Es war seit vielen seit Monaten heiß ersehnt und nun kann man es kaufen: das Fairphone 4. Utopia hat es sich sich genauer angesehen und den Test gemacht.
+++Seit Herbst 2023 gibt es das Fairphone 5. Utopia hat es sich genauer angesehen.+++
Fairphone ist keine neue Firma, bereits seit etwa 2013 stellt das niederländische Unternehmen nun schon Smartphones her. Die Idee: Man möchte ein fair produziertes, nachhaltiges Smartphone bauen und erfolgreich verkaufen. Nach den ersten drei Modellen ist nun das Fairphone 4 zu haben.
Fairphone 4 ohne Vertrag kaufen** (ab ca. 580 Euro):
Einige Mobilfunkunternehmen wie Blau, Mobilcom Debitel oder o2 bieten das Fairphone auch in Kombination mit einem Vertrag an. Grundsätzlich raten wir allerdings lieber zu den nachhaltigeren Tarifen von Goood oder Wetell, beide bieten das Fairphone 4 jedoch aktuell nicht als Bundle an.
Wir haben uns das Fairphone 4 in einem Test einmal näher angesehen:
- Fairphone 4 im Test
- Display und Kamera
- Betriebssystem und Daten
- Technische Ausstattung
- Modularer Aufbau
- Nachhaltigkeit
- Alternativen zum Fairphone 4
- Fazit zum Fairphone 4
Fairphone 4 im Test
Als wir vor einigen Jahren das Fairphone 2 (FP2) durch die Hände aller Mitarbeiter von Utopia gehen ließen, waren einige doch ein wenig enttäuscht: es war schwer, klotzig, hässlich. Doch diese Zeiten sind vorbei. Schon das Fairphone 3 (FP3) war weniger Klotz und mehr Klasse. Auch das neue Modell überzeugt: Das Fairphone 4 wurde im Büro bestaunt und allseits gelobt für das schicke Design. Es steht den konventionellen Geräten in Sachen Design auf den ersten Blick in nichts nach.
Wie schon das Vorgängermodell, ist das Fairphone 4 schlank, handlich und sieht gut aus. Das Gewicht von 225 Gramm ist nicht wenig, fühlt sich aber auch nicht schwer an. Mit Abmessungen von 162 x 75,5 x 10,5 mm ist das Fairphone 4 zwar „länger“ als manch andere Smartphones, aber schmaler. Auch weil es dünner ist, liegt es deutlich besser in der Hand als zum Beispiel noch die ersten beiden Modelle.
Fairphone 4 Test: großes Display und gute Kamera
Das Fairphone 2 kam noch mit 8-MPixel-Cam (Upgrade-Modul: 12 MPixel), das Fairphone 3 gleich ab Werk mit 12 MPixel. Das Fairphone 4 verfügt über eine Kamera mit zwei Premium-Objektiven – eine 48-MP-Hauptkamera für alle Details und eine 48-MP-Ultrawide-Kamera für das große Ganze – und eine 25-MP-Selfie-Kamera. Außerdem ist sie mit einem zweifarbigen LED-Blitz ausgestattet.
Das Fairphone 4 ist so groß, weil sein Display es ist: Mit seinem stattlichen 6,3 Zoll Full HD Display rangiert das neue Model von Fairphone unter den größeren aktuell auf dem Markt verfügbaren Geräten. Die Auflösung von 1080 x 2340 Pixel ist dabei ein Bonus. Zugegeben, es gibt auch bessere Displays, was die Pixel betrifft, doch das Fairphone 4 bietet dennoch brillante Auflösung und lässt für den alltäglichen Gebrauch keine Wünsche offen. Vor allem im Vergleich zu Vorgängermodellen hat sich das Display wesentlich verbessert.
War bei dem Fairphone 3 der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite noch etwas zu hoch platziert, liegt das neue Gerät beim Fairphone 4 Test gut in der Hand und auch bei kleineren Händen ist der Sensor gut und ohne Verrenkungen zu erreichen. Nettes Detail: Der Fingerabdrucksensor ist in den Einschaltknopf an der Seite integriert.
Das nachhaltige Smartphone soll ja auch ein Signal sein, jedoch spricht das Fairphone 4 für sich. Prominente Namenszüge, wie sie bei Vorgängermodellen noch auf der Vorderseite zu finden waren, befinden sich in der neuen Ausführung nur auf der Rückseite. Insgesamt besticht das Fairphone 4 eher durch Understatement, was das Design betrifft. Gleichzeitig sieht es aber schick aus und ist zudem in verschiedenen Farben erhältlich. Das grelle Blau der ersten Modelle wird durch dezentere Töne ersetzt. Fairphone scheint sagen zu wollen: „Öko-Smartphone“ und schönes Design schließen sich nicht gegenseitig aus.
