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20107

Bestenliste faire Smartphones

Mit dieser Fair-Handy-Bestenliste unterstützen wir dich, ein faires, nachhaltiges Smartphone zu finden.

Smartphones sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken – zugleich wird uns immer bewusster, wie problematisch die Produktion von Smartphones ist, und wie kurz die Lebensdauer der meisten Geräte ist. Doch es geht besser – mit diesen Modellen.

Übrigens: Wenn du nach einem nachhaltigeren Handy suchst, warum nicht auch gleich nach einem besseren, weil grüneren Handytarif? Uns sind dazu bislang die monatlich kündbaren Tarife von Wetell** und das Angebot von Goood bekannt.

Fair-Trade-Handys: Gibts das überhaupt?

Die Nachhaltigkeitsprobleme von Smartphones sind komplex (z.B. Seltene Erden, Konfliktrohstoffe, Kinderarbeit, geplante Obsoleszenz) und Produkte wie die oben genannten bislang noch keine perfekte Lösung. Aber besser als nichts.

Derzeit gibt es (nur) zwei Unternehmen, die sich so hinreichend einer fairen Smartphone-Produktion verschrieben haben, das wir sie in diese Liste aufgenommen haben: Fairphone aus den Niederlanden und Shiftphones aus Hessen in Deutschland (lies hier ein Interview mit den Gründern).

Du benötigst ein neues Smartphone? Dann probier doch mal dieser faireren Modelle, die sich um eine sozial- und umweltverträglichere Herstellung und um Reparierbarkeit bemühen.

Fairphone 3: das fairere Smartphone

Das Fairphone 3 ist modular aufgebaut und kann so vom Nutzer selbst mit einfachen Mitteln zerlegt werden, um defekte Teile auszutauschen. Es bietet die Leistung zeitgemäßer Smartphones bei nachweislich ernstzunehmenden Bemühungen um eine nachhaltige und faire Produktion.

Das hat Tradition: 2013 startete man mit dem Fairphone 1, es folgte 2015 das weitaus besser Fairphone 2, 2019 das Fairphone 3. Derzeit ist kein Elektronikunternehmen vergleichbar weit bei der Etablierung transparenter Lieferketten.

Shift 6m & Shift 5me: Smartphone-Alternativen zu Fairphone

Der deutsche Anbieter Shiftphone bietet mit seinen aktuellen Modellen Shift 6m und Shift 5me die Leistungen eines Smartphones der Einsteiger- bis Mittelklasse zu einem fairen Preis. Das minimalistische Design orientiert sich an Apple, ist aber zeitgemäß und gelungen.

Um die Langlebigkeit im Sinne der Nachhaltigkeit zu erhöhen, sind die Akkus einfach austauschbar, der Speicher erweiterbar, Tutorial-Videos erklären Reparaturen. Auch verfällt die Garantie nicht, wenn man das Gerät selbst öffnet oder rootet (sich also selbst Zugriffs- und Schreibrechte auf das System des Geräts erteilt).

Alle neueren Shiftphones sind modular aufgebaut, damit einzelne Module möglichst unkompliziert ausgetauscht werden können und der Verbraucher die Geräte möglichst einfach reparieren kann.

Das Unternehmen verspricht ausdrücklich, dass bei der Endfertigung niemand ausgenutzt wird und setzt sich bei der Produktion, die in China stattfindet, für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen ein. Verschiedene Medien haben das bestätigt, so ein Bericht des Magazins Galileo.

Hintergrund: Warum sind faire Handys überhaupt nötig?

Die konventionelle Smartphone-Produktion ist höchst problematisch. Hunderte Kilo Material müssen aus der Erde gegraben werden, um die Rohstoffe für ein einziges Smartphone zu gewinnen. Die Rohstoffgewinnung findet meist in politisch instabilen Ländern in Afrika statt, unter teils sklavereiähnlichen Zuständen und mithilfe von Kinderarbeit.

Auch die Produktion nimmt wenig Rücksicht auf den Umweltschutz, die meisten Materialien legen weite Wege zurück, Schadstoffe sind Alltag. Die Fertigung von Smartphones, meist in China, nimmt enorme Arbeitszeiten bei ausbeuterischen Löhnen in Kauf, die erst nach bekannt wurden, nachdem zahlreiche verzweifelte Fabrikarbeitern Selbstmord begangen hatten.

Ein dritter Punkt: die problematische Entsorgung von Elektroschrott. Veraltete Smartphones aus Europa werden zu Tausenden nach Afrika verschifft, wo sie Böden und Menschen verseuchen.

Lies dazu auch:

Nachhaltiges Smartphone: Leichter gesagt als getan

Den „faireren“ Smartphones gelingt es keineswegs, all diese Missstände wie durch Zauberkraft auf einen Schlag zu beheben. Der Grund: Die Produktionsprozesse sind sehr komplex, und die politischen Zustände zum Beispiel in afrikanischen Ländern, in denen die Rohstoffe abgebaut werden, lassen sich keineswegs so leicht ändern lassen, wie wir uns das wünschen würden.

Doch die oben genannten Unternehmen versuchen wenigstens, Einfluss zu nehmen und Alternativen zu finden, und dokumentieren ihre Bemühungen im Idealfall auch – während namhafte Anbieter auch von teuren Smartphones das Thema eher meiden.

