Wale sind wichtig für das Klima, denn sie fungieren als riesige CO2-Speicher. Wie das funktioniert und warum der Schutz der Wale deshalb auch angesichts der Klimakrise notwendig ist, erfährst du hier.
Der Schutz der Wale ist gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Eine Studie von internationalen Wissenschaftler:innen fand 2014 heraus, welche bedeutende Rolle Wale für die Funktionsweise der Ozeane spielen und betitelt sie als „Ingenieure des Ökosystems“.
Wie die Studie hervorhebt, verbessern die riesigen Meeressäuger aufgrund ihrer langen Lebenserwartung langfristig die Stabilität der marinen Ökosysteme. Denn einige Walarten erreichen vermutlich ein Alter von etwa 100 Jahren und mehr. Allerdings schrumpfen die Bestände der großen Walarten wie Blau-, Grau- oder Buckelwal drastisch.
Die Wissenschafter:innen schätzen, dass der Bestand der Tiere um 66 Prozent bis 90 Prozent zurückgegangen ist. Dies hat wahrscheinlich schon jetzt die Struktur der Ozeane verändert. Die Hoffnung der Forscher:innen ist nun, dass weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet die unverzichtbaren Vorteile der Wale hervorheben und so auch den Walschutz und das Ansteigen der Walpopulationen fördern.
Wale & Klima: Die Rolle des Phytoplankton
Nach Angaben des WWF hängen Meere und Klima eng zusammen. So sind die Ozeane maßgeblich an der Sauerstoffproduktion und dem Austausch von Kohlenstoff beteiligt und fungieren als gigantische Kohlenstoffspeicher. Der NABU erklärt, dass jeder zweite Atemzug seinen Ursprung im Meer hat.
Dies liegt an Algen, Seegräsern und vor allem Phytoplankton, die das Treibhausgas CO2 speichern. Die Organisation schätzt, dass etwa 20 bis 30 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase hier gebunden sind. Dazu zählen zum Beispiel Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas.
Hier kommen nun die Wale ins Spiel. Zur Futtersuche begeben sie sich in die Tiefen des Meeres und befördern durch ihre Tauchgänge Nährstoffe aus der Tiefe an die Oberfläche. Nach der Futtersuche tauchen die Wale auf, um Atem zu holen. Bei der Gelegenheit entledigen sie sich gleich ihrer Ausscheidungen. Diese enthalten noch Nährstoffe, die wiederum das Plankton gebrauchen kann. Die Wale düngen also mit den Überbleibseln ihres Stoffwechsels das Phytoplankton.
Die Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) erläutert in einem Bericht, dass die nährstoffreichen Ausscheidungen der Wale auch Fischen zugutekommen und den Fischreichtum fördern. Aktuelle Forschungen widerlegen so die Befürchtungen der Fischindustrie, dass Wale sinkende Fischbestände begünstigen würden.
Klimaschutz: Wale als Kohlenstoffspeicher
Säugetiere kommen selbst nicht ohne das Element Kohlenstoff aus. Spektrum erläutert, dass alle organischen Substanzen im Grunde auf Kohlenstoffverbindungen basieren. Es ist damit eines der wichtigsten Elemente für den Organismus.
In einem so gewaltigen Körper wie dem des Wals ist eine beachtliche Menge an Kohlenstoff gebunden. Die großen Wale können bis zu 190 Tonnen wiegen. Die oben genannte Studie erklärt, dass Wale dadurch auch über ihren Tod hinaus noch Gutes für ihre Umwelt und das Klima bewirken:
- Die verendeten Wale sinken auf den Meeresboden. Ihre Kadaver liefern nun Nährstoffe für Fische und andere Meerestiere.
- In den Skeletten der Wale bleibt der Kohlenstoff noch über einen längeren Zeitraum gebunden. Die Skelette fungieren so als regelrechte Kohlenstoffspeicher am Meeresboden.
