Ammoniak: Verwendung und Wirkung des bedenklichen Stoffes Von Martina Naumann Kategorien: Umweltschutz Stand: 18. April 2020, 18:03 Uhr Foto: CC0/pixabay/planet_fox Bei Ammoniak entscheidet die Menge, ob es ein Schadstoff ist oder nützlich. Wo du Ammoniak überall in der Umwelt findest und wo dabei die Probleme liegen, liest du hier. Ammoniak ist ein Gas, das aus Stickstoff und Wasserstoff besteht. In großen Mengen kann es Menschen und Umwelt gefährden. Das unsichtbare Ammoniakgas bemerkst du sofort, weil es stinkt. Wenn du schon mal in einen Stall warst, kannst du dich bestimmt an den stechenden Geruch erinnern. Das ist der Ammoniak im Urin der Tiere. Der muffigen Geruch des Komposthaufens – ebenfalls Ammoniak. Das Gas entsteht dabei durch Fäulnisprozesse. So zersetzen sich beispielsweise Pflanzenreste zu Humus. Dabei entweicht Ammoniak in die Luft. Ammoniakgas verteilt sich in der Luft, es kann sich aber auch mit Wasser vermischen. So findest du Ammoniak praktisch überall in der Umwelt, auch in Gewässern und in Böden. Ist Ammoniak ein Schadstoff? Die Dosis entscheidet Pflanzenreste geben auf dem Kompost Ammoniak ab. (Foto: CC0/pixabay/Antranias) Nicht immer ist Ammoniak schädlich. Entscheidend dafür ist die Konzentration, also wie verdünnt Ammoniak beispielsweise in Wasser ist. Denn ganz ohne Ammoniak würden wichtige Funktion bei vielen Lebewesen nicht ablaufen. Laut Medizinportal DocCheck benötigen beispielsweise Menschen und Säugetiere Ammoniak für ihren Eiweißstoffwechsel. Mit dem Urin scheiden sie überschüssiges Ammoniak wieder aus. Der Körper verhindert so, dass er sich durch zu viel Ammoniak vergiftet. Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass ein Großteil der Pflanzen in der Lage ist, aus Ammoniak Stickstoff zu gewinnen. Stickstoff ist ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. In großen Mengen hingegen ist Ammoniak giftig. Es ätzt auf der Haut und greift Augen oder Schleimhäute an. DocCheck berichtet, dass hoch konzentrierte Ammoniakdämpfe die Atemwege verätzen können, sodass Menschen daran ersticken. Ammoniak, Ammonium und weitere Verwandte Im Urin von Säugetieren ist Ammoniak enthalten. (Foto: CC0/pixabay/Pixel-Sepp) Die chemische Verbindung von Ammoniak verändert leicht seine Struktur oder reagiert mit anderen Elementen. Das bayrische Landesamt für Umwelt erklärt, dass sich aus Ammoniakgasen das feste Ammonium bilden kann. Diese Ammoniumsalze wiederum sind daran beteiligt, dass weitere Umweltschadstoffe entstehen, wie beispielsweise: Feinstaub, der die Atemwege belastet. Nitrate, die unter anderem sauren Regen und die Bodenversauerung verursachen. Beides setzt vor allem den Pflanzen zu und verhindert, dass sie ausreichend Nährstoffe aufnehmen können. Es kann Ökosysteme, wie beispielsweise Moore vernichten und trägt so auch zum Artensterben bei. Lachgas, eines der Treibhausgase, die für den Klimawandel verantwortlich sind. Ammoniak ist ein Problem in der Landwirtschaft Ammoniak im Dünger führt zu Problemen in der Umwelt. (Foto: CC0/pixabay/dengmo) Zu hohe Ammoniak- beziehungsweise Ammoniumkonzentrationen in der Umwelt sind problematisch. Daher gibt es für Ammoniak internationale Richtlinien mit Höchstwerten. Diese geben die Konzentration an, bei der der Schadstoff noch als unkritisch gilt. Das Umweltbundesamt berichtet, dass Deutschland im Jahr maximal 550 Tausend Tonnen Ammoniak freisetzten darf. Die gemessenen Ammoniakemissionen überschreiten oft diese Vorgaben. Einer der Gründe ist die massive Düngung der Felder. Laut dem Umweltbundesamt verursacht die Landwirtschaft zu 95 Prozent der Ammoniakemissionen. Greenpeace weist dabei auf die Massentierhaltung hin. Der NABU beziffert die Menge an Gülle, die jährlich in deutschen Ställen