Im Lieferumfang enthalten ist laut Fairphone nur „was du brauchst“. Netzteil liegt keines bei, noch nicht mal ein USB-C-Kabel – das gibt’s aber überall zu kaufen. Einzeln erhältlich ist via Fairphone auch ein USB-C zu USB-C 2.0 Kabel, ein duales Ladegerät und ein Adapter für USB-C (Klinke).
Beim Kauf deines Fairphone 4 sind zudem keine Kopfhörer enthalten. Es gibt beim neuen Modell auch keine Kopfhörerbuchse, wie es diese noch beim Fairphone 3 gab. Doch kabellose Kopfhörer, die fair und aus recycelten Materialien hergestellt sind, kannst du für das Fairphone 4 zukaufen. Schreckt dich Kabelsalat nicht ab, kannst du einen Klinken-Adapter für Kopfhörer erstehen und kabelgebundene Kopfhörer verwenden.
Aktuelles Android 11 und 5G
Bei älteren Fairphone-Modellen musste man zuweilen ein wenig warten bis das Gerät gestartet war und in die Gänge kam. Das Fairphone 4 startet ruckzuck. Mit dem aktuellsten Betriebssystem von Android (Android 11) ist das Handy auch in diesem Aspekt auf dem neuesten Standard. Es ist davon auszugehen, dass es wie beim Vorgänger regelmäßige Updates geben wird – das sucht man selbst bei namhaften Konkurrenten oft vergeblich.
Außerdem ist der Support für das Fairphone 4 bis mindestens Ende 2025 garantiert, wie der Hersteller verlauten ließ. „Durch Upgrades auf Android 14 und Android 15 soll dieser sogar bis Ende 2027 verlängert werden – und das, obwohl die Unterstützung durch den Hersteller des Chipsatzes auslaufen wird.“ Das Versprechen der Hersteller: sechs Jahre Software-Support ab Markteinführung.
Der Fairphone 4 Test zeigt, dass die üblichen (Google-) Apps an Board sind: Auch hier will Fairphone den Nutzer:innen das geben, was sie wirklich brauchen. Speicherfresser-Apps von zahlenden Unternehmen, die oft uninstallierbar sind und niemand nutzt, wirst du hier keine finden. Das Fairphone mag vergleichsweise mehr kosten als andere Smartphones, aber die Gründe dafür sind für User:innen vorteilhaft, zum Beispiel dass sie nicht unnütze Apps vorinstallieren.
Für schnelles Surfen ist das Fairphone 4 mit 5G-Technologie ausgestattet. Diese wird voraussichtlich noch einige Jahre Standard im Smartphonebereich sein, wenngleich sie nicht jede:r Nutzer:in (der Geschwindigkeit wegen) benötigt. Dein Fairphone 4 ist jedoch auch dahingehend eine Anschaffung mit Weitsicht.
Technik des FP4: Solide Ausstattung
Die CPU ist auch bei diesem Modell ein Qualcomm, genauer gesagt ein Snapdragon 750G mit 8 Kernen. Er gilt als Prozessor für gehobene Mittelklasse-Handys und bietet reichlich Spielraum für viele Jahre, was dem Nachhaltigkeitsgedanken in Sachen Langlebigkeit entspricht.
Wie bisher gibt es auch beim Fairphone 4 einen USB-C-Anschluss sowie den integrierten Fingerabdruckscanner. Auch beim Arbeitsspeicher ist das aktuelle Modell gut ausgestattet, wie wir es bereits von früheren Ausgaben kennen. Abhängig von der Version kannst du 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internen Speicher in der grauen Fairphone-Ausführung oder 8 GB und 256 GB internen Speicher in der grauen, grünen oder grün-speckled Ausführung kaufen. Fairphone hat den Speicherplatz im Vergleich zum Vorgänger verdoppelt bzw. vervierfacht. Ordentlich Platz also für deine Daten. Und wer mehr Platz braucht, kann sich diesen in Form einer Micro-SD-Karte bis zu 2 TB ergänzen.
Weitere Neuerungen des Fairphone 4 auf einen Blick:
- Der Akku des Fairphone 4 ist ein 3905-mAh Wechselakku. Laut Hersteller lässt sich das Smartphone in bis zu 30 Minuten zu 50 Prozent laden.
