Du ernährst dich rein pflanzlich, verzichtest bei deiner Kleidung auf tierische Materialien und nutzt nur vegane Kosmetik? Dann solltest du unbedingt auch darauf achten, bei welcher Bank du dein Geld aufbewahrst. Gut möglich, dass du ungewollt Massentierhaltung finanzierst.
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Wenn du dich als Veganer:in identifizierst, dann hast du dich bestimmt auch schon mit anderen Bereichen als der Ernährung befasst. Klar: Kein Fleisch, keine Milch und keine Eier – das kommt als Erstes in den Sinn, wenn man an Veganismus denkt. Doch auch in der Mode, der Kosmetik oder in Medikamenten werden teils tierische Bestandteile oder Erzeugnisse eingesetzt. Ein ganzheitlich veganer Lebensstil geht über den Tellerrand hinaus und den meisten Veganer:innen ist das bewusst. Doch ein wichtiger Aspekt wird von vielen noch ignoriert: die Wahl einer tierfreundlichen Bank.
Wie konventionelle Banken Tierleid finanzieren
Das Geschäftsmodell von Banken basiert darauf, das bei ihnen angelegte Geld weiterzuverleihen. Dabei verlangt die Bank mehr Zinsen, als sie ihren Kund:innen weitergibt. Die Differenz streicht sie dann als Gewinn ein. Doch was hat das mit Tierleid zu tun? Ganz schön viel, wenn deine Bank Kredite an Firmen gibt, die Tierleid fördern.
Wenn zum Beispiel ein Fleischproduzent ein gigantisches Schweinehochhaus plant, dann kostet das eine Menge Geld. Meist haben Firmen die nötigen finanziellen Mittel für solche Großinvestitionen nicht zur Hand und müssen sie sich daher erst bei einer Bank leihen. Die meisten Banken würden dem Fleischproduzenten den Kredit ohne Bedenken gewähren, sofern sein Vorhaben Profit verspricht.
Ethische Überlegungen – etwa, dass durch das Gebäude noch viel mehr Tiere unter qualvollen Bedingungen gemästet und getötet werden – werden in der Finanzwelt oft vernachlässigt. Je mehr Geld bei Banken liegt, die Tierleid gewissenlos in Kauf nehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein solches Schweinehochhaus gebaut werden kann.
Aber auch wenn Banken durch ihre Beteiligungen am Aktienmarkt Anteile an Firmen erwerben, die dem Tierwohl schaden, hat das einen Effekt. Zwar handelt es sich um einen Irrglauben, man würde einem Unternehmen durch den Kauf einer Aktie zusätzliche finanzielle Mittel geben. (Das ist nur bei einer Erstemission von Aktien der Fall. Ansonsten landet das Geld einfach bei einem oder einer anderen Aktionär:in.)
Je mehr Anleger:innen jedoch in eine Firma investieren, desto höher steigt deren Aktienkurs. Ein Unternehmen mit einem hohen Kurs hat ein höheres Ansehen und bekommt in der Regel auch bessere Konditionen bei Krediten. Denn Banken und andere Investoren sind dann eher überzeugt davon, dass sie ihr Geld plus Zinsen wirklich zurückbekommen.
Vegane Banken? Analyse liefert desaströses Ergebnis
Das Projekt Banks for Animals der Tierschutzorganisation Sinergia Animal hat 80 Banken weltweit auf die Einhaltung von Tierschutzkriterien untersucht. Die insgesamt 21 Kriterien der Analyse wurden teils vom Fair Finance Guide, teils von der FARMS Initiative, einer weiteren Tierschutzorganisation, übernommen. Jedes Kriterium kann entweder gar nicht (0 Punkte), teilweise (1 Punkt) oder vollständig (2 Punkte) erfüllt sein, sodass insgesamt 42 Punkte möglich sind. Die Kriterien umfassen zum Beispiel das Verbot der Finanzierung von Pelzhandel oder nicht-medizinischer Tierversuche.
Für viele Veganer:innen dürften einige der Kriterien zu lasch sein. So wird das Töten von Tieren nicht prinzipiell abgestraft, es soll nur so „wenig stressvoll und mit so wenig Leid wie möglich“ passieren. Dennoch: Selbst mit diesen Kriterien fallen die meisten Banken komplett durch. 42 von 80 Banken erreichen keinen einzigen Punkt.
Wie tierfreundlich sind Allianz, Deutsche Bank und ING?
Die einzigen beiden deutschen Kreditinstitute in der Analyse schneiden unterschiedlich gut ab. Die Allianz kommt auf 11 Punkte. Das ist wenig, reicht aber immerhin für Platz 11 von 80 in der Gesamtwertung. Die Deutsche Bank kommt nur auf einen einzigen Punkt. Sie teilt sich Platz 27 mit 12 anderen Banken.
Die niederländische ING Group, die auch in Deutschland viele Kund:innen hat, erreicht mit 24 Punkten einen mittelmäßigen Wert und damit immerhin Platz 7.
Gibt es tierfreundliche oder gar vegane Banken?