anfällt, mit 300 Milliarden Litern. Diese enormen Mengen landen als Dünger auf den Feldern. Längst können deutsche Felder diese Massen nicht verbrauchen. Die Überschüsse an Gülle exportiert Deutschland in die Nachbarstaaten. Die Folgen sind Überdüngung und dadurch erhöhte Belastungen der Umwelt durch Ammoniak, Ammonium und Nitrate. Neben dem natürlichen Dünger enthält auch synthetischer Stickstoffdünger Ammoniak oder Ammonium. Dieser Kunstdünger belastet gleich mehrfach die Umwelt. Eine Dokumentation für den Bundestag erläutert, dass die chemische Industrie größtenteils Erdgas verwendet, um daraus Kunstdünger herzustellen. Zudem verbraucht das Verfahren (Haber-Bosch-Verfahren) viel Energie – um ein Kilogramm Stickstoffdünger zu gewinnen, verbraucht der Prozess in etwa die Energie von einem Liter Erdöl. Der aktuelle Bericht des Umweltbundesamtes für 2017 zeigt, dass die Werte für Ammoniak die zulässigen Grenzwerte übersteigen. Bisherige Maßnahmen, um die Ammoniakbelastung zu verringern, zeigten nicht die erforderliche Wirkung. Im Februar 2020 verabschiedete der Bundestag eine Neufassung der Düngemittelverordnung, die auch die Ammoniakbelastung senken soll. Diese schränkt die Düngung mit Gülle weiter ein. Zusätzlich sollen in Gegenden mit kritischen Nitratwerten im Grundwassers besondere Regeln für die Landwirtschaft gelten. Laut bayerischem Landesamt für Umwelt stammen Ammoniakemissionen unter anderem auch von Industriebetrieben für Düngemittel oder von Kühlanlagen. Auch bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Erdgas oder Erdöl entweicht Ammoniak. Die Harnstoffeinspritzung von Dieselmotoren arbeitet mit Ammoniak, um die ebenfalls schädlichen Stickoxide zu verringern. Ammoniak ist auch in Haarfarbe Viele Haarfarben enthalten Ammoniak. (Foto: CC0/pixabay/jackmac34) Ammoniak kann dir auch noch auf ganz andere Weise begegnen. Viele Haarfarben enthalten Ammoniak. Das Ammoniak bricht die äußere Haarschicht auf. Es wirkt im Prinzip wie ein „Türöffner“ für die Farbpigmente. Das Haar ist durch die Ammoniakbehandlung oft stumpf und brüchig, die Kopfhaut trocknet mit der Zeit aus. Eine Nebenwirkung von Ammoniak ist, dass auch gesundheitsgefährdende Stoffe aus der Haarfarbe leichter in die Haut gelangen. Das sind zum Beispiel die Farbvorstufe Para-Phenylendiamin (PPD) oder Resorcinol, die beide Kontaktekzeme auslösen können. Das Bundesamt für Risikobewertung warnt im Zusammenhang mit PPD unter anderem vor Hennafarben, die nicht für die EU zugelassen sind. Laut der European Chemicals Agency ist Resorcinol als gesundheitsgefährdend eingestuft. Inzwischen bieten Hersteller immer mehr Haarfarbe ohne Ammoniak an. Ob dies tatsächlich eine Alternative ist, bleibt fraglich. Einer Studie zufolge ersetzten oft andere alkalische Substanzen das Ammoniak. Die Studie stellt fest, dass die Schäden an Haar und Haut mit diesen Ersatzstoffen sogar zunahmen. Anstatt deine Haare zu färben, kannst du deine natürlichen Haarfarbe mit natürlichen pflanzlichen Mitteln kräftigen. Du schädigst so weder deine Gesundheit noch die Umwelt. Das sind zum Beispiel für blonde Haare Zitronensaft oder Kamillentee. Bei dunklen Haaren verleiht Walnussextrakt oder schwarzer Tee deinen Haaren Glanz. Natur ist besser für die Haare, deine Gesundheit und die Umwelt. Deine natürliche Haarfarbe unterstreicht deinen Typ – auch wenn sich schon graue Haare sehen lassen. Weiterlesen auf Utopia.de: FCKW: Das hat das Verbot dieser Treibhausgase bewirkt Eutrophierung von Gewässern: Ursachen und Folgen für das Ökosystem See Ökologische Landwirtschaft: Kennzeichen und Wissenswertes ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 8 0 Vielen Dank für deine Stimme! 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