Versicherungen stecken unser Geld in Atom- und Ölkonzerne und sorgen dafür, dass Kohle- und Kernkraftwerke die Umwelt zerstören. Dabei geht es auch anders: mit einer nachhaltigen Versicherung, grünen Rente oder Krankenkasse.
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Was unser Vorsorge und Gesundheit zugute kommt, kann andernorts verheerende Folgen haben – wenn es keine nachhaltige Versicherung ist. Das Projekt „Don’t bank on the bomb“ listet im Report 2018 (PDF) Unternehmen, die in Atomwaffen investieren – auch der deutsche Versicherungskonzern Allianz oder die Deutsche Bank sind dort in der „Hall of Shame“ aufgeführt.
Waren beide auch in der PAX-Studie „Worldwide Investments in Cluster Munitions“ (2017) noch im Zusammenhang mit Streubomben genannt, gibt es in dieser Hinsicht eine positive Entwicklung: Der aktuelle Bericht der Organisation PAX von Dezember 2018 führt erstmals kein deutsches Geldinstitut auf, das in die Produktion von Streubomben investiert.
Dass die Allianz ebenfalls von der Negativ-Liste verschwunden ist, liegt laut der gemeinnützigen Organisation Handicap International jedoch nicht etwa an deren eigenem Engagement. Der Grund ist vielmehr der Rückzug der US-Produzenten Textron and Orbital ATK aus der Herstellung dieser unmenschlichen Waffen. „Wir fordern die Allianz so wie alle anderen Geldinstitute dazu auf, ausnahmslos für alle Finanzprodukte und Geschäftsbereiche Investitionen in Streubombenproduzenten auszuschließen“, sagt Eva Maria Fischer von Handicap International Deutschland dazu.
Warum grüne Rente und nachhaltige Versicherung?
Wo Geld arbeitet ist den wenigsten Versicherungsnehmern bewusst. Doch eine wachsende Zahl von Verbrauchern achtet zunehmend nicht mehr nur bei Lebensmitteln, Verkehr und Kleidung auf sinnvolle Investments. Sie wünscht sich nachhaltige Alternativen auch bei Versicherungen, dazu eine grüne Rente oder Krankenkasse.
Denn auch Versicherer fördern oder blockieren Nachhaltigkeit – durch das Kapital, das sie verwalten. Versicherungsunternehmen entscheiden, ob Kapitalströme in Kohlekraft & Rüstung oder in Solaranlagen und Projekte von gesellschaftlichem Wert fließen.
Sich grün und nachhaltig zu versichern, egal ob Rente oder Krankenkasse, ist daher eine von vielen guten Ideen, mit denen du dein Leben nachhaltig verändern kannst.
Was bedeutet Nachhaltigkeit bei einer Versicherung?
Doch wie sieht eine nachhaltige Versicherung, eine grüne Rente überhaupt aus? Hilfreiche Siegel wie bei Bio-Lebensmitteln gibt es nicht, aber es gibt Kriterien:
Nachhaltige Versicherungen legen Geld anders an
Das geht zum Beispiel über Negativkriterien (keine Investitionen in Rüstung, Gentechnik, Tierversuche, Atomkraft etc.) oder positiv, indem das Geld der grünen Versicherung in grüne Fonds-Töpfe wandert, die erwiesenermaßen nachhaltig sind. Typische Investitionsobjekte sind etwa Erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft, soziale Wirtschaft (Schulen, Seniorenheime, Krankenhäuser) oder fairer Handel. Mehr zum Thema: Nachhaltige Geldanlagen.
Nachhaltige Versicherungen arbeiten ökologischer
Ein grünes Gebäude als Firmensitz, ein reduzierter oder alternativ betriebener Fuhrpark und aktive Förderung des ÖPNV, fairer Umgang mit Mitarbeitern und Familienfreundlichkeit sind Wege, wie Unternehmen nachhaltiger sein können. Einige nachhaltige Versicherungen stellen ihre Bemühungen auf diesem Gebiet sehr transparent dar und haben klare Leitlinien definiert, andere beschränken sich auf die schon genannten Geldanlagen.
