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Gefahr Rote Feuerameise? „Stechen in die Wunde, die sie selbst verursacht haben“

Gefahr Rote Feuerameise? "Stechen in die Wunde, die sie selbst verursacht haben"
Foto: Jesse Rorabaugh/eurekalert.org/dpa

Die Rote Feuerameise hält Einzug in Europa – mit gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung. Deutsche und spanische Experten ordnen die von der Ameise ausgehende Gefahr ein.

Die Rote Feuerameise wurde erstmals in Europa gesichtet – 88 Nester fand man in Sizilien. Das geht aus einer Studie hervor, die im Fachjournal „Current Biology“ erschienen ist. Die Art stammt ursprünglich aus Südamerika, ist aber auch in den USA und China bereits verbreitet.

Das Forscherteam hinter der Publikation sagt eine rasche Ausbreitung der Roten Feuerameise innerhalb Europas voraus. Sie sei „eine der schlimmsten invasiven Arten“, welche sich „erschreckend schnell“ ausbreite, zitiert der Spiegel die Wissenschaftler:innen. Warum aber ist diese Ameisenart so gefährlich für den Menschen?

Der Insektenkundler Manfred Verhaagh des staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe erklärt im Gespräch mit Spiegel, wie die Ameisen den menschlichen Körper attackieren. Sie beißen und stechen nämlich gleichzeitig. „Sie beißen sich fest und klappen ihren Hinterleib unter ihre Brust. Dann stechen sie in die Wunde, die sie selbst verursacht haben“, erläutert Verhaagh.

Rote Feuerameise: Gefahren für den Menschen

Vor allem wenn sich die Ameisen in einem Lebensraum einnisten, steigt laut Insektenkundler Verhaagh die Gefahr für den Menschen. Denn die Rote Feuerameise tritt in diesem Fall in sehr großer Zahl auf. Wenn man dann auf ein Nest trete, „sackt man schlicht ein“, so der Experte. Die Ameisen würden den „Eindringling“ dann zu Hunderten überfallen. 

Ein Stich und Biss einer Roten Feuerameise ist für den Menschen meist nicht gefährlich, erläutert der Ökologe Patrick Krapf von der Universität in Helsinki gegenüber dem Spiegel: „Noch ist kein Mensch an dem Gift gestorben.“ Trotzdem kann ein Stich schmerzhaft sein, ungefähr vergleichbar mit dem einer Wespe.

Problematisch sei außerdem, dass die Ameisen mehrere Male hintereinander stechen können, anders als Bienen, die nach einem Stich ihren Stachel verlieren. Da sich Ameisen mit Gift verteidigen, sind sie laut Verhaagh in der Lage zu stechen bis ihre Giftblase leer ist. 

Es könne dann gefährlich für den Menschen werden, wenn mehrere Ameisen gleichzeitig stechen und beißen, erläutert Krapf. Insektenexperte Verhaagh weist zudem auf das Risiko einer Entzündung, durch Bakterien in der Wunde. Meist bilden sich nach einem Stich zuerst Pusteln rund um die Einstichstelle. Die Forscher:innen weisen auch darauf hin, dass theoretisch Todesfälle durch allergische Reaktionen auf die Stiche und Bisse möglich sind, ähnlich wie bei Wespen- oder Bienenstichen.

Auswirkungen auf andere Insektenarten und weitere Gefahren

Gleich auf doppelte Weise kann die Rote Feuerameise anderen Insektenarten zur Gefahr werden. Zum einen ist sie ein starker Konkurrent, was Nahrung und Lebensraum angeht. Zum anderen jagt sie Insekten ihrer Größe. Verhaagh erklärt gegenüber Spiegel, dass dadurch Populationen signifikant abnehmen könnten.

Jedoch würde es einigen Insektenarten gelingen, sich gegen die Rote Feuerameise zu behaupten. Der Grund dafür ist aber laut dem Experten bis jetzt nicht bekannt.

Es kann durch die Rote Feuerameise auch zu Ernteschäden kommen. Vor allem Gemüseplantagen seien vom Befall durch die Art betroffen. Die USA beziffert laut Krapf die Schäden an Infrastruktur und Ernte auf rund acht Milliarden Dollar. In Europa werden durch die Rote Feuerameise vor allem Schäden in Gartenbaugebieten erwartet.

Wie wird sich die Rote Feuerameise weiter ausbreiten?

Die Rote Feuerameise ist eine invasive Art. Das Team vermutet, dass sie durch Handelsschiffe und Windströme von ihrem ursprünglichen Herkunftsort in Südamerika nach Sizilien gekommen ist.

Weiterhin prognostiziert das Team eine schrittweise Ausbreitung der Art, vor allem in Lebensräumen, in denen der Mensch schon viel eingegriffen hat. Es würde dort sogar die Möglichkeit bestehen, dass die Rote Feuerameise andere invasive Arten verdrängt. Dadurch könnte sie möglicherweise für die Bevölkerung nützlich werden.

Krapf sagt voraus, dass die Rote Feuerameise sich zunächst im Mittelmeerraum ausbreiten werde, „da die Art klimatisch warme Gegenden benötigt“. Das betreffe die Küsten Südeuropas und Nordafrikas. Aber auch eine Ausbreitung in Nordeuropa sei denkbar, denn durch den Klimawandel würden die Temperaturen dort steigen. Damit könnte ein Klima geschaffen werden, dass die Ausbreitung begünstige, so der Experte.

Wie kann man die Ausbreitung bekämpfen?

Die Ausbreitung der Roten Feuerameise kann durch mehrere Methoden bekämpft werden. Nicht alle sind jedoch gleich effektiv. Eine Methode sieht vor, alle Nester zu identifizieren und die Tiere dann mit „mit kochendem Wasser oder Dampf“ zu bekämpfen, wie Verhaagh gegenüber Spiegel erläutert. Aber diese Vorgehensweise habe keine Erfolgsgarantie und würde mehrere Jahre dauern. Eine effizientere Strategie sei die intensive Bekämpfung der Art in den Gegenden, in denen sie sich schnell und stark ausbreitet. So soll die Ausbreitung der Roten Feuerameise zumindest eingedämmt werden.

Verwendete Quelle: Current Biology, Spiegel

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