Die knappe Antwort auf die Frage, welche Powerbank aktuell die nachhaltigste ist: gar keine zu kaufen. Bist du professionelle:r Wildnis-Blogger:in oder aus einem anderen Grund auf einen Zusatz-Akku angewiesen, stellen wir dir hier vor, was der Markt an „nachhaltigen“ Powerbanks zu bieten hat.
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Aus reiner Bequemlichkeit eine Powerbank fürs Laden des Smartphones oder Tablets anzuschaffen, entspricht zwar dem aktuellen „smarten“ Zeitgeist, ist aber ökologisch gesehen nicht sinnvoll. Am besten lädst du die Akkus deiner Electronic Devices an der heimischen Steckdose mit echtem Ökostrom auf. Und wenn du nicht zu Hause bist, dann eben auf dem Campingplatz oder im Café, im Wartezimmer, bei Freunden oder an einer anderen der reichlich vorhandenen Steckdosen.
Bist du tatsächlich jemand, der mehrere Tage in der Wildnis wandert, dann tust du das wahrscheinlich, um die Natur zu genießen und abzuschalten. Das heißt: Ebenso wie du in dieser Zeit dein Shampoo rationierst, kannst du auch deinen Akku etwas sparsamer nutzen oder das Handy ausschalten.
Wer nicht auf eine Powerbank verzichten möchte, findet unten sechs Hersteller, die einiges besser machen als konventionelle Anbieter. Denn Powerbanks sind mit einigen Problemen behaftet.
Woraus besteht eine (nachhaltige) Powerbank?
Eine Powerbank ist nichts anderes als ein externer Akku. Entweder ein Lithium-Ionen-Akku oder ein Lithium-Polymer-Akku. Leider kann man zwischen diesen beiden Akkutypen pauschal keinen ökologischen Sieger festlegen, denn die Rohstoffgewinnung und Herstellungsprozesse sind zu komplex – und das ist auch das Problem im riesigen Akku-Markt.
Moderne Akkus benötigen Lithium, das überwiegend aus Salzsee-Solen in Südamerika und aus Gestein in Australien gewonnen wird sowie Graphit. Sowohl natürlicher als auch synthetisch hergestellter Graphit stammt laut dem Öko-Institut größtenteils aus China und beide Arten der Gewinnung hinterlassen einer Studie von 2020 zufolge einen „signifikanten ökologischen Fußabdruck“. Hinzu kommen seltene Ressourcen wie Kobalt, das unter anderem in Minen im Kongo unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen und mit schlimmen Folgen für die Umwelt abgebaut wird.
An dieser Rohstoff-Zusammensetzung können die Produzenten nachhaltiger Powerbanks erstmal nichts ändern. In der Wissenschaft ist bereits einiges in Bewegung, wie man beispielsweise Natrium statt Lithium verwenden könnte und Speisesalz statt Lithiumsalz etc. – doch wie man sich denken kann, bringt jeder neue Vorteil wieder andere Nachteile mit sich.
Einen Powerbank-Hersteller, der direkt bei den Rohstoffen ansetzt und zum Beispiel recyceltes Lithium oder faires Lithium verwendet, konnten wir leider nicht finden. Vorreiter auf diesem Gebiet ist der niederländische Smartphone-Hersteller Fairphone. In ihren Akkus wird nur Lithium aus australischen Bergwerken verbaut. Alle anderen Hersteller nennen die Rohstoff-Lieferanten nicht und setzen frühestens bei der Produktion an.
Die Arbeitsbedingungen der Menschen, die die Akkus fertigen
Akku-Entwickler und Blogger Jan Hetzel berichtet auf der Webseite accundu über seine Besuche bei Lithium-Polymer-Akku-Herstellern in China, dem Hauptstandort der Akku-Produktion. Er schreibt, dass günstige Akkus tatsächlich noch in Handarbeit hergestellt werden.
Das heißt: die Produktionsmitarbeiter:innen rollen mit Aktivmaterial beschichtete Folien von Hand auf und verpacken sie in eine Alu-Hülle. Die Arbeitsbedingungen bezeichnet er dabei als „ausbeuterisch“ und die Qualität als minderwertig.
