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„Gegensätze ziehen sich an“: Studie überprüft Sprichwort für 133 Beziehungsmerkmale

"Gegensätze ziehen sich an" - wirklich?
Foto: CC0 / Pixabay / panajiotis

„Gegensätze ziehen sich an“ – wirklich? Forschende sind einer bekannte Redewendung wissenschaftlich auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse: ernüchternd.

„Gegensätze ziehen sich an“ – zumindest einer altbekannten Redewendung zufolge. Aber wie viel ist dran am Sprichwort? Und was ist Menschen an potenziellen Partner:innen wirklich wichtig?

Eine jüngst in der Fachzeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlichte Studie bestätigt nun, was Ergebnisse vorheriger Forschungen bereits nahegelegt haben: Gleich und gleich gesellt sich gern. Eine andere Redewendung trifft also viel eher zu bei der Partnerwahl.

„Viele Modelle in der Genetik gehen davon aus, dass die Paarung von Menschen zufällig erfolgt. Diese Studie zeigt, dass diese Annahme wahrscheinlich falsch ist“, wird Matthew Keller, Verhaltensgenetiker und leitender Autor der Studie, in einer Pressemitteilung der University of Colorado Boulder zitiert.

Menschen bevorzugen Ähnlichkeiten

Im Rahmen ihrer Untersuchung führte das Forscher:innen-Team einerseits eine Meta-Studie durch, in der sie 199 frühere Studien auswertete, die insgesamt 22 Merkmale betrachteten. Die älteste der hierfür zugrunde gelegten Studie stammte aus dem Jahr 1903.

Ergänzend legten die Forschenden ihrer Untersuchung einen Datensatz zu fast 80.000 heterosexuellen Paaren aus Großbritannien zugrunde. Hierbei analysierten sie 133 Merkmale – diese reichten von politischen und religiösen Einstellungen über das Bildungsniveau bis hin zum Alter des ersten Geschlechtsverkehrs.

Bei 118 der 133 Charakteristika, also in etwa 89 Prozent der Fälle, fand sich dabei ein Zusammenhang – und in den allermeisten Fällen war dieser positiv. Das bedeutet: Die Paare waren sich mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit ähnlich anstatt verschieden.

Wichtig sind übereinstimmende Werte – Unterschiede bei 3 Merkmalen

Wenig überraschend war das Geburtsjahr, bei dem die Paare am ehesten übereinstimmten – auf einer Skala von 0 (kein Zusammenhang) bis 1 (perfekter Zusammenhang) lag der Wert hier bei 0,87, heißt es in der Studie.

Auch Aspekte wie politische und religiöse Einstellungen, das Bildungsniveau und bestimmte IQ-Messwerte legten laut der Studie einen besonders hohen Zusammenhang nahe. Aber auch Grundsätzliche Entscheidungen des Lebensstils taten dies: Wer viel raucht, viel trinkt oder abstinent lebt, geht besonders häufig mit Menschen eine Beziehung ein, die ähnliche Gewohnheiten teilen.

Lediglich bei drei Merkmalen des britischen Datensatzes fanden die Forschenden einen negativen, also schwachen Zusammenhang. Beim Chronotyp – also dem Faktor der sogenannten inneren Uhr –, bei der Neigung zur Sorge sowie bei Hörschwierigkeiten. Bei diesen Faktoren gilt offenbar das alte Sprichwort, wonach sich Gegensätze anziehen würden.

Studie überholt vorherige Annahmen

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst in Situationen, in denen wir scheinbar eine Wahl über unsere Beziehungen haben, möglicherweise Mechanismen hinter den Kulissen ablaufen, die uns nicht vollständig bewusst sind“, wird die Co-Studienautorin Horwitz in Nature zitiert.

Demnach könnten sich Paare in vielen Aspekten ähnlich sein, etwa weil sie eine ähnliche Herkunft haben in oder sich zu Menschen hingezogen fühlen, die ihnen ähnlich sind. Manche würden sich auch umso ähnlicher, je länger sie zusammen sind, erklärt Horwitz weiter.

Bei einigen Merkmalen wie etwa Extrovertiertheit gab es aber entgegen vorheriger Annahmen überhaupt keinen nachweisbaren Zusammenhang. „Die Menschen haben all diese Theorien, dass Extrovertierte Introvertierte mögen oder dass Extrovertierte andere Extrovertierte mögen“, erklärte Tanya Horwitz, Co-Autorin der Studie.

Gleichgeschlechtliche Paare wurden in der Untersuchung nicht einbezogen. Hier könnten sich die Muster den Autor:innen zufolge erheblich unterscheiden – aus diesem Grund untersuchen sie diese nun im Rahmen einer neuen separaten Studie.

Verwendete Quellen: Nature, University of Colorado Boulder

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