Kosmetik mischen, Müll vermeiden und zugleich Lebensmittel retten: Iris Therese Lins hat ein tolles Buch für nachhaltige Pflegeprodukte gestaltet, mit dem sich all das kombinieren lässt. Unsere Autorin hat drei Rezepte getestet.
Eine einsame Karotte verschrumpelt im Kühlschrank und das Basilikum ist zum Herbstbeginn schon halb verwelkt: Auch wenn ich mich nach Kräften bemühe, Foodwaste zu vermeiden, gelingt es mir nicht zu hundert Prozent. Statt nicht mehr ganz so Appetitliches zu entsorgen, gibt es aber eine kreative Möglichkeit, Lebensmittelreste doch noch zu verwenden: für selbstgemachte Naturkosmetik.
„Für mich ist es immer wieder erstaunlich, was sich aus solchen Resten alles zaubern lässt“, schreibt die Autorin Therese Lins in ihrem liebevoll gestalteten Buch „Vom Garten auf die Haut. Nachhaltige Pflegeprodukte aus Lebensmitteln“. Der Kerngedanke: einfache und natürliche Rezepte. Keine komplizierten Kreationen mit dutzenden Zutaten, die erst noch besorgt werden müssten, sondern „das nehmen, was noch im Küchenschrank ist“ oder im Garten gepflückt werden kann – Abwandeln und Experimentieren ist ausdrücklich erwünscht.
„Vom Garten auf die Haut“: am besten mit saisonalen und regionalen Zutaten
Die Rezepte bestehen nicht nur aus Lebensmittelresten oder frischen Zutaten: Man benötigt außerdem Basis-Zutaten wie Öl, Zucker, Mehl oder Honig (die man in der Regel sowieso vorrätig hat). Aber die Option, das eine oder andere Lebensmittel „retten“ zu können, ist ein prima Bonus zu den vielen Vorteilen, die selbstgemachte Kosmetik ohnehin bietet: Man weiß genau, was drinsteckt, vermeidet problematische Inhaltsstoffe und Verpackungsmüll; Mikroplastik oder Tierversuche sind kein Thema.
Das Buch: „Vom Garten auf die Haut. Nachhaltige Pflegeprodukte aus Lebensmitteln“ ist im Freya Verlag erschienen, 160 Seiten.
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Gesichtsmaske und Nachtisch in einem
Geschmückt mit vielen Fotos, Illustrationen, Tipps und Hintergrundinfos zu den Inhaltsstoffen, bietet das Buch eine große Vielfalt an einfachen Rezepten – nach Zutaten geordnet, von Obst und Gemüse bis hin zu Kräutern, Milchprodukten oder Kaffeesatz. Dabei betont Lins, dass man nach Möglichkeit saisonale und regionale Zutaten verwenden soll. Die After-Sun-Lotion aus zerdrückten Himbeeren und Sahne zum Beispiel ist naturgemäß nur etwas für den Sommer. Einige Mixturen sind übrigens so appetitlich, dass sie „äußerlich und innerlich genossen werden können“ und mit Hinweisen versehen sind wie: „Einfach die Menge mal drei nehmen, den Honig etwas reduzieren – und schon gibt es zur Maske noch den passenden Nachtisch“.
Mein Hauptkriterium für die Auswahl von Rezepten zum Testen: Ich möchte nichts dazu kaufen müssen, sondern (ganz im Sinne der Autorin) vor allem das verwenden, was ich schon in der Küche habe.
Rezept 1: Gesichtsmaske mit Heilerde und Karotte
Zu Beginn wähle ich ein einfaches Rezept für eine reinigende Gesichtsmaske, die meine Poren verfeinern soll.
Dazu brauche ich folgende Zutaten:
- 3 EL geriebene Karotte
- 2 EL Heilerde
- 1 TL Öl
Ich entbehre eine Bio-Karotte, die schon seit längerer Zeit im Kühlschrank liegt, reibe sie so fein wie möglich und vermische sie mit Sonnenblumenöl und Heilerde.
Das Auftragen der möhrigen Masse gestaltet sich etwas schwierig, da die Karottenstückchen nicht gut auf der Haut haften – und jede Menge davon im Waschbecken landet (das ich anschließend putzen muss). Die bröckelige, orangefarbene Maske soll nun 15 Minuten einwirken. Anschließend spüle ich sie mit lauwarmem Wasser ab – wobei ich mit einem Waschlappen arbeite, damit kein Ölfilm zurückbleibt.