Qualitativ hochwertige Lithium-Polymer-Akkus müssten stattdesessen mindestens halbautomatisch in Reinräumen produziert werden – mit japanischer Seperatoren-Technik arbeiten und nach europäischen Standards. Für diese gäbe es spezielle Kontroll- und Prozessüberwachungen. Auf diese Maßstäbe können die Endprodukt-Hersteller (in unserem Fall die Produzenten von Powerbanks) achten.
Nachhaltige Powerbanks nur mit schadstofffreien Hüllen
Den fertigen Akku und seine Anschlüsse (USB-Buchsen etc.) in ein schadstofffreies Gehäuse zu packen, sollte eigentlich nicht so schwer sein. Doch schon Cent-Beträge können bei der Materialauswahl einen großen Unterschied im Wettbewerb ausmachen.
Am Ende möchten die meisten Verbraucher:innen bei Technik die beste Leistung zum besten Preis kaufen. Ob die Powerbank PVC-frei ist oder nicht, spielt für viele nur eine untergeordnete Rolle.
In diesem Punkt sind Eco-Anbieter eindeutig besser und berücksichtigen das Gehäuse, die Verpackung und schaffen oft auch noch einen CO2-Ausgleich oder unterstützen nachhaltige Energie-Projekte. Das macht das Produkt selbst nicht wirklich besser, aber immerhin das Kaufgeschäft.
Powerbank mit Holzgehäuse
Eine Powerbank mit besserem Gehäuse kannst du zum Beispiel bei InLine finden. InLine ist ein mittelständiges Unternehmen, das Elektronik direkt für Endverbraucher:innen produziert. In der Woodline-Serie sind sämtliche elektronischen Produkte mit Holz ummantelt, so auch die 5.000 mAh (Milliamperestunden) Powerbank mit echtem Walnussholz. Der Saft des Lithium-Polymer-Akkus reicht, um ein Smartphone etwa 1 ½-mal aufzuladen und die Energie soll bis zu 18 Monate lang gespeichert bleiben.
Bezüglich der Rohstoffe und Arbeitsbedingungen sagt InLine, dass es elektronische Bauteile nur von „namhaften Herstellern“ und „vertrauten Distributoren“ einkauft. Auf seiner Webseite lässt InLine wissen: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen uns keine Informationen vor, dass in unseren Lieferketten Konfliktmineralien eingesetzt werden.“ Die Umverpackung ist aus Recycling-Karton.
Preis: 29,90 Euro
Zu kaufen**: Online bei Avocadostore oder Amazon.
Powerbank mit biologisch abbaubaren Materialien
Der italienische Hersteller sbs versucht mit seiner Oceano-Line ein Zeichen gegen Kunststoff zu setzen und möglichst nur biologisch abbaubare Materialien zu verwenden. Bei der Powerbank mit 10.000 mAh (ca. drei Handy-Ladungen) sind zumindest 35 Prozent der Materialien biologisch abbaubar.
Die Umverpackung des Lithium-Polymer-Akkus besteht aus 100 Prozent Recycling-Pappe. Ein Teil des Kauferlöses geht an ein Projekt, das sich für den Schutz und Erhalt der Meere und Meerestiere einsetzt.
Preis: 39,95 Euro
Zu kaufen**: Online bei Mytoys oder Otto.
WakaWaka Powerbank
Das niederländische Solar-Unternehmen WakaWaka hat zusammen mit der eigenen WakaWaka-Stiftung bereits 1,2 Millionen Menschen in abgelegenen Regionen mit Solarenergie versorgt, hat ein „B Corp“-Siegel und wurde 2020 mit dem Energy Globe Award ausgezeichnet. Mit jedem Kauf ihrer Produkte wird ein Teil des Erlöses dafür verwendet, weitere Menschen mit Elektrizität zu versorgen.
Die Powerbanks von WakaWaka sind speziell für Outdoor-Zwecke konzipiert und gegen Wasser, Staub und Stöße resistent. Das Modell Power 5 hat eine Leistung von 5.000 mAh sowie eine Schnellladefunktion.
