Greta Thunberg ist mit 16 Jahren zum Gesicht des Klimaaktivismus geworden. Es ist nicht das erste Mal, dass einer Schülerin das gelingt. 1992 zog das „Mädchen von Rio“ die Welt mit einer berührenden Rede in seinen Bann.
Egal ob vor dem schwedischen Parlament, beim Weltklimagipfel oder auf dem Weltwirtschaftsforum: Greta inspiriert. Kein Wunder: Die 16-Jährige findet die richtigen Worte, macht klar, wie dringlich das Problem des Klimawandels ist – und wie sehr die Politik versagt. Mit Sätzen wie „Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen – denn das tut es“ wird sie womöglich in die Geschichte eingehen.
Ein anderes junges Mädchen hat das bereits erreicht: die Kanadierin Severn Cullis-Suzuki. Sie hielt 1992 eine Rede auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung. Damals war sie 12 Jahre alt. Seitdem ist sie als „das Mädchen von Rio“ bekannt oder auch als „das Mädchen, das die Welt zum Schweigen brachte.“
Cullis-Suzukis Worte erinnern an Greta
„Ich bin hier, um für alle Generationen zu sprechen, die noch kommen. Ich bin hier, um für die verhungernden Kinder der Welt zu sprechen, deren Schreie ungehört bleiben. Ich bin hier, um für die zahllosen Tiere zu sprechen, die sterben, weil sie keinen Platz mehr haben“, sagte Cullis-Suzuki am Anfang ihrer Rede.
Die Schülerin hatte bereits mit neun Jahren die Umweltschutzorganisation ECO (Environmental Children’s Organization) gegründet. 1992 entschied sie sich, mit drei weiteren Schülerinnen am Umweltgipfel in Rio de Janeiro teilzunehmen. Das Geld für die 8.000 Kilometer lange Reise hatten die Mädchen selbst zusammengespart. Cullis-Suzuki wollte den Erwachsenen sagen, dass sie etwas ändern müssen.
Wir kaufen und schmeißen weg
Wie Greta wählte Severn Cullis-Suzuki in ihrer Rede emotionale und anklagende Worte: „In meiner Wut bin ich nicht blind; und in meiner Angst fürchte ich mich nicht, der Welt zu sagen, wie ich mich fühle. In meinem Land produzieren wir so viel Müll. Wir kaufen und schmeißen weg, kaufen und schmeißen weg, kaufen und schmeißen weg. Und trotzdem teilen nördliche Länder nicht mit den Bedürftigen. Sogar wenn wir mehr als genug haben, haben wir Angst, zu teilen. Wir haben Angst davor, etwas von unserem Wohlstand gehen zu lassen.“
Die Scheinheiligkeit der Erwachsenen
Die Zuschauer beim Weltklimagipfel 1992 waren hochrangige Politiker. Vor ihnen sprach Cullis-Suzuki über Luftverschmutzung, aussterbende Tierarten, Armut, Krankheiten und Krieg. Sie führte den Menschen außerdem vor Augen, wie scheinheilig die Welt der Erwachsenen ist: „In der Schule, sogar im Kindergarten bringt ihr uns bei, wie man sich in der Welt verhalten soll. Ihr bringt uns bei, nicht mit anderen zu kämpfen, sich zu einigen, andere zu respektieren, unseren Müll aufzuräumen, keine anderen Lebewesen zu verletzen, zu teilen, nicht gierig zu sein. Warum geht ihr dann raus und macht die Dinge, die ihr uns verbietet?“
Hier die gesamte Rede auf YouTube:
Severn Cullis-Suzuki heute
Nach ihrer Rede wurde Cullis-Suzuki weltberühmt. „Ich hatte damals zwei Leben; auf der einen Seite war ich noch ein Kind, gleichzeitig aber hielt ich weltweit Reden über die Umwelt“, sagte sie im Jahr 2012 in einem Interview. Von den politischen Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz zeigte sich Cullis-Suzuki enttäuscht: „Heute, nach zwanzig Jahren, würde ich sagen, wir haben es nicht geschafft, die Welt nachhaltiger zu gestalten.“
Inzwischen ist Cullis-Suzuki 39 Jahre alt, zweifache Mutter – und noch immer Umweltaktivistin. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und engagiert sich für verschiedene Stiftungen und wohltätige Projekte. Sieht so auch die Zukunft von Greta aus? Die Kanadierin scheint auf jeden Fall als Vorbild zu taugen – Greta folgt ihr auf Twitter.
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