Selber Honig machen liegt nicht nur im Trend, es ist auch gut für den Schutz der Bienen. Utopia zeigt dir, was du fürs Imkern brauchst und wo du es lernen kannst.
Seit mindestens einem Jahrzehnt geht ein mysteriöses Bienensterben um – ganze Bienenvölker sterben, die Bestände gehen weltweit zurück. Ursachen dafür sind Parasiten wie die Varroamilbe, bestimmte Pestizide und landwirtschaftliche Monokulturen, die den Lebensraum und die Nahrungsvielfalt von Bienen stark einschränken.
Mit dem Hobby-Imkern holen wir uns nicht nur leckeren, selbstgemachten Honig ins Haus, sondern können auch die heimischen Honigbienen unterstützen, für mehr Grün sorgen und helfen, den Bienenbestand zu erhalten. Das ist wichtig, denn unsere Ernährung wird zu einem großen Teil durch die Arbeit der Bienen gesichert: Etwa ein Drittel unserer Nahrungspflanzen sind von ihrer Bestäubung abhängig.
Wo du imkern kannst: Garten, Balkon und auf dem Dach
Imkern ist relativ einfach im eigenen Garten möglich. Steht dir keiner zur Verfügung, kann auch auf dem Balkon und sogar auf einem Hausdach geimkert werden. Bienen darf man im Prinzip überall dort halten, wo auch Haustiere erlaubt sind. Die Rechtslage ist allerdings nicht eindeutig, da Wildtiere in Mietverträgen in der Regel nicht erwähnt werden.
Futter finden die Bienen in der Stadt meist genug: Grünflächen, Stadtparks und Balkonpflanzen bieten oft sogar eine größere Vielfalt an Nahrung, als die Bienen auf dem Land zur Verfügung hätten. Generell sollte man sich natürlich mit den Nachbar:innen, der Hausgemeinschaft oder den Hausbesitzer:innen absprechen.
Tipp: Auf der Seite von Stadtbienen.org findest du ein Infoblatt, das hilft, dein Umfeld aufzuklären.
Imkern lernen: Bevor du startest
Nun klingt selber imkern zunächst etwas abenteuerlich und es gehört auch durchaus Engagement, Wissen und Zeit dazu – es ist aber definitiv machbar. Laut Deutschem Imkerbund (D.I.B) betreiben rund 80 Prozent aller deutschen Imker:innen das Imkern als Hobby. Trotzdem solltest du dir vorher gründlich überlegen, ob du dir zutraust, Verantwortung für die Bienen zu übernehmen. Denn auch wenn der zeitliche Aufwand nicht riesig ist, ihr Überleben ist das ganze Jahr über von dir abhängig.
Für diejenigen, die Interesse haben, aber unsicher sind, bieten sich Einsteiger- oder Schnupperkurse an. Einen Imkerkurs empfehlen wir übrigens dringend allen, die Imkern neu lernen wollen. Kurse werden von Imkerei-Vereinen angeboten. Auf der Internetseite des Deutschen Imkerbundes (D.I.B) findest du Ansprechpersonen und Informationen dazu.
Die Kosten variieren je nach Verein und je nach dem, ob man Mitglied ist oder nicht. Setze dich am besten direkt mit einem lokalen Imkerei-Verein in Verbindung, hier erfährst du mehr. Auch unbedingt empfehlenswert: Bei vielen Vereinen gibt es die Möglichkeit von einem Paten oder einer Patin das ganze Jahr über bei der Bienenhaltung betreut zu werden.
Tipp: Kurse werden auch vom Verein Stadtbienen e.V. angeboten. Die Kosten für einen Schnupperkurs liegen bei 65 Euro, für einen Imkerkurs musst du mit 340 Euro rechnen.
Imkern lernen: Das perfekte Zuhause für deine Bienen
Bevor man sich ein Bienenvolk anschafft, sollte unbedingt eine geeignete Behausung vorhanden sein. Eine Holzkiste genügt in der Regel: Sie sollte mindestens einen Meter lang, einen halben Meter breit und etwa 20 cm hoch sein. An der Stirnseite hat sie einen kleinen Spalt, der als Flugloch dient.
Die „Bienenkiste“
Die Idee für eine „Bienenkiste“ stammt von Erhard Maria Klein, einem Freizeit-Imker aus Hamburg. Die Form ist deshalb so geeignet, weil sie dem natürlichen Lebensraum der Bienen besonders ähnlich ist. Der Freizeit-Imker stellt online eine Anleitung zum Nachbauen bereit, die Bienenkiste gibt es aber auch zu kaufen. Kostenpunkt: circa 300 Euro.
Der Innenraum ist in Brutbereich und Honigraum aufgeteilt. Ersterer ist der zentrale Lebensraum der Bienen. Der Honigraum befindet sich im hinteren Bereich der Kiste. Hier bringt man vorgeprägte Wachsplatten („Mittelwände“) an, die es erleichtern den Honig später zu ernten.
Die „Bienenbox“
Die „Bienenbox“ ist ähnlich konstruiert wie die Bienenkiste, Kostenpunkt: 340-390 Euro. Sie wurde vom Verein Stadtbienen e.V. entwickelt, um das Imkern zu lernen und damit auch für Neulinge zugänglich zu machen.
Die Bienenbox ist so gebaut, dass sie mit verschiedenen Halterungen am Balkon, auf dem Dach oder im Garten flexibel angebracht werden kann. Im Inneren befinden sich Rahmen zum Einsetzen, die sich besonders gut für den Naturwabenbau eignen. Zudem ist sie mit Sichtfenster erhältlich, so dass man das Treiben der Bienen im Inneren gut beobachten kann.