Nachhaltige Versicherungen bieten erweiterte Leistungen
Über Sinn und Unsinn aller Aspekte lässt sich hier trefflich streiten, aber zu grünen Versicherungen, insbesondere Krankenversicherungen, gehört eben auch, offen zu sein für alternative und naturheilkundliche Behandlungsmethoden. Sinnvolle Vorsorge-Behandlungen zu bezahlen, statt den Schadensfall abzuwarten, ist in jedem Fall auch eine nachhaltige Leistung.
Inzwischen gibt es auch spezialisierte Versicherungen, die bei der Tarifierung ihrer Kunden deren nachhaltiges Verhalten berücksichtigen – zum Beispiel Veganer, emissionsarme Kfz und so weiter. Teils unterstützen Hausrattarife im Schadensfall aktiv die Anschaffung nachhaltiger Ersatzprodukte.
Einige positive Beispiele haben wir ohne Anspruch auf Vollständigkeit für dich herausgepickt.
Gesetzliche nachhaltige Krankenkasse
An einer Krankenversicherung führt kein Weg vorbei. Wer sich gesetzlich alternativ versichern will, sollte mal einen Blick auf diese drei Anbieter werfen:
BKK24
Die BKK advita und die BKK24 haben im Oktober 2017 fusioniert. Die BKK24 ist eine deutsche Betriebskrankenkasse, organisiert als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie bietet gesetzliche Krankenversicherungen und Pflegeversicherungen und vermittelt auch Zusatzversicherungen. Rückstellungen bildet die BKK advita über ethisch orientierte Geldinstitute wie die GLS Bank.
Auf ihrer Webseite informiert die Krankenkasse über ihre Umweltschutzmaßnahmen. Sie besitzt eine Umweltzertifizierung nach DIN ISO 14001. Die Leitlinien des betrieblichen Umweltmanagements sind unter anderem folgende: Man bezuschusst Tickets für öffentliche Verkehrsmittel, reduziert Papier- und Energieverbrauch (auch bei Dienstreisen), unterstützt Klimaschutzprojekte, gleicht CO2 aus und achtet auch beim Einkauf auf Nachhaltigkeitskriterien (z.B. durch die Wahl von Recycling-Papier).
Gesetzlich Krankenversicherte erhalten auch Leistungen der alternativen Medizin, etwa Osteopathie-Sitzungen, Homöopathie, Akupunktur. Das Programm „Länger besser leben.“ bietet viele Leistungen aus dem Bereich der Prävention an. Wechsler können ihre Prämie zu einer Baumpatenschaft wechseln, alternativ bekommen sie ein Los der Aktion Mensch.
Info: www.bkk24.de
BKK ProVita
Die BKK ProVita ist eine gesetzliche Krankenkasse, die als solche jeden Arbeitnehmer versichert – und sie ist die erste gemeinwohl-zertifizierte Krankenkasse überhaupt. Das bedeutet: Mit ihrer Gemeinwohlbilanz möchte die BKK ProVita einen Anstoß geben, das Handeln von Einzelnen, aber auch von Gruppen und Institutionen, verstärkt am Gemeinwohl auszurichten. Auch die BKK ProVita hat die GLS Bank als Partner gewählt.
Die Krankenkasse arbeitet mit Ökostrom, hat ein nachhaltiges Beschaffungswesen organisiert und wurde als „erste klimaneutrale Krankenkasse“ ausgezeichnet. Zudem hat sie die Stelle eines eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten etabliert.
Die BKK ProVita fördert pflanzliche Ernährung auf verschiedene Weise, etwa durch Aufklärung, Zuschüsse bei einer veganen Auszeit oder durch Informationen (wie eine Liste veggiefreundlicher Ärzte). Gesetzlich Krankenversicherte erhalten auch hier Leistungen der alternativen Medizin, etwa aus der Homöopathie, oder Osteopathie-Sitzungen.
