Unser Umgang mit Plastik wird nicht nur zur Gefahr für die Umwelt und Tierwelt, sondern auch für unsere eigene Gesundheit: Wissenschaftler aus Österreich haben erstmals Mikroplastik im menschlichen Darm entdeckt.
Die Menschheit hat seit den 50er Jahren mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik produziert – erst nach und nach wird deutlich, wie stark der Kunststoff in unsere Nahrungskette eingedrungen ist. Eine Studie des Umweltbundesamts Österreichs und der Medizinischen Universität Wien hat nun erstmals Plastik im Stuhl von Menschen nachgewiesen.
Bei der Untersuchung mussten acht Studienteilnehmer eine Woche lang ein Ernährungstagebuch führen. Die Teilnehmer stammten aus Finnland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Japan und Österreich. Nach einer Woche gaben sie eine Stuhlprobe ab. Das Ergebnis: In allen Proben steckte Mikroplastik.
Neun verschiedene Plastikarten
Durchschnittlich waren es 20 Mikroplastik pro 10 Gramm Stuhl. Als Mikroplastik gelten Plastikpartikel mit einer Größe unter fünf Millimetern. Insgesamt konnten die Forscher neun verschiedene Kunststoffarten in den Proben identifizieren – am häufigsten kam Polypropylen und PET vor.
Woher das Mikroplastik genau stammt und wie es in den Darm gelangt, kann das Forscherteam nicht eindeutig beurteilen – um solche Aussagen machen zu können, bräuchte es eine größere Studie mit mehr Teilnehmern.
Aus den Ernährungstagebüchern der acht Probanden lassen sich jedoch zumindest einige Rückschlüsse ziehen: Sie alle hatten in der Woche vor der Stuhlprobe Lebensmittel konsumiert, die in Plastik verpackt waren, oder Getränke aus PET-Flaschen getrunken. Die meisten Versuchsteilnehmer hatten außerdem Fisch oder Meeresfrüchte gegessen. Schon länger ist bekannt, dass viele Meeresorganismen und Fische mit Mikroplastik belastet sind.
Mikroplastik im Darm und die Gesundheit
Unklar ist außerdem, was die Studienergebnisse nun konkret für unsere Gesundheit und vor allem für den Verdauungstrakt bedeuten. Um das herauszufinden, sei ebenfalls eine größer angelegte Untersuchung nötig, schreiben die österreichischen Wissenschaftler.
Sie verweisen zugleich auf frühere Untersuchungen mit Tieren: Bei anderen Studien sei bei Tieren Mikroplastik im Blut, der Lymphe und Leber sowie im Magendarmtrakt nachgewiesen worden. Im Magendarmtrakt sei dabei die höchste Konzentration gefunden worden. Es gebe erste Anzeichen, dass das Mikroplastik die Aufnahme von Schadstoffen oder Entzündungen begünstigen könne.
Mikroplastik in unserer Nahrungskette
Die Ergebnisse der österreichischen Studie überraschen eigentlich wenig: Mikroplastik wurde bereits in Leitungswasser, Mineralwasser, Salz, Bier und Essen nachgewiesen. Es war zu erwarten, dass die winzigen Plastikpartikel auch in unserem Körper zu finden sind. Das Problem mit Mikroplastik: Selbst Kläranlagen schaffen es nicht, die Plastikteilchen herauszufiltern. Umso wichtiger ist es, dass Mikroplastik gar nicht erst in die Umwelt gelangt. Was du selbst tun kannst:
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- 12 Tipps, was du gegen Mikroplastik tun kannst
- 11 Produkte mit Mikroplastik – und gute Alternativen
Weitere Informationen zum Thema Mikroplastik findest du auch in der Öko-Test-Ausgabe 11/18:
Mikroplastik-Artikel aus Öko-Test (ePaper)
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