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Katjes legt sich mit neuer Werbung mit der Milchindustrie an

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Foto: Screenshot Youtube (Katjes)

Der Süßwarenhersteller Katjes hat einen Werbespot veröffentlicht, der mit bedrückenden Bildern die Milchindustrie kritisiert. Mit dem Video bewirbt der Süßwarenhersteller seine vegane Schokolade „Chocjes“. Vertreter der Landwirtschaft versuchen, gegen den Spot vorzugehen.

Die vegane Chocjes-Schokolade von Katjes gibt es erst seit einigen Monaten – schon sorgt sie für Aufregung. Grund ist aber nicht die Schokolade selbst, sondern der aktuelle Werbespot zum Produkt. Das Video ist nur 20 Sekunden lang – seine Bilder dafür umso stärker.

In dem Animationsfilm sind Kühe zu sehen, die sich wie bei einem Militärmarsch in Reih und Glied fortbewegen. Sie haben wütende Blicke und riesige Euter. Als die Tiere gemolken werden, wackeln die Euter mit Takt der Melkmaschine. „Jedes Leben ist wertvoll“, sagt eine Stimme im Hintergrund. „Und Kühe sind keine Milchmaschinen, auch nicht für Schokolade.“ Die Botschaft des Werbespots: Kauf lieber vegane Schokolade.

Hier das Video bei Youtube:

Die Katjes-Werbung weist auf reale Probleme hin

Die Illustrationen in dem Video sind bedrückend – sie erinnern an die erschreckenden Zustände der industriellen Milchproduktion. Milch ist meist kein natürliches Produkt vom idyllischen Bauernhof, sondern wird in Hochleistungsbetrieben „produziert“.

Die Kühe sehen kein Sonnenlicht, können sich kaum bewegen und müssen extrem viel Milch geben. Oftmals haben die Kühe Entzündungen am Euter oder andere Erkrankungen. Nach fünf Jahren sind die Tiere meist so geschwächt, dass sie nicht mehr können – und entsorgt oder geschlachtet werden.

Verbände: Katjes-Werbung ist „diskriminierend“

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Eine Szene aus dem neuen Katjes-Werbespot. (Foto: Screenshot Youtube (Katjes))

Die Zeichnungen aus dem Katjes-Werbespot stammen von dem englischen Illustrator und Karikaturist Gerald Scarfe. Er ist vor allem für sein Cover für das Album „The Wall“ von Pink Floyd bekannt. Auf Youtube und Facebook kommt das Video gut an: „Respekt. Einfach klasse, wenn sich eine Firma auch mal traut ans Gewissen zu appellieren und nicht immer nur ‚Feel good‘-Werbung macht“, lautet beispielsweise ein Kommentar bei Youtube. „Danke, dass ihr die Wahrheit aussprecht und somit Tieren aus der Nutztierhaltung eine Stimme gebt.“, kommentierte eine Nutzerin bei Facebook.

Einige Landwirte und Bauern sind allerdings weniger begeistert von dem Video. Wie das Portal „agrarheute“ berichtet, hat der Bayerische Bauernverband eine Beschwerde beim Deutschen Werberat eingereicht. Die Begründung für die Beschwerde: Das Video unterstelle Tierhaltern, sie würden ihre Kühe ausbeuten. Das sei „diskriminierend“ und nicht gerechtfertigt.

„Hauptsache wieder auf die Landwirtschaft einprügeln“

Der Verband „Landvolk Diepholz“ habe ebenfalls sich beim Deutschen Werberat beschwert. „Es muss doch möglich sein, ein veganes Produkt zu bewerben, ohne Lügen über die Landwirtschaft zu verbreiten“, sagte ein Sprecher laut agrarheute. Auch in den sozialen Medien gibt es jede Menge wütende Reaktionen und Kommentare: „Hauptsache wieder auf die Landwirtschaft einprügeln, und das alles um ein Produkt zu bewerben. Das ist absolut unterstes Niveau, eine ganze Berufsgruppe als Tierquäler darzustellen!“

Dass sich Vertreter der Landwirtschaft so über den Werbespot von Katjes ärgern, ist für den Süßwarenhersteller wahrscheinlich willkommene Aufmerksamkeit. Durch die vielen Kommentare und Diskussionen bekommen deutlich mehr Menschen etwas von dem Werbespot mit, als es bei einem weniger kontroversen Thema der Fall wäre.

Wie nachhaltig ist Chocjes?

Utopia meint: In Werbungen für Käse, Joghurt oder Milch sieht man Kühe durch üppige Wiesen laufen – Bilder, die der Realität nur in den wenigsten Fällen entsprechen. Hier könnte man berechtigterweise von einer „Lüge über die Landwirtschaft“ sprechen, die die Verbände aber nicht zu stören scheint. Dass sich die Vertreter der Landwirtschaft durch das kurze Katjes-Video angegriffen fühlen, ist bezeichnend.

Natürlich ist Milch nicht per se schlecht und nicht jeder Milchbauer beutet seine Kühe aus. (Die Bio-Anbauverbände Demter, Naturland oder Bioland beispielsweise haben viel strengere Richtlinien) Man kann aber nicht abstreiten, dass die Bedingungen in der industriellen Tierhaltung erschreckend sind. Viel zu lange waren sich Konsumenten dessen nicht bewusst. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich immer mehr Menschen und Unternehmen Gedanken darüber machen, wo ihre Produkte herkommen. Katjes nutzt dieses wachsende Bewusstsein clever für seine Marketing-Zwecke.

Der Süßwarenhersteller macht mit seiner Schokolade schon vieles richtig: Der Haferdrink ist bio und die Verpackung FSC-zertifiziert. Noch besser wäre es, wenn alle Zutaten Bio-Qualität hätten. Und auch das UTZ-Siegel ist nicht das Beste, wenn es um Fairness geht. Auf Kakaoplantagen werden Menschen ausgebeutet, deswegen gehört Schokolade klar zu den Produkten, die man lieber fair kaufen sollte.

Empfehlenswerte vegane Schokoladen: Vegane Schokolade im Test 

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