gusto – klimaneutrale Pizza
Das Unternehmen Franco Fresco GmbH hat mit der „Gustavo Gusto“-Pizza eine Pizza mit mehr Handarbeit auf den Markt gebracht. So wird der Teig wird nach Angaben des Unternehmens von Hand ausgebreitet und darf lange reifen. Franco Fresco betont, qualitativ hochwertige Zutaten zu verwenden, bio sind diese allerdings nicht.
Die Pizzen enthalten keine künstlichen Zusatzstoffe, keine Enzyme und keinen Zucker. Aber auch hier zeigt sich: Sowohl Schinken als auch Salami kommen nicht ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe aus.
Gustavo Gusto-Pizzen sind mit dem Siegel „klimaneutrales Produkt“ zertifiziert. Geschäftsführer Christoph Schramm: „Wir sind damit der erste Tiefkühlpizza-Hersteller in Deutschland, der die gesamten Emissionen kompensiert und auch eine klimaneutrale Tiefkühlpizza anbietet“.
Aktuell gibt es von Gustavo Gusto zwei vegetarische Sorten im Sortiment (Margherita und Spinaci e Ricotta), eine weitere ist für den Herbst geplant. 2021 soll eine vegane Alternative in die Läden kommen.
followfood – transparente Bio-Pizza aus Italien
Keine Gentechnik, keine Zusatzstoffe – dafür Bio-Zutaten aus Italien, gebacken in Italien. Jede Packung von followfood trägt einen Tracking-Code, der es ermöglicht, genau nachzuvollziehen, woher die Zutaten stammen. Bis 2021 will das Unternehmen klimaneutral produzieren. Von followfood gibt es auch zwei vegane TK-Pizzen: Die Yoga-Pizza und die Dinkel-Pizza Verdura.
Veganz: Erste Pizza mit Klimascore
Seit Februar 2020 ist die weltweit erste Pizza mit „Klimascore“ auf dem Markt. Die veganen Pizzen von Veganz (Pizza Tricolore, Pizza Spinaci, Pizza alla California und Pizza Verdura) tragen auf der Verpackung den ökologischen Fußabdruck des Produkts. So bekommt die Pizza Verdura beispielsweise drei von drei Sternen im Klimascore, der von der Organisation Eaternity berechnet wird, und zählt damit als „klimafreundliche Ernährung“.
Der Nachhaltigkeitsscore ist aufgegliedert in CO₂ -Emissionen, den Wasserfußabdruck, Tierwohl und Regenwalderhalt. „Unsere Gemüsepizza weist einen CO₂-Emissionswert von 707 Gramm auf, während eine nicht vegane Tiefkühlpizza bei ca. 1.250 Gramm liegt – also fast das Doppelte“, so das Unternehmen.
Fazit: Augen auf beim Pizzakauf
Unser Tipp: Für den gemütlichen Fernsehabend oder das schnelle Mittagessen ist eine Tiefkühlpizza absolut in Ordnung. Wir empfehlen aber möglichst eine vegetarische oder vegane Pizza in Bio-Qualität zu kaufen oder zumindest auf den Hinweis der klimaneutralen Produktion zu achten. Wer mag, kann sich die TK-Pizza mit Rucola, frischem Gemüse oder Gewürzen noch pimpen, damit wird sie in jedem Fall ein bisschen vitaminreicher und gesünder.
Du backst lieber selbst? Nur zu! So kannst du Pizzateig selber machen. Auch für die Pizzasauce haben wir ein einfaches und leckeres Rezept.
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