Schüler sollen freitags nicht fürs Klima streiken, sondern in die Schule gehen – das fordern viele deutsche Politiker. Anders Martin Sonneborn, der als Vorsitzender der Satire-Partei „Die Partei“ im EU-Parlament sitzt. Er hat den Schülern ein Entschuldigungsschreiben für die Schule verfasst.
Die 16-jährige Greta Thunberg schwänzt seit Monaten freitags die Schule, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren – und Schüler in immer mehr Ländern machen mit. Das wird allerdings nicht überall gern gesehen. Das Schulministerium von Nordrhein-Westfalen beispielsweise fordert die Schulen dazu auf, gegen Klimaproteste während der Unterrichtszeit vorzugehen.
Jetzt haben die Schüler jedoch Unterstützung bekommen – von Martin Sonneborn, dem Vorsitzenden der PARTEI und ehemaligen Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic. Der Satiriker hat eine „hochoffizielle Entschuldigung“ ausgestellt, die sich Schüler von seiner Webseite herunterladen können, wenn sie freitags protestieren wollen.
Das steht in Sonneborns Brief
„Es war nicht böse gemeint. Sollten durch das Fernbleiben irgendwelche Gefühle oder Vorschriften ihrerseits verletzt worden sein: SORRY! Es ging nunmal nicht anders. Dem/der Schüler/in war unwohl. Allerdings nicht etwa beim Gedanken an ihre/seine (und Ihre!) Zukunft in einer vollständig zerstörten, verseuchten, erschöpften und abgenutzten Welt, nein, nein! Also mit Klimademos und sowas hatte das garantiert überhaupt nichts zu tun“, steht unter anderem in der Entschuldigung.
Hier der ganze Brief auf Twitter:
Viel Lob für Martin Sonneborns Schreiben
Sonneborn hat seit 2014 einen Sitz im EU-Parlament. Das Entschuldigungsschreiben ist daher unterzeichnet mit „Martin Sonneborn, Mitglied des Europäischen Parlaments Kulturausschuss“. Schüler würden mit dieser Entschuldigung bei ihren Lehrern wahrscheinlich trotzdem nicht besonders weit kommen.
Ganz ernst gemeint ist der Brief natürlich nicht. Auf Twitter kam das Schreiben jedoch gut an. Sonneborns Tweet wurde tausendfach geliked, retweetet und kommentiert. „Einmal mehr Stolz auf meine Stimme der letzten Europawahl“, lautet ein Kommentar. „Erbitte ähnliches offizielles Schreiben zur Vorlage bei meinem Arbeitgeber“, schreibt ein anderer User.
Auch mehrere Lehrer haben sich zu Wort gemeldet: „Ah, großartig. Gleich mal einen Stapel für meine Schülerinnen und Schüler kopieren“, kommentiert einer von ihnen. „Ich hatte mich so gefreut, wenn einer meiner Schüler/innen diese Entschuldigung vorgelegt hätte!!! Die hätte ich ohne Unwohlsein durchgehen lassen :)“, meint ein weiterer Nutzer.
Kritik an Schulstreiks
Aber es gibt auch andere Stimmen: Etliche User auf Twitter beschweren sich darüber, dass die Schüler die Proteste nur als eine Gelegenheit zum Schwänzen sehen. Ihnen gehe es gar nicht um Klimaschutz, sonst würden sie in ihrer Freizeit demonstrieren, lautet ein häufiger Vorwurf.
Auch wenn das bei einigen Schülern vielleicht stimmen mag – die Bewegung „Fridays for Future“ hat etwas Großes geschafft: Dank Greta und den Schülern ist das Thema Klimaschutz seit Wochen in der Öffentlichkeit präsent. Medien berichten über die Proteste und Forderungen der Kinder, und Politiker diskutieren über die Streiks. Diesen Erfolg hätte die Bewegung wahrscheinlich nicht gehabt, wenn die Schüler erst nach Schulschluss protestiert hätten. Auch Greta wäre nicht bekannt geworden, wenn sie sich am Wochenende vors schwedische Parlament gestellt hätte.
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