- Im Fairphone 4 gibt es keinen Kopfhöreranschluss. Stattdessen werden kabellose Kopfhörer für Benutzer:innen verfügbar sein.
Erfreulich ist: Die Kopfhörer bestehen zu 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff, in der Lieferkette ist – wie bei den Smartphones auch – Fairtrade-Gold integriert. - Aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff besteht auch die Hinterseite der Hülle des Fairphone 4. Bei den Vorgängermodellen war es nur bis zu 50 Prozent Recyclinganteil.
Modularer Aufbau: Schraubenzieher inklusive
Wer Fairphones schon länger kennt, weiß: Früher konnte man diese noch mit der bloßen Hand zerlegen. Seit dem FP3 ist das aber anders: Jetzt brauchst du einen kleinen Schraubenzieher, um die Module auseinanderzunehmen. Dieser ist im Lieferumfang des Geräts enthalten. Aber du musst kein:e Expert:in sein, denn das Zerlegen der Module ist einfach. Hilfreich ist auch, dass die einzelnen Module mit Icons gekennzeichnet sind. Du siehst genau, was du gerade ausbaust oder austauschst.
Auch der Rückdeckel lässt sich – wie bei anderen Smartphones und Fairphone-Modellen – händisch und ohne großen Aufwand abnehmen, zum Beispiel um den 3905-mAh-Akku auszutauschen. Die Niederländer versprechen hier 200 Stunden Laufzeit im Ruhezustand und 13 Stunden Betriebszeit für Telefongespräche, etwas weniger also als bei dem Vorgängermodell. Dafür lässt sich der Akku schnell aufladen, zum Beispiel bereits zu 50 Prozent in 30 Minuten mit einem 20W-Ladegerät.
Fairphone 4: Ist es ein nachhaltiges Handy?
Smartphones haben viele Nachhaltigkeitsprobleme, die inzwischen bekannt und zudem komplex sind (z.B. Seltene Erden, Konfliktrohstoffe, Kinderarbeit, geplante Obsoleszenz, Elektronik-Entsorgung). Fairphone hat auch nicht für alle diese Probleme eine Lösung, arbeitet jedoch daran.
Schon Vorgängermodelle des Fairphone 4 erhielten das Umweltsiegel Blauer Engel und den Deutschen Umweltpreis, zum Beispiel das Fairphone 2. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Fraunhofer-Institut IZM lobten den modularen Aufbau des Fairphone, der bahnbrechend war. Diesen Aufbau gibt es auch beim Fairphone 4: So kann man bei Verschleiß gezielt Teile auszutauschen und muss nicht das ganze Gerät wegwerfen.
Zudem basiert das Fairphone 4 ebenfalls auf weniger gefährlichen und giftigen Materialien und wird aus möglichst vielen recycelten und erneuerbaren Ressourcen hergestellt, so der Hersteller. Dabei ist das Unternehmen sehr genau und prüft, welche Materialien in einem Smartphone letztlich verwendet werden, um zu ermitteln, an welchen Stellen sich wirkungsvolle Veränderungen herbeiführen lassen. Auf diesem Weg hat man mit Gallium, Gold, Indium, Kobalt, Kupfer, Tantal, Nickel, Wolfram, Zinn und seltene Erden zehn Stoffe identifiziert, deren Förderung man nach und nach verbessert.
Schon im FP2 und im FP3 steckte wiederverwertetes Plastik, Kupfer und Wolfram. In Uganda fördert Fairphone mit Partnern wie Unicef oder Fairtrade Gold unter faireren Bedingungen und im aktuellen Fairphone 4 wird faires Gold verwendet. Für Zinn arbeitet man mit der Conflict Free Tin Initiative (CFTI) zusammen. Auch für Tantal und Wolfram existieren transparente Lieferketten, um diese konfliktfrei zu besorgen. Fairphone verkündet, dass es sich beim aktuellen Modell um das erste Smartphone überhaupt handelt, das Fairtrade-zertifiziertes Silber und fair gehandeltes Indium verarbeitet hat.
Macht das alles nun das Fairphone zu einem 100 Prozent „fairen“ Gerät? Wahrscheinlich nicht. Aber es ist eben leichter, fairen Tee zu produzieren als ein faires Smartphone zu bauen. Das gilt besonders in einer Industrie, die Nachhaltigkeit insgesamt eher vernachlässigt und wo Fairphone bislang kaum relevante Marktmacht hat. Um das zu ändern, könnten wir als Konsument:innen mit dem Kauf eines Fairphones gegensteuern. Zumindest aber könnten wir darauf verzichten, Geräte von Anbietern zu kaufen, denen Nachhaltigkeit egal ist.
