Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat Grillwürste getestet. Von den 19 Produkten im Test schnitten nur sechs ab: Bio-Bratwürste. Bei den meisten anderen sind die Haltungsbedingungen der verarbeiteten Tiere zu schlecht oder intransparent. Dazu kommen Phosphate, zu viel Salz und Mineralölrückstände.
Lebensmittel tierischer Herkunft allein anhand von Geschmack und Inhaltsstoffen zu bewerten ist schwierig – immerhin ist Tierwohl für viele Käufer:innen ein wesentlicher Faktor. Öko-Test hat daher im aktuellen Bratwurst-Test nur Bio-Würste gut bewertet.
Bio-Standards schreiben etwas bessere Tierhaltungsbedingungen vor als in der industriellen Haltung üblich. Würste aus konventioneller Tierhaltung konnten bei Öko-Test darum bestenfalls mit „befriedigend“ abschneiden. Das betrifft rund die Hälfte der getesteten Produkte. Die Note „sehr gut“ erhielten nur die beiden Bio-Rostbratwürste von Alnatura und Edeka Bio.
Schweinemast: Spaltenböden, kupierte Schwänze, kein Auslauf
Die konventionellen Grillwürste im Test stammen aus den Haltungsformen 1 oder 2. Das heißt: Die Tierhaltung erfüllt gerade so die gesetzlichen Anforderungen oder geht minimal darüber hinaus. Dazu gehört, dass die Schweine auf Spaltenböden gehalten werden, kein oder wenig Beschäftigungsmaterial und keinen Auslauf bekommen. Die Schwänze der Ferkel werden meist ohne Betäubung abgetrennt, um zu verhindern, dass andere Tiere sie aus Langeweile oder Stress abbeißen.
Zu fressen bekommen die Tiere oft gentechnisch verändertes Soja, für das mitunter Regenwald gerodet wird. Und: Nicht alle Hersteller sind überhaupt willens oder in der Lage, genaue Angaben zur Herkunft ihres Schweinefleisches zu machen, stellte Öko-Test fest.
Im Teilbereich „Transparenz/Tierhaltung“ schneiden im Test darum zum Beispiel die Delikatess Rostbratwürste der Edeka-Eigenmarke Gut & Günstig nur mit „ausreichend“ ab: Rückverfolgbarkeit und Qualitätsansprüche konnten nur teilweise belegt werden, die Schweine werden in Haltungsstufe 2 auf Spaltenböden ohne Auslauf gehalten, mit Antibiotika behandelt und mit großen Mengen Soja gefüttert, welches weder gentechnikfrei noch entwaldungsfrei ist.
Ähnliches gilt für die Rostbratwürste von Ja! (Rewe) und Penny, beide bekamen die Note „ausreichend“. Letztere stammen sogar nur aus Haltungsstufe 1. Lediglich die Transparenz ist hier etwas besser bewertet.
Neben den günstigen Grillwürsten der Supermarkt-Eigenmarken kritisiert Öko-Test auch Markenprodukte: Die Bratmaxe von Meica (Gesamtnote: „ausreichend“) etwa stammen ebenfalls nur aus der Haltungsstufe 1, sie schneiden im Teilbereich zu Transparenz und Tierhaltung mit „mangelhaft“ ab und erreichen die Gesamtnote „ausreichend“ nur, weil keine kritischen Stoffe in den Würstchen steckten.
Grillwürste: Öko-Test findet Phosphate und zu viel Salz
Im Labor ließ Öko-Test die Würste auf Inhaltsstoffe, Rückstände und Keime testen. Hauptkritikpunkt: Bis auf die Bio-Würste und die Bratmaxe von Meica enthalten alle Grillwürste im Test Phosphate. Als Stabilisatoren sollen diese die Konsistenz der Wurst verbessern. Das Problem: Zugesetzte Phosphate können für Menschen mit Nierenproblemen gefährlich werden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass zu viel künstliches Phosphat im Blut für gesunde Menschen problematisch sein könnte, allerdings steht eine Neubewertung hier noch aus. In Bio-Lebensmitteln ist der Zusatz von Phosphaten verboten.
Die Tester:innen von Öko-Test bemängeln außerdem, dass viele Grillwürste zu viel Salz enthalten. Dabei schmecken auch Würste mit weniger Salz, wie der Sensorik-Test zeigte. Einen erhöhten Salzgehalt stellte das Labor zum Beispiel bei der Rostbratwurst von Penny, bei der K-Classic Let‘s BBQ Delikatess Bratwurst (Kaufland) und der BBQ Bratwurst Herzhaft von Aldi fest.
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Mineralölrückstände in zwei Drittel der Bratwürste im Test
Rückstände von Mineralöl finden Testlabore inzwischen in fast allen Produktgruppen – auch in Grillwürsten. Zwölf der 19 Produkte im Test sind mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH bzw. MOSH- Analogen) verunreinigt. Die Rückstände können von den Produktionsmaschinen stammen, laut Öko-Test aber auch über die Wursthüllen, Gewürze oder Kräuter in die Würste gelangen. MOSH können sich im Körper anreichern, wobei noch unklar ist, welche Schäden sie anrichten können.
Besonders hoch waren die Mineralölrückstände in einem Bio-Produkt, den Packlhof Bio-Metzgerei Rostbrat Würstl, doch erhöhte Mengen fanden sich zum Beispiel auch in den Rostbratwürsten von Gut & Günstig, Ja! und Aldi (BBQ Bratwurst Herzhaft). Das letztgenannte Produkt fiel übrigens wegen Salz, Phosphaten, Mineralölrückständen und mieser Tierhaltungsbedingungen als einziges im Test mit „mangelhaft“ komplett durch.
Fazit: Wenn Wurst, dann Bio
Öko-Test rät dazu, wenn überhaupt, nur Bio-Würste zu kaufen: „Die kosten zwar deutlich mehr als die konventionellen, aber die dafür verarbeiteten Schweine hatten ein besseres Leben. Wer nur gelegentlich Fleisch isst, kann mehr in Bio-Qualität und Tierwohl investieren.“
Alle, die sich (noch) schwer tun, beim Grillabend ganz auf Fleisch zu verzichten, treffen mit Bio-Würsten tatsächlich die bessere Wahl – allerdings nur in Maßen.
Mehr dazu: Statt Verzicht jeden Tag Bio-Fleisch? Bitte nicht!
Für das Tierwohl, für die Umwelt, das Klima und die eigene Gesundheit ist der Verzicht auf „echte“ Würste tierischer Herkunft immer noch die beste Entscheidung. Eine Lösung sind Veggie-Würste und andere pflanzliche Fleischalternativen. Aber wer sagt, dass überhaupt Wurst oder Steak auf den Grill muss? Hier findest du viele Rezepte und Ideen für den veganen Grillabend, und zum vegetarischen Grillen, bei denen Gemüse die Hauptrolle spielt.
Weitere Informationen zum aktuellen Test findest du im Öko-Test Magazin 07/2022 sowie auf www.ökotest.de.
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