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Fasten mal anders – wo uns weniger echt mal guttun würde

Fasten mal anders – wo uns weniger echt mal guttun würde
Foto: Arx0nt / istock.com

Wir leben in einer Welt, in der wir uns quasi rund um die Uhr alles bestellen können. Wir sind übersättigt von den Möglichkeiten und werden doch nie so richtig satt. Kein Wunder, dass eine Form des Hungers momentan Hochkonjunktur hat: das Fasten. Denn wer bewusst auf bestimmte Genussmittel oder Handlungen verzichtet, spürt schnell, dass wir mit viel weniger viel zufriedener sein können.

In der Antike galten Fasten, Askese und Enthaltsamkeit als Königsweg zu Weisheit, Erleuchtung und Glück. Und auch in unseren Breitengraden war dem Fasten über Jahrhunderte ein fester Zeitabschnitt im Jahr gewidmet. Doch generell merken wir heute kaum noch etwas von der Jahrtausende alten Tradition. Nur regionale Begriffe wie die Fastnacht erinnern noch daran. Dabei geht es den meisten Jecken allerdings wohl eher um das Verkleiden, Trinken und ein buntes, mehrtägiges Fest – und weniger um das Einläuten der bevorstehenden Fastenzeit.

Doch seit Corona scheinen sich die Tage mehr und mehr zu gleich. Vieles, das uns vor der Pandemie Zerstreuung, Vergnügen und Abwechslung von der Routine brachte, geht aktuell nicht mehr. Das ganze Leben befindet sich quasi im Abstinenz-Modus. Keine Absacker im Straßencafé, keine Grillhähnchen im Biergarten und wilde Partys sowieso nicht. Der Exzess ist verschwunden. Doch statt uns darüber zu ärgern, dass wir momentan zwangsweise Spaß fasten, können wir unseren Blickwinkel einfach ändern: Wir können ganz bewusst auf etwas Liebgewonnenes verzichten. Wie wäre es, wenn wir statt auf diese kleinen Happen an Lebensfreude, mal auf das verzichten, was unser Gemüt und unsere Gesellschaft vergiften? Wir hätten ein paar Tipps, wie ihr mal anders Fasten könnt.

Tipps, wie ihr mal anders Fasten könnt
Ein Fokus unserer Gedanken auf das Negative, nimmt direkten Einfluss auf unsere Stimmung. (Foto: CCO Public Domain / Unsplash – Dmitry Ulitin)

Meckern, Motzen & Fluchen-Fasten

„Unsere Gedanken prägen unsere Welt.“ An diesem vermeintlichen Kalenderspruch ist tatsächlich etwas dran. Denn ob wir uns auf das Negative oder das Positive fokussieren, hat einen direkten Einfluss auf unsere Stimmung – und unseren Körper. Denn wer das Meckern zu seinem Sport erklärt, bei dem Schwirren mehr Stresshormone durchs Blut. Und das ist auf Dauer ungesund: Auf lange Sicht steigt das Risiko für Herzinfarkt, Diabetis und Übergewicht. Deshalb rief das flämische Gesundheitsministerium 2018 eine 30-Tage-Challenge ins Leben: 30 Tage ohne Meckern.

Auf der Facebook-Page gibt der Gesundheitsminister Jo Vandereurzen Interviews dazu, was Meckern ist, warum es uns schadet und wie wir damit aufhören können. Vor allem, wenn unsere Partner:innen an uns herumnörgeln, zieht das unsere Stimmung ordentlich nach unten. Warum den anderen nicht mal in Ruhe lassen und weniger meckern? Und wie schon Winston Churchill sagte: An einem bösen Wort, dass man ungesagt heruntergeschluckt hat, hat sich noch niemand den Magen verdorben.

Vorurteile sind Verallgemeinerungen, mit denen unser Gehirn unsere Welt einfacher machen möchte.
Ab und zu sollten wir die Perspektive wechseln. (Foto: CCO Public Domain / Unsplash – Charles Deluvio)

Vorurteils-Fasten

Hunde, die bellen, beißen nicht. Alle Italiener lieben Pasta und ihre Mama. Und Mütter sind schlechtere Arbeitskräfte als Männer mit Kindern. Kennst du solche Gedanken? Vorurteile sind Verallgemeinerungen, mit denen unser Gehirn unsere Welt einfacher machen möchte. Wenn alles schön in Schubladen verpackt ist, können wir schneller denken und müssen uns nicht so sehr mit Details beschäftigten. Doch ab und zu sollten wir auch mal die Perspektive wechseln.