Info: www.bkk-provita.de
Securvita BKK
Die Betriebskrankenkasse Securvita BKK ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie bietet sowohl gesetzliche als auch private Krankenversicherungen sowie Kranken-Zusatzversicherungen, aber auch Berufsunfähigkeitsversicherungen, Riester-Rente, Risikolebensversicherungen und anderes.
Securvita BKK beschäftigt sich auch mit nachhaltigen Anlageformen. So hat die Versicherung schon 1997 einen Natur-Aktien-Index (NAI) entwickelt und auf dessen Basis einen oft gelobten Fonds namens GreenEffects aufgelegt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in einem Green Building mit Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Versicherungsnehmer erhalten bei der Securvita BKK eine sehr umfassende Palette von Leistungen aus der alternativen Medizin (Naturheilverfahren, Akupunktur, Yoga, Homöopathie, Osteopathie) sowie Gesundheits- und Vorsorgeprogramme. Die Securvita BKK ist im Vergleichstest der Zeitschrift Euro „Deutschlands beste Krankenkasse“ in der Gesamtwertung für die Jahre 2014 – 2018. Gelobt wird bei ihr oft das Leistungsangebot bei Naturheilverfahren sowie die Gesundheitsförderung.
Individuelle Spar-Tarife arbeiten mit skalierbarem Selbstbehalt und Beitragsrückzahlung. Über das Bonusprogramm „Health Miles“ kann der Versicherte zum Beispiel über den Nachweis von Fitness (auch Yoga, Tai-Chi) oder Vorsorgeuntersuchungen Bonuspunkte erhalten und diese gegen Prämien tauschen (die aber selbst nicht unbedingt nachhaltig sind).
Info: www.securvita.de
Grüne Rente, Hausrat, Kfz-Versicherung und andere
Auch mit Rentenversicherung und Kfz-Schutz möchte niemand bedenkliche Investitionen unterstützen. Dass es geht, zeigen diese Beispiele:
Barmenia Versicherungen
Die Barmenia Versicherungen sind eine große Versicherungsgruppe, organisiert als unabhängige Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Sie bietet nachhaltige Renten- oder (private) Krankenversicherungen, aber auch Kfz-Versicherungen sowie Sach-, Haftpflicht- und Unfallversicherungen.
Das Geld der Versicherten legt die Barmenia verantwortungsbewusst an: So bekennt sich die Barmenia zu den Grundsätzen für nachhaltiges Investieren der Vereinten Nationen und hat Ausschlusskriterien für die Kapitalanlage festgelegt. So investiert man nicht in Unternehmen, die beispielsweise geächtete Waffen herstellen oder damit handeln oder gegen Menschenrechte (z. B. Kinderarbeit) verstoßen. Auch Staaten erhalten kein Geld mehr, z. B. wenn die Todesstrafe praktiziert wird (Infos: Kapitalanlagepolitik, pdf). Bei den fondsgebundenen Rentenversicherungen können die Kunden auch bewusst nachhaltige Fonds wählen.
Das Versicherungsangebot ist mit weiteren nachhaltigen Kriterien angereichert. So ersetzt die Barmenia bei der Hausratversicherung die Mehrkosten für nach dem ersatzpflichtigen Schadensfall neu zu beschaffende Haushaltsgeräte der höchstverfügbaren Effizienzklasse. Bei der Kfz-Versicherung gibt es einen CO2-Nachlass oder Vorteile für Wenigfahrer. In der Unfall- und Pflegeversicherung arbeitet man eng mit den Johannitern zusammen, um soziale Hilfeleistungen sicherzustellen.
Auch die eigene Umweltleistung ist beachtlich: Schädliche Treibhausgase wurden drastisch reduziert und die Hauptverwaltungen sind klimaneutral gestellt. Eine Maßnahme ist, dass flächendeckend CO2-freier Ökostrom eingesetzt wird. Ein seit 2001 unabhängiger Nachhaltigkeitsbeirat berät den Barmenia-Vorstand zu den Möglichkeiten nachhaltigen Wirtschaftens. Barmenia beteiligt sich auch an der Initiative „Wirtschaft pro Klima“. Seit April 2012 gehört die Barmenia dem bundesweiten Arbeitskreis für umweltbewusstes Management an.