Lies hier mehr über Konfliktrohstoffe, und wie Fairphone damit umgeht:

Das erste Fair-Trade-Handy: Fairphone

2013 brachte die niederländische Initiative Fairphone ihr erstes gleichnamiges Smartphone auf den Markt. Fairphone wollte damit auf Missstände der Elektronikproduktion aufmerksam machen und beweisen, dass es auch anders geht.

So versucht Fairphone, auf Rohstoffe zu verzichten, die aus Regionen stammen, in denen Ausbeutung und Bürgerkriege Teil der Industrie geworden sind. Produziert wird das Fairphone in China: Hier versucht das Unternehmen, eine sozial verträglichere Herstellung zu erwirken. Lieferketten legt Fairphone auf vorbildliche Weise offen.

Faires Smartphone aus Deutschland: Shiftphone als Alternative

2014 startete das hessische Unternehmen Shift ein Crowdfunding für ein eigenes Phablet (das spätere Shift 7), eine Mischung aus Tablet und Smartphone. Das war der Startschuss für den Erfolg der deutschen Handyhersteller, der weiter anhält.

Bisher sind 10 Modelle von Shift erschienen: Die letzten Veröffentlichungen sind das Shift 6m (Mai 2018) sowie das Shift 5me (Februar 2019). Für Ende 2019 wurden das Shift 6mq (ein neues Smartphone) und für 2020 das Shift mu angekündigt, die bereits vorbestellt werden können.

Beim Shift mu wird es sich um eine neue Form von All-in-one-Gerät handeln, das – dank eines innovativen Modulsystems – die Anforderungen von Smartphone, Tablet und Laptop in sich vereinen soll. Es entwickelte sich aus dem Shift 12, das nicht mehr weiterentwickelt wird:

Shift verspricht, dass bei der Fertigung – die ebenfalls in China stattfindet – niemand ausgenutzt wird, und achtet auf faire Löhne und Arbeitszeiten, keine Kinderarbeit sowie gute Arbeitsbedingungen und verzichtet auf den Krisenrohstoff Coltan.

Der letzte Nachhaltigkeitsbericht, in dem Shift seine Bemühungen um Fairness und Umweltschutz dokumentiert, stammt aus dem Jahr 2016 (hier als PDF) – hier wäre es langsam Zeit für eine Neuauflage

Hier liest du, was die Shift-Gründer vor Kurzem in einem Interview sagten:

Mara Phone: Made in Africa

Komplett in Africa hergestellt wird ein Smartphone namens Mara Phone. Es gibt es in den Modellen Mara-X (günstiger) und Mara-Z (leistungsfähiger) und bedient derzeit vor allem den Afrikanischen Markt.

Dass ein Smartphone in Afrika produziert wird ist wichtig, denn sonst bleibt es beim Ungleichgewicht: Die hochindustrialisierten Nationen plündern die Rohstoffe, die Rohstoffnationen werden aber kaum an der Wertschöpfung beteiligt.

Allerdings wird das Mara Phone derzeit nicht in Deutschland angeboten. Auch ist nicht bekannt, ob es denn versucht, eine Produktion nachhaltiger zu gestalten. Daher haben wir es hier noch nicht aufgenommen.

Sind Apple, Samsung & Co. wirklich so schlecht?

Ja und nein.

Einerseits brachte Samsung zum Beispiel zeitnah zum Start des Fairphone-Projekts 2013 das Samsung Galaxy S4 auf den Markt und erreichte eine TCO-Zertifizierung für dieses Smartphone. Doch die Nachhaltigkeitswirkung von TCO-zertifizierten Smartphones ist eher bescheiden, wie eine Studie (Link) nachwies, die diese mit dem Fairphone verglich. Danach wurde kein weiteres Samsung-Handy mehr TCO-zertifiziert, sodass man das Vorgehen des Konzerns als Greenwashing bezeichnen muss.

Apple publiziert regelmäßig relativ ausführliche Nachhaltigkeitsberichte (zum Beispiel hier) und zeigt Bemühungen um mehr Umweltschutz, etwa bei der Verwendung regenerativer Energien oder dem Verzicht auf Schadstoffe in den Produkten. Auch Müllvermeidung und Recycling sind bei dem kalifornischen Konzern angekommen. Doch die Zustände bei chinesischen Unternehmen änderten sich dadurch bislang kaum. Derzeit können wir solche Geräte daher nicht in unsere Bestenliste aufnehmen.

Lies hier mehr zu Nachhaltigkeits-Siegeln für Elektrogeräte:

Besser: ein gebrauchtes Smartphone

Wer Bestenliste für nachhaltige Smartphones aufstellt, steht vor dem Dilemma, dass ein neues Smartphone generell wenig nachhaltig ist.

Auch Fairphone – derzeit wohl am weitesten beim Versuch, die Handy-Produktion nachhaltiger, umweltfreundlicher und sozialer zu gestalten – hat hier noch einige Baustellen zu beseitigen. Das beste Smartphone ist daher eigentlich kein Smartphone; das zweitbeste ist das gebrauchte Smartphone, für das keine neuen Ressourcen aufgewendet werden müssen.

Lies hier, wo du am besten gebrauchte Handys einkaufst:

Auch gut: ein besserer Handytarif

Und zuletzt: Wenn du nach einem nachhaltigeren Handy suchst, warum nicht auch gleich nach einem besseren, weil grüneren Handytarif? Uns sind dazu bislang die monatlich kündbaren Tarife von Wetell** und das Angebot von Goood bekannt. Beide lohnen einen Blick!