Alternativen zum Fairphone 4
Die gibt es natürlich:
- Gar kein Smartphone. Ökologisch sinnvoll, in der Praxis eben nur für die wenigsten Menschen realistisch.
- Gebrauchtes FP3. Zugegebenermaßen nicht so schön wie das Fairphone 4 und zum Beispiel auch nicht 5G-fähig. In Sachen Nachhaltigkeit wäre der Impact aber besser als ein neues 4er. Die Gebrauchtpreise auf Ebay** schwanken zwischen ca. 170 und 520 Euro.
- Gebrauchtes Smartphone: Dies wäre der minimale Schritt, um ein einigermaßen gutes und aktuelles Smartphone zu haben – und dennoch seinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
- Shiftphones: Die Modelle Shift 5me (preislich vergleichbar, technisch schon dem Fairphone 3 unterlegen) und Shift 6m (etwas teurer, vergleichbare Ausstattung wie Fairphone 3) sind denkbare Alternativen. Ebenso wie Fairphone kommt Shiftphones mit einem neuen Modell auf den Markt, dem Shift mu, das bereits vorbestellt werden kann. Aktuell sind noch nicht alle Features des neuen Modells veröffentlicht.
Test-Fazit zum Fairphone 4
Lautet deine Devise „immer das Neueste zu kaufen und besonders auf neueste Features und Technik wert legen“, dann wäre das Fairphone 4 wohl nicht das richtige Handy für dich. Statt eines absolutes Überflieger-Luxussmartphones ist es eher Mittelklasse – dennoch sehr solide, was Funktionen, Benutzerfreundlichkeit und Design betrifft. Insgesamt betrachtet ist das Fairphone 4 noch um einiges teurer als so manch billig produziertes Gerät aus China, doch diese sind auch kaum reparierbar, schon gar nicht von Nutzer:innen selbst.
Wenn der Anspruch an dein Smartphone ist, dass es im Alltag gut funktioniert und gute Bilder macht, dann erfüllt ihn das Fairphone 4. Legst du zusätzlich Wert darauf, dass dein Smartphone unter fairen Arbeitsbedingungen und mit möglichst nachhaltigen Rohstoffen produziert wurde, dann kann das Handy auch hier punkten. Zudem ist das neuste Fairphone kein Produkt, das – wie so viele technische Geräte – auf geplante Obsoleszenz ausgerichtet ist, sondern es soll dich möglichst lange begleiten und dich somit nicht in absehbarer Zeit zum Kauf eines neuen Geräts zwingen.
Und genau darin unterscheidet sich das Fairphone von den meisten anderen Smartphones: es ist geprägt vom Vorhaben, die Elektronikindustrie als Ganzes zu verändern und nachhaltiger zu machen. Das Fairphone 4 zeigt, was grundsätzlich möglich ist – und es gibt Kund:innen eine nachhaltigere Kaufalternative. Wer das unterstützen will und zum Beispiel auf Gesichtserkennung verzichten kann, macht mit dem Fairphone 4 einen guten Kauf.
Fairphone 4 ohne Vertrag kaufen** (ab ca. 580 Euro):
Fairphone 4 mit Vertrag kaufen**:
Einige Mobilfunkunternehmen wie Blau, Mobilcom Debitel oder o2 bieten das Fairphone auch in Kombination mit einem Vertrag an. Grundsätzlich raten wir allerdings lieber zu den nachhaltigeren Tarifen von Goood oder Wetell, beide bieten das Fairphone 4 jedoch aktuell nicht als Bundle an.
Tipp: Für Schnäppchen oder Fans der älteren Modelle: Das FP3+ erhältst du** in Deutschland ohne Vertrag u.a. hier bei Vireo.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?
- Nachhaltige E-Mail-Adresse: sichere, werbefreie Anbieter mit Ökostrom
- Nachhaltig(er) telefonieren: 7 Tipps
- Smartphone an der Sonne: 6 Tipps gegen Hitzestau beim Handy
- Strom sparen beim Streamen: 5 Tipps für Geldbeutel und Klima
- Dematerialisierung: Kann sie zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?
- Gebrauchtes Handy verkaufen: Darauf solltest du achten
- WeGreen Browser-Add-on: nachhaltige Ampel für Amazon & Co.
- 12 Smartphone-Tricks, die du dir merken solltest
- Greenpeace-Ranking: So umweltfreundlich sind Apple, Samsung und Co.