Info: Barmenia
Concordia oeco
Die Concordia Versicherungs-Gesellschaft verpflichtet sich per Satzung zu einer nachhaltigen Unternehmensführung und lässt dies seit über 20 Jahren auch durch einen Nachhaltigkeitsbeirat überwachen. Umweltmanagement und Umwelterklärung lässt Concordia oeco nach der europäischen Umweltauditverordnung EMAS prüfen. Die Concordia Stiftung „Mensch – Natur – Gemeinschaft“ fördert seit 2011 Maßnahmen und Aktivitäten, die die Natur erhalten und Gemeinschaften vor Ort unterstützen sollen. Aktuell bemüht sich die Gesellschaft darum, die papierlose Abwicklung des Versicherungsgeschäfts voranzutreiben.
Nach eigener Angabe prüft die Concordia über alle Versicherungsprodukte hinweg die Integration von Nachhaltigkeitskriterien. Für Fahrer von Elektro- und Hybridfahrzeugen gibt es zum Beispiel einen Beitragsnachlass und mit dem Baustein „oeco-drive“ einen zusätzlichen Schutz für das Fahrzeug. Die meisten angebotenen Versicherungen der Concordia sind dennoch nicht ausdrücklich nachhaltig. Nur bei mehreren verschiedenen Renten-Modellen hat Concordia sich für eine konsequent nachhaltige Anlagepolitik entschieden. Dort hat sie transparent eine Reihe von Positiv- und Negativkriterien definiert.
Info: www.concordia.de
Pangaea Life
Die Pangaea Life Versicherungen ist eine 2017 gegründete Tochter der großen Versicherungsgruppe „die Bayerische“ – die ihrerseits noch nicht nachhaltig arbeitet. Das extrem kleine Unternehmen bietet nachhaltige Hausratversicherungen und Haftpflichtversicherungen, aber auch Altersvorsorge per Direktversicherung, eine Kfz-Versicherung und eine Investment-Rente an.
Das Geld der Versicherten legt die Pangea Life Versicherung verantwortungsbewusst an: Sie bekennt sich zu klar definierten Investitionskriterien, die hier im Web zu finden sind. Die Pangaea Life Versicherung investiert nicht in Atomenergie, Militärprodukte, Gentechnik, Massentierhaltung oder ähnliche Wirtschaftsbereiche, dafür jedoch beispielsweise in erneuerbare Energien, Forstwirtschaft und Energiespeicher.
Das Versicherungsangebot ist mit weiteren nachhaltigen Kriterien angereichert: So leistet die Pangaea Life Versicherung etwa bei der Hausratversicherung 20 % mehr als klassische Hausratsversicherungen, wenn im Schadensfall nachhaltiger Ersatz erworben wird. Anlagebeiträge der Investment-Rente fließen in den nachhaltig investierenden Pangaea Life Fonds, der seine Rendite nach klar definierten ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien erwirtschaftet. Pro Versicherung pflanzt die Pangea Life Versicherung als kleines Extra einen Baum bei WeForest.
Info: www.pangaea-life.de
Waldenburger Versicherung
Die Waldenburger Versicherung startete – wie viele andere – ganz konventionell, entschied sich aber 2017 dafür, nachhaltig zu arbeiten. Dieser Prozess trägt natürlich nicht von heute auf morgen Früchte, aber das erklärte Ziel ist, bei Kapitalanlagen, Betriebsmitteln und auch bei den Versicherungen selbst nachhaltiger zu werden. So gibt es beispielsweise eine Fahrradversicherung und eine Versicherung für private Photovoltaikanlagen. Für das Jahr 2017 hat die Waldenburger einen Nachhaltigkeitsbericht gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) veröffentlicht. Er kann hier nachgelesen werden.
