Humane Washing ist eine Marketingstrategie, bei der tierquälerische Tierhaltung mithilfe von leeren Phrasen und harmonischen Bildern gezielt vertuscht wird. Das steckt dahinter.
Auf Werbetafeln oder Milchpackungen bist du vielleicht schon mal auf Aussagen wie „Frische Milch von glücklichen Kühen“ gestoßen. Daneben siehst du ein Kalb mit dem Muttertier auf einer scheinbar endlos grünen Wiese. Die Vermutung liegt nun nahe, dass das jeweilige Unternehmen Wert auf Tierwohl legt. So greifen Konsument:innen eventuell eher zu diesen Produkten – im Glauben, eine artgerechte Tierhaltung zu unterstützen.
Das Problem: Jedes Unternehmen kann behaupten, es verkaufe Produkte von „glücklichen“ Tieren und sich mit entsprechend harmonischen Bildern schmücken. Solange die betreffenden Anbieter jedoch kein aussagekräftiges Siegel vorweisen können, handelt es sich nur um leere Worte. Diese tricksen Konsument:innen aus und vertuschen die Fakten – zum Beispiel zu enge Ställe, kaum oder gar kein Freilauf, frühzeitiges Trennen von Mutter- und Jungtieren und keine medizinische Versorgung. Für diese Marketingstrategie hat sich bislang vorrangig im englischsprachigen Raum der Begriff „Humane Washing“ etabliert.
Was ist Humane Washing?
Der Begriff Humane Washing geht auf die Tatsache zurück, dass im englischsprachigen Raum konventionelle Unternehmen Fleisch, Milch oder Eier auf der Verpackung oft als „humanely raised“ deklarieren. Dies bedeutet zu Deutsch so viel wie „auf humane Weise aufgezogen“. Doch auch dieser Begriff ist nicht geschützt und kann dementsprechend von Betrieben genutzt werden, ohne dass sie sich an gewisse Standards halten müssen.
Im Deutschen gilt das Gleiche laut der Verbraucherzentrale zum Beispiel für Begriffe wie „artgerechte Haltung“ oder „Tierwohl“. Auch mit diesen nicht geschützten Begriffen können Unternehmen ihre Produkte schmücken und Konsument:innen somit in die Irre führen. Bilder von gesund aussehenden Schweinen oder Hühnern verstärken diesen Effekt.
Dabei nutzen Unternehmen das gesteigerte gesellschaftliche Bewusstsein für Tierwohl für eigene Zwecke aus. Denn laut der Verbraucherzentrale achten immer mehr Konsument:innen beim Einkauf auf Produkte aus artgerechter Haltung. Zum Wohl der Tiere seien auch viele bereit, mehr zu zahlen. Unklare Begrifflichkeiten durch Humane Washing führen dabei in die Irre.
Humane Washing: So umgehst du es
Da Unternehmen bei Humane Washing nur Begriffe nutzen, die gesetzlich nicht geschützt sind, ist die Marketingstrategie an sich auch nicht strafbar. Trotzdem gibt es für dich als Käufer:in einige Möglichkeiten, wie du solchen irreführenden Produkten aus dem Weg gehen kannst:
- Siehst du Begriffe wie „Tierwohl“, „artgerecht“ oder „tiergerecht“ auf einer Verpackung, solltest du dich davon nicht sofort zum Kauf verleiten lassen, sondern im Hinterkopf behalten, dass diese Formulierungen nicht geschützt sind.
- Willst du Produkte kaufen, die das Wohl der Tiere anhand klarer Maßstäbe festlegen, dann verlasse dich auf aussagekräftige Bio-Siegel. Die Siegel von Naturland, Bioland und Demeter haben hinsichtlich Tierhaltung besonders strenge Auflagen und garantieren regelmäßige Kontrollen.
- Das EU-Bio-Siegel gibt auch Standards für artgerechte Tierhaltung vor, beschränkt sich jedoch auf schwächere Vorgaben als die oben genannten Siegel. Mehr Infos dazu findest du hier: Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
Um Tierleid nicht zu unterstützen, kannst du tierische Produkte auch durch pflanzliche Alternativen ersetzen. In der Regel ist dies auch die klimafreundlichere und ressourcenschonendere Variante. Probiere statt Kuhmilch zum Beispiel Hafer- oder Sojamilch aus oder ersetze die Speckwürfel durch Räuchertofu und den Naturjoghurt durch Sojajoghurt. Weitere Tipps dazu findest du in diesen Artikeln:
- 10 Tipps, um ein bisschen mehr vegan zu werden
- Vegan kochen ohne Ersatzprodukte
- Veganer Ernährungsplan: Rezepte für 7 Tage
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Kontrolliert biologische Tierhaltung: Das bedeutet kbT
- Ratgeber Bio-Fleisch: Qualität erkennen, richtig kaufen
- Tierwohl-Label und -Siegel der Supermärkte: Sauerei im Kühlregal?
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