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Elektrifizierung: So kann sie die Energiewende vorantreiben

Elektrifizierung
Foto: CC0 / Pixabay / andreas160578

Die Elektrifizierung ersetzt fossile Energien. Allerdings hat diese Form von Klimaschutz eine Schattenseite. Welche das ist und was du tun kannst, liest du hier.

Elektrifizierung schützt das Klima

Elektrifizierung ist einer der Bausteine der Energiewende und kann helfen, schnell Treibhausgase einzusparen. Dabei bedeutet Elektrifizierung zunächst einmal nur die Umstellung von einer anderen Energiequelle auf Strombetrieb.

Für den Klimaschutz ist eine solche Umstellung dann sinnvoll, wenn sie durch grünen Strom erfolgt, den erneuerbare Energieträger liefern. Doch es reicht nicht aus, nur den heutigen Stromverbrauch durch grünen Strom abzudecken. Klimaschädliche Treibhausgase entstehen auch in anderen Bereichen, unter anderem durch die Verbrennung von Erdöl oder Erdgas. Der Begriff Energiewende umfasst deshalb wirklich alle Bereiche, die heute fossile Brennstoffe nutzen. Das sind hauptsächlich:

  • Verkehr und Transport: Benzin, Diesel oder Kerosin treiben die Motoren an. 
  • Wärmeenergie: Erdöl oder Erdgas liefern die Wärme in viele Haushalte.

Elektrifizierung bedeutet, dass zukünftig all dies mit Strom funktionieren kann. Die Energiewende muss dafür sorgen, dass ausreichend grüner Strom zur Verfügung steht. Der Strom ist dann die klimaneutrale Antriebskraft für Transport und Verkehr, wie bei Elektroautos oder Wärmepumpen für die Heizung.

Was für die privaten Haushalte gilt, trifft genauso auf die Industrie zu: Auch hier soll grüner Strom weitestgehend die fossilen Energien ersetzen. 

Durch Elektrifizierung zur Klimaneutralität

Die Elektrifizierung hat den Vorteil, dass sich Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen läßt. Damit zählt dieser Strom zu den klimaneutralen Energiequellen. Bei seiner Gewinnung entstehen keine Treibhausgase.

Klimaneutralität bis spätestens 2050 – dieses Ziel hat sich die weltweite Staatengemeinschaft gesetzt. Bis dahin muss die Energieversorgung weltweit durch grüne, erneuerbare Energien gesichert sein. Deutschland hat sich übrigens mit dem Klimaschutzgesetz die Treibhausgasneutralität schon für 2045 als Ziel gesetzt.  

Das Net-Zero-Programm umfasst Maßnahmen, um Klimaneutralität zu erreichen. Dabei bedeutet das „Net“ (oder Netto), dass unter dem Strich ein Ausgleich notwendig ist. Für die rechnerische Netto-Null sorgen Maßnahmen, die Kohlenstoff speichern oder Kohlenstoffdioxid umwandeln, um die verbleibenden Treibhausgasemissionen auf Null zu setzen. Denn realistisch gesehen wird es noch einige Emissionen geben, die sich bis 2050 nicht einsparen lassen. 

  • Kohlenstoffspeicher: Natürliche Speicher sind beispielsweise Wälder, Moore oder der Erdboden. Sie alle binden den Kohlenstoff auf natürliche Weise.
  • Neue Technologien: Neue Technologien wie CCU (Carbon Capture and Utilization) können ebenfalls Kohlenstoff bilden. Hierbei läßt sich der aus der Luft „eingefangene“ Kohlenstoff aus der CO2-Verbindung wiederverwenden. Eine andere Möglichkeit der Speicherung sind CSS-Systeme (Carbon Capture and Storage). Sie speichern den Kohlenstoff meist zwischen Gesteinsschichten im Boden. 

Elektrifizierung in Deutschland

Elektrifizierung im Straßenverkehr: Möglich durch E-Autos?
Elektrifizierung im Straßenverkehr: Möglich durch E-Autos?
(Foto: CC0 / Pixabay / andreas160578)

In Deutschland ist das Tempo beim Umbau erneuerbarer Energieanlagen entscheidend. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, dass bis 2030 erneuerbare Energien rund 80 Prozent des Strombedarfs decken sollen. Die Rolle, die grüner Strom künftig spielt, nimmt damit zu. Allerdings hat diese Elektrifizierung auch eine Schattenseite: Der Bedarf an Strom steigt – und damit der Bedarf an erneuerbaren Energien.

Der Energiewende-Bericht 2021 von Agora, einem Thinktank der Bundesregierung, mahnt, dass 2021 der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch mit 42,3 Prozent  wieder gesunken ist. Einer der genannten Gründe ist der Wiederanstieg im Stromverbrauch nach dem äußerst niedrigen Verbrauch im Pandemiejahr 2020. Der Bericht fordert eine Ausbauoffensive.