Die Waldenburger hat ein breites Spektrum an Versicherungen im Angebot: Neben den zwei genannten gibt es Hausrats- und Haftpflichtversicherungen, Glas- und Unfallversicherungen, hinzu kommen betriebliche Versicherungen. Mit den Greensfair-ESG-Zusatzbedingungen bietet die Waldenburger Versicherung inzwischen Zusatzbedingungen im Sinne der Nachhaltigkeit an, etwa Mehrleistungen für nachhaltigen Schadenersatz in der Haftpflicht-, Hausrat- und Wohngebäudeversicherung. Weiterhin garantiert das Unternehmen eine klimafreundliche Schadensregulierung.
Wermutstropfen bei der Waldenburger: Sie gehört zu 100% zur Würth-Gruppe, diese wiederum liefert offenbar Bauteile, die im Umfeld von Rüstungsexporten problematisch wurden. Nun ist es für einen Mischkonzern in einer vernetzten Welt schwierig, nicht auf irgendeine Weise in ethisch fragwürdige Produktlieferungen verstrickt zu sein. Aber die aktive Lobbyarbeit gegen Rüstungsexportbeschränkungen (siehe etwa Spiegel) hinterläßt eben schon einen bitteren Beigeschmack.
Info: www.waldenburger.com
Beratung für nachhaltige Versicherungen und grüne Renten
Folgende Anbieter bieten verschiedene nachhaltige Versicherungen und Beratung:
Grün versichert
Das vom Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung ausgezeichnete Unternehmen grün versichert arbeitet mit ausgewählten Versicherern zusammen, ohne dass Versicherungsunternehmen oder Finanzbetriebe an ihm beteiligt wären. Gemeinsam mit Versicherern entwickelt das Insurtech-Startup nachhaltige Versicherungsprodukte, die man direkt oder über Versicherungsmakler abschließen kann.
Grün versichert ist eine zertifizierte B-Corp. Das Unternehmen verwendet Ökostrom, regelt Finanzen über die Ethikbank, arbeitet möglichst papierlos und kompensiert CO2-Emissionen.
Die jeweiligen Versicherer des Unternehmens haben sich verpflichtet, nachhaltige Investitionen in 100%iger Höhe des Beitragsaufkommens über die Grün-versichert-Tarife zu tätigen. Darüber hinaus erhalten alle Tarife im Schadensfall bis zu 60% Mehrleistungen, die eine nachhaltige Lebensweise belohnen.
Derzeit bietet grün versichert unter anderem Privathaftpflicht- und Hausratversicherungen, Krankenzusatzversicherungen, Unfall- und Kfz-Versicherungen sowieso Wohngebäudeversicherung, aber auch Hunde- und Pferdehalterhaftplichtversicherungen. Ein weiteres kleines Plus: Pro Versicherung pflanzt grün versichert einen Baum bei WeForest.
Info: gruen-versichert.de
Ver.de
Die Vermittlung von Versicherungen funktioniert bei „verde.Check“ ähnlich wie bei grün versichert – wobei die ver.de-Beratung nach eigener Aussage komplett unabhängig ist und zusätzlich auch zu Geldanlage und Altersvorsorge berät. Durch zertifizierte Berater aus dem ver.de-Netzwerk erhalten die Kunden Ratschläge zu nachhaltigen Versicherungen und Geldanlagen.
Die Ende 2016 gegründete Genossenschaft ver.de Versicherung ist derzeit noch im Aufbau; bislang werden keine eigenen Versicherungen angeboten, und es geht vor allem darum, Mitglieder zu gewinnen – den „verde.Check“ gibt es jedoch bereits. Im Frühjahr 2019 sollen erste Anlagen erfolgen – nach nachhaltigen Kriterien, die derzeit noch etwas schwammig dargestellt sind.
