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Hybride Pflanzen: Was ist das und wo liegt das Problem?

hybride pflanzen
Foto: CC0 / Pixabay / Shutterbug75

Hybride Pflanzen sind der Grund, warum im Supermarkt eine Karotte der anderen gleicht und Landwirt:innen besonders hohe Ernteerträge erzeugen können. Warum diese speziell gezüchteten Pflanzen jedoch ein Problem darstellen, erfährst du hier.

Hybride Pflanzen machen in Deutschland je nach Obst-, Getreide- oder Gemüsesorte 60 bis 100 Prozent aller Pflanzen in der Landwirtschaft aus. Das liegt vor allem daran, dass sie Landwirt:innen ein sicheres Einkommen garantieren. Denn hybride Pflanzen tragen viele Früchte, die sich im Aussehen sehr stark ähneln. Sie sind extra so gezüchtet, dass Obst und Gemüse fast keine „Schönheitsmakel“ aufweisen und so unserem idealen Bild von Tomaten, Karotten und Äpfeln entsprechen.

Nachhaltig sind sie jedoch nicht. Denn es handelt sich sozusagen um „Einwegpflanzen“.

Was sind hybride Pflanzen?

Hybride Pflanzen oder Hybridpflanzen entstehen durch eine besondere Form der Züchtung. Dabei kreuzen Züchter:innen zwei reinerbige Elternlinien (auch Inzuchtlinien genannt) miteinander. Die reinerbigen Elternlinien entstehen, wenn sich Pflanzen gezwungenermaßen über mehrere Generationen hinweg ausschließlich selbst befruchten. Die Reinerbigkeit sorgt dafür, dass Landwirt:innen die Merkmale einer Pflanze genau einschätzen können. Sie wissen dann zum Beispiel, wie ertragreich die nächste Generation sein wird und wie die Früchte der Pflanze aussehen werden.

Kreuzen Landwirt:innen zwei reinerbige Elternlinien miteinander, entstehen zuverlässig die Pflanzen mit den gewünschten Eigenschaften. Die hybriden Pflanzen sind zudem ertragreicher und gleichförmiger im Aussehen. Schließlich kommen in ihrem Erbgut die verschiedenen positiven Merkmale der Vater- und Mutterlinie zusammen und können sich so ergänzen. Dass zwei unterschiedliche, reinerbige Elternlinien lukrative Nachkommen erzeugen, wird auch als Heterosiseffekt bezeichnet.

Hybridzüchtung kommt unter anderem beim Anbau von Mais, Raps, Sonnenblumen, Roggen, Zuckerrübe oder Karotten zum Einsatz.

Wie nachhaltig sind hybride Pflanzen?

Hybride Pflanzen kommen zum Beispiel beim Anbau von Raps zum Einsatz.
Hybride Pflanzen kommen zum Beispiel beim Anbau von Raps zum Einsatz.
(Foto: CC0 / Pixabay / Hans)

Viele Landwirt:innen greifen auf hybride Pflanzen zurück, da sie so relativ sicher Obst, Gemüse und Getreide herstellen können, welches sich auf jeden Fall gut verkaufen lässt. Ein entscheidender Nachteil der Hybridzüchtung ist jedoch, dass sie Pflanzen hervorbringt, welche nur in der ersten Generation über die positiven Eigenschaften verfügen – also in der Generation, die direkt aus den reinerbigen Elternlinien entsteht. Schon in der zweiten Generation verlieren sich die gewünschten Merkmale wieder.

Das hat zur Folge, dass Landwirt:innen jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen. Es entstehen sogenannte Einwegpflanzen. Das Saatgut der reinerbigen Elternlinien ist dabei nicht leicht zu bekommen, denn nur wenige Multikonzerne vertreiben es. Im Jahr 2018 hatten nur drei Firmen die Kontrolle über 60 Prozent des weltweit vertriebenen Saatgutes, so die Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. So bestimmt letztendlich eine kleine Anzahl von großen Unternehmen, welche Obst- und Gemüsesorten wir im Supermarkt kaufen können. Das führt auch dazu, dass diese ihre Preise relativ frei festlegen können. Landwirt:innen sind wiederum stark abhängig von dem reinerbigen Saatgut und sind gezwungen, die hohen Preise zu zahlen, um vermarktbare Erträge zu erzielen.

Alte und regional-spezifische Sorten schwinden somit zunehmend, was die Artenvielfalt gefährdet. Dass diese natürliche Vielfalt verloren geht, hat weitere Nachteile. Da die Hybridpflanzen nicht nachgezüchtet werden können, passen sie sich auch nicht an regional unterschiedliche Klima- und Bodenverhältnisse an. Die nachkommenden Generationen sind also sehr krankheitsanfällig und kaum widerstandsfähig. 

Die Vermehrung von Hybridpflanzen sorgt zudem dafür, dass immer mehr genetische Ressourcen verlorengehen. Denn nur ein sehr kleiner Teil des global verfügbaren Genpools wird zur Züchtung der ertragreichen Pflanzen eingesetzt. Nutzen jedoch weltweit fast alle Landwirt:innen nur diese wenigen Gene, so sind auch all diese angebauten Pflanzen im gleichen Maße anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Nicht zuletzt sind Hybridpflanzen meist deutlich ärmer im Geschmack und enthalten weniger Nährstoffe als alte Obst- und Gemüsesorten. 

Erhalt der Genvielfalt: Das kannst du tun

Um die genetische Vielfalt zu fördern, kannst du auch selbst im Garten alte Sorten anbauen.
Um die genetische Vielfalt zu fördern, kannst du auch selbst im Garten alte Sorten anbauen.
(Foto: CC0 / Pixabay / markusspiske)

Wenn du dazu beitragen möchtest, regionales Saatgut zu erhalten, kannst du selbst alte Sorten in deinem Garten anbauen. Zu den alten Apfelsorten gehören zum Beispiel der Danziger Kantapfel, der Gravensteiner oder der Boikenapfel. Black Cherry, Berner Rose und Ochsenherz sind Vertreter der alten Tomatensorten. Diese Sorten benötigen zwar mehr Pflege und sind ertragsgeringer, bestechen jedoch durch ihren aromatischen Geschmack und tragen zum Erhalt der genetischen Vielfalt bei. Auch für deine anderen Pflanzen kannst du samenfestes Saatgut verwenden. Die Samen aus den daraus gewachsenen Pflanzen kannst du nämlich auch für die Aussaat im nächsten Jahr nutzen. 

Beim Kauf von Obst und Gemüse kannst du ebenso bewusst versuchen, auf alte Sorten zurückzugreifen. Diese findest du eher in Hof- und Bioläden. Generell ist jedoch auch ein Bio-Siegel kein Garant für den Verzicht auf Hybridzüchtung. Denn die EU-Öko-Verordnung befasst sich nicht näher mit hybriden Pflanzen. Laut Naturata ist Demeter das einzige Bio-Siegel, dass Hybridzüchtung fast vollständig verbietet.

Im Laden kannst du deshalb entweder gezielt nach alten Sorten suchen, dich beim Personal erkundigen oder dich zumindest auf deine Sinne verlassen: Liegen unterschiedlich aussehende Früchte mit verschiedenen Schönheitsmakeln nebeneinander, ist dies ein Hinweis auf alte Sorten mit regionalem Saatgut. Erkundige dich auch, ob es in deiner Nähe Streuobstwiesen gibt. Dort wachsen oft regional-spezifische Obstsorten, nach denen du auf Wochenmärkten und in Hofläden gezielt Ausschau halten kannst. 

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