Vitamin B12 steckt nicht nur in tierischen Produkten – den Stoff gibt es auch als Tropfen, Tabletten oder Trinkfläschchen zu kaufen. Öko-Test hat 29 Präparate untersucht – mit gemischtem Ergebnis. Vier sind „sehr gut“, drei fallen durch.
Die meisten Vitamine kann unser Körper nicht selbst produzieren – zum Beispiel das Vitamin B12. Wir können den Stoff fast ausschließlich über tierische Lebensmittel aufnehmen; er ist wichtig für den Energiestoffwechsel, zur Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nervenhüllen. Eine ausgewogene Ernährung kann einem Mangel vorbeugen. Wer dauerhaft vegan lebt, muss Vitamin B12 supplementieren. Aber auch Menschen, die tierische Produkte essen, können einen Mangel entwickeln. Bei bestimmten Erkrankungen kann beispielsweise eine Supplementierung nötig werden.
In Apotheken, Drogerien oder Onlineshops gibt es zahlreiche Vitamin-B12-Präparate. Öko-Test hat 29 Mittel untersucht – und kann nur vier mit „sehr gut“ empfehlen.
Hinweis: Öko-Test hat die folgenden Testergebnisse erstmals in der Februarausgabe 2023 veröffentlicht. Die Ergebnisse sind nun auch im Öko-Test Jahrbuch 2023 abrufbar. Haben sich zwischenzeitlich Änderungen bei den Produkten oder bei gesetzlichen Grenzwerten ergeben, ließ Öko-Test eine neue Laboranalyse durchführen.
Vitamin B12 bei Öko-Test: Testsieger und -verlierer
Für den Vitamin-B12-Test hat Öko-Test unter anderem verschreibungspflichtige und rezeptfreie Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel untersucht. Die Präparate schneiden sehr gemischt ab.
Zu den Testsiegern gehören die „Vitalis Vitamin B12 Ampullen, Himbeere“ von Aldi Süd. Sie tragen das V-Label und sind somit als vegan gekennzeichnet. Nicht alle Produkte im Test lassen sich klar als vegan erkennen, bei einigen können tierische Bestandteile nicht ausgeschlossen werden. Sechs Produkte sind „gut“, sechs „befriedigend“. Zehn schneiden mit „ausreichend“ ab.
Zwei Produkte fallen mit „mangelhaft“ im Test durch. Die „Vitasprint B12 Trinkfläschchen“, welche vor allem in Apotheken verkauft werden, sind sogar „ungenügend“. Das liegt unter anderem daran, dass Öko-Test die Wirkung nicht als ausreichend belegt erachtet. Die Fläschchen sind als traditionelles Arzneimittel zugelassen und somit nicht auf Basis klinischer Studien. Stattdessen tragen sie die Bezeichnung „Arzneimittel“, weil sie schon seit über 30 Jahren für den jeweiligen Zweck eingesetzt werden. Die Fläschchen kosteten zum Zeitpunkt des Tests 2,60 Euro pro höchster empfohlener Tagesdosis – und waren damit das teuerste Produkt im Test.
Vitamin-B12-Präparate: Viele Produkte stark überdosiert
Nahrungsergänzungsmittel sind häufig überdosiert – so auch im Fall von Vitamin-B12-Präparaten. Die meisten enthielten mehr als 25 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tagesdosis. Zum Vergleich: Das Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen nicht mehr als vier Mikrogramm täglich.
Das Produkt „Vitamaze Vitamin B12 Tropfen“ (laut Hersteller vegan) soll sogar 500 Mikrogramm pro Tagesdosis enthalten – ein von Öko-Test beauftragtes Labor stellte aber fest, dass tatsächlich etwa 20 Prozent weniger in der Glasflasche stecken. „Dr. Jacob‘s B12 Methylcobalamin, Tabletten“ kommen tatsächlich auf 500 Mikrogramm je Tagesdosis.
Der Körper kann so hohe Mengen Vitamin B12 nicht aufnehmen und scheidet die übrigen Vitamine wieder aus. Trotzdem bewerben Hersteller die Präparate teils als „hochdosiert“. Öko-Test zitiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das darin eine „mögliche Irreführung des Verbrauchers“ sieht.
Wer wirklich B12-Präparate braucht
Vielen Produkten fehlte auch ein Hinweis darauf, unter welchen Umständen die Einnahme von Vitamin B12 sinnvoll ist. Auch dafür gab es Notenabzug – denn, wie Öko-Test betont, braucht man keine B12-Präparate, wenn man gesund ist und tierische Produkte isst. Wer sich vegan ernährt, ist dagegen darauf angewiesen. Außerdem muss man das Vitamin unter anderem bei bestimmten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts supplementieren.
Auch bei den bereits erwähnten Vitamaze Vitamin B12 Tropfen fehlte ein Hinweis, wann man B12 supplementieren muss. Sie erhielten die Gesamtnote „mangelhaft“. Die Tabletten von Dr. Jacob’s wiesen ebenfalls nicht darauf hin und schnitten „ausreichend“ ab.
Ein Vitamin-B12-Mangel kann schwerwiegende Folgen haben: nämlich Nervenschäden. Er wird von Mediziner:innen diagnostiziert und behandelt. Die apothekenpflichtigen Arzneimittel im Test und die Vitamin-B12-Kapseln von Dr. Loges (vom Hersteller als vegan ausgelobt) helfen erwiesenermaßen bei der Behandlung und dabei, dem Mangel vorzubeugen. Sie schnitten im Test mit „sehr gut“ ab.
Titandioxid, Phosphate und andere Problemstoffe
Öko-Test wertete auch bestimmte Inhaltsstoffe in Vitamin-B12-Präparaten ab. Zwei Arzneimittel enthielten Titandioxid – ein Weißpigment, welches in Lebensmitteln EU-weit verboten ist. Die Nanopartikel sollen in Zellen eindringen und dort Entzündungen auslösen können. In Arzneimitteln ist es noch zugelassen, doch die Tester:innen betonen, dass andere Arzneimittelhersteller auch ohne den Stoff auskommen. Ein weiteres Arzneimittel enthielt ein Konservierungsmittel (Propylparaben), das sich vermutlich auf den Hormonhaushalt auswirkt.
Auch in den Nahrungsergänzungemitteln fanden die Tester:innen bedenkliche Stoffe – zum Beispiel in den Mini-Tabletten „Doppelherz Vitamin B12 350“. Sie sind mit dem V-Label ausgezeichnet und damit klar als veganes Produkt gekennzeichnet. Neben Vitamin B12 enthalten sie jedoch ein Verdickungsmittel, bei dem Tierstudien entzündliche Veränderungen der Darmflora nachgewiesen haben. Außerdem kritisiert Öko-Test Phosphate, die unter anderem problematisch für Nierenkranke sind. Auch in der Packung wiesen die Tester:innen problematische Verbindungen nach. Die Doppelherz-Tabletten sind deshalb nur „ausreichend“. Der Hersteller bietet das Produkt inzwischen nicht mehr an und hat es durch das Produkte „Doppelherz Vitamin B12 400“ ersetzt.
Alle Details zum Test findest du im Öko-Test Jahrbuch 2023 oder bei ökotest.de.
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