Woher du ein Bienenvolk bekommst
Ist die Frage des Standorts und der Behausung geklärt, fehlt noch das Bienenvolk. Die beste Zeit mit der Bienenhaltung zu beginnen ist Anfang Mai bis Ende Juni: Die Bienen haben dann noch genug Zeit, ein starkes Volk aufzubauen, um über den Winter zu kommen.
Den Schwarm besorgst du dir idealerweise bei einem lokalen Imkerei-Verein oder bei einzelnen Imker:innen in deiner Nähe. Ihn regional zu beziehen ist ökologischer und stressfreier für die Bienen, da hier lange Transportwege wegfallen.
Wir empfehlen, einen sogenannten „Naturschwarm“ dem „Kunstschwarm“ vorzuziehen. Dieser entsteht auf natürliche Art und seine Bienen sind stärker und aktiver: Die Bienen erschaffen sich selbstständig eine neue Königin, während die alte mit einem Teil des Volks weiterzieht.
Naturschwärme bekommst du am ehesten bei Bio-Imker:innen oder solchen, die eine naturgemäße Haltung vorziehen.
Imkern lernen: Was du sonst noch beachten musst
- Die richtige Kleidung ist wichtig, besonders wenn du noch nicht so geübt im Umgang mit den Bienen bist. Schleier und Handschuhe findest du zum Beispiel bei Bienen Voigt, ein Starterset inklusive Abkehrbesen und Smoker bei Amazon**.
- Es ist zusätzlich notwendig und wichtig, deine Bienen beim zuständigen Veterinäramt anzumelden. Es sorgt dafür, dass sich gefährliche Bienenkrankheiten wie beispielsweise die Amerikanische Faulbrut nicht unkontrolliert ausbreiten.
- Zudem solltest du dich informieren, inwieweit du durch deine Haftpflichtversicherung gegen Schäden geschützt bist, die eventuell durch einen Bienenstich oder Verschmutzung durch die Bienenhaltung entstehen könnten. Wenn du in einen Imkerei-Verein eintrittst, bist du durch deine Mitgliedschaft meist mitversichert.
Imkern für Anfänger:innen: der Jahresablauf
Ist es dann endlich soweit und die Bienen sind in ihr neues Zuhause eingezogen, kannst du loslegen. Hier eine kleine Übersicht, welche Aufgaben im Laufe des Jahres anfallen:
- Die Schwärmzeit findet im Mai und Juni statt, während dieser Zeit vermehren sich die Bienen. Deine Aufgabe ist, die Stimmung im Schwarm zu beurteilen und zu entscheiden, wie du mit ihr umgehst. Neun Stunden Zeitaufwand in den zwei Monaten werden dafür von Stadtbienen e. V. veranschlagt.
- Deinen ersten Honig erntest du bereits Anfang Juni: Hier entfernt man nur den überschüssigen Honig, den Rest benötigen die Bienen, um überwintern zu können. Zeitaufwand: etwa 4 Stunden insgesamt.
- Nach der Ernte, Mitte Juli, musst du deine Bienen gegen die Varroamilbe mit Ameisensäure behandeln. Zeitaufwand: etwa 2 Stunden.
- Mitte August prüfst du noch einmal, ob deine Bienen genug Honig für den Winter gesammelt haben. Ist es zu wenig, musst du mit Zuckerwasser zufüttern. Zeitaufwand: etwa 1 Stunde.
- Zwischen Mitte November und Ende Dezember steht eine weitere Behandlung der Bienen gegen die Varroamilbe an: die Oxalsäurebehandlung. Sie ist wichtig für das Überleben deiner Bienen. Zeitaufwand: etwa 1 Stunde.
- Wichtig, um Imkern zu lernen: Auch in den Wintermonaten solltest du die Bienen regelmäßig kontrollieren und nachsehen, wie es ihnen geht. Zeitaufwand insgesamt: etwa 1 Stunde.
- Der Frühling steht vor der Tür: Im April brauchen die Bienen mehr Platz, um ihr Brutnest zu vergrößern und ihren Honig einzulagern. Zeitaufwand: etwa 2 Stunden.
Mit so viel Aufwand, Zeit und Geld solltest du beim Imkern rechnen
Kosten: Mit Bienenbox, Halterungen, Imkereiausrüstung, Bienenschwarm und den laufenden Kosten für die Bienenhaltung, liegen die Kosten bei grob 1.000 Euro. Das kann aber auch mal mehr und mal weniger sein. Die Kosten variieren und sind immer auch von verschiedenen Faktoren abhängig: wie viele Völker du hältst, welche Ausrüstung ausreichend für dich ist und für welche Behausung du dich entscheidest.
Zeitlicher Aufwand: Abzüglich der Zeit, die du für einen Imkerkurs, die Anschaffung der Bienen und der Bienenbox aufbringst, veranschlagt Stadtbienen e.V. etwa 20 Stunden im Jahr.
Utopia meint: Selber imkern macht Spaß und hat ein paar tolle Nebeneffekte: Du trägst einen Teil zur Bienenrettung bei und produziert gleichzeitig seinen eigenen Honig. Wir möchten aber deutlich betonen, dass du das Imkern nicht aus einer Laune heraus mal eben ausprobieren solltest. Bienen sind Tiere und sehr wichtig für den Menschen – nachlässige Hobby-Imker:innen schaden den Bienen mehr, als dass sie ihnen helfen. Wenn du Bienen – und zwar Honig- und Wildbienen – ohne Aufwand helfen willst, dann pflanz bienenfreundliche Blumen, Kräuter und Sträucher an, damit sie genügend Nahrung haben.
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