Trotz der desaströsen Ergebnisse der meisten Banken, gibt es in dem Bericht immerhin zwei Finanzhäuser, die mit je 40 Punkten fast die Maximalpunktzahl erreichen: die Triodos Bank und De Volksbank, beide aus den Niederlanden. Sie erfüllen alle Kriterien mindestens teilweise, die meisten jedoch komplett.
Anders als De Volksbank hat die Triodos Bank auch eine deutsche Niederlassung. Triodos ist nicht nur in Sachen Tierschutz ein Vorreiter unter den Banken, sondern auch allgemein beim Thema Nachhaltigkeit. Mehr dazu in unserem Ratgeber zu den besten ethischen Banken in Deutschland.
Als vegane Bank lassen sich aber weder die Triodos Bank noch De Volksbank bezeichnen. Denn beide schließen die Finanzierung von Tierprodukten nicht grundsätzlich aus, sondern untersagen nur bestimmte Praktiken, die für Tiere mit besonders viel Leid verbunden sind.
Auch andere deutsche Banken haben Tierschutzkriterien
Der Bericht von Banking for Animals umfasst leider nur eine verhältnismäßig kleine Auswahl von Banken. Es fehlen darin einige der nachhaltigsten Banken Deutschlands, die womöglich auch gut abgeschnitten hätten, wenn sie analysiert worden wären. Alle von Utopia empfohlenen Banken haben Ausschlusskriterien, die Investitionen verhindern sollen, welche Tieren schaden. Die genauen Kriterien unterscheiden sich von Bank zu Bank. Folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
- Ethikbank: keine Massentierhaltung, keine Pelzprodukte, keine nicht-medizinischen Tierversuche, medizinische Tierversuche nur unter Einhaltung des 3R-Prinzips (Replacement, Reduce, Refine), welches Tierversuche vermeiden, reduzieren und verbessern soll, um das Tierleid zu minimieren (Ethikbank Anlagekriterien)
- GLS Bank: keine Massentierhaltung, keine nicht-medizinischen Tierversuche, Fell- und Lederproduktion stark eingeschränkt, Handel von exotischen Tieren und Wildtieren stark eingeschränkt (GLS-Bank Anlagekriterien)
- Pax-Bank: keine Massentierhaltung, keine nicht-medizinischen Tierversuche (Pax-Bank Anlagekriterien)*
- Tomorrow: keine Massentierhaltung, keine nicht-medizinischen Tierversuche, keine Verstöße gegen die „5 Freedoms of Animals“ (Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung; Freiheit von Unbehagen; Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit; Freiheit von Angst und Leiden; Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens) (Tomorrow Anlagekriterien)
- Triodos Bank: keine Massentierhaltung, keine Pelzprodukte, keine Speziallederprodukte, keine nicht-medizinischen Tierversuche, medizinische Tierversuche nur unter Einhaltung der 3R-Prinzip (Triodos Bank Anlagekriterien)
- Umweltbank: keine Massentierhaltung, keine nicht-medizinischen Tierversuche, keine Pelzprodukte (Umweltbank Anlagekriterien)
Utopia meint: Ein ganzheitlicher Veganismus muss den Finanzsektor mitdenken
Beim Thema Veganismus wird über vieles gesprochen: Ernährung, Mode, Kosmetik, der Besuch von Zoos und manchmal sogar über Klopapier. Das Credo lautet: Konsumiere keine tierischen Inhaltsstoffe, da die Nachfrage das Angebot entsprechender Produkte aufrechterhält. Dass auch der Nicht-Konsum, also das Sparen oder Anlegen von Geld, massives Tierleid fördern kann, dürfte vielen Bankkund:innen noch nicht bewusst sein. Wer mit seinem Geld keine tierquälerischen Praktiken finanzieren möchte, muss diesen Aspekt ebenfalls beachten.
Das gilt selbstverständlich auch für andere Themen wie Umwelt- und Klimaschutz oder faire Arbeitsbedingungen. Der Bankensektor trägt massiv dazu bei, dass Unternehmen weiter an finanzielle Mittel kommen, um auf Kosten von Tieren, Menschen und Klima ihre Profite zu maximieren, beispielsweise durch Investitionen in fossile Energien. Gut, dass die hier vorstellten nachhaltigen Banken all diese Aspekte beachten. Die tierfreundlichsten Banken sind eben in aller Regel auch die sozialsten und umweltfreundlichsten.
Eine vegane Bank, also eine Bank, die jegliche Finanzierung von Tierprodukten ausschließt, gibt es aktuell aber noch nicht. Gemäß der Definition der Vegan Society, wonach Veganismus nur „so weit, wie es praktisch durchführbar“ betrieben werden soll, reicht es, wenn Veganer:innen eine Bank auswählen, die zumindest die schlimmsten Formen der Tierausbeutung – vor allem Massentierhaltung und nicht-medizinische Tierversuche – konsequent vermeidet. Aber auch nicht-vegane Personen, die gegen solche Praktiken sind, tun gut daran, die Wahl ihrer Bank zu überdenken.
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