Fazit: Das Gesicht fühlt sich weich und erfrischt an, das Hautbild sieht verfeinert aus und insbesondere auf der Stirn spüre ich einen leichten straffenden Effekt. Die Maske wirkt und ist unkompliziert in der Herstellung – verstopft allerdings den Abfluss des Waschbeckens.
Rezept 2: Omas Kartoffelsöckle für gepflegte Füße
Die Füße kommen bei der täglichen Pflegeroutine oft etwas zu kurz. Ich gönne ihnen nun etwas Extra-Aufmerksamkeit und teste eine Art Kartoffelwickel.
Dafür benötige ich diese Zutaten:
- 1 kleine Kartoffel
- 2 EL Apfelessig (ich nehme stattdessen den Saft einer verwaisten Zitrone, wie die Autorin als Alternative vorschlägt)
- 1 EL Honig
- 2 EL Olivenöl
Beim ersten Schritt der Herstellung entsteht leichte Verunsicherung: „Die Kartoffel reiben und den Saft auspressen, mit Essig, Honig und abschließend Öl verrühren“ – bedeutet das nun, der Saft wird gebraucht oder die Kartoffelraspel? Ich entscheide mich für die erste Variante, weil es mir dann einfacher erscheint, im Anschluss ein Baumwolltuch im Sud zu tränken.
Ich nehme zwei Tücher (aus einem alten Bettlaken zurechtgeschnitten), die das Gemisch vollständig aufsaugen, und wickle sie mir um die Füße. Die werden dann wiederum in dicke Wollsocken gesteckt, sodass die pflegende Tinktur 30 Minuten einwirken kann.
Fazit: Nach dem Abspülen mit lauwarmem Wasser fühlen sich die Füße unglaublich weich und geschmeidig an – und duften nach Zitrone und Honig. Für dieses Rezept braucht es etwas mehr Zeit, aber bei beanspruchten, pflegebedürftigen Füßen lohnt sich der Aufwand. Und während die „Kartoffelsöckle“ wohltuend wirken, kann man entspannt die Füße hochlegen.
Rezept 3: Queen’s Scrub – Königskraut-Peeling für Hände und Füße
Mein Basilikumpflänzchen auf dem Balkon hat mich – dank unserer Utopia-Tricks – den ganzen Sommer lang erfreut und meine Küche bereichert. Mitte Oktober ist nun leider ein Teil der Blätter bräunlich-gelb verfärbt und löst sich schon bei der sanftesten Berührung vom Stängel. In Lins‘ Buch habe ich ein Rezept gefunden, für das sich diese Blätter noch optimal eignen.
Ich brauche diese Zutaten:
- 4 EL feiner Zucker oder Salz (ich nehme Zucker)
- 2 EL Öl (ich wähle Sonnenblumenöl)
- 5 Handvoll ganze Basilikumblätter mit Stängel (ich nehme etwas weniger)
- 1 EL Honig
Den Zucker und die Basilikumblätter zerkleinere ich mit einem Pürierstab (mit einem Mörser ginge es wahrscheinlich noch etwas leichter). Dann füge ich das Öl und den Honig hinzu, vermenge die Zutaten einmal gut miteinander und fülle das Peeling in ein ausgespültes Marmeladenglas.
Für die Anwendung benötigt man jeweils nur einen Teelöffel der Mischung: auf Händen oder Füßen einmassieren und danach abspülen. Die Autorin rät, statt der Finger immer einen sauberen Löffel zu verwenden – so hält sich das Scrub etwa zwei bis drei Wochen.
Fazit: Dieses Rezept gefällt mir von den dreien am besten. Die Hände fühlen sich noch Stunden später wunderbar zart und gepflegt an und duften dezent nach Basilikum. Gerade in der kalten Jahreszeit ist das Peeling eine tolle Pflegeergänzung zur Handcreme.
Gesamtfazit zum Buch: „Vom Garten auf die Haut. Nachhaltige Pflegeprodukte aus Lebensmitteln“ überzeugt mit einer Fülle an unkomplizierten Rezepten für selbstgemachte Kosmetik. Dank der schönen Bebilderung und detailverliebten Aufmachung eignet sich das Buch besonders gut zum Verschenken!
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