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Jetzt als Doku: Erster Getränkemarkt, der Einwegplastik komplett verbannt

Glasflaschenrebell Arte Mediathek
Foto: Foto: Screenshot Arte

Die Doku „Der Glasflaschenrebell“ begleitet einen Stuttgarter Getränkehändler dabei, wie er Einwegplastik komplett aus seinem Sortiment verbannt. Er ist in Deutschland der Erste, der diesen Schritt geht. Lohnt sich das wirtschaftliche Risiko?

Pfandflasche ist nicht gleich Pfandflasche: Die Einwegflaschen mit 25 Cent Pfand unterscheiden sich beim Recycling deutlich von den 15-Cent-Pfandflaschen (Mehrweg). Recycling-Unternehmen schreddern Einwegflaschen zu kleinen Plastikteilchen (Rezyklat) und machen daraus neue Flaschen. Allerdings enthält eine neue Einwegflasche nur ein Minimum von 25 Prozent Rezyklat, so das Bundesumweltministerium. 75 Prozent bestehen also aus neuem Plastik und damit aus umweltschädlichem Erdöl.

Hans-Peter Kastner will das nicht weiter unterstützen und hat in seinem Getränkemarkt alle Einwegplastikflaschen verbannt. Vor ihm hat sich das noch kein anderer Getränkehändler getraut, aus Angst vor wirtschaftlichen Einbußen. Wie ergeht es dem Getränkehändler Kastner? Die Arte-Doku „Der Glasflaschenrebell“ begleitet ihn bei seinem Kampf gegen Einweg.

Der Glasflaschenrebell: Dokumentation über den Kampf gegen Einweg

Im Zentrum der Doku "Der Glasflaschenrebell" steht das Problem von Einwegplastikflaschen.
Im Zentrum der Doku „Der Glasflaschenrebell“ steht das Problem von Einwegplastikflaschen. (Foto: Sven Christian Schulz / Utopia)

Der Stuttgarter Getränkemarkt „Getränke Kastner“ ist ein Familienunternehmen. Hans-Peter Kastner trifft 2019 eine folgenschwere Entscheidung: Nachdem sich riesige Mengen Einwegflaschen auf seinem Hof stapelten, verbannt er kurzerhand alle Einwegplastikflaschen aus dem Sortiment. Das sei besser für die Umwelt – und fürs Gewissen: „Ich kann meinen Kindern nicht sagen, ich hab als Händler die Möglichkeit gehabt, meine Kunden auf Probleme aufmerksam zu machen und ich hab’s nicht getan – nur um 20 Euro mehr in der Tasche zu haben,“ so Kastner.

Ein Facebook-Post von Kastner Mitte Juni 2019 ging viral: Darin hatte er sich bestürzt darüber gezeigt, dass so viele Menschen noch Einwegplastik-Produkte kaufen. Er wies darauf hin, dass wir in Zeiten Leben, „wo viele von Umweltschutz und Nachhaltigkeit reden, wo eine kleine Schwedin es schafft, die ganze Welt zum Zuhören zu bringen, wo Freitag die Schule zweitrangig ist und wir täglich Gedanken [dazu] austauschen, wie wir das Klima und die Umwelt retten können“.

Die Kunden unterstützen Kastners Aktion, brauchen aber immer wieder Unterstützung. Viele wissen nicht, was Einweg und Mehrweg ist und glauben, dass Pfandflaschen immer Mehrweg seien. Deshalb nimmt sich der Getränkemarkt-Inhaber Zeit, um seinen Kunden die Unterschiede zu erklären. Es gibt Informations-Aushänge und Sechser-Kisten, die sich leichter tragen lassen. Außerdem haben Kunden die Möglichkeit, mit einem Elektro-Lastenrad die Kisten nach Hause zu fahren. Kastner veranstaltet auch eine Podiumsdiskussion, auf der Einweg- und Mehrweg-Anhänger zu Wort kommen.

  • Sender: SWR für Arte
  • Dauer: 32 Minuten
  • Online schauen: zur Arte-Mediathek
  • Online verfügbar bis: 9. Mai 2020

Doku über Lösungen aus dem Einweg-Wahnsinn

Noch besser als Wasserflaschen: Leitungswasser trinken
Noch besser als Wasserflaschen: Leitungswasser trinken (Foto: Sven Christian Schulz / Utopia)

Das Besondere an der Doku „Der Glasflaschenrebell“ ist: Sie zeigt, dass auch der Einsatz eines Einzelnen viel bewirken kann. Nachdem Getränke Kastner Einwegflaschen aus dem Sortiment verbannt hat, sind gleich mehrere Getränkemärkte in Deutschland nachgezogen und haben diesen Schritt ebenfalls gewagt. Viele Kunden gehen sogar extra zu Getränke Kastner, weil sie die Entscheidung des Inhabers unterstützen wollen.

Die Dokumentation zeigt aber auch, dass die Einwegflaschen-Hersteller nicht untätig bleiben. Inzwischen gibt es auch Einwegflaschen mit 75 Prozent oder sogar 100 Prozent Rezyklat-Anteil. Dem Hersteller in der Doku zufolge könnten Einwegflaschen durch diese Umstellung sogar eine bessere Ökobilanz als Glasflaschen haben, da Glasflaschen aufwendig mit heißem Wasser gereinigt werden müssen. Unabhängige Studien, die das belegen, gibt es aber nicht.

Nur eines lässt die Doku „Der Glasflaschenrebell“ außen vor: Leitungswasser ist immer noch die klimafreundlichste Lösung und das Wasser auch das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Zumindest hierzulande können wir auf Flaschenwasser verzichten – ob aus Plastik oder Glas – und stattdessen Leitungswasser trinken. Wer mag, kann das Leitungswasser auch mit einem Wassersprudler aufsprudeln.

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