Im Schadensfall soll der Kunde bei der ver.de Versicherung nicht nur Anspruch auf irgendeinen Ersatz haben, sondern auf ein besseres, weil öko-faires Produkt. Entstehen dabei Mehrkosten für den nachhaltigeren Ersatz, will die ver.de Versicherung sie tragen. Kunden, die auch in Bereichen wie Strom, Mobilität oder Banken auf ethische und ökologische Angebote setzen, sollen mit besseren Preisen belohnt werden.
Um das Geschäftsmodell Versicherung mit der gewünschten ökosozialen Wirkung zu verbinden, setzt das Unternehmen auf Kapitalanlagen, die bei Versicherungen gesetzlich vorgeschrieben sind. Anders als in der Branche üblich, will man die Kundengelder so umfassend wie möglich über nachhaltige Geldanlagen in zukunftsweisende Entwicklungen wie Erneuerbare Energien, Bio-Landwirtschaft oder soziale Innovationen investieren – ganz ähnlich wie das Verfahren von grünen Girokonten oder nachhaltigen Fonds.
Info: check.ver.de
Greensurance
Bei Greensurance profitieren die Versicherungsnehmer davon, dass sie sogenannte Öko-Punkte sammeln können. Bei Privatkunden funktioniert das etwa mit einem Scan von Bahncard oder Grünstrom-Rechnung, aber auch durch Bemühungen um CO2-Kompensation oder ein Auto mit geringerem CO2-Ausstoß. Firmenkunden erhalten ebenfalls Öko-Punkte, etwa für nachhaltige Fuhrpark-Infrastrukturen. Über die Greensurance-Stiftung fördert man darüber hinaus gezielt Umweltprojekte, darunter Moor-Renaturierung und Nachhaltigkeitsbildung. Etwas intransparent bleiben bei Greensurance die Kriterien für die Geldanlage.
Greensurance bietet nachhaltige Versicherungsleistungen, die teils sehr spezialisiert sind. Energieberater, Bausachverständige, Architekten und so weiter können sich hier versichern. Es gibt aber auch betriebliche Altersvorsorge und andere Rentenmodelle. Die angebotene Kfz-Versicherung belohnt Fahrzeughalter, die ein CO2-sparsames Auto fahren oder ihre CO2-Produktion aktiv neutralisieren. Auch gibt es eine spezielle Versicherung für Elektroautos, für landwirtschaftliche Betriebe und für Unternehmen, die mit erneuerbaren Energien arbeiten.
Kritisch sei angemerkt, dass uns Leser mehrfach berichtet haben, dass Greensurance Versicherungen von Waldenburger verkauft. Das ist verständlich, weil nicht jeder sich an den Besitzverhältnissen von Waldenburger Versicherungen (siehe oben) stört, sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt.
Info: gruenversichern.de**
MehrWert
Die MehrWert GmbH für Finanzberatung und Vermittlung ist ein von Banken und Versicherungen unabhängiges Beratungshaus. Es hat seinen Firmensitz in Bamberg sowie Kundenberater in verschiedenen Städten. Privatpersonen und mittelständische Unternehmen, kirchliche und private Stiftungen können sich bei MehrWert in den Bereichen nachhaltige Geldanlagen, strategische Vermögensplanung, private Altersvorsorge und betriebliche Altersvorsorge beraten lassen.
MehrWert nennt in seinem Leitbild ausdrücklich eine ganzheitliche Beratung mit ökologisch und ethisch sinnvollen Finanzstrategien. Zertifizierte „Fachberater für nachhaltiges Investment“ sorgen ihnen zufolge für eine starke Ausrichtung auf den Bereich nachhaltige und grüne Anlagestrategien.
Info: www.mehrwert-finanzen.de
Ökoworld
Die ethisch-ökologische Vermögensberatung Ökoworld (früher versiko) bietet Rentenversicherung, deren Investitionsziele von unabhängigen Experten auf ethischen Anspruch, Sozialverträglichkeit und ökologische Kriterien geprüft wurden.