Denn Vorurteile zu haben, schränkt nicht nur unsere eigene Sicht auf die Welt ein – sondern ist vor allem schlecht für die Menschen um uns herum. Diskriminierung beeinträchtigt die Chancen von Menschen, ihr Wohlbefinden und ihr Gefühl der Handlungsfähigkeit. Anhaltende Diskriminierung kann dazu führen, dass Menschen die Vorurteile oder die gegen sie gerichtete Stigmatisierung verinnerlichen. Das äußert sich wiederum in Scham, geringem Selbstwertgefühl, Angst und Stress sowie schlechter Gesundheit. Menschen, die diese sogenannte „internalisierte Diskriminierung“ erleben, leiden nicht nur psychisch, sondern auch physisch unter den Vorurteilen ihrer Mitmenschen. Eine Studie zeigte, dass Menschen mit dunklerer Hautfarbe, die sich häufiger ausgegrenzt und abgewertet fühlten, einen höheren Blutzuckerspiegel, einen größeren Bauchumfang und einen höheren Blutdruck hatten, als Menschen, die so etwas nicht erleben mussten.

Das Vorurteils-Fasten ist allerdings nicht nur gut für andere. Wer Vorurteile hat, der schade auch sich selbst. „Vorurteile haben eine starke und schädliche Wirkung“, sagt die Psychologie-Professorin Khanh Dinh. Sie hat mit ihrem Team erforscht, was Vorurteile mit denen machen, die sie hegen und pflegen: „Je höher der Grad der Vorurteile ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man ein schlechteres Maß an geistigem, sozialem und körperlichem Wohlbefinden hat. Die beiden stärksten in ihrer Wirkung sind rassistische Vorurteile und Sexismus.“

UNSER TIPP: Vorurteile fasten! Das geht zum Beispiel mit der Gummiband-Methode: Mach dir ein Gummiband oder Haargummi um dein Handgelenk. Wann immer du dich bei einem Vorurteilsgedanken erwischt, wechselt der Gummi das Handgelenk. So wird dir schneller bewusst, wie oft am Tag dir Vorurteile durch den Kopf gehen. Und das erste Vorurteil, das wir fasten können, ist, dass Fasten esoterischer Humbug ist.

Stressfasten ist immer eine gute Idee.
Good bye Stress – mit diesen Tipps. (Foto: CCO Public Domain / Unsplash – Luis Villasmil)

Stressfasten

Wir sind gestresst. Manche mehr, andere weniger. Vor allem während der Pandemie macht sich die Unruhe in Arbeitszimmern und Stuben breit. Einer Studie der Techniker-Krankenkasse zufolge fühlen sich die Hälfte aller Deutschen seit Beginn der Pandemie häufig oder manchmal gestresst. Und satte 80 Prozent gaben an, dass sie vor allem durch die fehlenden Kontakte zu Freund:innen und Verwandten Stress erleben. Wäre es in diesen Zeiten nicht schön, zumindest an anderen Stellen Stress zu fasten? Denn nicht nur unsere Psyche, sondern auch unsere Zellen fühlen sich gestresst. Freie Radikale können oxidativen Stress in unseren Zellen auslösen. Das lässt sie schneller altern und macht uns mit etwas Pech auf Dauer krank. Deshalb ist Stressfasten immer eine gute Idee.

UNSER TIPP: Die einfachste und schnellste Art, um den Stress aus dem System zu bekommen, ist ebenso simpel wie effektiv: Atmen! In Phasen, in denen bei der Arbeit die Hütte brennt, kannst du dir einen Wecker stellen, der dich ab und zu daran erinnert, ein paar Mal tief ein- und auszuatmen. Forschungen zeigen, dass bereits ein paar kräftige Atemzüge den Puls und den Blutdruck senken und so wieder mehr Ruhe in den Körper und den Geist bringen.

Was auch hilft: Freund:innen anrufen. Denn wenn wir deren Stimme hören, verringert sich die Konzentration von Stresshormonen im Blut, während das Level an Glückshormonen steigt.

