92 Liter – so viel Bier trinken wir in Deutschland durchschnittlich pro Kopf und Jahr. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat den Bier-Test gemacht und 50 Pilsbiere auf Geschmack und mögliche Schadstoffe prüfen lassen. Das Labor wurde fündig: In fast jedem vierten Pils steckt Glyphosat. Trotzdem sind fast alle Biere empfehlenswert.
Ein Bier zum Feierabend? Ob der Konsum gesundheitlich zu empfehlen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Doch Schadstoffe mag niemand trinken. Öko-Test hat deshalb 50 Pilsmarken ins Labor geschickt, davon acht Bio-Pilsener.
Das positive Fazit des Bier-Tests vorweg: Die Verbraucherschützer:innen können sehr viele Biere mit „sehr gut“ oder „gut“ empfehlen. Doch Glyphosat im Bier ist teilweise noch immer ein Problem und auch der Geschmack überzeugte die Tester:innen nicht bei jedem Pils.
Bier im Test: Öko-Test prüft Geschmack und Schadstoffe
Öko-Test ließ die Biere auf eine mögliche Verkeimung durch Bakterien oder Schimmelpilze sowie auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat untersuchen. Auch Geschmack und typische Qualitätsparameter für Pils wie Stammwürzegehalt, Schaumhaltbarkeit und Bittereinheiten flossen ins Testergebnis ein; ebenso, ob die Bierflaschen Einweg- oder Mehrwegflaschen sind.
Erstmalig hat Öko-Test die Testergebnisse in der Ausgabe 06/2022 veröffentlicht, jetzt sind sie im Jahrbuch 2023 abrufbar. Haben sich zwischenzeitlich Änderungen bei den Produkten oder bei gesetzlichen Grenzwerten ergeben, ließ Öko-Test eine neue Laboranalyse durchführen.
Schimmelpilze und Bakterien fand das Labor in nur einem einzigen Pils, leider im Bio-Bier „Pinkus Pils, Bioland“. Die Prüfer:innen wiesen Pediokokken nach, das sind Milchsäurebakterien, die den Geschmack des Pils verderben. Immerhin: Schädlich sind diese Bakterien für uns nicht, doch die Bierqualität leidet laut Öko-Test „erheblich“. Die Konsequenz des Bakterienfundes: Das Gesamttestergebnis ist „ungenügend“.
Bier-Test 2022: Glyphosat im Bier noch immer ein Problem
Gemäß dem deutschen Reinheitsgebot darf Bier nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser hergestellt werden. Offenbar findet aber auch das stark umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat seit Jahren den Weg ins Bierglas. Das Breitbandherbizid steht im Verdacht, krebserregend zu sein und schadet der Artenvielfalt.
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Das Münchner Umweltinstitut hatte 2016 Glyphosat in 14 Bierproben entdeckt. Die beim deutschen Bier gemessenen Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter (µg/l) und damit im Extremfall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser (0,1 µg/l). Landwirt:innen setzen das Spritzmittel bei Braugerste ein. Schon ein Jahr später allerdings hatten die Brauereien nachgebessert, denn 2017 entdeckten die Experten im Labor nur noch geringe Mengen an Glyphosat in den 14 Bieren.
Öko-Test hat bereits 2019 43 Pilsbiere getestet. Mehr als die Hälfte waren damals frei von Glyphosat, bei 13 Bieren war die Menge an Glyphosat allerdings so hoch, dass dies zu einer schlechteren Note im Test führte.
Und 2022? In 12 von 50 Bieren fanden die Tester:innen Spuren von Glyphosat. Zwar liegen die nachgewiesenen Werte deutlich unter dem in der EU zulässigen Höchstgehalt für Braugerste. Öko-Test zieht „aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes“ dennoch eine Note im Testergebnis ab. Spuren von Glyphosat steckten unter anderem in:
- Beck‘s Pils, Gesamtergebnis „gut“
- Flensburger Pilsener, Gesamtergebnis „gut“
- Jever Pilsener, Gesamtergebnis „gut“
- Krombacher Pils, Gesamtergebnis „gut“,
- Astra Urtyp, Gesamtergebnis „gut“
Die gesamten Testergebnisse kannst du auf oekotest.de gratis nachlesen.
Wie gut schlägt sich Bio-Bier im Test?
Glyphosat-Rückstände im Bier kannst du einfach umgehen, wenn du dich für Bio-Bier entscheidest. Im Bier-Test von Öko-Test waren alle acht Bio-Biere frei von Glyphosat. „Sehr gute“ Testsieger waren folgende Biere: Neumarkter Lammsbräu Edel Pils (Naturland/ Bioland), Klosterhof Heidelberg Pils, Riedenburger Keller-Pils naturtrüb (Bioland), Störtebeker Übersee-Pils, Wolfscraft Frisch-Pils, Wunderbraeu Pils und das Quartiermeister*in Bio-Pils (Wittichenauer Stadtbrauerei).
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Bier-Test: Wie steht es um den Geschmack?
Auch wenn man es in Bayern nicht gerne hört, ist Pils laut Öko-Test die beliebteste Biersorte in Deutschland. Doch wie soll ein gutes Pils, das seinen Ursprung in Böhmen hat, schmecken?
Gesetzliche Vorgaben gibt es laut Öko-Test nicht, dafür aber bestimmte Erwartungen der Verbraucher:innen. Untergärig sollte ein Pils sein, strohgelb bis goldfarben und bitter im Geschmack mit einem feinen Hopfenaroma. Die Sensorik-Prüfer:innen im hatten beim aktuellen Bier-Test wenig auszusetzen, Stammwürze und Schaum stimmten bei den Pilsbieren. Einzig beim Geschmack gab es bei zehn Bieren Kritik für leichte Fehlnoten. Bei der Sensorik nur „befriedigend“ schnitten diese drei Pilsmarken ab: Bosch Pils, Tyskie Gronie Pils, Kaiserkrone Pils (von Norma).
Die gesamten Testergebnisse kannst du im Öko-Test Jahrbuch 2023 oder gratis auf oekotest.de nachlesen.
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