Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt und extreme Wetterereignisse werden häufiger – unser Planet ist in keinem guten Zustand. Jetzt haben tausende Wissenschaftler:innen aus aller Welt bereits zum zweiten Mal eine eindringliche Warnung formuliert.
Zwei Jahre ist es her, dass 11.000 Wissenschaftler:innen in einem gemeinsamen Brief vor den Folgen der Klimakrise warnten. Die Forscher:innen aus etwa 150 Ländern haben sich nun noch einmal geäußert: In einem Artikel des Fachjournals „BioSience“ erklärten sie erneut den weltweiten „Klimanotfall“ („climate emergency“). Sie fordern unter anderem ein absehbares Ende für den Einsatz fossiler Brennstoffe sowie weitere sofortige Änderungen.
Inzwischen haben 2.800 weitere Forscher:innen die Warnung vor dem Klimanotfall unterzeichnet. Zu den Unterstützer:innen zählen auch viele Forscher:innen von Universitäten und Instituten in Deutschland.
Flutkatastrophen, Waldbrände und Hitzewellen: So ernst ist die Lage
In dem neuen Schreiben heißt es: Seit der ursprünglichen Erklärung des „Klimanotfalls“ 2019 hätten zahlreiche Ereignisse wie Flutkatastrophen, Waldbrände und Hitzewellen deutlich gemacht, welche Konsequenzen es habe, wenn auf der Erde einfach weitergemacht werde wie bisher. So war 2020 beispielsweise das zweitheißeste Jahr seit Beginn der globalen Aufzeichnungen.
„Die extremen Klimaereignisse und Muster, die wir in den vergangenen Jahren – und sogar nur in den vergangenen Wochen – beobachtet haben, unterstreichen die gestiegene Dringlichkeit, mit der wir die Klimakrise angehen müssen“,
erklärte einer der Co-Autoren, Philip Duffy vom Woodwell Climate Research Center gegenüber der Deutschen Welle.
Ein weiterer Autor, Tim Lenton vom Institut für Globale Systeme der Universität von Exeter, betont: „Wir müssen auf die Beweise dafür reagieren, dass wir Klima-Kipppunkte erreichen – und zwar indem wir gleichermaßen dringend die globale Wirtschaft dekarbonisieren und damit beginnen, die Natur wiederherzustellen anstatt sie weiter zu zerstören.“
Bei den sogenannten „Klima-Kippunkten“ handelt es sich um bestimmte Phänomene, die sich verselbstständigen können. Ab einem gewissen Punkt lässt sich beispielsweise das Auftauen der Permafrostböden nicht mehr aufhalten. Kettenreaktionen im Klima könnten dazu führen, das große Gebiete der Erde unbewohnbar werden.
Wissenschaftler:innen warnten bereits 2019
„Wissenschaftler:innen haben die moralische Verpflichtung, die Menschheit vor jeglicher katastrophischen Bedrohung zu warnen und zu sagen‚ wie es ist‘“ – so begann die Erklärung, die bereits 2019 ebenfalls im Fachmagazin „BioScience“ veröffentlicht wurde. „Wir erklären klar und unmissverständlich, dass der Planet Erde einem Klimanotfall entgegensieht.
11.258 Wissenschaftler:innen aus 153 Ländern hatten damals die Botschaft unterzeichnet. Sie beklagten in ihrem Schreiben die Untätigkeit der Weltgemeinschaft. In 40 Jahren globaler Klima-Verhandlungen seien kaum wirkungsvolle Maßnahmen durchgeführt worden. Das Ergebnis: Die Klimakrise beschleunigt sich schneller, als die meisten Wissenschaftler:innen erwartet haben.
Das kann die Menschheit noch tun
Die Wissenschaftler:innen lieferten in ihrer Erklärung von 2019 auch Empfehlungen, was die Menschheit gegen die bedenklichen Entwicklungen tun kann. Auf diese machten sie auch in der neuen Version erneut aufmerksam. Sie nennen sechs „kritische und zusammenhängende Schritte“:
- Energie: Energie sparen, auf erneuerbare Energien umsteigen und fossile Brennstoffe im Boden lassen.
- Umweltverschmutzung: den Ausstoß von Stoffen wie Methan, Ruß und Fluorkohlenwasserstoffe reduzieren
- Natur: die Ökosysteme der Natur schützen (etwa Wälder, Moore, Korallenriffe) – und damit auch die Biodiversität
- Ernährung: mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger Fleisch- und Tierprodukte essen
- Wirtschaft: nachhaltiger mit Ressourcen umgehen, Ausbeutung beenden
- Weltbevölkerung: die Bevölkerungszahl stabilisieren, starkes Wachstum einschränken.
Außerdem wiesen die Forscher:innen diesmal auf drei weitere Maßnahmen hin:
- Die globale Einführung eines signifikanten CO2-Preises.
- Den globalen Abbau und ein letztendliches permanentes Verbot von fossilen Brennstoffen.
- die Entwicklung von strategischen Klima-Reservaten, um Kohlenstoffsenken und Biodiversität in der ganzen Welt zu beschützen und wiederherzustellen.
Diese drei Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die menschliche Zivilisation auf lange Sicht nachhaltig lebt und zukünftige Generationen die Möglichkeit haben, sich erfolgreich zu entwickeln.
Am Schluss ihrer Erklärung appellierten die Wissenschaftler:innen an Entscheidungsträger:innen und die gesamte Menschheit, schnellstmöglich auf ihre Warnung zu reagieren.
Utopia meint: Schon 2017 hatten sich 15.000 Forscher:innen zusammengetan und einen ähnlich eindringlichen Appell formuliert. „Bald wird es zu spät für uns sein, unseren Kurs zu ändern“, hieß es damals. Bereits 1992 hatten außerdem 1.700 Wissenschaftler:innen in einem Schreiben vor drängenden Problemen wie dem Klimawandel, der Waldabholzung und der schwindenden Artenvielfalt gewarnt. Hoffentlich inspiriert die neueste Warnung Menschen und Politiker:innen weltweit dazu, etwas gegen die Klimakrise zu tun. Wie du selbst aktiv werden kannst:
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Außerdem kannst du Klimaschutzorganisationen wie Fridays for Future bei Protesten unterstützen – von zuhause aus oder auf der Straße. Mehr dazu erfährst du hier: Fridays for Future streiken wieder: Wie du dich trotz Corona engagieren kannst
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