Der halbjährlich erscheinende Energiewende-Index von McKinsey aus dem Frühjahr 2022 warnt ebenfalls, dass der Zubau von Windparks und Solaranlagen zu langsam vorankommt, um den künftigen Energiebedarf zu decken. Der McKinsey-Bericht erläutert das an Beispielen:

  • Wärmepumpe: Bis 2030 sollen nach den Plänen der Bundesregierung erneuerbare Energien etwa die Hälfte der deutschen Haushalte beheizen. Dies führt zu einem höheren Strombedarf von etwa vier Prozent gegenüber 2021.
  • Elektroautos: Durch die angestrebten 15 Millionen PKWs in 2030 steigt der Strombedarf um sieben Prozent, gemessen am entsprechenden Bedarf in 2021.

Eine Prognose, wie viel mehr Strom die Industrie verbrauchen wird, ist aufgrund der unterschiedlichen Technologien schwierig. Jede Branche hat andere Anforderungen und wählt entsprechend unterschiedliche Wege, um von fossilen Energien wegzukommen. 

Mittelfristig kann voraussichtlich grüner Wasserstoff die Energielücke schließen. Diese Technologie ist jedoch noch in der Testphase. Bis sie soweit ist, wird es noch ein paar Jahre dauern. Aus diesem Grund sollte mit der Elektrifizierung auch immer eine verbesserte Energieeffizienz der Geräte einhergehen. Durch energiesparende Geräte läßt sich der steigende Stromverbrauch wieder einschränken.

Elektrifizierung: Die Welt ist auf dem Weg

Elektrifizierung mit grünem Strom hilft, die Klimaziele zu erreichen.
Elektrifizierung mit grünem Strom hilft, die Klimaziele zu erreichen.
(Foto: CC0 / Pixabay / pixel2013)

Die Energiewende und damit die Elektrifizierung von Transport, Wärmeenergie und Industrie muss sich auch weltweit beschleunigen. Nur so hat die Gesellschaft noch eine Chance, die hohen CO2-Emissionen zu senken.

Die Expert:innen des Weltklimarats IPCC warnten in ihrem Bericht von 2021, dass die Marke von 1,5 Grad Celsius schon in den nächsten 20 Jahren überschritten sein könnte. Der Anstieg der Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius gilt in Fachkreisen als noch vertretbarer Temperaturanstieg. Oberhalb dieser Grenze könnten extreme Wetterlagen deutlich zunehmen. Hitzewellen, Dürre oder Starkregen und Überschwemmungen könnten dann die Regel statt Ausnahmesituationen sein. 

Der von der norwegischen Beratungsgesellschaft DNV erstellte Energy Transition Outlook 2021 geht davon aus, dass die weltweiten CO2-Emissionen schon 2019 ihren absoluten Höchststand erreicht haben. Allerdings sieht der Bericht den weiteren Pfad hin zur Netto-Null gefährdet. Die bislang eingeleiteten Maßnahmen der Staaten senken die Emissionen nicht so rapide, wie sie müssten. Die Prognose hält daher bis 2050 weltweit nur Einsparungen von etwa 45 Prozent für wahrscheinlich. 

Das bedeutet, dass bislang noch zu viele Staaten zu wenige Maßnahmen auf den Weg gebracht haben. Das World Economic Forum stellte ein Ranking der einzelnen Staaten auf, in dem es die Fortschritte der Energiewende in den letzten zehn Jahre bewertet. Demnach liegt Schweden auf dem ersten Platz. Deutschland kommt in dieser Liste erst auf Platz 18.

Beispielsweise nutzt Schweden schon zu 50 Prozent grünen Strom und hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2040 daraus 100 Prozent werden sollen. Ebenfalls nutzt das Land Bioenergie für die Wärmeversorgung der Haushalte. Trotzdem treibt Schweden seine Elektrifizierung im Transport und Nahverkehr konsequent voran. Beispielsweise testet man Elektrobusse im Stadtverkehr oder leise Elektrofahrzeuge, die auch nächtlichen Lieferverkehr ermöglichen könnten.

Elektrifizierung und trotzdem Strom sparen

Die Elektrifizierung der Heizung mit smarter Technologie spart Strom.
Die Elektrifizierung der Heizung mit smarter Technologie spart Strom.
(Foto: CC0 / Pixabay / Skitterphoto)

Haushalte werden durch die Elektrifizierung in Zukunft mehr Strom verbrauchen – zum Beispiel für die Heizung oder um das Elektroauto zu laden. Zum Gelingen der Energiewende und damit zum Klimaschutz kannst du schon jetzt beitragen, indem du Strom sparst:

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