Neben diesen schnellen Lösungen für akuten Stress kannst du beim Stressfasten auch nachhaltiger vorgehen und deine Stressoren finden. Was stresst dich? Wie sehr und wie oft? Wenn du erkennst, was deinen Stress auslöst, kannst du gezielt daran arbeiten – und diese Stressoren womöglich für aus deinem Leben verbannen.

Doch Digital Detox kann heilsam sein.
Digital Detox steigert unsere Konzentrationsfähigkeit. (Foto: CCO Public Domain / Unsplash – Neonbrand)

Digital-Fasten & Social-Media-Fasten

Der größte Trend in der Fasten-Branche ist das Entschlacken. Da unsere Körper keine Hochöfen sind, müssen Menschen mit gesunder Leber und Nieren keine Stoffe loswerden, die sich sonst irgendwo ablagern würden – denn Schlacken gelten häufig auch als ein Mythos.

Das digitale Entschlacken, oder Digital Detox, ist dagegen ein Fasten-Trend, der uns richtig guttut. Einer der größten Vorteile ist, dass wir uns wieder mehr mit unseren Mitmenschen beschäftigen, wenn wir die Bildschirme beiseitelegen. Außerdem setzt unserem Gehirn die Dauerbombardierung mit Informationen und Eindrücken ordentlich zu. Forscher:innen glauben, dass diese Form des Fastens unsere Konzentrationsfähigkeit steigert und uns besser schlafen lässt. Das liegt unter anderem daran, dass die Screens bläuliches Licht ausstrahlen. Dieses signalisiert unserem Gehirn, dass es Tag ist – und das verschiebt unseren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Wenn wir zu viel an unserer inneren Uhr herumschrauben, sorgt das auf Dauer für Stress und ein schlechteres subjektives Wohlbefinden.

Lies dazu auch: Medienkompetenz: Wie du dein Handy im Griff hast und nicht dein Handy dich

Doch Digital Detox kann auch aus anderen Gründen heilsam sein. Denn gerade was wir konsumieren, kann unserer Laune ganz gehörig schaden: Seit einigen Jahren sprechen Expert:innen sogar von der sogenannten „Facebook-Depression“. Doch das Phänomen, dass wir uns an den retuschierten und gestellten Bildern mancher Nutzer:innen übersattsehen, gibt es auch jenseits von Facebook: Wir sehen die Bilder von anderen, vergleichen uns – und fühlen uns danach häufig schlechter als vorher.

UNSER TIPP: Beim Digital-Fasten kann es dir also helfen, Accounts zu entfolgen, die dir ein schlechtes Gefühl geben oder dir gleich eine App zu installieren, die deine Social-Media-Kanäle für eine bestimmte Zeit blockt. So brauchst du keine zusätzliche Selbstbeherrschung, und kannst die analoge Zeit genießen.

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TV-Fasten

Früher sagten Eltern, dass zu viel Fernsehschauen eckige Augen macht. Doch während sie uns mit dieser unbegründeten These einfach davon abhalten wollten, unsere Tage vor der Flimmerkiste zu verbringen, haben Wissenschaftler:innen heute eine andere Theorie: zu viel TV-Konsum lässt unser Gehirn schrumpfen. Beispielsweise zeigten junge Erwachsene, die über 20 Jahre hinweg täglich vier oder mehr Stunden fernsahen, in ihren Dreißigern ein signifikant geringeres Volumen der grauen Substanz in ihrem Gehirn als Gleichaltrige, die besser abschalten konnten. In Intelligenz- und Denksport-Tests schnitten die TV-Junkies im Schnitt deutlich schlechter ab als Gleichaltrige, die weniger vor der Glotze gesessen haben.

Wem das noch nicht Grund genug ist, für weniger lineares Fernsehen, Youtube oder Netflix, der sollte an seine Augen denken. Forschende vermuten, dass das lange Fixieren auf einen Bildschirm der Sicht schadet. Einige sprechen bereits von einer „Kurzssichtigkeitspandemie“. Denn wenn wir über Stunden nur gerade ausschauen, statt beim räumlichen Sehen zwischen verschiedenen Entfernungen zu fixieren, werden unsere Augen genauso faul wie wir – und können kurzsichtig werden.

UNSER TIPP: Es ist also höchste Zeit auf Peter Lustig zu hören und einfach mal abzuschalten.

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