Preis: 49,90 Euro
Zu kaufen**: Online bei Memolife oder Amazon
Powerbank von Goal Zero
Goal Zero ist ein amerikanischer Hersteller von Solarmodulen und setzt sich wie WakaWaka in verschiedenen Ländern dafür ein, Strom durch Sonnenenergie zur Verfügung zu stellen – hierzu gehören sowohl kommerzielle als auch ehrenamtliche Projekte.
Die Powerbank Flip 36 hat eine Kapazität von 10.500 mAh, womit ein Smartphone rund dreimal aufgeladen werden kann und lässt sich mit einem zusätzlichen Solarmodul von Goal Zero verbinden. Das ist allerdings keine besondere Eigenschaft dieser Powerbank, da man auch jede andere Powerbank – oder direkt das Telefon – damit verbinden kann.
Preis: 49,90 Euro
Zu kaufen**: Online im Avocadostore oder bei Amazon
Powerbank-Testsieger von Öko-Test
Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 2017 Powerbanks getestet. Der Testsieger war die Hama Power Pack Joy mit 10.400 mAh. Dies reicht für ca. drei Smartphone-Aufladungen. Punkten konnte die Powerbank besonders mit einer zuverlässigen Leistung. Sie ist selbst schnell aufgeladen und kann die Energie über Wochen nahezu ohne Verluste speichern.
Das Gehäuse wies (als einziges im Test!) weder chloride Verbindungen noch PVC auf. Negativ fiel den Tester:innen auf, dass auf der Platine umweltschädliches Brom gefunden wurde. Somit war auch der Testsieger nicht schadstofffrei, aber am wenigsten belastet.
Preis: 19,99 Euro
Kaufen: Das Modell ist nicht mehr im Handel erhältlich. Andere Powerbank-Modelle von Hama findest du zum Beispiel bei Mediamarkt, Otto oder Amazon
Lies auch: Akku sparen: Tipps für mehr Handy-Laufzeit
Sind Powerbanks mit Solarpanel umweltfreundlich?
Eine Solar-Powerbank ist nicht umweltfreundlicher, da es sich um den gleichen Li-Akku handelt, nur eben noch mit einem zusätzlichen Solarpanel. 2019 testete der NRD vier Powerbanks mit Solarpanel. Das Ergebnis: Selbst nach fünf Stunden Sonne konnten günstige Modelle mit einem Solarpanel in der Größe der Powerbank selbst ein Smartphone nicht einmal zum Einschalten bringen oder nur ganz kurz einschalten.
Der Grund: Die Solarfläche ist viel zu klein. Einzig die Solar-Powerbank Hilucky schaffte es mit einem faltbaren Solarpanel (Din A4-Größe) nach fünf Stunden Sonne, ein Smartphone durch die Powerbank auf 70 Prozent zu laden.
Solarpanels als Alternative zu Powerbanks?
Umweltfreundlicher ist es, statt auf eine Powerbank auf ein reines Solarpanel zu setzen, das dein Smartphone direkt auflädt. Ein solches gibt es zum Beispiel von Sonnenrepublik in einer nachhaltigen Kork-Hülle.
Es lässt sich auf die Maße 15 x 26 x 2,5 cm falten und wird in Deutschland in Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung produziert. Mit etwa zwei bis drei Sonnenstunden kann ein Smartphone komplett aufgeladen werden. Ein weiterer Nachhaltigkeits-Pluspunkt: Der Hersteller gibt fünf Jahre Garantie.
Preis: 74,90 Euro
Zu kaufen**: Online im Avocadostore
Utopia meint: Eine Powerbank zu verwenden ist nicht wirklich umweltfreundlich. Die Materialien dafür sind zu wertvoll, als nur als Gadget zu dienen. Wer aber wirklich eine Powerbank benötigt, kann diese bei Unternehmen kaufen, die zumindest nachhaltige Ansätze verfolgen.
Besser als eine Powerbank ist ein reines Solarpanel. Die Ökobilanz sieht hier wesentlich besser aus – insbesondere, wenn die Produktion in Deutschland stattfindet. Der Baustoff von Solarzellen ist Silizium, welches aus Quarzsand gewonnen wird. Silizium ist in großem Ausmaß auch in Deutschland vorhanden und das dritthäufigste Element der Erde.
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