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Gasversorgung: „Für vollständige Entwarnung noch zu früh“

Gasversorgung: "Für vollständige Entwarnung noch zu früh"
Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ moritz320

Vergangenen Winter haben Verbraucher:innen wenig geheizt, um Energie zu sparen. Ist das auch dieses Jahr nötig oder ist die Gasversorgung gesichert? Ein Bericht der Bundesnetzagentur zeichnet ein überwiegend positives Bild – doch der Präsident der Behörde mahnt trotzdem zur Sparsamkeit.

Voraussichtlich gibt es in diesem Winter 2023/24 keine Probleme bei der Gasversorgung – das geht aus einem Bericht der Bundesnetzagentur hervor, welcher der Süddeutschen Zeitung (SZ) vorab vorliegt. In vier von sechs berechneten Szenarien reiche das Gas für den Betrieb aller Heizungen und Industrieanlagen. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, mahnt trotzdem zur Sparsamkeit.

Gasversorgung: Bundesnetzagentur rät zum Energiesparen

Wir sind viel, viel besser vorbereitet als vor zwölf Monaten. Wenn wir einen normalen Winter bekommen, sollte es keine größeren Probleme geben“, erklärt Müller gegenüber der SZ. Doch sorgt er sich um „technische wie böswillige Beschädigungen“ der Pipelines nach Norwegen, welche 45 Prozent des Importgases nach Deutschland führen. Der Rest stammt unter anderem aus Belgien und den Niederlanden. Die Ausgangssituation zu Beginn der Heizperiode sei jedoch besser als vergangenes Jahr: „Die Gasspeicher sind mit über 99 Prozent sehr gut gefüllt, und die Importe und Einsparungen sind stabil“, findet Müller.

Doch laut dem Präsidenten der Bundesnetzagentur sei es „für eine vollständige Entwarnung noch zu früh“. Er verweist auf verbleibende Risiken und empfiehlt Gaskund:innen Energie zu sparen. Ein geringerer Verbrauch verbessere die Vorsorge und senke die Kosten für Verbraucher:innen.

Bericht berechnet 6 Szenarien – nur 2 negativ

Im Bericht der Bundesnetzagentur wurden sechs Szenarien berechnet. Das Ergebnis ist überwiegend positiv: Die Behörde geht laut SZ davon aus, dass Im- und Exporte von Gas im Vergleich zum Vorjahr etwa gleich bleiben, die LNG-Terminals an Nord- und Ostsee zu mindestens 50 Prozent ausgelastet sind und Bürger:innen, Gewerbe und Industrie im Vergleich zu den vorherigen vier Jahren zehn Prozent Gas einsparen. Dann gäbe es in Deutschland keine Probleme mit der Gasversorgung.

Der Bericht berücksichtigt aber auch andere Faktoren: Zum Beispiel könnte es einen besonders kalten, langen Winter wie den „Kaltwinter“ 2012 mit Temperaturen nahe Minus 30 Grad in Deutschland geben. In dem Fall wäre der Gasverbrauch erhöht und auch Gaslieferungen aus dem Ausland könnten sich verringern, weil die Nachbarländer selbst mehr heizen müssen. Würde sich Russland außerdem entscheiden, den Gasverkauf über ukrainische Pipelines nach Südosteuropa zu stoppen, müsste Deutschland laut EU-Regelungen einen Teil des gelagerten Gases abgeben.

Sollten Bürger:innen und Betriebe gar kein Gas sparen und alle übrigen schlechten Umstände eintreffen, könnten laut SZ ab der zweiten Februarwoche bis zu 13 Terawattstunden Gas fehlen. Unter diesen Umständen sieht der Bericht zwei negative Szenarien. In allen anderen Fällen jedoch sollte die Gasversorgung gelingen. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass Gasspeicher Ende März 2024 noch mindestens 17 Prozent gefüllt sein werden.

Prognose: Gasverbrauch in Deutschland so gering wie nie

Im Vorjahr hatten Haushalte und Industrie gemeinsam rund 14 Prozent weniger Gas verbraucht als in den vorherigen vier Jahren, das geht aus Zahlen der Bundesnetzagentur hervor. Im Oktober und November waren es deutlich über 50 Prozent. Laut Berechnungen der Behörde hätten Haushalte durch den geringeren Verbrauch zwischen Oktober 2022 und September 2023  im Schnitt 440 Euro an Heizkosten gespart.

Laut einer Prognose der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ist der Energieverbrauch in Deutschland gegenüber Vorjahr um acht Prozent gesunken und aktuell so tief wie noch nie.

Verwendete Quellen: SZ, Bundesnetzagentur, AG Energieverbrauch

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