Derzeit hat man verschiedene Rentenversicherungen im Angebot, die unterschiedlich nachhaltig sind. Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung „Ökoviola“ werden die Beiträge zu 100 % in den Investmentfonds Ökoworld Ökovision Classic investiert. Dieser wurde mehrfach ausgezeichnet und ist frei von Investitionen in Rüstung, Atomkraft, Chlorgas, Erdöl oder ausbeuterischer Kinderarbeit.
Info: www.oekoworld.com
VAV Transparente
Der Verein für alternative Versorgungskonzepte (VAV e.V.) entwickelte eine nachhaltige Altersvorsorge namens „Transparente“, deren Basis nachhaltige Investitionen sind. Die VAV Transparente gibt es als Riester-Rente, als Direktversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV), als Privatrente und als Basis- bzw. Rürup-Rente.
Ausgeschlossen sind Investments, die eine nachhaltige Fortentwicklung der Gesellschaft behindern, ethische Grundprinzipien verletzen oder der Umwelt und der Gesellschaft schaden. Strikte Ausschlusskriterien sind u.a. Rüstung, Kohle, Erdöl, Atomenergie, Gentechnik, Kinderarbeit, Prostitution und Menschenrechtsverletzungen.
Im Fokus stehen stattdessen Investitionen in nachhaltige Branchen wie Gesundheit, nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien, Energieeffizienz, ökologisches Bauen, Naturkost, Wasser und umweltfreundliche Verkehrssysteme. Ferner konzentrieren sich die Investments auf den Euro-Raum, um eine hohe Währungsstabilität zu erzielen.
Info: www.transparente.de
Grüne Angebote nicht-nachhaltiger Versicherer
Auch konventionelle Versicherungen haben zuweilen nachhaltigere Angebot in petto. Es lohnt sich also, stets zu fragen. Hier zwei Beispiele (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Die Stuttgarter Lebensversicherung bietet mit GrüneRente eine nachhaltige Altersvorsorge an. Sie garantiert ihren Kunden, mindestens in Höhe der Sparanteile der eingezahlten Beiträge zum Beispiel in erneuerbare Energien oder sozial genutzte Immobilien zu investieren. Die Nachhaltigkeit der Anlagen wird vom Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen überprüft.
- Die Versicherung Canada Life bietet Nachhaltigkeitsfonds mit ethischer und ökologischer Ausrichtung, allerdings sind die Fonds Aktien Chance Verantwortung II und Aktien Chance Umwelt II nicht in allen Fondspolicen enthalten und nur in einer Handvoll von Angeboten sind die Nachhaltigkeitsfonds wählbar. Aber immerhin.
Im Gegensatz zu diesen Angeboten, die letztlich nur auf punktuellen Verbesserungen der bestehenden Systeme beruhen, wollen die weiter oben genannten Versicherungen von Grund auf nachhaltige Strukturen etablieren und erscheinen uns daher empfehlenswerter.
Können Versicherungen und Renten überhaupt grün und nachhaltig sein?
Traditionelle Versicherungen werden nicht von heute auf morgen total grün werden und ihr Geld vollständig aus Atom, fossilen Brennstoffen oder anderen unnachhaltigen Bereichen herausziehen. Bräche eine (unnachhaltige) Branche zusammen, weil ihr das Geld davonläuft (Stichwort „Kohlenstoffblase“), würde dabei zugleich das Kapital der Versicherungsnehmer vernichtet – aus Sicht vieler Kunden ist das nicht wünschenswert.
Manche Entscheidungen, die Investoren hier für ihre Versicherungskunden zu treffen haben, sind gewiss auch nicht leicht: Unterstützt man Kinderarbeit, wenn man in Ländern investiert, die diese nicht wirksam verhindern – oder zieht man mit dem Geld auch die Möglichkeit zum Wandel ab?
Unsere Entscheidung für eine Versicherung, die sich nachhaltig(er) verhält, sorgt aber in jedem Fall dafür, dass nachhaltiges Verhalten auch aus Versicherungssicht erstrebenswert erscheint. Und nur so lässt sich die Branche als Ganzes verändern.
Text: Andreas Winterer / Brigitte Rohm
Weiterlesen auf Utopia:
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