Benzophenon schützt die Haut vor schädlicher UV-Strahlung und kommt deshalb unter anderem in Sonnencreme zum Einsatz. Der Stoff ist jedoch umstritten.
Benzophenon gehört zu der chemischen Gruppe der aromatischen Ketone. Das Molekül besteht aus zwei Kohlenwasserstoffringen, die über ein zusätzliches Kohlenstoffatom verbunden sind. An diesem hängt wiederum ein Sauerstoffatom.
Häufig bezeichnet Benzophenon allerdings nicht nur dieses Molekül, sondern auch einige Abwandlungen davon. Diese werden im INCI-System mit Nummern versehen, beispielsweise Benzophenon-3. Eine ausführliche Beschreibung von Benzophenon und einigen seiner Derivate findest du in einer Sammlung der International Agency for Research on Cancer (IARC).
Worin ist Benzophenon enthalten?
Benzophenon und einige seiner Abwandlungen kommen in unterschiedlichen Produkten vor. Interessant waren die Stoffe lange Zeit vor allem als löslicher UV-Filter – sie dringen in die Haut ein und absorbieren dort UV-Strahlung. Dadurch
- schützen sie die Haut vor UV-Strahlung und kamen deshalb in Sonnencremes zum Einsatz
- und schützten Kosmetika vor UV-Strahlung.
Neben dem eigentlichen Benzophenon kamen laut der IARC vor allem Benzophenon-2 und Benzophenon-3 (Oxybenzon) in Kosmetikprodukten und Sonnencremes zum Einsatz.
Laut dem Forschungszentrum fand sich Benzophenon darüber hinaus beispielsweise als Geruchsstoff in Kosmetik und kam als Zusatz in (vor allem durchsichtigen) Kunststoffprodukten, Pestiziden und Medikamenten vor.
Seit 2023 in der EU verboten
Seit November 2023 ist der Stoff in Kosmetik in der EU verboten. Ersetzt wurde er unter anderem durch einen anderen chemisch UV-Filter: Octocrylen. Auch dieser steht wegen verschiedener mutmaßlicher Gesundheitsrisiken in der Kritik.
Noch dazu: Durch diesen Schritt wird man das Risiko durch Benzophenon kaum los: Denn es ist ein Abbauprodukt von Octocrylen. Das heißt, dass sich mehr Octocrylen zu Benzophenon abbaut, je länger eine Sonnencreme gelagert wird. Sogar in original verpackten, unangebrochenen Sonnencremes mit Octocrylen konnten Forschende bereits Benzophenone nachweisen.
Das ist der Grund, warum du Sonnencreme vom Vorjahr nicht mehr verwenden solltest. Bei mineralischer Sonnencreme ist das Risiko geringer, aber nicht null – hier vermindert sich mit der Zeit nur der UV-Schutz. Doch das ist bei chemischen UV-Filtern ohnehin auch der Fall.
Deshalb war Benzophenon schon lange umstritten
Benzophenon hat viele nützliche Eigenschaften – aber auch Nachteile. Laut der IARC gibt es kaum Information zur Auswirkung des Stoffes und seiner Derivate auf den menschlichen Körper. Es gibt jedoch Befunde aus Tier- und Zellkulturversuchen:
- Die IARC kommt zu dem Schluss, dass Benzophenon bei Tieren krebserregend wirken kann und eine solche Wirkung auch beim Menschen nicht auszuschließen ist.
- Zu mehreren Formen von Benzophenon gibt es Studien, die eine östrogenähnliche Wirkung nachweisen: Die IARC findet diese Wirkung bei einem Stoffwechselprodukt von Benzophenon, dem 4-Hydroxybenzophenon. Dieser Übersichtsartikel findet eine hormonähnliche Wirkung auch beim eigentlichen Benzophenon.
- Benzophenon-3 und Benzophenon-4 wirken Studien zufolge auf das Immunsystem und können bei manchen Menschen eine Photoallergie auslösen. Das bedeutet, dass das Sonnenlicht auf der eingecremten Haut allergische Reaktionen hervorruft.
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gelten momentan 0,01 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht als Grenzwert für die tägliche Aufnahmemenge an Benzophenon und seinen Derivaten. Diese Bewertung ist allerdings von 1970. Viele Studien zu den Auswirkungen von Benzophenon sind laut BfR erst danach entstanden. Bezüglich der krebserregenden Wirkung nimmt man dem BfR zufolge an, dass diese erst ab einem bestimmten Schwellenwert eintreten kann.
Alternativen zu Sonnencremes mit Benzophenon
Es erscheint also sinnvoll, Kosmetika mit Benzophenon zu meiden. Dafür gibt es noch einen weiteren Grund: Einige Inseln wie beispielsweise Palau haben in den letzten Jahren einige Inhaltsstoffe in Sonnencremes verboten, darunter Benzophenon-3. Der Stoff steht im Verdacht, die Korallenbleiche zu begünstigen und sich auch sonst schädlich auf Wasserorganismen auszuwirken.
Am einfachsten kannst du Benzophenon in Sonnencremes meiden, indem du generell chemische UV-Filter meidest und stattdessen Cremes mit mineralischen UV-Filtern verwendest. Laut der Verbraucherzentrale sind letztere für den menschlichen Körper und die Umwelt weniger bedenklich. Unter anderem dringen sie nicht in die Haut ein, sondern reflektieren das Sonnenlicht auf der Hautoberfläche und schützen die Haut auf diese Weise. Das hat allerdings den Nachteil, dass eine solche Sonnencreme oft weißelt.
Die Sonnencremes mit dem Natrue– oder dem BDIH-Siegel sind frei von chemischen UV-Filtern. Kritisch kann allerdings sein, dass mineralische Filter wie Titandioxid zum Teil als Nanoteilchen vorliegen. Sie sind mit dem Zusatz (nano) gekennzeichnet. Doch ihre Wirkung ist bisher zu wenig erforscht. In die Haut sollen die kleinen Teilchen jedoch nicht eindringen. Sie scheinen jedoch Risiko zu bergen, wenn sie aus Versehen eingeatmet werden, was bei Sonnensprays leicht passieren kann.
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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