Zu den Knabenkräutern zählen verschiedene Gattungen und viele Unterarten. Das macht die Bestimmung nicht einfach. Wir stellen dir die wichtigsten heimischen Knabenkräuter vor und zeigen dir, wie du sie unterscheiden kannst.
Bei Knabenkräutern handelt es sich um einen weitreichenden Überbegriff für verschiedene Pflanzengattungen. Alle gehören aber der Familie der Orchideengewächse an und viele sind in Mitteleuropa heimisch. Inzwischen sind sie allerdings selten geworden. Arten wie das Breitblättrige Knabenkraut stehen deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Der Grund für die Bezeichnung „Knabenkräuter“ liegt übrigens unterirdisch: Die eiförmigen Knollen mancher Arten sollen an männliche Hoden erinnern. Diese Form variiert aber innerhalb der Gattungen.
Es ist nicht ganz einfach, Knabenkräuter zu bestimmen, weil es sehr viele verschiedene Unterarten gibt. Über bestimmte Merkmale lassen sie sich meist aber zumindest einer übergeordneten Gattung zuordnen. Wenn du dir unsicher bist, kannst du verschiedene Apps nutzen, um Pflanzen besser zu bestimmen. Welche davon empfehlenswert sind, zeigen wir dir in unserem Ratgeber: Pflanzen per App bestimmen – die besten Tools.
Knabenkräuter: Die häufigsten Arten und wie du sie erkennst
„Knabenkräuter“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene Pflanzengattungen. Äußerlich gut unterscheiden lässt sich dabei zwischen Knabenkräutern der Gattung Dactylorhiza und den drei Gattungen Orchis, Neotina und Anacamptis. Letztere drei Gattungen unterscheiden sich zwar in botanischer Hinsicht, weisen optisch aber ähnliche Merkmale auf. Wir erklären dir, wie du den Unterschied bestimmst.
Knabenkräuter der Gattung Dactylorhiza
Diese Knabenkräuter sind auch unter den Bezeichnungen Fingerwurzen oder Kuckucksblumen bekannt. Sie umfassen zahlreiche Unterarten. In Deutschland kommen vor allem das Breitblättrige Knabenkraut, das Gefleckte Knabenkraut und Fuchs‘ Knabenkraut (benannt nach seinem Entdecker) vor.
Pflanzen, die zu dieser Gattung zählen, erkennst du an folgenden Eigenschaften:
- Häufig findest du sie an feuchten Standorten.
- Die meisten Arten haben gefleckte Blätter.
- Die Blätter am Stängel werden nach oben hin kleiner.
- Die Knollen ähneln einer Hand – daher stammt auch der umgangssprachliche Name Fingerwurzen.
Knabenkräuter der Gattungen Orchis, Neotinea und Anacamptis
Auch zu diesen drei Gattungen gehören teilweise sehr viele Unterarten.
- Die Unterarten der Gattung Orchis tragen die Bezeichnung Knabenkraut häufig, aber nicht immer im Namen. In Deutschland ist vor allem das Mannsknabenkraut verbreitet.
- Zur Gattung Neotina zählt vor allem die Gefleckte Waldwurz. Mittlerweile werden ihr aber auch andere Arten zugerechnet, die Botaniker:innen früher zur Gattung Orchis gezählt haben.
- Für die Gattung Anacamptis ist auch die Bezeichnung Hundswurzen geläufig. In Deutschland findet sich aus dieser Gattung insbesondere das Kleine Knabenkraut.
Die einzelnen Unterarten unterscheiden sich zwar, haben aber dennoch einige Gemeinsamkeiten:
- Diese drei Knabenkräuter wachsen eher auf weniger feuchten bis trockenen Böden.
- Je nach Art können die Blätter gefleckt oder ungefleckt sein. Insgesamt gibt es aber innerhalb dieser Gattungen mehr Arten mit ungefleckten Blättern.
- Die Blätter sind rosettenförmig um den Stängel herum angeordnet.
- Die Knollen dieser Knabenkräuter sind oval oder rund.
Knabenkräuter als Heilpflanzen
Knabenkräuter sind seit der Antike als Heilpflanzen geläufig. Verwendet werden dabei vor allem die Knollen. Sie sollen sich lindernd auf gereizte Schleimhäute auswirken und kommen deshalb in der Naturheilkunde bei einer Vielzahl verschiedener Beschwerden zum Einsatz. Dazu gehören Husten, Rachenentzündungen und Zahnfleischentzündungen. Aber auch Magen-Darm-Reizungen oder Durchfall werden traditionell mit Inhaltsstoffen aus Knabenkräutern behandelt.
Die Wissenschaft interessiert sich seit einiger Zeit für die medizinische Wirkung mancher Knabenkräuter – insbesondere der Art Dactylorhiza hatagirea, die im Himalaya zwischen Pakistan und Tibet heimisch ist. Eine Studie legt zum Beispiel nahe, dass Inhaltsstoffe E.-coli-Bakterien bekämpfen können. Diese Bakterien lösen beim Menschen Durchfall und Darmentzündungen aus.
Aufgrund der Form der Knollen galten Knabenkräuter früher auch als Potenzmittel. Tatsächlich regt die Dactolorhiza hatagirea laut der oben genannten Studie die Testosteronproduktion an. Offen bleibt bei der großen Vielfalt der Knabenkräuter aber grundsätzlich, ob sich solche Forschungsergebnisse auch auf heimische Arten übertragen lassen.
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