So viel Geld ist ein Wal wert
Diese wertvollen Beiträge, die Wale für die Umwelt und das Klima leisten, bewertete auch der Internationale Währungsfonds (IWF). In einer Artikel bezifferte er den Wert eines Wales mit mehr als 2 Millionen US-Dollar.
Diese Summe setzt sich hauptsächlich aus den beschriebenen Leistungen der Wale zusammen:
- Dabei geht der IWF davon aus, dass ein Wal in seinem Leben etwa 33 US-Tonnen CO2 (oder etwa 30 metrische Tonnen) absorbiert, indem er Kohlenstoff bindet und beim Sterben zum Meeresboden sinkt.
- Durch die Düngung des Planktons trägt er nochmals zur Speicherung von etwa 37 Milliarden US-Tonnen an CO2 (oder etwa 34 metrischen Tonnen) bei.
- Indem tote Wale als Nährstoffquelle für andere Fische fungieren, stellen sie auch einen Vorteil für die Fischindustrie dar. Dies entspreche etwa 150 Milliarden US-Dollar.
Zusätzlich rechnet der IWF noch die Einnahmen durch Whale Watching dazu. Dieser Wal-Tourismus ist schätzungsweise zwei Milliarden US-Dollar wert.
Mit dem Preisschild, das der IWF den somit Walen anheftet, hebt er den Nutzen der Tiere hervor – dieser wird somit auch wirtschaftlich ersichtlich. Denn jeder geschützte Wal erbringt somit Leistungen, die einem Gegenwert von 2 Millionen US-Dollar entsprechen.
Sicherlich ist es durchaus fragwürdig, ob und inwieweit man Klima- und Artenschutz in Dollar aufwiegen kann. In einem kapitalistischen System mag eine solche Berechnung durch den IWF jedoch durchaus hilfreich beim Schutz der Meeresgiganten sein. Ob den theoretischen Berechnungen in Zukunft auch Taten folgen werden, bleibt abzuwarten.
Wale schützen für das Klima
Derzeit stellen Mensch und Klimakrise noch immer die größten Bedrohungen für die Wale dar. Laut dem WWF sind das konkret:
- Der Schiffsverkehr: Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen von Frachtschiffen mit Walen. Einige der befahrenden Frachtrouten verlaufen durch Gegenden, in denen Wale ihre Jungen aufziehen. Zusätzlich gefährden Lärm durch Motoren, Verschmutzungen durch Öl oder Gas sowie industrielle Fischfangmethoden die Wale.
- Der Walfang: Trotz internationaler Initiativen, wie der International Whaling Commission, ließen sich Japan und Norwegen noch nicht überzeugen den Walfang aufzugeben. Laut dem WWF werden immer noch über tausend Tiere pro Jahr getötet.
- Der Klimawandel: Durch die Erderwärmung nimmt auch die Wassertemperatur zu. Buckelwale oder Blauwale finden ihre Nahrung in den kalten arktischen Gewässern. Die steigenden Wassertemperaturen verdrängen die Tiere aus ihren ursprünglichen Lebensräumen, da sie hier keine Nahrung mehr finden.
Der Schutz von Walen und Delfinen steht daher bei Naturschutz Organisationen oben auf der Liste. Sie setzten sich mit unterschiedlichen Projekten für den Erhalt der Meeressäuger ein.
- Der International Fund for Animal Welfare (IFAW) setzt sich unter dem Motto „#Save our Seas“ für die Rettung der Meere ein. Unter anderem wollen sie den Lärmpegel in den Meeren drosseln oder fordern Methoden zum Fischfang, die für Wale ungefährlich sind.
- Der WDC fordert ein Persönlichkeitsrecht für Wale und Delfine, dass im Grundgesetz verankert sein soll. Damit erhielte jedes einzelne Tier ein Recht auf sein Leben und seinen freien Lebensraum.
- Beim WWF und dem WDC kannst du zum Beispiel eine Patenschaft für Wale übernehmen.
- Alle diese Organisationen kannst du mit einer Spende in ihrer Arbeit unterstützen.
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